NACHT ÜBER MEDIAN
#1
Geschrieben 15 Februar 2005 - 15:47
Immer auf der Suche nach talentierten Nachwuchsautoren, die ich in meiner Anthologie-Reihe VISIONEN vorstellen könnte, hoffte ich einmal mehr, im Verfasser einer BoD-Ausgabe von immerhin beachtlichem Umfang einen solchen zu entdecken. Aber - wieder eine Enttäuschung!
Von den insgesamt 22 Stories (11 SF, 2 Fantasy, 9 Dark Fantasy, so jedenfalls sind sie dankenswerterweise bezeichnet) habe ich nur die 11 SF-Stories gelesen, mit Ausnahme der längsten, die habe ich mir für den Schluss aufgehoben - und erspart.
Eine davon, Fünf Sekunden vor Zwölf, entpuppt sich schließlich als Fantasy, womit eine gute Idee verschenkt wird. Nicht eine der übrigen 9 findet bei mir mehr als ein wohlwollendes „nett“; manche sind einfach nur schwach, einige schlichtweg ungenügend.
Zu den Ideen: Die meisten Geschichten zielen auf eine Pointe ab; dafür wird die Ausarbeitung der Idee, die Vertiefung des Themas vernachlässigt. So wirken die Stories amateurhaft und erinnern an die Anfänge der SF in Deutschland.
Zum Stil: Der ist oft schwülstig, geschraubt, gestelzt, verschnörkelt, manchmal arg pathetisch und passt eher zu einem alten Knacker als zu einem jungen Mann von 32. Das erschwert den Lesefluss und mindert das Vergnügen. Obwohl eine Katrin Glase als Lektorin genannt ist, hat sie ihre Hausaufgaben offenbar nicht gemacht - oder nur die grammatikalischen und orthographischen Fehler ausgemerzt und den Text (auch nur zum Teil) an die NDR angepasst. Das Korrektorat (die Kontrolle nach dem Satz) lässt ebenfalls zu wünschen übrig.
Es ist die erste Sammlung dieser Art eines jungen Autors, daher ist man versucht, Nachsicht zu üben. Aber das hilft wenig. Das hat auch der Autor erkannt, denn er hat mich nach meiner eingehenden, harschen, aber konstruktiven Kritik mit vielen Beispielen seiner stilistischen Unebenheiten gebeten, trotzdem meine Meinung - in komprimierter Form - zu veröffentlichen.
Ich bin überzeugt, er hat noch mehr daraus gelernt: Dass nämlich Lobhudeleien von z.B. Freunden, Bekannten, Forumskollegen und Mitstreitern, auf Amazon - hier hagelt es 4 und 5 Sterne! - ein völlig falsches Bild von der wahren Qualität, gemessen an professionellen Standards, abgeben. Wie sagt er selbst? „Es wäre mir das größte Gräuel, wenn jeder mir auf die Schulter klopfen und mir gratulieren würde, wie das leider gerade in Hobby-Autor-Kreisen meist der Fall ist.“
Wie wahr - und wie mutig! Ich wünsche Rainer Innreiter, dass er sich erst der „Selektion“ durch Herausgeber von Anthologien, Magazinen und Zeitschriften stellt, bevor er seinen zweiten Sammelband herausgibt. Dann wird er bestimmt einen großen Schritt weiter sein.
Näheres über den Autor auf seiner Homepage www.rainer-innreiter.at
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#2
Geschrieben 15 Februar 2005 - 15:53
Martin Stricker
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Science-Fiction-Rezensionen
#3
Geschrieben 15 Februar 2005 - 19:51
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#4
Geschrieben 15 Februar 2005 - 21:10
Danke! Ich habe alle Stries erst einmal aufgenommen - Genrezuordnungen sind mitunter etwas problematisch, und ich kenne eine absolut geniale SF-Story, die mit der Hölle zu tun hat: "H-TEC" von Charles L. Harness (Analog May 1981): Ein Erfinder präsentiert ein funktionierendes "Perpetuum mobile" - doch die Energie stammt aus der Hölle, und der Teufel, verzeihung, Mr. Jones ist gar nicht begeistert, weil ihm die Hölle einfriert...Fünf Sekunden vor 12 - 10S - als SF deklariert, endet als Fantasy (in der Hölle)
Martin Stricker
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#5
Geschrieben 15 Februar 2005 - 22:28
#6
Geschrieben 15 Februar 2005 - 23:44
#7
Geschrieben 16 Februar 2005 - 10:47
Na ja, man darf nicht alles auf die Goldwaage legen. Ein Forumsbeitrag ist ja keine Story, die sich geduldig ein paar Mal überarbeiten lässt...Was die Kritik angeht: ich weiß nicht so recht. Wäre es nicht besser zuweilen die persönliche Einstellung zurückzuschrauben ("harsch") und das "konstruktive" zu betonen.
Der Autor hat sich keineswegs "taub" gestellt, er hat mich um schonungslose Offenheit gebeten, nur so könne er etwas daraus lernen. Und er hat mich nach Erhalt meiner noch viel ausführlicheren Kritik gebeten, sie zu veröffentlichen. Das nötigt mir Respekt ab.
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#8
Geschrieben 16 Februar 2005 - 17:01
#9 Gast_Guest_*
Geschrieben 16 Februar 2005 - 20:47
@ulrich: das mit der Goldwaage bezog sich selbstverständslich nur auf "harsch", ich habe aber übereilt den ganzen Satz zitiert.1) Rainer Innreiter HAT sich doch einer Selektion gestellt, oder ist er geschäftlich / verwandschaftlich mit dem Lacrima-Verlag verwoben?
@Peter D.: In der Tat, ich muss mich korrigieren. Es sind drei ****Bewertungen. Mit massenweise zustimmenden Meinungen, eigentlich einer völlig unüblich hohen Anzahl.
Ad 1: Der Lacrima-Verlag ist ein Book on Demands-Verlag. Dagegen ist nichts einzuwenden, BoD ist eine sehr nützliche Einrichtung. Ob das aber eine "Selektion" nach üblichen Kriterien darstellt, wage ich zu bezweifeln.
Der schwülstige, gedrechselte, antiquiert anmutende Stil passt durchaus zu einer gewissen Gattung Dark Fantasy - ich denke an Lovecraft. Konkret ist er bei der SF-Story DIE NÄCHSTE INVASION entschuldbar. Nur zieht sich diese Art Stil durch praktisch alle Stories. Einige Beispiele:
S. 254 „Auch ohne künstlich gestützte Hilfe (gemeint sind die Neurochips) vermochte sie sich jener fast mythischen Momente zu entsinnen, in welchen sie sich der entrückenden Schönheit des Lebens erfreut hatte.“ Und: „Seltsam, auf welch höchst verschiedene Weise man eine Existenz auf Gottes grüner Erden bestreiten konnte.“
S. 288 „Seine Schmerzen mahnen mich meines Todes.“
S 314 Mitte - „Mit diesen Worten trachtete der Junge das Gespräch zu beenden...“
...und ich hiermit die Aufzählung.
Damit wir uns verstehen: Es war nicht meine Absicht, meine detaillierte Kritik zu veröffentlichen. Ich wurde darum gebeten. Nach deren Kenntnis (ui, war das jetzt geschwollen?!) - Wie man sieht, auch ich bin nicht immun dagegen
#10
Geschrieben 16 Februar 2005 - 20:48
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#11
Geschrieben 16 Februar 2005 - 21:15
#12
Geschrieben 01 Mai 2005 - 11:34
Es gibt schon ein bisschen eine Diskussion darüber, zu welchen Genres die einzelnen Geschichten gehören. Ich finde, dass nur eine Geschichte aus der (SF-)Reihe fällt - und das ist "Anarchoide Alpträume". Der Anfang ist SF, das Ende ist Horror. Eigentlich wäre nichts dagegen, wenn es eine fliessende Überleitung gäbe. Aber gibt wirklich nur ein Anfang und dann wird ein Ende drangeklebt. Ein Mittelteil mit einer Erklärung für das Ereignis fehlt. Sorry, aber für SF reicht es nicht, dass der Autor nur eine Szenerie entwirft, und für Horror reicht es nicht, wenn er nur eine Begebenheit aufschreibt. Daher streiche ich diese Geschichte aus meiner weiteren Besprechung (was mir die Sache auch deshalb einfacher macht, weil diese Story auch thematisch aus dem Rahmen fällt).
Vielleicht wundert sich hier jemand, weshalb wir alle so gut wissen, was in diesem Sammelband unter SF und andere Genres fällt. Das haben wir dem gelungenen Inhaltsindex zu danken. Es gibt eine Liste mit den Titeln der Geschichten mit dahinter die Bezeichnungen (Dark Fantasy), (SF) und (Fantasy). Ich finde das ganz praktisch.
Am Ende des Verzeichnisses steht noch "Der Autor" (ein kurzer und netter Hintergrund über den Autor, mit dem Link zu seiner Homepage an der richtigen Stelle).
Das Cover des Buches ist übrigens grässlich. Dunkel, eine Art futuristische Stadt im Schneefall (erst bei näherem Hinsehen kapiere ich, dass es kein Schnee, sondern Wohnungslichter sind). Nicht düster (wie vielleicht erhofft), sondern unscharf. Dann ist der Titel "Nacht über Median" in einer hässlichen Schrift, aber wenigstens gut leserlich. Der Name "Rainer Innreiter" ist dagegen in einer noch hässlicheren Schrift in Dunkelblau gegen den schwarzen Hintergrund schlecht zu erkennen. In dieser zweiten Schrift ist - kleiner - auf dem Buchrücken einen Text geschrieben, der noch kaum zu entziffern ist.
Okay, kommen wir zu den Kurzgeschichten.
Mir fällt auf, dass fast alle Kurzgeschichten von einer Endzeit, vom Ende der Menschheit bzw. von einer Sackgasse der Menschheit handeln. Die zwei Ausnahmen sind "Zeitfenster" und "Vor der schwarzen Tür" (man könnte aber sagen, dass diese vom Ende der Menschlichkeit handeln). In zwei anderen Geschichten ist die Menschheit ein wenig versteckt, weil ausserirdische Kulturen stellvertretend für uns stehen.
Man merkt, dass Innreiter sich richtig dem Thema 'Endzeit' auseinander gesetzt hat (bewusst oder nicht). Mir gefällt das, es gibt die (SF-)Sammlung einen Rahmen. Er hat sich auch einiges einfallen lassen. Die Grundideen und die Auflösung der Geschichten sind sehr gelungen! (Eine Ausnahme: "Die nächste Invasion". Ich finde das Ende lahm, aber das ist persönlicher Geschmack. Allerdings trägt die Auflösung selbst einen klaren Fehler in sich; es gibt eine völlige Unmöglichkeit, was - sorry - unverzeihlich ist. Diese Geschichte wäre besser in der Schublade geblieben.)
Drei der Kurzgeschichten sind übrigens Zeitreisestorys. ("Zeitfenster", "Die letzte Zeitmaschine" und "Fünf Sekunden vor Zwölf".) Zu meiner Freude gibt es keine Zeitparadoxe! Toll! "Zeitfenster" finde ich von der Idee her besonders gut gelungen: Der Clou gehört zum Besten, was ich je gelesen habe.
Genug des Lobs ...
Das Hauptproblem mit den Geschichten ist der Stil. Ich spürte oft einen streng-schulmeisterlichen Ton heraus - meistens genau dort, wo es gar keine Belehrung bräuchte.
Gehen wir mal ein bisschen tiefer rein.
Genau die Hälfte der zehn Geschichten werden als "innerer Monolog" erzählt: Der Protagonist erzählt. Die anderen Storys sind zwar in der dritten Person geschrieben, aber meistens beschreibt der Autor nur die Gedanken einer Person, was oft einen "monologischen" Effekt hat. In den meisten Fällen ist der Protagonist jung. Er oder sie ist ein Teenager oder ein Twen. Diese junge Person erzählt dann oft besserwisserisch, und zwar im Sprachgebrauch eines Enddreissigers. Viele (meistens ältere und erfahrenere) Gegenspieler reden dagegen oft recht kindisch oder fluchen sogar unnötigerweise.
Vielleicht hätte ein stärkeres Eindenken der Nebenfiguren beim Autor eher den Trick getan.
Ich muss fairerweise aber sagen, dass Innreiter diesen "inneren Monolog" auf ganz unterschiedlichen Weisen ausversucht. So gibt es dreimal ein Schreiben (an die Zukunft) und einmal eine Briefkorrespondenz - was ihm als Erzählweise auch gelingt.
Das grösste Stilproblem ist aber Folgendes.
Innreiter hat sehr originelle Ideen. Originell, das heisst auch neu und somit unbekannt für den Leser! Aber ausgerechnet bei der Ausarbeitung der Idee schreibt Innreiter schwach. Ausgerechnet dann, wo es eigentlich eine starke Schreibe, eine besondere Überzeugung bräuchte, lässt Innreiter nach. Statt tiefgründig seine neue Idee einzubringen, wird der Stil amateurhaft und das Ereignis oft ungläubig.
Ich gebe ein einziges Beispiel (in allen Texten gibt es Ähnliches):
In der ersten SF-Geschichte "Die Invasion" geht es um eine Invasion von Ausserirdischen. Das Interessante ist, dass der Leser nichts über die Ausserirdischen erfährt. Der Protagonist sieht sie nie und versteht auch ihre Beweggründe nicht.
Hier folgt eine Szene mit meinen Kommentaren:
Meine Eltern grüssten nicht zurück. Sie sassen auf der Chaiselongue und starrten wie paralysiert in die Glotze.
"Mein Gott," dachte ich. "Haben die sich 'nen Schuss gesetzt?"
Endlich sah meine Mutter auf. Ich erschrak, denn in ihren Augen glitzerten Tränen.
"Was ist denn los?", fragte ich und trat näher an die Couch heran.
Dad rückte seine Brille zurecht und deutete auf den Fernseher.
"Sieh's dir selber an," sagte er kurzangebunden mit einer Stimme, die alles andere als fest war. Sie klang tränenerstickt.
Und ich spürte einen dicken Kloss in meinem Hals. Es war klar, dass etwas über alle Masse Entsetzliches geschehen sein musste. Ich nahm langsam neben Dad Platz.
Seht ihr die Schwäche?
Es gibt eine Einführungs- und Dialogszene, aber der Dialog findet kaum statt: Der Vater weiss nichts Besseres zu sagen als ein 'Schau-doch-selbst'. Das kann natürlich in der Wirklichkeit schon so stattfinden, aber zur Unterstützung eines Gefühls einer Invasion ist es für den Leser nicht sehr hilfreich.
Dann schaut der Sohn es sich halt selbst an. Es geht weiter mit:
Der Nachrichtensprecher - ein untersetzter Chicano, dessen Oberlippe ein dicker Schnauzbart zierte - blickte uns mit todernster Miene an. Eher beiläufig nahm ich das CNN-Signum und den Namen des Sprechers wahr.
"Wir schalten nun wieder live zurück nach New York," sagte dieser mit bemüht gefasster Stimme. Das Insert am unteren Bildschirmrand teilte kühl mit, dass sich Harry T. Masterton am Times Square befand.
Das Bild, das sich mir darbot, war völlig unwirklich. Gigantische Autoschlangen verstopften den Platz, Menschen wuselten kreischen hin und her, übertönten das infernalische Getöse der Autohupen, vereinzelt stoben Ordnungskräfte, hilflos irgendwelche Anordnungen brüllend um her.
Der Fernsehreporter wurde angerempelt, ebenso der Kameramann, der Mühe hatte, die Kamera auf Harry T. Masterton zu halten. Dieser schrie ins Mikrofon, aber die Geräuschkulisse war zu übermächtig, um auch nur Wortfetzen zu übertragen.
Dies ist eine gute Szene. Menschen fliehen! Es ist klar, dass eine Katastrophe geschieht. Leider ist dieser Katastrophenabriss im Vergleich zur folgenden Reportern-Darstellung nur sehr kurz. Es folgt keine echte Katastrophestimmung mehr, denn es geht weiter mit dem vergleichsweise langen und ablenkenden Text:
Plötzlich erfolgten mehrere heftige Explosionen, die Kamera wurde herumgerissen und die Übertragung abrupt beendet. Mehrere Sekunden lang herrschte völliger Bild-und Tonausfall.
Dann sah man wieder das Gesicht des im Studio sitzenden Nachrichtensprechers. Er schien verwirrt, nicht wissend, war er sagen sollte.
Und erst jetzt fiel mir auf, dass er offensichtlich nicht vom Teleprompter ablas, wie da im Fernsehen üblich war. Sein Blick schweifte von einer Richtung in die andere. Er faltete seine dunklen Hände und schluckte hart.
"Ich denke, wir schalten jetzt nach Los Angeles," sagte er nervös.
Ich konnte kaum glauben, was ich da mitverfolgte. Was mochte dermassen schlimm sein, um selbst die abgebrühten Profis von CNN vor den Kopf zu schlagen, sie in totale Ratlosigkeit zu versetzen?
"Man hat mir gerade zu verstehen gegeben, dass dies technisch nicht möglich ist," sprach der Mann, an Millionen Menschen gewandt.
Er schluckte erneut und wischte sich Schweiss von der blanken Stirn. Dann blickte er an der Kamera befindlichen Person, nickte und wandte sich wieder dem Publikum zu.
"Uns bleiben möglicherweise nur noch wenige Minuten Zeit, zu senden. Ich ... ich weiss nicht, was ich an letzten Worten sagen könnte."
Er legte eine kurze Pause ein.
"Vor etwa vier Stunden erhielten wir die ersten Berichte, die von der Ankunft einer ausserirdischen Intelligenz sprachen. Wenig später bestätigten europäische und asiatische Militärsprecher diese Meldungen. EIne Stunde später trat auch der amerikanische Verteidigungsminister vor die Kameras. Zu diesem Zeitpunkt lagen Dutzende europäische und asiatische Grossstädte in Schutt und Asche. Der amerikanische Präsident-"
Das Studio erzitterte unter der Woge einer gewaltigen Detonation und der Mann schrie kurz auf. "Ach, Scheisse! Sie sehen und hören ja selbst, was los ist! Wir sind erledigt, im Eimer."
Es war nicht zu fassen - ein CNN-Nachrichtensprecher hatte "Scheisse" gesagt!
Aha, somit weiss der Protagonist, dass alles sehr, sehr, sehr schlimm steht, weil ein Fernsehreporter sich mal verspricht.
Es wäre so schön gewesen, wenn Innreiter es bei der Flüchtlingsszene belassen (oder länger ausgebaut) hätte und vielleicht abgeschlossen hätte mit einem blassweissen Vicepräsident (der Präsident ist schon tot, der Vice noch nicht eingeweiht), der erklärt, dass alle Leute die Städte verlassen sollen.
Aber nein, stattdessen werden viele ablenkenden Nebensächlichkeiten beschrieben (Reporter, die vergessen, wie sie ihren Job erledigen), statt auf die Reaktionen von den betreffenden Menschen oder auf die wichtigen Ereignisse einzugehen. Innreiter lässt uns sogar mit einem "Sie 'lesen' ja selbst, was los ist" im Stich (eben nicht). Wenigstens gibt es hier noch nicht den schulmeisterlichen Ton, aber keine Bange, die gibt es sonst noch genug.
Der Punkt ist, dass Innreiter seine Sache, seine Visionen, seine Ideen, seine tollen Einfälle NICHT ÜBERZEUGEND für den Leser rüberbringt, weil er sie kaum ausarbeitet und auch zu wenig Platz einräumt.
Schade.
Ich will noch abschliessen mit ein wenig verdientem Lob: Anfang und Ende finde ich immer sehr gut. Die Geschichten haben einen raschen Einstieg; der Leser ist sofort in der Erzählung drin. Und es gibt immer ein überaschendes und gutgeschriebenes Ende (ausser "Die nächste Invasion").
Leider besteht eine KG halt nicht aus einer guten Idee, einem guten Einstieg und einem gelungenen Ende. Auch das "Füllmaterial" soll in der Literatur gelingen, weil das die grosse Menge ist, die der Leser sich antun muss.
#13
Geschrieben 04 Mai 2005 - 08:34
#14
Geschrieben 04 Mai 2005 - 14:09
Bearbeitet von HolyKnight, 04 Mai 2005 - 14:09.
Legimus
HohlbeinFans
#15
Geschrieben 23 Mai 2005 - 19:37
Legimus
HohlbeinFans
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