Vorneweg möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Buch KEINE Science Fiction ist. Ich persönlich bin aber der Meinung, man sollte sich auf keinen Fall auf nur ein einziges Genre beschränken. Abwechslung bringt Frische, Frische bringt Freude, und all das sorgt letztendlich dafür, den eigenen Horizont zu erweitern.
Umschlagstext:
Anfang der Dreissiger Jahre gibt es im Sabine River in Texas noch Alligatoren. Ein Junge wie Harry kann in den dichten Auwäldern Eichhörnchen schiessen. Doch am Ufer macht der Elfjährige eine schreckliche Entdeckung - die mit Stacheldraht an einen Baum gefesselte Leiche einer Schwarzen. Zusammen mit seiner kleinen Schwester verdächtigt er den Ziegenmann, eine Sagengestalt des Flusses.
Harrys Vater ist der Friseur und Constable des Dorfes, ihn überfordert der Fall. Als ein Unschuldiger gelyncht wird, macht Harry sich selbst auf die Suche nach einem grausamen Mörder.
Dem kindlichen Blick des Helden, der an Tom Sawyer und Huckleberry Finn erinnert, enthüllt sich die Düsternis eines Faulknerschen Südens voll Gewalt und Rassismus.
Mein Eindruck:
Wenn man (wie ich) alle auf deutsch erschienen Bücher Lansdales gelesen hat, fällt auf, dass dieses eher neue Werk sprachlich hinter den älteren hinterher hinkt. Ob das nun an der Übersetzung, einem mangelhaften Lektorat oder schlicht dem Autoren selbst liegt, vermag ich nicht zu beurteilen. Wahrscheinlich wird es aber eine Kombination dieser drei genannten Möglichkeiten sein.
Zu den Stärken Lansdales hat es schon immer gehört, menschliche Brutalität kalt und knapp zu beschreiben, so kalt und beiläufig, dass einem klar wird, dass der Mensch letzten Endes zu allem fähig ist.
Wie im Epilog des Buches erwähnt, weist die Geschichte vier verschiedene Ebenen auf. Ein verbindendes Element dieser Ebenen ist letztendlich die oben genannte Gewalt, die vom Menschen ausgeht.
Ebene 1: Kindheitserinnerung / Abenteuer
Ebene 2: Rassismus
Ebene 3: Die Möglichkeit mythischer Geschehnisse (hier der Ziegenmann)
Ebene 4: Kriminalistische Handlung
'Die Wälder am Fluss' funktioniert auf alle diesen Ebenen gut bis hervorragend.
Stark ist die Erzählperspektive - Ebene 1 -, Harry, der die Geschichte in der Ich-Form als Kindheitserinnerung erzählt.
Der leider auch heutzutage noch immer herrschende Rassismus - Ebene 2 - wird eindrücklich und schockierend geschildert. Ich persönlich glaube nicht, dass der Autor hierbei übertrieben oder dazugedichtet hat.
Diesem Kriminalfall einen Schuss Mystik - Ebene 3 - beizumischen, macht das ganze interessant. Immerhin muss man sich vor Augen halten, dass der Held 11 Jahre alt ist und die Geschichte in den 30-iger Jahren spielt. Von Aufklärung also noch keine Spur.
Ebene 4, der Kriminalfall an sich, ist nicht gerade hervorragend gelungen, aber zumindest solide. Die psychologischen Motive des Täters scheinen mir nachvollziehbar, auch wenn ich keinerlei psychologische Ausbildung habe, um dies wirklich zu beurteilen.
Fazit: Lesenswert (4 Punkte auf der Fünffingerskala)
Hier gibt es hervorragende Infos über den Autoren und sein Schaffen:
http://www.joerlansdale.com/
Bücher, die auf deutsch erschienen sind:
- Nightrunners (Thriller / Verlag: Rowohlt)
- Texas Blues (Krimi / Verlag: Rowohlt)
- Mambo mit zwei Bären (Krimi / Verlag: Rowohlt)
- Kalt brennt die Sonne über Texas (Thriller / Verlag: Rowohlt)
- Schlechtes Chili (Krimi / Verlag: Dumont Noir)
- Batman 3 - Tanz in den Tod (Superhelden, Mystery / Verlag: Goldmann)
- Drive In (Splatter, Pulp / Verlag: Pulp Master)
- Akt der Liebe (Thriller / Verlag: Pulp Master)
- Die Wälder am Fluss (Krimi / Verlag: DuMonts)
Bearbeitet von HarryW, 04 März 2005 - 14:44.