The Chronoliths von Robert Charles Wilson, 2001
Auf dt. voraussichtlich im Oktober 2005 erhältlich (amazon)
Wertung: 4 von 5
Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft. Aus den nichts taucht plötzlich in Thailand eine 60m hohe, unzerstörbare Säule auf, die stolz den Sieg von Kuin verkündet - in 20 Jahren. Kurze Zeit später wird klar, dass dies nicht die einzige Säule war, auch an anderen Orten auf der Welt erscheinen diese Säulen, die die Eroberung der Länder verkünden.
Die Säulen, die als "Chronolithen" bezeichnet werden, bilden die Rahmenhandlung in diesem interessanten Roman. Scott, zur Zeit ein arbeitsloser Softwareentwickler, ist beim ersten Erscheinen dabei. Kurze Zeit später verlässt ihn seine Frau und fliegt zurück in die USA. Scott reist hinterher und versucht (vergeblich), seine Ehe zu retten. In den nächsten Jahren stößt er immer wieder auf die Chronolithen und ist sogar an den geheimen Forschungen beteiligt, die das Geheimnis lüften sollen.
Robert Charles Wilson gelingt es, überzeugende Charaktere zu schaffen und darin liegt eindeutig die große Stärke des Romans. Die technischen Aspekte um die Chronolithen sind zwar interessant, werden aber nur unzureichend erklärt. Spannend ist dagegen, wie die sozialen und ökonomischen Folgen ausgelotet werden, die mit den Chronolithen einhergehen. Wie verändern sich die Menschen, wenn ihnen ein Denkmal aus der Zukunft vor die Nase gesetzt wird? Sind die Ereignisse unvermeidlich oder kann man etwas dagegen machen? Sehr gut gefallen hat mir, wie sich die Welt in der nahen Zukunft auf eine Weise entwickelt, die sowohl logisch als auch überraschend ist. Damit hebt sich Robert Charles Wilson wohltuend von der Masse ab.
Das Ende kann nicht ganz befriedigen, deswegen gibt es einen Punkt Abzug, aber ich kann das Buch jedem empfehlen, der Wert legt auf gute Charaktere und eine flüssig geschriebene Story.
Sullivan
Die Chronolithen
Erstellt von
Sullivan
, Mär 25 2005 14:02
3 Antworten in diesem Thema
#2
Geschrieben 25 März 2005 - 14:43
Und darauf lege ich ja Wert. Tönt interessant, dieses Buch. (Ich muss aber erst "Bios" lesen, das ich schon besitze, aber wofür ich nie die Zeit fand.)ich kann das Buch jedem empfehlen, der Wert legt auf gute Charaktere und eine flüssig geschriebene Story.
#3
Geschrieben 16 Oktober 2005 - 17:09
Gleich vorweg: Die Chronolithen ist ein gelungener, schöner Roman. Wie zuletzt in Darwinia und Bios gelingt Wilson eine Science Fiction Erzählung der gehobenen Klasse, ohne dafür 600 Seiten oder mehr zu beanspruchen. Eine angenehme Ausnahme, möchte man meinen.
Zu Beginn der Zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts manifestieren sich, ausgehend von Südostasien, in regelmäßigen Abständen gigantische Monolithen auf der südlichen Halbkugel. Trotz intensiver Bemühungen verschließt sich den Wissenschaftlern die Beschaffenheit des Materials und die Herkunft der Chronolithen, die mit ihrer „Ankunft“ ganze Metropolen wie Bangkok oder Jerusalem verwüsten. Einzig geheimnisvolle Inschriften und Abbilder weisen auf einen Feldherrn namens Kuin und die Unterwerfung Asiens im Jahre 2041 hin. Politische und gesellschaftliche Umwälzungen lassen nicht lange auf sich warten, und der Aufstieg Kuins wird zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, wird er doch unbekannterweise zum Befreier aller unterdrückten Seelen stilisiert.
Scott Warden, verhinderter Autor und Programmierer, mit Frau und Kind in Thailand hängengeblieben, ist einer der ersten Menschen, die sich einem Chronolithen nähern. Zurück in des USA wird sein Leben fortan immer wieder durch die Chronolithen beeinflusst und scheinbar gelenkt. Bald schließt er sich dem Team um seine ehemalige Physik-Professorin Sulamith Chopra an, die im Auftrag der amerikanischen Regierung die Chronolithen erforscht. Chopras Arbeit löst Misstrauen und Skepsis aus, schließlich könnten es ihre Erkenntnisse sein, die eines Tages die Grundlage für Kuins Technologie legen. Sie entwickelt die quantenphysikalische Theorie von der „Tau-Turbulenz“, eine in Scotts Augen beinahe esoterische Interpretationen der ihr zugrunde liegenden Fakten. Demnach fallen ihr und Scott Schlüsselrollen im Kampf gegen die Chronolithen zu, möglicherweise tragen beide sogar eine Mitverantwortung. Und tatsächlich kann Scott, der die Handlung retrospektiv in der ersten Person erzählt, wieder und wieder Querverbindungen erkennen, traut sich jedoch nicht, konkreten Schlüsse daraus zu ziehen.
Genau das macht „Die Chronolithen“ so reizvoll: Die sich immer wieder aufdrängenden Frage nach Ursache und Wirkung wird offen gelassen. Dennoch darf sich der Leser über ein befriedigendes Ende freuen, ohne dass eine schmerzliche Pointe den Flair der Erzählung zerstören würde. Dieser schöpft übrigens maßgeblich aus dem harten Kontrast zwischen dem überwältigenden Gigantismus der Chronolithen und dem einfachen Leben des Scott Warden, einer ganz durchschnittlichen Person mit ihren starken und schwachen Momenten. Das eingangs erwähnte Schöne und Gelungene an diesem Roman ist nicht zuletzt die Gleichverteilung der Aufmerksamkeit auf das Unbegreifliche einerseits und die zutiefst menschlichen Reaktionen darauf andererseits.
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"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)
(Georg Christoph Lichtenberg)
#4
Geschrieben 18 Juli 2006 - 19:22
Das war mein erster Roman dieses Autors. Ich gebe zu, zunächst war ich etwas enttäuscht. Ich habe mir etwas Spektakuläres vorgestellt, aber dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Die Chronolithen sind nur schmuckes Beiwerk, um die Entwicklung einer Welt anzuzeigen, die auf einen vermeintlichen großen Krieg zusteuert.Doch eben diese Entwicklung hat es mir schießlich angetan. Als ich das Buch beendete, war da kein zwar "Wow"-Effekt, da ich das ganze Techno-Gefasel über Tau-Turbulenz nicht im Ansatz begriffen habe, der Rest aber ist durchaus interessant. Ich bin jedenfalls froh, "Die Chronolithen" gelesen zu haben, von mir bekommt das Buch 4 von 5 Punkten.***Aelita
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