Ich habe die Szene (und noch um einiges weiter) heute gelesen, bin bereits irgendwo in den Wäldern Amaraks. Aber du hast recht, die Kuba-Sequenz ist unglaublich gut gelungen, fast schon poetisch zusammenkondensierte Lebensfreude. Wobei man aber sagen muss, dass der Roman es genau an dieser Stelle auch nötig hat. Nach der zynischen Abrechnung mit der "Festung Europa" und dem doch blutigen Piratenkampf davor ist man trotz aller kleinen Späßchen und Wortspiele in einer derart grimmigen und düsteren Stimmung, dass der Urlaub in der Karibik einfach notwendig ist.
Ja, klar. Die Schreibe davor war ebenso hart wie wichtig.
Ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie sich Selfpublisher einfach um einiges weiter aus dem Fenster lehnen können. Ob ein deutscher (oder auch österreichischer) Verlag es einfach so durchgewunken hätte, wenn der Autor unter den bitterbösen, abgrundtief zynischen Kapitelnamen "Futter für die Fische" und "Absaufen lassen" ein flammendes Plädoyer FÜR die Seenotrettung und Flüchtlingsaufnahme hält? Inklusive Todeswunsch gegenüber jenen, die sich ihr entgegenstellen?
Ich wage es zu bezweifeln.
Aber weiter geht es:
Der Dieb und der Söldner von Sam Feuerbach beendet
Durchgehend gute Unterhaltung, die Laune und Lust auf mehr macht. Man kann sicher darüber streiten ob und wie man es noch als "historisch" bezeichnen kann, und ob einige der humoristischen Elemente nicht doch ein wenig aufgesetzt wirken, aber das ist am Ende Detailkritik. Sam Feuerbach schreibt flott und witzig, wagt sprachlich und stilistisch etwas, ohne sich in Experimenten zu verzetteln. Die Story hat Hand und Fuß, die Figuren genug Identifikationspotential und die Antagonisten jene Ecken und Kanten, die sie interessant machen.
Werde sicher mittelfristig die ganze Reihe lesen.
Der letzte Regent von Andreas Brandhorst begonnen
Auf der Suche nach SF zur Abwechslung nach meinem Ausflug in die Fantasy stolperte ich über einen Brandhorst Roman, den ich noch nicht kannte. 600 Seiten insgesamt, 100 habe ich bereits hinter mir, und handlungstechnisch will es bis jetzt noch nicht so richtig Fahrt aufnehmen. Großartiger Weltenbau, spannende Konstellationen aus Fraktionen und "menschlichen Daseinsformen" (anders kann man es nicht nennen), es gibt irgendwo einen übermächtigen Gegner als dauerpräsente Bedrohung. Genug Faszination und Motivation, um weiterzulesen, aber Spannung stellt sich bis jetzt nicht ein.