Nachdem ich vor Jahren von Musils Mann ohne Eigenschaften restlos begeistert war, habe ich mich in einem Anfalls von Grössenwahn an Ulysses gewagt. Zuerst auf Englisch, dann auf Deutsch. Ich bin beide Male grandios gescheitert. Mir war sehr schnell, dass mir da das ganze Bezugssystem fehlt. Offensichtlich ist das alles sehr anspielungs- und wahrscheinlich auch geistreich, aber ich habe immer nur gemerkt, dass ich jetzt etwas verstehen müsste, es aber nicht tue.
Ein Dozent (Latein und Griechisch) von mir hat mehrfach im laufenden Seminar gesagt: "Wenn Sie Ulysses verstanden haben, haben Sie die Welt verstanden." (So oder so ähnlich hat er es gesagt).
Challenge accepted habe ich mir gedacht und mich daran versucht. Als ich die Textpassage las, in der Joyce im Stile des Bewusstseinsstroms schreibt, habe ich erst gedacht ich habe mich verlesen. Danach trat zuerst extreme Verwirrung meinerseits ein. Danach habe ich über dieses Stilmittel gelesen und war beruhigt, dass meine Lesekompetenz doch nicht so katastrophal ist, wie anfangs gedacht.
Wenn Wikipedia keinen Mist behauptet, wollte sich Joyce mit Ulysses ein Denkmal setzen und hat daher die Vielfalt an Stilelementen und schwer zu interpretierende Elemente verwendet.
Die Stadtbibliothek in meiner Stadt hatte glücklicherweise die 2004 erschienene, umfangreich und hervorragend kommentierte Auflage vom Suhrkamp Verlag. Falls Du dich irgendwann nochmal dran wagen möchtest, empfehle ich Dir diese Auflage. Ohne Kommentare, die nachvollziehbare Hinweise zu Stil und Interpretation bieten, könnte ich den Inhalt nicht annähernd erfassen.
Damals habe ich allerdings nach einem Drittel abgebrochen. Dennoch möchte ich mich nochmal daran versuchen. Dann werde ich die Lektüre aber über das Jahr verteilt lesen.
Beste Grüße