R.M. Amerein - Roboter: Fading Smoke
Der vorliegende, mit knapp 170 Seiten recht kurze Roman hat mir überraschend gut gefallen. R.M. Amerein gelingt eine einfühlsam geschilderte Geschichte, die vermutlich irgendwann in der Zukunft der Erde spielt, genannt wird der Planet zwar Keld, aber es ist offensichtlich, dass der alte Name unseres Planeten nach irgendeinem Zivilisationsbruch, der nicht näher geschildert wird, wohl in Vergessenheit geraten ist. In der Welt des Romanes gibt es allerlei Arten von Robotern, die in Gruppen/Kasten organisiert sind wie z.b. Söldner, Forscher, Biobots, Forscher etc. und eigenständig neben den Menschen existieren. Geschildert wird das ganze aus der Sicht von Fading Smoke der zu den Söldnern gehört und eines Tages ein kleines Mädchen, das den Forschern entlaufen ist, zurückbringen soll. Die Erzählung entwickelt ihren ganz eigenen Charme auch wenn ich einschränkend sagen muss, dass man einiges im Weltenbau nicht einer kritischen Überprüfung unterziehen sollte, ich denke, mit Naturwissenschaften hat es die Autorin eher weniger. Ich bin aber ein Leser, der zugunsten einer Geschichte, die mich berührt und anspricht, hier gerne ein Auge zudrückt. Ach ja, erwähnt werden sollte noch, dass es sich hierbei um den ersten Teil einer geplanten Trilogie handelt. Der Roman ist aber in meinen Augen zufriedenstellend abgeschlossen und kann sehr gut für sich alleine stehen.
Mary Robinette Kowal - Die Berechnung der Sterne
Insgesamt enttäuschend. Die Hauptfigur ist nicht wirklich liebenswert. Es ist, obwohl schon ein wenig vorgewarnt, mir dann auch zu wenig Dystopie oder Alternate History gewesen, weil der Fokus doch deutlich stärker auf der Gesellschaftskritik liegt. Wer hier mehr so etwas wie es die Fernsehserie von Apple TV+ For all Mankind macht, erwartet hat, könnte enttäuscht sein.
Gabriele Behrend - Das Dorf am Grunde des Sees
Formal ist es SF. Das Leseerlebnis fühlt sich aber eher wie Fantasy an, was meiner Meinung nach vor allem daran liegt, dass die Autorin sich, wenig um den Weltenbau kümmert, Dinge nicht erklärt oder erklären will und das ganze sich auch nicht zentral um die vorkommenden Aliens dreht. Es erinnert mich vom Setting her nämlich durchaus an die Werke von Spike Lee aus Callahans Saloon, falls das jemandem was sagt. Ein sehr irdisches Setting, hier das mittelalterliche Dorf, dort der Saloon, wo sich allerlei Aliens begegnen. Damit erschöpft sich aber auch schon die Ähnlichkeit. Bei Spike Lee geht es eindeutig ums skurrile, fremde, die Begegnung und Gedankenexperimente, all das fehlt für mich bei Gabriele Behrend. Ich fand das Ganze trotz der Kürze erstaunlich langweilig und uninteressant. Ein Großteil ist kaum mehr als belangloses Geschnatter. Ich fand den Roman auch sprachlich nicht besonders herausragend, obwohl ich gerade Gabrieles Stil in ihren Kurzgeschichten sehr gut finde. Kleinere Logikfehler waren jetzt für mich nicht entscheidend, den Roman eher nicht zu mögen. Er hat jetzt nichts, was ich hervorheben könnte. Die Idee ist nett, aber anderswo schon weit besser und auch im Sinne der SF besser umgesetzt (Spike Lee). Der Stil reißt für mich nichts raus. Die Geschichte ist langweilig und auch anspruchsvoll ist es nicht.
Aiki Mira - Titans Kinder
Zuallererst. Für mich ist das hier in puncto Romanfiguren das beste Werk des Jahrganges bisher. Einfach phänomenal, wie gut Aiki Mira Lebewesen beobachtet und darüber schreiben kann. Das erschafft Tiefe und Nähe. Der Roman wirkt darüberhinaus überaus straff, weil er sich aufs wesentliche beschränkt und nicht alles aus interpretiert wird. Der Weltenbau ist völlig in Ordnung. Die exotische Umgebung auf dem Titan, wunderbar. Die Beschreibungen auf der Station gut. Exotik, Abenteuer und die Personen, vor allem die Personen bieten für mich soviel Stoff zum Nachdenken, dass es eine wahre Freude ist. Ich fand dabei sicherlich nicht alle gleich gelungen. Das war aber ok, weil es gab Rain und Krasnikow. Meine Güte, was für Charaktere. Habe ich jemals so faszinierende Charaktere gelesen? Sicherlich ein paar, aber nicht sehr häufig. Er ist nicht perfekt, zu verbessern gibt es immer etwas. So hätte man beispielsweise die exobiologische Aspekte des Titan durchaus weiter und tiefer ausführen können, Platz wäre vorhanden gewesen, denn der Roman ist insgesamt wie gesagt sehr straff und geradlinig erzählt und entsprechend kurz geworden (190 Seiten). Aber ein wirklich starker Roman der DSFP und KLP Kurzgeschichten Gewinnerin.
Ada Palmer - Dem Blitz zu nah
Ideen technisch ein wirklich großer Wurf, ohne Frage, krankt der Roman jedoch für mich vor allem am durch den Versuch Sprache zu entgendern überaus hässlichen Stil, der mir wirklich das Ganze mehr als verleidet hat. Es ist für mich aber wichtig, die Sprache zu mögen. Und selbst wenn ich mich, wie es einige schrieben, nach einiger Zeit an die gegenderte Sprache gewöhnen könnte, was bei mir offenbar nicht der Fall ist, denn es bereitet mir durchgehend Schwierigkeiten im Sprachverständnis, der Sprachmelodie, es fühlt sich einfach falsch an, so würde unter dem Strich der wenig schöne Stil als Manko immer bleiben. Der indirekte, langatmige, distanzierte Stil, mit langen Einschüben in dozierendem Stil, den die Autorin wohl aufgrund ihrer beruflichen Expertise zum Besten gibt, hebt auch nicht gerade die Pageturner Qualitäten oder die Spannung. Die Fortsetzungen werde ich sicherlich nicht mehr lesen.
Textbeispiel:
Din Major meinte es ernst, als nin sagte, nin würde Sie töten, wenn Sie das versauen, also hören Sie mir gut zu.
Erste Regel: Sie werden niemenschem von Bridger erzählen. Niemenschem. Nicht Ihren Bash`Freundninnen, nicht Ihren Chefninnen, nicht der Polizei, nicht der Person, die Sie lieben.....
Cordula Simon - Die Wölfe von Pripyat
Einer der wenigen Romane, die ich in diesem Jahr nach ca. 200 Seiten frustriert abgebrochen habe. Der Stil langweilig, langatmig, spröde und mühsam. Eine Handlung kaum rudimentär erkennbar und darüber hinaus altbacken, die Charaktere das Gegenteil von innovativ und interessant, kurzum hier stimmte für mich gar nichts.
Dennis E. Taylor - Himmelsfluss
Einmal mehr wunderbar fantasievolle Unterhaltung ohne Schnörkel. Taylor schreibt Science-Fiction, die Spaß macht und wo 600+ Seiten wie im Fluge vergehen.
Bearbeitet von Amtranik, 08 Oktober 2022 - 14:36.