Jaqueline Montemurri - Der verbotene Planet
Den neuesten Roman aus der Feder von Jaqueline Montemurri fand ich unterhaltsam, kurzweilig und in weiten Teilen gut geschrieben. Aber auch wenn ich diesen hier deutlich besser fand als den Vorgängerroman "Der Koloss aus dem Orbit" bleibt für mich weiterhin ein großes Manko ihrer Texte, das auch hier wieder durchschlägt, eine gewisse Naivität oder Unbedarftheit in ihrer Fabulierkunst, indem sie es sich oftmals etwas arg einfach macht. Unzulässige Simplifizierungen an und für sich komplizierter Zusammenhänge trüben den Lesegenuss. Dies betrifft im Übrigen trotz ihrer Vita die technisch-naturwissenschaftlichen Bereiche ihrer Werke wie auch die Charaktere gleichermaßen. In diesem Sinne fand ich es daher auch durchaus als bedeutendes Minus, dass die Autorin hier ein äußerst unrealistisches Szenario wählt, jedenfalls in der Art und Weise wie sie es darstellt. Es ist nachgerade völlig undenkbar, eine Milliarde starke Bevölkerung nebst Ausrüstung etc. in Richtung Mars zu evakuieren. Die Logistik würde jede Volkswirtschaftsleistung um den Faktor Millionen übersteigen. Des Weiteren ist es auch völlig unlogisch sich einerseits eine Umwelt herbeitransformen zu wollen und auf der anderen Seite ein bestehendes und offensichtlich funktionierendes Habitat nicht nutzen zu wollen, weil man nichts verändern darf. Auf der einen Seite totale Manipulation und auf der anderen totale Nichteinmischung. Ich finde das gelinde gesagt mindestens schizophren. Das zieht sich aber kontinuierlich durch Montemurris Roman. So wie z.b. auch das Leben auf der Erde von einer Handvoll Menschen, die lediglich auf technische Mittel eines jahrzehntealten und schon lange ausgeschlachteten Raumschiffs zurückgreifen können, rettungslos idealisiert wird. Alle technischen wissenschaftlichen Fragestellungen werden mit der gleichen kindlichen Naivität behandelt, die zeigt, dass die Autorin, obwohl sie ja beruflich eigentlich vom Fach ist laut ihrer Biografie, da keinen sonderlichen Wert drauflegt. Zumindest ist das konsequent, kann man aber als Leser von Science-Fiction durchaus kritisieren. Ich weiß, viele Autoren legen da keinen großen Wert drauf. Ich bin da als Leser auch nicht streng in einer Richtung unterwegs. Aber ich finde, gerade beim Thema dieses Romanes geht da doch einiges an faszinierendem verloren, wenn man das alles zu leicht und problemlos funktionieren lässt.
Fazit also. Gut geschriebener Abenteuerroman mit Plot und Personalschwächen.
Becky Chambers - Die Galaxis und das Licht darin
Und erneut ein wunderbarer Lesegenuss der völlig anderen Art in angenehmer Abweichung herkömmlicher Plots.
Becky Chambers gelingt es, mit der Beschreibung alltäglicher Sorgen, Nöte und Erlebnisse ihres exotischen Exobiologischen Personals 400 Seiten kurzweiligster Unterhaltung, stellenweise sogar mit großem Tiefgang zu erschaffen.
Das ist so erfrischend wie erholsam. Kein Krieg, kein sonst wie gearteter Konflikt auf der großen politischen Bühne der Galaxis und trotzdem ist man jederzeit interessiert und involviert. Lesen!
Erik D. Schulz - Weltmacht ohne Menschen
Im vorliegenden Near-Future Science-Fiction-Roman geht es laut Klappentext darum, dass im Jahre 2075 die Welt kurz vor der Machtübernahme durch die mächtige Superintelligenz Daguo steht. Dies will eine Gruppe Wissenschaftler verhindern, indem diese nun ihrerseits die mächtige KI Omniscient online bringt. Das wie, wo und warum erfahren wir als Leser nicht wirklich. Nachdem Friedrich Cannavale seinem Arzt Philip Rogge die Verschwörung offenbart, kommt es zu einem flächendeckenden Blackout und die gesamte Handlung des knapp 300 Seiten starken Romanes besteht fortan aus einer an Postapokalypsen erinnernde Handlung von Flucht, Rettung, Zuflucht suchen etc. Ach ja, wir erfahren auch noch das es synthetische Lebewesen angelehnt an die Fernsehserie Real Humans gibt, die mehr oder weniger Gebrauchsgegenstände sind. Vom eigentlichen Plot, also, wie funktioniert das ganze mit der Weltverschwörung durch DAGUO? Oder wie genau kann es sein, dass gerade Friedrich Cannavale als einer der wenigen von der immensen Gefahr durch die Superintelligenz weiß, wird dem Leser so gut wie nichts geboten. Die Charaktere sind gelinde gesagt eine Zumutung, das dargestellte Gesellschaftsbild wohl eher dem des realen Jahres 1975 entlehnt als ein wirklich gelungenes Worldbuilding von 2075. Bis zum Ende, das natürlich erstmal gut ausgeht, erfahren wir genau nichts über die eigentliche Prämisse des Klappentextes und wie es funktioniert. Das hebt sich der Autor vermutlich in einer der mit Sicherheit folgenden Fortsetzungen auf. Lektüre auf eigene Gefahr.
John Blake - Welt unter ewigem Eis
Sprachlich einfach gehaltener schnörkelloser Science-Fiction Abenteuerroman der noch deutlich Luft nach oben gehabt hätte. Ich habe sicherlich schon weit schlechteres gelesen, aber das ist auch schon das positivste, was ich darüber sagen kann.
Ivan Ertlov - Fremde Welten (Stargazer 5)
Für mich ganz ähnlich wie in Teil 1 gute Unterhaltung, die ich überwiegend gern gelesen habe. Allerdings oute ich mich mal als Leser, der die Bände 2–4 aus Zeitgründen ausgelassen hat. Das tat der Lektüre von Fremde Welten, allerdings so gut wie keinen Abbruch, nur hin und wieder erahnt man, dass dort noch so einiges an Hintergrund der Figuren fehlt, und natürlich erkennt man am Setting und Weltenbau bisweilen, dass gewisse Anspielungen auf vorherige Erlebnisse ergo Bände anspielen. Für mich ist der in Teilen flapsige, will sagen respektlose Umgang mit seiner eigenen Weltenschöpfung bei Ertlov ein Punkt, der bei mir im Wege steht, ginge es darum, dieses Werk für höhere Weihen vorzuschlagen. Ich stimme dabei den vielen Lesern durchaus zu, die sagen, dass Ertlov sehr gut schreibt, unterhält und viel Fantasie einbringt. Für mich jedoch und da denke ich wohl noch wie der 12-Jährige der dereinst, durch den Sense of Wonder von Space Operas, mit dem SF Virus infiziert wurde, muss man solche fantasievollen Gedankenkonstrukte ernst nehmen können, damit diese ihre volle Wirkung entfalten. Spätestens aber bei Wortschöpfungen wie Baerbockium oder Chucknorrisium, aber eigentlich auch schon vorher, ist das bei mir nicht mehr der Fall. Und ach ja, ich hasse Fußnoten.
Fazit:
Gute Unterhaltung, und wie gewohnt Kalauer unterschiedlicher Qualität, für die man vermutlich ein Faible haben muss. Das ist sicher reine Geschmackssache. Meine Sache sind sie eher nicht so.
Sonnenseiten: Street-Art trifft auf Solarpunk - Anthologie
Ursprünglich skeptisch, weil thematisch so gar nicht im Rahmen meiner Lese Komfortzone war ich doch insgesamt eher positiv überrascht von dieser Anthologie. Die Geschichten wussten mich ganz überwiegend gut zu unterhalten, auch wenn ein wirklicher Knaller meiner Meinung nach nicht mit dabei war. Meine Lieblingsstory war "Cloudart“ von Dominik Windgätter.
Bearbeitet von Amtranik, 28 Oktober 2022 - 17:58.