"Dem Tag entgegen" ("Se dagens lys")
#1
Geschrieben 11 April 2005 - 16:52
Svend Ã…ge Madsen
1980
(Schon länger wollte ich im Zuge meiner Bemühungen, Dänisch zu lernen, mal einen genuin dänischen SF-Roman lesen (nach "Fräulein Smilla", die ja nur so gerade eben noch SF ist). Die Kollegen vom dänischen SF-Forum haben mir unter anderem Herrn Madsens Buch empfohlen, das auch ins Deutsche übersetzt wurde.)
Dieser Roman gehört zu einer literarischen Gattung, die mit das Urgestein des Genres SF bildet, aber etwas selten geworden ist: Der Gattung der "Utopie", zu der z.B. Huxleys "Brave New World" oder Orwells "1984" gehören. Er hat vom Aufbau einige Ähnlichkeiten mit der "schönen neuen Welt" und er beschreibt auch eine solche, nämlich eine schöne, neue, gänzlich konstruierte Gesellschaftsform. (Interessanterweise ist es gar nicht einfach festzulegen, ob der Roman nun eine positive Utopie oder eine Dystopie darstellt; diese Entscheidung darf wohl jeder für sich treffen.) Madsens erzählerische Agenda beschränkt sich aber nicht darauf, eine neue Gesellschaftsform konstruieren zu wollen; Sein Thema liegt letztendlich eine Ebene "höher":
Man stelle sich vor, es würde eine breite Untersuchung angestellt, um zu ergründen, was Menschen unglücklich macht. Dann könnte man auf dieser Basis ein System konstruieren, das all diese Quellen des Unglücks so weit wie möglich ausschließt. Wie genau man das anstellt, ist dabei fast zweitrangig, denn die eigentliche Frage ist, ob es überhaupt erstrebenswert und erfüllend sein kann, so zu leben?
Diese Frage stellt sich für Elef, den Ich-Erzähler, der in einem solchen, auf den ersten Blick skurrilen System lebt: Man wacht jeden Morgen in einem anderen Haus auf, mit einer anderen Familie, einem anderen Job, anderen Freunden usw. -- Lesern von Lems "Sterntagebüchern" dürfte die Idee aus der "dreizehnten Reise" bekannt vorkommen, Meister Oh lässt grüßen.
Im Gegensatz zu Lems satirischer Groteske wird das System von Madsen im Detail ausgearbeitet, wobei auch einige unserer heutigen Probleme aus einem interessanten Blickwinkel erscheinen. In dieser schönen neuen Welt, in der jeder täglich neue, zu ihm passende Anregungen und Herausforderungen gestellt bekommt und niemand ein Problem länger als einen Tag tragen muss, in der niemand nach festem Eigentum strebt und alle Menschen vertrauensvoll und hilfsbereit sind und eigentlich alle glücklich sein sollten, entwickelt Elef die abnorme fixe Idee, eine seiner Ein-Tages-Exfrauen unbedingt wieder sehen zu wollen. Darum strickt sich die Handlung des Romans, die durchaus spannend, aber für sich betrachtet doch recht konventionell angelegt ist. So ist der Roman anspruchsvolle SF der alten Schule: Kein fesselnder Thriller, sondern ein unterhaltsames Buch, das man aber immer wieder eine Minute beiseite legt, um vor dem Weiterlesen über einen Aspekt nachzudenken.
Der Roman wurde vom dänischen Fernsehen DF1 verfilmt; ob der Film auf deutsch erschienen ist, ist mir nicht bekannt.
-- tichy
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#2
Geschrieben 12 April 2005 - 19:25
#3
Geschrieben 12 April 2005 - 20:24
ich lerne seit etwas über eineinhalb Jahren, mit moderatem Eifer. Dänisch kann man beschreiben als "etwa auf der Hälfte des Weges zwischen Deutsch und Englisch und dann ein Stück zur Seite" . Für jemanden, der Deutsch- und Englischkenntnisse hat, ist die Sprache also recht leicht zu lernen. Das Schwierigste ist freilich die Aussprache (an der es bei mir noch arg hapert, da ich keinen menschlichen Lehrer zur Verfügung habe), aber man ist recht bald so weit, dass man lesen kann.
-- tichy (Für die Forumstechnik zuständig bei dk-forum.de)
PS: Wer übrigens gerne eine Sprache lernen mächte, in der noch verrückter gezählt wird als im Französischen, der ist bei Dänisch an der richtigen Adresse: "dreiundsiebzig" heisst wörtlich in etwa "drei-und-halbviermalzwanzig"
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#4
Geschrieben 14 April 2005 - 12:08
#5
Geschrieben 14 April 2005 - 13:56
#6
Geschrieben 14 April 2005 - 16:47
Bearbeitet von tichy, 14 April 2005 - 16:53.
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#7
Geschrieben 15 April 2005 - 07:41
Ich bin als Bayer undgefähr von Plattdeutsch so weit weg wie ein Schotte von einem Waliser.Plattdeutsch ist kein Problem...hilft übrigens auch bei niederländisch. Meine Oma erzählt gerne die Geschichte von meinem Opa, der sich auf plattdeutsch mit Leuten aus den Niederlanden unterhalten hat. Sullivan
#8
Geschrieben 15 April 2005 - 08:34
Bearbeitet von tichy, 15 April 2005 - 10:00.
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#9
Geschrieben 15 April 2005 - 10:37
#10
Geschrieben 15 April 2005 - 13:42
#11
Geschrieben 12 Januar 2009 - 12:39
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