jetzt aber. Das Silbertreppchen, also (immer noch) in meinen Augen sehr gute Comics. Auch hier wieder alles abgeschlossene Geschichten.
Warum aber Silbertreppchen: entweder, weil ich manchen Werken mittlerweile (oder derzeit eben) ein wenig ambivalent und/oder kritisch gegenüberstehe, oder weil ich es als heikel erachte, sie zum Kernbereich der SF zu zählen.
MÅ“bius & Jodorowsky: »John Difool«
(Die ursprüngliche Serie hat 6 Alben, erschienen zwischen 1981 und1988) Auch »Incal«-Zyklus genannt. Es geht um einen den ›kleinen Looser‹-Detektiv Difool, seinen Betonpapagei und die Jagd nach dem Inkal und nicht zuletzt um Untergang des Universums oder Rettung desselben. Heikel, weil die Story vor mystisch-esoterischen Fantasy-Elementen nur so strotzt - was allerdings durch das großartige technisch, modische und exotische Design wett gemacht wird. Angenehm auch der erfrischende Humor, bzw. Pathos. Nur die Lovestory bappt vor Süße.
Es gibt ja kolorierte Neuausgaben der Siebzigerjahre-Comics von MÅ“bius, aber ich schätze sehr die s/w-Original-Ausgaben seiner vielfältigen Kurzgeschichten (z.B. eben »Der große Ständer«, »The Long Tomorrow« --> war wichtige Inspiration für Ridley Scott für den Look von »Blade Runner«) wie sie sich in dem Volksverlag-Album »Planet Neun« gesammelt finden. Aus dem gleichen Verlag gabs auch den gemeinen aber stimmungsvollen »Die Augen der Katze«-Band, und das s/w-Album von »Die Luftdichte Garage«, ein experimentelles, wirres aber heiteres Abenteuer zwischen zahlreichen Welten. --- Mir bereitet es Bauchschmerzen, wie wohl manch anderen auch, zu wissen, daß MÅ“bius jahrelang Anhänger einer UFO-Sekte war (oder noch ist), aber ich kenne auch einige seiner Kunstbände und habe auf Ausstellungen nicht wenig an Originalblättern gesehen (sowohl von Comicseiten wie auch von *freien* Arbeiten). Er ist aber dennoch, was den Look von SF betrifft, vielleicht zu vergleichen mit Basis-Autoren wie Wells und Verne, oder?
Francois Bourgeon & Claude Lacroix: »Cyann«
Ich hab immer noch nur Nr 1 der beiden Alben (»Der sterbende Planet«, 1993). Ich mag den Ansatz dieser SF, die sich auf Zwischenmenschliches und Alltägliches einläßt, und nicht auf z.B. Ballerei und Mutantenstadel fixiert ist. Paradisische Zustände auf dem Planeten Olh, auf dem eine Menschheit in strengen Kastensystem aber naturverbunden lebt †¦ wäre da nicht eine geheimnisvolle Seuche, der die Männer zum Opfer fallen. Die Zeichnungen und Seitenaufteilungen sind sehr ruhig und der Strich und die Posen mögen deshalb vielleicht steif und fad anmuten - jedoch von großer Detailtreue und Plausibilität. Nette exotisch-südseeartig anmutende leichte Laszivität (wem »Druuna« viel zu derb ist).
Dean Motter & Michael Lark: »Terminal City«
(1995 bis 1997) Leider nur auf Englisch bei DC/Vertico die erste Story als Trade. Aber das hat es in sich, auf seinen ca. 230 Seiten. Retro-SF a la »Sky Captain« mit viel Hammett- und Chandler und Plup-Gewürzen entsprechender Zeiten, verrührt mit einer gesunden Portion Asimov-Roboter und internationale Spionage. Ein weiterer Traum in Comicform über New York und die Utopie(n) (und deren Schattenseiten) für die diese Stadt als Symbol herhält. Großartig das spannungsreiche Intriegen- und Verfolgungsspielchen zwischen allerlei Parteien, super auch die Verbeugung vor Jahrmarkt- und Zirkushelden. Die Zeichnungen sind sehr flächig, mit knallscharfen Kontrasten, Mignola und »Hellboy« nicht unähnlich.
Gebrüder Wachiwski & Co.: »The Matrix Comics«
(im Netz für Umme drei Staffeln zu je 12 Storyies, als Alben bisher zwei). Die Qualität der Zeichnugen und Stories ist sehr unterschiedlich, aber nie mittelmäßig. Es gibt mal geschicktere mal plattere kleine Episoden aus dem Matrix-Universum von allen möglichen Größen der US-UK-Branche, soger Cartoons, und pro Band eine geschriebene Story mit Illus (von Neil Gaiman und Poppy Z. Brite). Matrix ist halt mein großer blinder Fleck, wenns um mein »Bäh, das ist ja keine *richige* SF sondern ein umlackiertes Monomythos-Märchen-Vehikel«-Gezeter geht †¦ sorry den »Star Wars«-Freunden an dieser Explikation meiner Konsequenzlosigkeit.
Weitere kürzere amerikanische Comics (abgeschlossene Mini-Serien aus 4 bis 9 Heften, ich glaub, alle noch oder mittlerweile als Sammel-Trade zu haben):
»The Remarkable Worlds of Professor Phineas B. Fuddle«, (Boaz Yakin & Erez Yakin) feinste Retro-SF die sich nicht ganz ernst nimmt, aber originelle Welten bietet, mit Zeitmaschine die aus dem Viktorianischen London startet.
»Heavy Liquid« (Paul Pope) SF meets Grundge, entsprechend irdischer, wenn auch eine mysteriöse Superdroge (außerirdischen Ursprungs) im Mittelpunkt einer Geschichte zwischen New York und Paris steht. Sehr stimmungsvolle, dynamische 4-Farb-Zeichnungen und doch erfrischend dezent (im Vergleich mit solchen knallbunten Opticzuckerln wie »Spawn« und Co.).
»Heart of the Empire (Bryan Talbot) und wieder ins Königreich nach England zu einem überdimensionalen Steampunk-Abenteuer, mit menschenfressender Vampir-Victoria und knallharten vatikanischen Assassinen. Eigenwillige aber kraftvolle Farbgestaltung. Thematisch verwandt mit
»League of Extraodinary Gentleman« (Alan Moore & Kevin O'neil) bisher zwei abgeschlossene Trades. Große enzyklopädische Vermengung aller möglichen bedeutenden Phantastik-Literatur, die bis zum Ende der Viktorianischen Epoche so da war. Überragend aber halt nach heutigen Maßstäben eben Sparten-SF und weit weg vom Hard-SF-Bereich.
»Captain Stern« (Berni Wrightson) ebenfalls eine wilde Zeitreisegeschichte, mit Dinosauriern und Müllkatapulten ins All. Die Titelfigur und weiteres Personal ist manchem vielleicht aus dem Film »Heavy Metall« bekannt (die Gerichtsverhandlung mit dem mutierenden Spargeltarzan).
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Ergänzen muß ich noch um zwei »Metall Hurlant«/»Schwermetall«-Künstler und deren Werke.
Zum einen den bereits {von Gerd mit »Bob Loane«} erwähnten Phillipe Druillet und seine radikalen Comic-Tabelaus, die das Wort *krass* heutzutage noch verdienen, so schwarz, so spitz wie hier allein das Layout ist, brutale Gestalten einer tragischen Welt;
und den vielseitigen und bunten Caza. Caza driftet zwar auch gerne ins allegmein Phantastische oder Esoterische, aber er erzählt in seinen vielen kleinen Comic-Gedichten gerne im SF-Ambiente.
Soweit für heute. Will auch noch den Lesezirkel über Justina Robson besenfen.
Grüße
Alex / molosovsky
Bearbeitet von molosovsky, 07 Mai 2005 - 20:06.