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Wird SF von Fluchtliteratur dominiert?


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54 Antworten in diesem Thema

#1 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 01 Mai 2005 - 09:39

Konrad hat diese Frage aufgeworfen?Ich sehe die Berchtigung dieser Frage wenn ich mir die Inhalte der Gegenwarts-SF ansehe.Aber was ist Fluchtliteratur?Überlebt sie nun - in Zeiten von TUI (nach Konrad) - in der SF oder war SF schon immer Fluchtliteratur (was immer das auch sein mag.GrußThomas

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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#2 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 01 Mai 2005 - 09:58

Arg, ein eigener Thread, dann kopiere ich meine antwort mal hierher:Nein. Schaut euch mal die ganzen Regale mit seichten Liebesromanen an (zu erkennen am Titelbild, auf dem jeweils eine hübsche Frau einen hübschen Mann anschmachtet...).Das ist dann auch Flucht, Flucht vor der nicht funktionierenden Beziehung oder vor der Einsamkeit.Davon abgesehen ist mir "Flucht" in diesem Zusammenhang ein zu negatives Wort. Man könnte es auch "Abwechslung" oder "Fantasie anregen" nennen, und beides ist positiv.Außerdem ist die "Flucht" in die künstliche Realität eines Buches harmlos im Vergleich zur Flucht in Alkohol, Drogen, Fernsehsucht, Computerspiele und so weiter, weil Realität und Fiktion bei einem Buch ziemlich leicht zu unterscheiden sind.Selbstverständlich gibt es Leute, die Fantasy-Welten als Zuflucht wählen, aber meinem Empfinden nach ist das eine Minderheit.
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#3 Konrad

Konrad

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Geschrieben 01 Mai 2005 - 12:33

Nicht, daß ich mißverstanden werde, ich möchte hier keinenfalls den moralischen Zeigefinger schwingen.Fluchtliteratur ist für mich ein funktionaler Literatur-Typus, den es schon immer gegeben hat.Seine Aufgabe besteht darin, einen Leser von den Alltagssorgen abzulenken, aus der Realität zu entführen, und nach dem Zuklappen des Buchs, ohne größere Spuren im Bewußtsein zu hinterlassen, wieder zu verschwinden.Dieser Literatur-Typus wird üblicherweise in der Pubertät verschlungen, weswegen die Pädagogen nicht sehr freundlich mit dieser Art von Literatur umgehen.In meiner Jugend war noch Karl May der Favorit, aber schon dicht gefolgt von PR.Die Frage ist nun, ob sich Fluchtliteratur nicht heutzutage überproportional im SF-Genre breit gemacht hat.Gruß,Konrad

#4 Diboo

Diboo

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Geschrieben 01 Mai 2005 - 13:20

Das mit der Pubertät habe ich nicht verstanden. Die meisten Liebesromane werden von bereits deutlich älteren Hausfrauen erworben. Und die Funktion "Abschalten" - mir gefällt daher der Begriff "Abschaltliteratur" besser - kann ein heißer Fetzer in jedem Lesealter erfüllen. Ich lese SF übrigens aus exakt diesem Grunde und bitte alle Verlage inständig, möglichst viel "Flucht"literatur zu produzieren, damit ich genug Nachschub habe.

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#5 Konrad

Konrad

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Geschrieben 01 Mai 2005 - 13:32

Das mit der Pubertät habe ich nicht verstanden. Die meisten Liebesromane werden von bereits deutlich älteren Hausfrauen erworben.

Naja, es geht da nicht unbedingt nur um Liebeskummer, sondern auch um Zoff mit den Autoritäten. Und in diesem Zusammenhang gibt es halt die Neigung, den Problemen durch exzessiven Konsum dieser Literatur zu entfliehen. Daher der Name "Fluchtliteratur".

Bearbeitet von Konrad, 01 Mai 2005 - 13:35.


#6 Ronni

Ronni

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Geschrieben 01 Mai 2005 - 13:38

Ja, warum lesen ich denn einen Roman? Wohl um meine Welt zu verlassen und mich auf die Reise durch eine andere Welt zu begeben. Sei es nun eine SF-Welt, oder die Gedankenwelt eines Detektivs oder die zerstörte Welt eines Außenseiters. In dem Sinne fliehe ich mit jedem Roman aus meiner Welt und mit etwas Glück nehme ich nach der Lektüre etwas in meine Welt mit zurück.
Ein Roman ist immer erst einmal Unterhaltungsliteratur, manchmal auf hohem Niveau, manchmal mit Anspruch. Es soll natürlich Leute geben, die es mangels Phantasie nicht schaffen, sich in eine fremde Welt entführen zu lassen und sich deswegen nur daran erfreuen können, wie der Autor die Wörter aneinander gereiht hat. Manche von diesen phantasielosen Leuten werden dann Literaturkritiker, um den anderen einreden zu können, daß Bücher, für die man Phantasie braucht, Fluchtliteratur und somit was ganz furchtbares sind.

Gruß Ronni
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#7 Konrad

Konrad

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Geschrieben 01 Mai 2005 - 15:50

Ja, warum lesen ich denn einen Roman? Wohl um meine Welt zu verlassen und mich auf die Reise durch eine andere Welt zu begeben. Sei es nun eine SF-Welt, oder die Gedankenwelt eines Detektivs oder die zerstörte Welt eines Außenseiters. In dem Sinne fliehe ich mit jedem Roman aus meiner Welt und mit etwas Glück nehme ich nach der Lektüre etwas in meine Welt mit zurück.

Ich bin kein Literaturwissenschaftler, aber ich denke, daß hier die gezielte Berücksichtigung der Motivation des Lesers den Unterschied macht. Möchte ich meine Welt verlassen, um neue Quellen zur Bewältigung meiner eigenen Realität zu erschließen, oder um meine triste Realität zu vergessen. Bei der Fluchtliteratur ist ein Bezug zur Realität des Lesers unerwünscht, denn er könnte die "Flucht" vereiteln und ein deprimierendes Erinnern an die Probleme in der Realität auslösen. Daher werden Themen und Stoffe bevorzugt, die diesen Effekt garantiert nicht haben. Ich könnte mir vorstellen, daß dies ein Grund ist, warum Social-Fiction in der heutigen SF gemieden wird.

Bearbeitet von Konrad, 01 Mai 2005 - 15:53.


#8 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 01 Mai 2005 - 15:54

Ich könnte mir vorstellen, daß dies ein Grund ist, warum Social-Fiction in der heutigen SF gemieden wird.

ein interessanter Anknüpfungspunkt Gruß Thomas

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#9 Rusch

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Geschrieben 01 Mai 2005 - 18:22

Puh, nochmal Glück gehabt, denn ich mag sozial SF. :DAnsonsten halte ich das für totalen Blödsinn. Worin liegt der Unterschied, ob sich jemand drei Stunden vor den Fernseher knallt oder ein SF Buch liest? Wohl nur darin, dass der SF Fan noch mehr Leben in seiner Birne hat, sich anregen will und aktiv und nicht passiv unterhalten werden will. Fluchtliteratur? Blödsinn. Nur weil sie sich weigern, ein Quantum von 20 und mehr Fernsehstunden zu absolvieren werden SF Leser als entrückt bezeichnet. Das ist doch lachhaft. Wenn etwas eine Rolle spielt, dann ist es der hohe Prozentsatz von Geeks und Nerds, die an der SF hängen. Aber die werden nicht so, weil sie SF lesen, sondern die lesen SF weil sie so sind.

#10 Konrad

Konrad

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 11:51

@Rusch:Ich habe ja ein gewisses Verständnis für deine Empörung, :rolleyes: aber erkläre doch mal bitte, wie das Auflisten eines weiteren Fluchtmediums das ursprüngliche Statement entkräftet.Es ging ja nicht darum, grundsätzlich SF als Fluchtliteratur abzukanzeln, sondern einen gewissen Trend in der SF aufzuzeigen, den man als Verarmung begreifen kann.Gruß,Konrad

Bearbeitet von Konrad, 02 Mai 2005 - 12:00.


#11 Diboo

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 12:00

Es ging ja nicht darum, die Einzigartigkeit der Fluchtliteratur in der SF zu postulieren, sondern einen gewissen Trend in der SF aufzuzeigen, den man als Verarmung begreifen kann.

Kann.

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#12 Konrad

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 12:03

Oops, da war ich noch am Feilen der Formulierung.Daher der Edit.Daß Thomas mein Statement aufgegriffen hat, werte ich als Indiz, daß ich nicht ganz allein mit dieser Ansicht bin.

Bearbeitet von Konrad, 02 Mai 2005 - 12:05.


#13 Uwe Post

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 12:05

... aber warum sollte man?Ob eine "Flucht" stattfindet, kommt nicht nur auf den Autor an, sondern viel mehr auf den Leser. Man kann sich in so ziemlich jede künstliche Welt eines Buches zurückziehen, um "abzuschalten".
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#14 Konrad

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 12:07

Ob eine "Flucht" stattfindet, kommt nicht nur auf den Autor an, sondern viel mehr auf den Leser. Man kann sich in so ziemlich jede künstliche Welt eines Buches zurückziehen, um "abzuschalten".

Es geht mir nicht um die Flucht, sondern um eine Art der Literatur, die diesen Impuls gezielt bedient.

Bearbeitet von Konrad, 02 Mai 2005 - 12:18.


#15 Diboo

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 12:29

Es geht mir nicht um die Flucht, sondern um eine Art der Literatur, die diesen Impuls gezielt bedient.

Ja... und? Auch ein Roman mit großer moralisch-politischer Intention kann, um seine Botschaft zu transportieren, diesen Impuls bewusst bedienen. Sorry, ich wehre mich - offenbar nicht als Einziger - gegen die indirekt abwertende Konnotation dieser Art von Kategorisierung. An "Flucht" ist absolut nichts auszusetzen, Literatur, die diesen "Impuls bedient" ist damit nicht weniger wert als solche, die - und das ist jetzt meine Wertung - furchtbar anstrengend ist und sich dem Leser erst nach mehrstündiger philosophischer Kontemplation erschließt.

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#16 Lomax

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 12:45

Ich denke, "Fluchtliteratur" sollte man ebenso verstehen wie "Trivialliteratur": Nicht als monolithischen Block innerhalb der Literaturwelt, sondern als Merkmalsbündel, das sämtlichen Büchern mehr oder minder zu Eigen ist und auch zu Eigen sein muss, damit sie goutierbar bleiben. Die meisten Bücher bieten eskapistische Ansätze, und die wenigen, die das krampfhaft vermeiden, sind gewiss auch eine Art von "Fluchtliteratur" - nämlich Literatur, die den Leser flieht :rolleyes: (Sozialpädagogenliteratur?)Und wie bei der undifferenzierten Verwendung des Begriffs "Trivialliteratur" habe ich auch bei der "Fluchtliteratur" den Eindruck, dass hier mehr über die Perspektive des Kritikers ausgesagt wird als über die betrachtete Literatur. Wer also in der SF nach eskapistischen Ansätzen sucht, findet sie vermutlich in den meisten Büchern auch; aber das gilt auch für die meisten Werke anderer Genres.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#17 Rusch

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 13:49

@Rusch: Ich habe ja ein gewisses Verständnis für deine Empörung, :D aber erkläre doch mal bitte, wie das Auflisten eines weiteren Fluchtmediums das ursprüngliche Statement entkräftet. Es ging ja nicht darum, grundsätzlich SF als Fluchtliteratur abzukanzeln, sondern einen gewissen Trend in der SF aufzuzeigen, den man als Verarmung begreifen kann. Gruß, Konrad

Hm, dieses Argument kann man doch eigentlich auf jeden anwenden, der viel liest, oder. Er liest viel ergo will der Realität entfliehen. Ich drückte es anders aus: Anstatt sich vom Fernseher berieseln zu lassen wollen vielleser ihre Phanasie belebt sehen. Wenn Du den Sachverhalt so betrachtest, dann ich das Argument "Realitätsflucht" wohl nicht mehr haltbar. Und wenn doch, dann will ich all den Millionen Couch Potatoes und Videogame Freakes auch eine Realitätsfluch bescheinigt sehen. Trotzdem bleibe ich dabei: Der Ganze Begriff ist Unsinn.

#18 Rowlf

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 14:30

Fluchtliteratur? Nee. Eher im Gegenteil. SF ist für mich auch ein "Spezialwerkzeug" zum Entwickeln von What-If-Szenarien, die nicht immer angenehme Fragen stellen und oft noch unangenehmere Extrapolationen bieten.Aus meiner Sicht ist es häufig eher eine "ich-lass-mich-auf-was-ein-Literatur". Das kann natürlich Spaß machen, kann aber auch mühsam sein oder gar verunsichern. Aber joh - Sachen wie Harrisons Todeswelten sind wahrscheinlich "Fluchtliteratur".Als "Fluchtliteratur" würde ich Texte bezeichnen, in denen die Welt schlichter und übersichtlicher gestrickt ist, als die reale, wie in den schon erwähnten Arztromanen, Western und (zu großen Teilen) in der Fantasy. Texte, in denen man noch begreift, was gebacken ist - was einem in der Realität manchmal nicht mehr so recht gelingt.Da jegliche Form von Literatur ein Anliegen hat, find ich es müßig, eine davon wertend in die Ecke zu stellen, weil sie sich möglicherweise "nur" auf Unterhaltung beschränkt.Ich hab rein gar nix gegen Fluchtliteratur - höchstens gegen Literaturflucht :D.Achim@Rusch: Ist hiermit bescheinigt. Auch für Comicleser und alle, die irgendein Hobby haben.

#19 Konrad

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 14:51

Da jegliche Form von Literatur ein Anliegen hat, find ich es müßig, eine davon wertend in die Ecke zu stellen, weil sie sich möglicherweise "nur" auf Unterhaltung beschränkt.

... und wenn es auch nur das Anliegen ist, die Taschen des Autors zu füllen. :D Eskapistische Ansätze kann man sicherlich auch in Büchern finden, die man nicht der Fluchtliteratur zuordnen würde. Der Unterschied ist nur, daß bei der Fluchtliteratur dies das dominante Merkmal ist, dem sich alle anderen Eigenschaften unterordnen. Trotzdem habe ich nichts gegen Fluchtliteratur, wenn man auch anders gestrickte Bücher findet. Und das war meine eigentliche Aussage: Ich habe den Eindruck, daß Bücher mit diesem Merkmalsprofil im gegenwärtigen SF-Genre zu stark dominieren.

#20 Thomas Sebesta

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 21:23

Worin liegt der Unterschied, ob sich jemand drei Stunden vor den Fernseher knallt oder ein SF Buch liest? Wohl nur darin, dass der SF Fan noch mehr Leben in seiner Birne hat, sich anregen will und aktiv und nicht passiv unterhalten werden will. Fluchtliteratur?

Nun es gibt schon Paralellen - ich kann mit auch Äktschn-Literatur reinziehen und es ist nichts anderes als vor dem Fernseher einen Stalone-Quatsch zu sehen (naja, lesen muss man halt). Von dieser Sorte gibt's ja zu Hauf - ein bisschen Univesum, ein bisschen viel Bumm und Bäng unter den Titel SF und das wars - auch gut - aber das kann man schon unter Fluchtliteratur einreihen. Für mich hat ein guter Roman u.a. eine Aussage, eine Prämisse, die im Roman zu beweisen ist - ob es gelingt ist eine andere Frage. Sehr viel SF heutzutage (aber auch in der Vergangenheit) gelingt es ohne eine solche auszukommen - Fluchtliteratur. Da brauch ich mir keine Gedanken dazu machen - einfach rein in den Raumer, den Strahler umgeschnallt und ab geht die Post. Gruß Thomas

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#21 Uwe Post

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Geschrieben 02 Mai 2005 - 21:38

ich kann mit auch Äktschn-Literatur reinziehen und es ist nichts anderes als vor dem Fernseher einen Stalone-Quatsch zu sehen (naja, lesen muss man halt).

Nein! Es ist immer ein Unterschied, ob man liest oder fernsieht. Du sagst ja selbst: Lesen muss man halt. Genau das ist der Unterschied. Lesen ist eine aktive Tätigkeit fürs Hirn, die wesentlich anstrengender ist als fernsehen. Selbst bei Action-Literatur. Was die Flucht angeht: Das bedeutet doch, dass man absichtlich die Realität vernachlässigt, weil man keinen Bock auf sie hat. Ich bleibe dabei: Nicht der Autor entscheidet, ob der Leser sich in seine Welt flüchtet oder einfach nur das Buch genießt, ohne dabei seine Realität zu vernachlässigen. Das ist einzig und allein die Entscheidung des Lesers. Bleibt nur noch zu festzustellen, dass man es als Autor dem Leser leichter oder schwerer machen kann, zu fliehen. Aber das ist einfach nur die Frage nach anspruchsvoller Literatur oder reiner Unterhaltung. Und die ist doch akademisch. Es gibt beides, beides hat seine Existenzberechtigung.
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#22 molosovsky

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Geschrieben 03 Mai 2005 - 08:35

Und lesen ist viel sexier als fernsehen.Beim Fernsehen läßt man sich vergwaltigen und macht sich zum Schaaf.Ansonsten stimme ein wenig dem Klagen über *Fluchtliteratur* zu:so »Battletech«-Kram und überhaupt alles Serielle guck ich ziemlich verächtlich an, weil ich mich frage: was soll das anderes sein, als platteste »Weg aus der bösen bösen Wirklichkeit«-Unterhaltung.GrüßeAlex / molsovsky

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Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#23 Oliver

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Geschrieben 03 Mai 2005 - 09:09

Ich habe den Eindruck, daß Bücher mit diesem Merkmalsprofil im gegenwärtigen SF-Genre zu stark dominieren.

Lass mich bitte mal den advocatus diaboli machen: Ich möchte mal differenziert haben, ob es Dir nur darum geht, dass SF, die nicht Deinem Geschmack entspricht, zu sehr dominiert, oder bist Du der Ansicht, dass, sofern man/Du das verobjektivieren kannst, die Genre-Gewichtung der SF "nicht so ist, wie sie sein sollte" und wenn ja, warum. (Komplizierter Satz, ich weiß, ich kriege ihn im Moment nicht prägnanter hin.) Anders gefragt, oder auch nicht: Alle sind sich einig, Social Fantasies müssen sein. Warum eigentlich? Wenn ein Autor dazu was Interessantes zu sagen hat, immer gerne, diesem Sub-Genre aber mit sanfter Gewalt auf irgend eine Art und Weise eine Nische einräumen, nur weil es "sein müsse" möchte ich eigentlich nicht befürworten. Auch, weil ich denke, dass Bücher wie "1984", "Wir" oder auch "Planet der Habenichtse" usw. immer ihre Leser finden werden.

Bearbeitet von Oliver, 03 Mai 2005 - 12:06.

  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
  • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
  • • (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
  • • (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
  • • (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
  • • (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)

#24 Konrad

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Geschrieben 03 Mai 2005 - 11:46

Lass mich bitte mal den advocatus diaboli machen: Ich möchte mal differenziert haben, ob es Dir nur darum geht, dass SF, die nicht Deinem Geschmack entspricht, zu sehr dominiert, oder bist Du der Ansicht, dass, sofern man/Du das verobjektivieren kannst, die Genre-Gewichtung der SF "nicht so ist, wie sie sein sollte" und wenn ja, warum. (Komplizierter Satz, ich weiß, ich kriege ihn im Moment nicht prägnanter hin.)

Tja, beides ist natürlich miteinander verflochten, deswegen stelle ich meinen subjektiven Eindruck ja auch zur Diskussion. Ist doch klar, wenn ich zu den Liebhabern der Fluchtliteratur zählen würde, würde ich mich über dessen Dominanz wohl nicht beklagen. Andererseits habe ich, verglichen mit der gegenwärtigen Situation, in den 70er und 80er Jahren eine größere Anzahl von Bücher gefunden, die mehr zu bieten hatten, als eine kurzweilige Ablenkung. Nun kann man natürlich sagen, "da hat sich wohl dein Geschmack verändert". Dies ist sicherlich auch richtig, erscheint mir aber als Erklärung zu einfach, denn ein Großteil der Bücher in meiner Bibliothek zeigen immer noch, daß sie eine andere Qualität haben, als das derzeitige Angebot. Auch habe ich nun von mehreren Foristen die Meinung gehört, sie würden diesen Mangel nicht so stark empfinden, denn es gäbe ja noch mehr als genug Bücher der Vergangenheit, auf die sie zurückgreifen könnten. Für mich scheint diese Aussage ein klarer Indiz zu sein, daß etwas mit der Qualität der gegenwärtigen Bücher nicht stimmt. Gruß, Konrad

#25 Ronni

Ronni

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Geschrieben 03 Mai 2005 - 12:47

Es dürfte ein subjektiver Eindruck sein, daß die aktuelle SF-Literatur schlechter ist als früher. Es ist einfach logisch, daß bei einem Vergleich der letzten zwei Jahre mit den letzten 50 Jahren schon alleine aufgrund des größeren Zeitraums früher mehr gute Bücher erschienen sind. Auch früher sind pro Jahr durchschnittlich wohl nur um die fünf herausragende Bücher erschienen, und das dürfte auch in den letzten paar Jahren so gewesen sein (wobei "herausragend" auch stark vom persönlichen Geschmack abhängt).Hinzu kommt noch, daß sich die deutsche Verlagslandschaft in den letzten Jahren gewaltig geändert hat. Nachdem der Markt inzwischen von Buchfabriken dominiert wird, ist das Interesse an kleinauflagigen Titeln sehr tief gesunken. Wo früher aufgrund von Mischkalkulationen auch mal die eine oder andere schlechtverkäufliche Perle mitgeschleppt wurde, ist dies heute nicht mehr üblich. Ein Blick auf die nicht ganz so Auflagenabhängige Edition Phantasia oder den Shayol Verlag, sowie den (übersetzten) Storys in Alien Contact zeigt aber sehr wohl, daß noch so einiges erscheint, was sich von der Masse abhebt. Schlußendlich konnten die deutschen SF-Verlage früher aus dem Vollen schöpfen, da genug Klassiker des anglo-amerikanischen Marktes noch nicht übersetzt waren. Inzwischen stehen den deutschen Einkäufern nur noch relativ aktuelle Titel zur Verfügung.Gruß Ronni
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#26 Rusch

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Geschrieben 03 Mai 2005 - 13:36

Ich glaube, dass heute genauso viele oder wenige herausragende SF Romane erscheinen wie früher. Das Problem ist halt, dass man mit dem existierenden Fundus vergleicht und da finden sich vielleicht 200 herausragende Bücher. Da scheint viel, aber wenn man bedenkt, das diese in einem Zeitraum von über 60 Jahren erschienen, dann kommt man auf drei Werke pro Jahr. Also: Früher wie heute waren die Perlen dünn gesät.Zurück zum Thema Fluchtliteratur:Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, als ob dies ein Synonym für Belletristik ist. Unter dem Begriff versteht man ja Bücher, die als Unterhaltungsliteratur bezeichnet werden und nicht zu Hochliteratur gerechnet werden. Diese Bücher sollen unterhalten, den Leser in eine Geschichte eintauchen lassen und ihn letztendlich, wenn man so will, der Realität entfliehen lassen.

#27 Konrad

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Geschrieben 04 Mai 2005 - 11:19

@Ronni: Ich glaube auch, daß die deutsche SF-Landschaft in den 60er und 70er Jahren vom Nachholbedarf an Übersetzungen von amerikanischer Literatur profitiert hat. Das sieht man, wenn man die Differenz im Erscheinungsdatum zwischen der amerikanischen und der deutschen Veröffentlichung sieht. Dies war aber Mitte der 70er Jahre abgeschlossen. Trotzdem scheinen mir die 80er Jahre qualitativ besser gewesen zu sein, als die gegenwärtigen Publikationen.

Hinzu kommt noch, daß sich die deutsche Verlagslandschaft in den letzten Jahren gewaltig geändert hat. Nachdem der Markt inzwischen von Buchfabriken dominiert wird, ist das Interesse an kleinauflagigen Titeln sehr tief gesunken. Wo früher aufgrund von Mischkalkulationen auch mal die eine oder andere schlechtverkäufliche Perle mitgeschleppt wurde, ist dies heute nicht mehr üblich.

In der Tat scheint mir dies ein wichtiger Grund zu sein. Ich könnte mir auch vorstellen, daß sich der amerikanische Markt verändert hat, was die internationale Vermarktung angeht. Die Auslandsrechte sind teurer geworden und wahrscheinlich setzt man daher zur Risikominimierung auf "standardisierte Produkte". @Rusch: Ich dachte bisher, "Belletristik" ist das Gegenstück zur Abteilung "Sach- und Fachbücher", und umfaßt alles von Hoch- bis Trivialliteratur. :lol: Fluchtliteratur findet man m.E. auch in der Hochliteratur, nur heißt sie dann etwas netter "Eskapistische Literatur". :lol:

#28 Diboo

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Geschrieben 04 Mai 2005 - 11:22

Die Auslandsrechte sind teurer geworden und wahrscheinlich setzt man daher zur Risikominimierung auf "standardisierte Produkte".

Wie kommst Du denn darauf? Das wird m. E. nach deutlich überschätzt.

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#29 Ronni

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Geschrieben 04 Mai 2005 - 12:41

Da muß ich Diboo zustimmen (Oh Gott, daß mir das noch mal passiert :) ). In dem niedrigauflagigen Bereich, um den es hier geht, sind die Preise für die Auslandsrechte relativ moderat. Wenn man jetzt aber mal die Kosten für die Rechte, Übersetzung, Lektorat, Cover etc. zusammenzieht, kommen halt mal auf die Schnelle EUR 5000 zusammen, oftmals deutlich mehr bei den heutzutage üblichen Ziegelsteinen. Bei einer verkauften Auflage von 10.000 Ex. läßt sich das wegstecken, bei einer Auflage von 3000 dann eher nicht.Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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#30 Diboo

Diboo

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Geschrieben 04 Mai 2005 - 12:57

Da muß ich Diboo zustimmen (Oh Gott, daß mir das noch mal passiert :) ).

Wir sind viel öfter einer Meinung, als Du denkst ;o) Dirk, der jetzt noch ein bisserl McCollum übersetzt...

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