Da gestern abend ein erster Besprechungstermin im Another Country in Berlin zu diesem Roman (igittegitt!) statt fand, und ein Folgetreffen anberaumt wird, da die meisten dort es nur an- und nicht finis gelesen hatten, möchte ich hier die Möglichkeit entstehen lassen, das Andere ihre Erfahrungen darmit aufzeichnen.
(Dieser 1. Absatz als kleine Hommage an den verquirlten Schreibstil im Buch. )
Die 2 Anwesenden, die das Buch schon intus hatten, waren sich einig dass es sich NICHT (wie Neil Gaiman behauptete - ach, übrigens, HdR-Liebhaber jetzt bitte schnell zum Absatzende vorspulen! ) um das "beste Fantasy-Werk seit 70 Jahren" handle, sondern eher um einen schön trickreichen Zauberhut, der leider auch seine Längen hat.
Es handle sich eher um ein Werk, dass die Beschaffenheit eines Romans an sich, und von menschlicher Fantasie, und Fantasy-Werken, untersucht, und darmit spielt. Eine Hommage an den britischen Naturalisten William Morris (1834-1896), der Stilgeber für Größen wie Lewis, Eddison und sicher auch Tolkien war, mit seinem Roman "Wood beyond the World". Sein zentrales Anliegen war es zurück zur Natur & Einfachheit zu kehren, und sein Design-Stil in punkto Verzierungen und Möbel folgte dem Prinzip "Handwerk ist Kunst" (daher auch der Name der von ihm begonnenen Bewegung, die bis heute als Fach in vielen engl. Public Schools unterrichtet wird - "arts and crafts"). Morris führte in diesem Roman wohl auch das Spiel mit gelegentlicher Nutzung einer pseudo-alten Missbuchstabierung bestimmter Wörter ein, das Andere (auch Clarke) dann in ihren Fantasy-Werken, sozusagen als unmissverständliche Einordnungshilfe, nach ahmten.
Mein Eindruck ist, dass das Buch sich ganz gut lesen lässt (bisher - ich bin so ca. ein Zehntel drin) trotz Langatmigkeit, u.a. weil es viele lustige Wortwendungen und Beschreibungen gibt (innerhalb den ersten 50 Seiten wird schon vorweg von einem Charakter die totale Verachtung für alles Fiktive ausgesprochen! :lol:). Die Fußnoten ignoriere ich erstmal möglichst. Ich denke das "Dahinplätschern" ohne wirkliche Handlung, das anderswo (z.B. bei den Amazon.de-Rezensionen) darmit in Verbindung gebracht wird, wird mir nicht so sehr zur Last fallen, weil ich eben auch ältere britische Texte (wie "Water Boys") gelegentlich gelesen habe, und daher daran gewöhnt bin. Früher (und jetzt wieder heuer!) schrieb man anders als heute. Es muss für meinen Geschmack eben immer noch ein bisschen unterhaltend bleiben, wenn frau nicht schnell zur Sache kommt - und das schafft sie gut so weit wie ich jetzt bin.
Fazit (ohne das Buch zu Ende gelesen zu haben!): Es scheint mir das Buch ist eher ein Experiment in, und eine Hommage an, Schreibstile, und daher sicherlich auch interessant. Eine Stimme aus dem Treffen gestern meinte, es sei auch, wie die besseren Fantasy-Werke, eine selbst-reflektierende Phantasie, und müsste schon deswegen gelobt werden.
Was meint ihr dazu? Kommt in der dt. Ausgabe auch dieses Wortspielerische rüber?
P.S.: Das Buch soll wohl verfilmt werden, und Clarke hat jetzt doch einen 2. Band in der Mache, nachdem sie anfangs schwor es nie zu tun (denn sie saß wohl 10 JAHRE an ihrem Erstling). Tja, die Macht von erfolgsverwöhnten Marketing-Abteilungen...
P.P.S.: Außer dass es um Zauberei geht, hat das Buch mit Harry Potter nur so viel zu tun, dass es vom selben Verlag veröffentlicht wird. Viel mehr wohl nicht.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 04 Mai 2005 - 10:08.