Konrad schrieb am 11 May 2005, 17:47:
Da stellt sich für mich die Frage, welchen Wert ein Buch noch hat resp. haben soll, wenn man es fertig gelesen und zugeklappt hat. Bei dem Genre SF insgesamt kann ich da folgende Möglichkeiten ausmachen: 1. Antwort auf reale gesellschaftliche Zustände, etwa in der Art wie "1984" eine Antwort auf die Totalitarismen der 30er und 40er Jahre war 2. Als selbstverständlich angesehene Gegebenheiten auf allen Ebenen zu hinterfragen. Also sowohl physikalisch wie biologisch wie geistig und gesellschaftlich. Das fängt an bei der Raumzeit - warum nur 3 Dimensionen - und geht über Welten, woe die Erde eben keine Kugel ist bis zu alternativen Gesellschaftsentwürfen 3. Lösungen für konkrete Probleme entwerfen 4. Das Interesse sowohl an Natur- als auch Geisteswissenschaften födern, weil SF so oder so da immer viel mit sich rumschleppt oder voraussetzt. Aber diese Funktionen kann SF nur dann haben, wenn sie über gute und spannende und verrückte Geschichten realisiert werden. Wenn eine abgedrehte Welt oder eine Kultur mit drei Geschlechtern dem Leser nicht präsentiert werden, um ihn über physikalische oder gesellschaftliche Alternativen zu belehren, sondern um eine Geschichte noch spannender und verrückter zu machen.Beverly schrieb am 11 May 2005, 16:26:
Sehe ich nicht so. Ich denke, jeder Unterhaltungsliteratur, aus der ein Leser Erkenntnisse für seine Wirklichkeit übertragen kann, sollte man nicht Fluchtliteratur nennen. Die undifferenzierte Benutzung dieses Worts als allgemeines Synonym für Unterhaltungsliteratur, halte ich für falsch. Insofern ist für mich Fluchtliteratur immer mit dem Attribut "seicht" verbunden, da dies genau den Umstand beschreibt, nach dem Ende der Lektüre für den Leser keinen Wert mehr zu haben.Kann man nicht auch Wagner-Opern als "Flucht aus der Wirklichkeit" interpretieren. Oder Shakespeares Dramen?