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Bernhard Kempen: Die Erinnerungen des Dr. Konter


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12 Antworten in diesem Thema

#1 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 21 Mai 2005 - 10:38

Hier kommt eine Bonus-Kurzgeschichte, die uns Bernhard zur Verfügung gestellt hat, diesmal nicht im "Greedy-Zyklus". Sie lag als komprimiertes RTF-Dokument zum Download vor:

Die Erinnerungen des Dr. Konter

(Ich hab den Link inzwischen "entankert" - d.h. es ist keiner mehr - denn Ronni hat sie im folgenden Post im Volltext eingestellt. Danke, Ronni! Jetzt müsstest du nur noch wagen, mal ein - ruhig kurzes - Kommentar dazu ab zu geben! ;))

Sie wurde bisher nur in der "taz" veröffentlicht. Ich bin gespannt...

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 21 Mai 2005 - 12:46.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#2 Ronni

Ronni

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Geschrieben 21 Mai 2005 - 10:57

Bernhard Kempen
Die Erinnerungen des Dr. Konter


»Wie lange ist sie schon tot?«
»Seit höchstens drei Stunden.«
»Ausgezeichnet! Dann sollten wir keine Zeit verlieren.«
Der Notarzt schüttelte erneut den Kopf. Alles war so schnell gegangen, daß er immer noch nicht begriffen hatte, was hinter all der hektischen Aufregung steckte. Als man ihn an den Tatort gerufen hatte, war die junge Frau bereits mausetot gewesen. Vergewaltigt und mit einem Messer ziemlich übel zugerichtet. Eine schlimme Sache, aber als Notarzt wurde man pro Woche mindestens ein Dutzend Mal mit solchen Fällen konfrontiert. Und es war wie immer ein ruhiger Job für ihn gewesen - zumindest zu Anfang. Er hatte wie üblich ohne Hast den Tod festgestellt, eine Weile zugesehen, wie die Ermittler von der Polizei die Spuren erfaßten, und dann dafür gesorgt, daß die Leiche fortgeschafft wurde.
Doch diesmal hatte er unterwegs einen Anruf erhalten. Er sollte die Tote in die Universitätsklinik bringen - und zwar möglichst schnell, ohne daß man ihm einen Grund für die plötzliche Eile genannt hatte. Er war den Sanitätern gefolgt, die die Bahre durch menschenleere Korridore geschoben hatten, bis sie diesen kleinen Raum erreichten, wo der Mediziner, der sich als als Dr. Penser vorgestellt hatte, die Leiche so freudig in Empfang genommen hatte.
»Wenn Sie glauben, daß Sie die Tote wiederbeleben können, muß ich Sie enttäuschen«, sagte der Notarzt und betrachtete das Durcheinander aus Blechkisten, Kabeln und Monitoren, mit dem Dr. Penser hantierte. »Der Täter hat ganze Arbeit geleistet. Allein die Stichwunden im Herz sind ...«
»Das Herz interessiert mich nicht«, erwiderte der Universitätsmediziner ungeduldig. »Es genügt mir vollauf, wenn das Gehirn einigermaßen intakt ist.«
Der Notarzt beobachtete schweigend, wie sein Kollege nun irgendwelche Elektroden am Kopf der Leiche befestigte und einen Bildschirm einschaltete, der zunächst nur undefinierbares Schneegestöber zeigte.
»Wir wollen einen Memory-Scan durchführen«, ließ sich Dr. Penser endlich zu einer Erklärung herab. »Mit dieser Vorrichtung können wir den Gedächtnisinhalt dieser bedauernswerten jungen Dame auslesen und die visuellen Daten auf dem Bildschirm sichtbar machen. Und wenn wir Glück haben, ist etwas Brauchbares dabei.«
Jetzt konnte sich der Notarzt plötzlich erinnern, vor einiger Zeit etwas über diese neue Technik gelesen zu haben. »Sie haben es tatsächlich geschafft, die Verbindung zwischen elektronischen und neuralen Impulsen so abzustimmen, daß ein Datenfluß in beide Richtungen möglich ist?« fragte er erstaunt.
»Dr. Konter hat uns ein nützliches, aber auch schweres Erbe hinterlassen«, sagte der Mediziner. »Er stand kurz vor dem Durchbruch zur Anwendungsreife, als er von einem Tag auf den anderen spurlos verschwand. Wir haben es vor kurzem geschafft, die neuronalen Phasenschwankungen in den Griff zu bekommen, so daß wir nun zumindest Daten von biologischen auf elektronische Medien übertragen können.«
»Beeindruckend ... wirklich beeindruckend«, murmelte der Notarzt. »Das heißt, wenn diese Frau ihren Mörder gesehen hat, erhalten Sie ein gestochen scharfes Fahndungsfoto.«
»Wir sollten uns nicht zu früh freuen«, wiegelte der Mediziner allzu große Erwartungen ab, »immerhin könnte der Täter maskiert oder nur undeutlich zu erkennen gewesen sein.«
Der Notarzt kam näher, als sich auf dem Bildschirm etwas tat. Zunächst waren nur undeutliche Schlieren zu erkennen, dann schälten sich Gesichter aus dem Nebel, eine Straße, Schaufenster, Fassaden, nichtssagende Gesichter von Passanten ...
»Wie wollen Sie aus all den Erinnerungen eines Lebens ausgerechnet den Zeitpunkt des Todes herausfiltern?« fragte der Notarzt.
»Ganz einfach - wir suchen nur im Kurzzeitgedächtnis«, sagte Dr. Penser mit einem lässigen Schulterzucken. »Es hat eine sehr typische Signatur, auf die ich die Sensoren eingestellt habe.«
Er zeigte auf einen Monitor, über den verschiedene Wellen wanderten, die bereits etwas flacher geworden waren, seit der Mediziner die Tote an die Geräte angeschlossen hatte. Der Notarzt erkannte, daß es Gehirnströme waren, aber er verstand zuwenig von Enzephalographie, um mehr in den Leuchtspuren erkennen zu können.
»Da!« rief er plötzlich. »Das ist der Tatort!« Plötzlich war auf dem Bildschirm, vor dem Dr. Penser Platz genommen hatte, der verlassene Hinterhof zu sehen, wo man die Tote aufgefunden hatte. Dann schob sich ein Gesicht ins Bild, das Gesicht eines Mannes im mittleren Alter mit langen schwarzen Haaren. Eine schnelle Bewegung, etwas, das kurz in seiner rechten Hand aufblitzte, dann zwischen tristen Dächern ein abendlicher Himmel, der rasch dunkler wurde. Die Dämmerung des Todes, dachte der Notarzt, als er die letzten Eindrücke der Sterbenden betrachtete.
Dr. Penser hatte atemlos das Geschehen verfolgt und schenkte den anschließenden huschenden Bildern - offenbar die letzten Zuckungen des absterbenden Gehirns - nur wenig Beachtung, sondern wandte sich einem anderen Monitor zu. Dort spulte er die Aufzeichnung vor und zurück, setzte eine Bildbearbeitungssoftware ein, um die flüchtigen Gedächtnisinhalte zu optimieren, und konnte schließlich ein Standbild abspeichern, dessen Qualität zwar nicht die einer Fotografie erreichte, aber die unverwechselbaren Gesichtszüge eines Mannes - des Mörders dieser Frau - zeigte.
»Gratuliere!« sagte der Notarzt. »Wenn die Polizei dieses Bild ins Fahndungsnetz stellt, dürfte der Kerl innerhalb kürzester Zeit identifiziert sein.« Er warf einen Blick auf die Leiche. »Leider ist ihr damit nicht mehr geholfen.«
»Wir haben schon eine Menge erreicht, wenn sich jeder potentielle Mörder von nun an bewußt machen muß, daß es immer einen letzten Zeugen für seine Tat gibt«, sagte Dr. Penser.

* * *

Der ältere Mann mit der Halbglatze stand zitternd auf, als sich die Erregung des Blutrausches verflüchtigte. Es war schon die neunte Frau, die seinem ununterdrückbaren Trieb zum Opfer gefallen war. Es hatte vor knapp einem Jahr begonnen, als sich sein Leben grundlegend verändert hatte. Er hatte seine Familie, seine sichere Anstellung, seine geordnete Existenz aufgegeben - aber nicht sein Lebenswerk. Nachdem er sich das Blut von den Händen gewischt hatte, zog er ein kleines Gerät aus einer Tasche. Er drückte die Kontaktfläche gegen den Schädel der Toten und aktivierte die Löschfunktion. Nachdem das Kurzzeitgedächtnis der jungen Frau ausradiert war, überspielte er die künstlichen Erinnerungsdaten, die er vor einigen Tagen vorbereitet hatte. Es war kein besonderes Problem gewesen, die Szenen vom Tatort, den er sorgfältig ausgesucht hatte, ein wenig Handlung und ein beliebiges Gesicht mit einem Animationsprogramm zusammenzustellen und dem Ganzen zum Schluß noch den besonderen verwaschenen Touch einer menschlichen Erinnerung zu geben. Er wußte genau, daß sich die Entwicklung des Memory-Scanners nicht aufhalten ließ - schließlich hatte er selbst die Grundlagen zu dieser Technik gelegt. Aber seine Kollegen an der Universität würden noch Jahre brauchen, bis sie den Vorsprung eingeholt hatten, den Dr. Konter sich mit seinem Memory-Recorder verschafft hatte.

© Bernhard Kempen - Alle Rechte vorbehalten

Bearbeitet von Ronni, 21 Mai 2005 - 10:59.

Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#3 Ronni

Ronni

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Geschrieben 21 Mai 2005 - 10:58

Ich habe die Story mal komplett ins Forum gepostet, daß mit dem gezippten RTF-File erschien mir dann doch zu kompliziert. Bernhard ist damit einverstanden.Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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#4 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 21 Mai 2005 - 11:55

Eine gelungene Flash Story: Nichts Überflüssiges, dafür ein schneller Einstieg mit unerwartetem Dialog, eine SF-Erfindung, technisch gut erklärt, gelungene Charakteren und ein überraschendes Ende. Was will ich mehr? Topp!

#5 Jueps

Jueps

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Geschrieben 21 Mai 2005 - 12:04

Oh, das ist eine wunderbare, kleine Geschichte.Anfangs recht gemächlich, man denkt: "Ganz nett, ganz nett", doch nach dem Umschwung zu Dr. Konter erkennt man die kluge Idee hinter dem Ganzen.Noch dazu passabel geschrieben, mit dem ein oder anderen, rhetorischen Mittel.Über den Namen "Dr. Konter" würd ich noch einmal ernsthaft nachdenken, aber ansonsten gefällt's mir echt sehr gut! ;)

Bearbeitet von Jueps, 21 Mai 2005 - 12:05.

»Ich bin nicht besonders helle, und es dauert ein bißchen, bis ich etwas kapiere. Aber wenn du mir Zeit läßt, dann werde ich lernen, dich besser zu verstehen als irgend jemand sonst auf der Welt.«


#6 lapismont

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Geschrieben 21 Mai 2005 - 18:45

Ja, schöne Idee, knapp erzählt. Mir aber etwas zu erklärend. Gerade der Schlussabschnitt hätte meines Erachtens mehr gewirkt, wenn er die Figur nicht über Dinge nachdenken ließe, die diese eh schon weiß. Das wirkt auf mich unglaubwürdig. So eine typische: Der Mörder erklärt uns den Tathergang-Story.Ich mag es mehr, wenn der Leser durch das Beobachten der Figuren darauf kommt.

Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#7 Sullivan

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Geschrieben 23 Mai 2005 - 09:57

Bei mir geht der Daumen ebenfalls nach oben. Es wird keine Zeit mit Erklärungen verschwendet, sondern es geht gleich zur Sache - und das mit hohem Tempo, man verschlingt die Geschichte förmlich.Die Idee mit dem Gedächtnis-Scan ist zwar nicht neu, aber Bernhard Kempen hält sich richtigerweise nicht lange damit auf. Der Auftritt von Dr. Konter ist eine schöne Überraschung und sorgt für den richtigen Schlusspunkt. Sehr gut!Mit seiner kleinen Kritik gebe ich lapismont recht. Weniger Erklärungen im letzten Abschnitt hätten die Wirkung noch gesteigert und Dr. Konter unheimlicher, berechnender gemacht. Der erste Teil zeigt dafür, wie eine gute Kurzgeschichte auszusehen hat: knapp und klar, ohne überflüssige Schnörkel. Von den 3 Geschichten hat mir diese am besten gefallen.Sullivan

#8 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 23 Mai 2005 - 12:14

Mir aber etwas zu erklärend. Gerade der Schlussabschnitt
:

Ja, mir geht's ähnlich. Es ist sehr schwer eine KURZE KG (was rockmysoul67 "Flash" nennt) gut hin zu kriegen. Das Novum der Geschichte (der Erfinder manipuliert die Erinnerung) ist klasse, aber die Ausführung, besonders am Ende, hätte evtl. ein wenig stilvoller sein können...

Sullis Bewertung

Von den 3 Geschichten hat mir diese am besten gefallen.

erinnert mich daran, dass wir so etwas auch gerne im Bonus-Thread in der Vergangenheit gemacht haben: Sagt doch mal wie ihr die 3 Stories im Vergleich fandet...

Meine Lieblingsstory ist ganz knapp die 2. (weil ich dabei so viel gelacht habe), dann Duft der Orangen, dann obige. Im G&G finde ich, dass es Bernhard nicht an Ideen hapert, aber dass er sich gelegentlich einen etwas schwungvolleren Schreibstil erlauben dürfte. Er ist eben ein sehr guter Übersetzer (gerade las ich aus dem neuen AC-Jahrbuch die von ihm übersetzte KG Invasion der Uranier - tolle Leistung!). Vielleicht ist ja auch das vorsichtigere Formulieren einfach SEIN Stil...

Wenn es weitere KGen von ihm in Zukunft gibt, werde ich sie mir definitiv vornehmen.

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 23 Mai 2005 - 12:15.

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#9 lapismont

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Geschrieben 23 Mai 2005 - 12:23

Mir hat Der Duft der Orangen am besten gefallen, dann der Bonus und danach die andere KG.Der Duft ist einfach fluffig und originell.

Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#10 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 23 Mai 2005 - 13:06

"Der Duft der Orangen" gehört ist eine meiner favoriten Kurzgeschichten. Sie ist somit auf Platz 1. "Die Erinnerungen des Dr. Konter" finde ich ganz nett. Damit landet diese Kurzgeschichte auf Platz 2. "Freier Leben" finde ich misslungen, deshalb hier auf Platz 3. Zwei Fragen an Bernhard: Wirst du hier ein abschliessendes Kommentar schreiben? Planst du einen SF-Roman? (Auf Epilog steht etwas von einem apokalyptischen Thriller.) Link: auf Epilog findet man Verschiedenes über und von Bernhard Kempen. Besonders interessant finde ich seine "Erfahrungen eines Romanübersetzers".http://www.epilog.de...rnhard_1961.htm

#11 Gast_Bernhard Kempen_*

Gast_Bernhard Kempen_*
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Geschrieben 28 Mai 2005 - 14:40

Hallo, liebes Forum!Zunächst einmal vielen Dank, dass Ihr Euch so viel Zeit genommen habt, meine Geschichten zu lesen und so sach- und fachkundig zu beurteilen! Ich bin zutiefst beeindruckt, von der Vielfalt und vor allem der Qualität Eurer BeiträgeErstaunt war ich, wie die Geschichten bei Euch angekommen sind - »Dr. Konter« auf Platz 1, dicht gefolgt vom »Duft der Orangen«, und »Freier leben« ziemlich weit abgeschlagen. Okay, ich hatte ja schon angedeutet, dass ich mit letzterer Story selber nicht so ganz zufrieden bin. Dass meine persönliche Einschätzung ganz anders aussieht, sollte eigentlich nicht verwundern. »Dr. Konter« habe ich mal schnell an einem Nachmittag als Auftragsarbeit für die taz runtergeschrieben, während ich in »Freier leben« sehr viel Herzblut investiert habe. Fazit: Herzblut steigert nicht unbedingt die Qualität eines Textes.Das grundsätzliche »Problem« mit Greedy ist auch, dass ich sie als Serienfigur angelegt habe. Beim »Duft der Orangen« steht die Geschichte im Vordergrund, während ich mir in »Freier leben« viel mehr Mühe mit ihrer Charakterisierung gemacht habe (was bei Euch gar nicht angekommen ist - muss ich mal drüber nachdenken, woran das liegt ...). Das mit der Fähigkeit zur Geschlechtsumwandlung ist zum Beispiel eine ganz wichtige Sache ... Aha! So langsam wird mir klar, warum die Story nicht richtig funktioniert: Ich habe zwei »große« Themen reingepackt - Nudismus und G-Umwandlung - und beide nicht miteinander verbunden (außer über die Figur des Hermann, was zu wenig ist). Und eine richtige Pointe gibt†™s auch nicht. Das wäre etwas, wo ich bei einer Überarbeitung ansetzen könnte ...Darüber hinaus gibt es noch zwei fast fertige Roman um Greedy - »Arkadia« und »Darling«. Im ersten Band geht es um einen Journalisten, der ihre Heimatwelt besucht und sie kennen lernt, und im zweiten spielt Greedys Raumschiff die Hauptrolle. Weitere Geschichten befinden sich im Ideenstadium, abgesehen vom Fragment eines weiteren Romans mit dem Titel »Zerberus«, den ich ungefähr als Band 5 der Serie angepeilt habe. Bevor Ihr nach einer möglichen Veröffentlichung fragt, gleich meine Gegenfrage: Kennt Ihr etwa einen deutschen Verlag, der einen erotischen SF-Roman von einem relativ unbekannten deutschen Autor bringen würde? Na gut, einen gibt†™s da vielleicht doch, der sich auf so was einlassen würde ...Ansonsten habe ich gerade meinen dritten Atlan-Roman abgeschlossen, der als Band 33 der Serie erscheinen wird, und bis tief in den Winter stehen jede Menge Übersetzungsaufträge an. Deshalb wurde auch der apokalyptische Thriller vorläufig auf einen späteren Termin verschoben. Wenn ich zum Ausgleich mal was eigenes schreibe, sind das zur Zeit eher kabarettistisch angehauchte Texte für meine Erotik-Lesungen. Wenn ich genug zusammen habe, wird vielleicht mal ein Buch draus ...Nochmals vielen Dank für die zahlreichen Anregungen. Hat mir großen Spaß gemacht, die Diskussion zu verfolgen. Weiter so!Viele GrüßeBernhard Kempen

#12 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 28 Mai 2005 - 22:58

Nett, dass du dich meldest! Lesen würde ich deine zwei (!) Greedy-Romane natürlich gerne, falls sie publiziert werden. Hmm, hat der AC keine Lust?

ich mir in »Freier leben« viel mehr Mühe mit ihrer Charakterisierung gemacht habe (was bei Euch gar nicht angekommen ist - muss ich mal drüber nachdenken, woran das liegt ...)

Was für Charakterisierung? Dass sie Sex und Nudismus mag, war schon bekannt. Dass sie sich selbst geschlechtswandlen kann, mag man einer Ausserirdischen zugestehen (auch wenn sie a ) selbst nicht weiss, wie sie das macht und b ) dies kein Charakterzug ist). Das Problem liegt bei der Logik (wie tut sie Hermann geschlechtsverwandelen, geschieht das jetzt wohl oder nicht) und beim Fehlen einer Spannungsaufbau (keine echten Hürden bei der Diplomatenmission oder bei der Freundschaft). Die Deutschtümelei ist dagegen Geschmacksache (nicht mein Geschmack; ich fand, dass es bei der Intergalaktische Greedy fehl am Platz war).

#13 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 28 Mai 2005 - 23:14

Beim »Duft der Orangen« steht die Geschichte im Vordergrund, während ich mir in »Freier leben« viel mehr Mühe mit ihrer Charakterisierung gemacht habe (was bei Euch gar nicht angekommen ist - muss ich mal drüber nachdenken, woran das liegt ...).

Also bei mir ist es angekommen - ich fand die 2. Geschichte Ok. Auch lernt man Greedy wesentlich besser kennen, weil sie mehr Interaktion und Dialoge mit diversen Anderen hat. Und, wie gesagt, sehr lustig. Nur der Plot war eben am Ende etwas fad; in dem Punkt ist die 1. KG definitiv die rundeste für mich. Ich nehme an, die neuen Greedy-Romane erscheinen bei Shayol, und wir kriegen das hier im Forum sicherlich mit. Die Erotikromane sollen also in einem größeren Verlag erscheinen? Da wär ich überfragt. Hast du schon mal überlegt, sie zuerst ins Englische zu übersetzen, und "overseas" zu veröffentlichen? Ich bedanke mich auch fürs Reinschauen. Die Greedy-KGen waren jedenfalls mal was ganz Anderes, als das was ich sonst zu lesen bekomme, und machen Lust auf mehr... ^_^

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 29 Mai 2005 - 08:22.

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Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

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