Manchurian Candidate (1962/2004)
(die jeweiligen dt. Titel finde ich so daneben, dass ich sie hier erstmal aus lasse) in die SF-Filmdatenbank gehört. Die Urversion war ein Kultfilm der Sechziger in den USA - mit Frank Sinatra in der Marco-Rolle, der den Stoff so bewunderte, dass er die Filmrechte erwarb, und daher seine Tochter heuer ein Remake drehen ließ, das vor ziemlich genau 1 Monat relativ unbeachtet bei uns in den Kinos lief.
Ich lege diesen Thread also an, um etwas Diskussion über diese Filme zu animieren. Und die SF-Verwandtschaft zu klären.
Story
Eine Mannschaft US-Soldaten gerät im fernen/mittleren Osten in einen Hinterhalt. Sie verschwinden 3 Tage und kehren dann, minus 2 Kameraden, erschöpft und verwundet zurück. Alle beteuern dauernd dass sie dies nur Shaw zu verdanken haben, einem superkorrekten Kollegen, der aber im Kampf auf einmal auf drehte. Nach der Heimkunft suchen aber fast alle schlimme Alpträume heim, die einen anderen Ablauf andeuten. Lt. Marco, der die Mannschaft befehligte und auch mehr und mehr von Zweifeln geplagt wird, beginnt einige Ungereimtheiten zu untersuchen. Inzwischen ist Shaw teil der hohen politischen Szene, in der seine Mutter aktiv ist, die ihren Sohn (und im Original ihren Mann) mit allen Mitteln im Senat voran bringen will. Mit der Zeit wird Marco, und auch Shaw, klar, dass sie manipuliert wurden, und nur Rädchen sind in einem ungeheuerlichen Machtkomplott, der nur tödlich enden kann...
Kritik
Das Original ritt auf der großen Welle der Kommunismusangst in den USA in den Sechzigern. Die Schauspieler um die großartige Angela Lansbury als machtgetriebene Mutter durften Dinge tun, die man so noch nie gesehen hatte - der Plot nahm immer wieder unerwartete Wendungen und blieb trotzdem geradlinig (wenn auch für den Mainstream evtl. etwas zu SF-artig, also unglaubwürdig?). Regisseur Frankenheimer drehte wie immer einen sehr rasanten, spannenden Film.
Frank Sinatra war mir allerdings etwas zu heldenhaft, und Janet Leigh, als die Frau die plötzlich ein Interesse an ihm hat (so plötzlich dass man sich fragt, ob sie nicht irgendeine Agentin ist - das wird nie geklärt), zu sehr nur eine Dialog-Requisite.
Da ist das neue Drehbuch von Daniel Pyne schlüssiger, finde ich. Hier ist die Frau die Marco im Zug anspricht, toll gespielt von Kimberly Elise, jemand die er schon kennt, und hat danach eine wesentlich klarere Rolle. Auch die Mutter, großartig teuflisch dargestellt von Meryl Streep, hat eine viel klarere Motivation - nämlich dass sie als Senatorin wohl kaum Präsident werden kann, direkt nach "911". Also will sie die Hand "hinter dem Thron" werden. Denzel Washingtons Marco fand ich auch sehr überzeugend - auf jeden Fall ist er nicht so ein Held wie Sinatras Variante.
Der neuere Film ist meines Wissens auch die erste Hauptrolle für Liev Schreiber, der bisher eher Nebenrollen spielte, z.B. den introvertierten Physiker in Sphere. Schon allein wegen seiner "Delivery" (also die Art wie er seinen Text spricht - gibt's dafür ein dt. Wort?) sollte man den Film im Original sehen.
Trotz allem Lob und großer aktueller politischer Relevanz (bei IMDB gibt's einen Mitglieds-Thread mit dem Titel "Bush IS the M.C."

Letztendlich bleibt einem aber beim Remake (Regie: Jonathan Demme) das Schwelgen in der Schauspiel-Leistung. Und in der großartigen Kameraführung/Beleuchtung: Ich kann mich an keinen anderen Film erinnern, in dem Helligkeit so eine deutliche Bedeutung bekommt; als ob nur die Welt des erwachten Schläfers, wenn er die Befehle befolgt, rein und wahr ist, der normale Alltag nur ein dumpfer Traum.
Ach so, in meinen Augen sind beide Filme SF. Im Neueren gibt es sogar Implantier-Gadgets, die der nette schrullige dt. Wissenschaftler (gespielt durch Bruno Ganz!


Hat jemand von euch den neuen Film überhaupt gesehen? Sagt mal was ihr von ihm haltet. Und ob er in die Datenbank kommen kann...

P.S.: Hat jemand je die Buchvorlage gelesen, von Condon? Überlege immer mehr, ob ich das nicht mal nachholen sollte.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 28 Mai 2005 - 20:40.