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Gefallene Engel


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8 Antworten in diesem Thema

#1 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 02 Juni 2005 - 01:33

Nachdem "Das Unsterblichkeitsprogramm" für mich eines der Highlights des SF-Jahres 2004 war, habe ich "Gefallene Engel" voller Spannung erwartet. Was mir an "Das Unsterblichkeitsprogramm" besonders gefallen hat, war die Mischung aus Film Noir Stimmung, die durch die Detektivgeschichte gut herrüberkam, und ein wenig an Raymond Chandler erinnerte, und das futuristische Setting - hier vor allem die theoretische Unsterblichkeit durch die digitalisierung des Bewusstseins. Die Detektivaspekte fallen im vorliegenden Roman völlig weg. Takeshi Kovac hat inzwischen als Söldner bei der Armee von Carrera Wedge angeheuert, und zieht für sie auf Sanction IV als Offizier in den Krieg. Nach einer schweren Verwundung, lernt er im Krankenhaus den Piloten Schneider kennen, der im von einem interessanten marsianischen Artefakt erzählt. Die beiden beschließen, sich unerlaubt von der Truppe zu entfernen, um mit Hilfe eines Konzerns, dieses Artefakt zu bergen. Dabei geht Kovac militärisch und gewohnt Kompromislos vor. Der ganze Roman dreht sich um den militärischen Einsatz zur Bergung des Artefakts. Der ist zwar gut beschrieben, und weißt einige gute Einfälle vor, aber die Stimmung des ersten Romans kommt leider nicht auf. Deshalb bin ich von "Gefallene Engel" ein wenig enttäuscht, obwohl es kein schlechter Roman ist. Es gibt wieder ausführliche Sexszenen und jede Menge brutale Szenen, die nichts für schwache Gemüter sind. Gruß Markus

Bearbeitet von Pogopuschel, 02 Juni 2005 - 01:34.


#2 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 02 Juni 2005 - 05:39

Militäry SF? *stöhn*Und ich habe mir den Schmöker auch sofort gekauft. :(Bis dennen,Henrik
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"

#3 Holger

Holger

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Geschrieben 02 Juni 2005 - 08:55

@Henrik:Deinen Reflex kann ich nur zu gut nachvollziehen. Für mich sind die Militärkisten grundsätzlich auch ein Grund ein Buch zu umschiffen. Allerdings habe ich mich belehren lassen. Ich habe Haldemanns "Der ewige Krieg" gelesen und kann nur sagen: Da können unerwartet phantastische Leseerlebnisse rauskommen. (Meinen Ringo hab ich trotzdem nach 40 Seiten bei eBay verhökert, kommt also sehr auf die Schreibe an).Das aber nur am Rande. Ich möchte weiß Gott keine neue Military-SF-Diskussion lostreten, lediglich Henrik ein bißchen motivieren. :(
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#4 Dave

Dave

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Geschrieben 02 Juni 2005 - 12:06

Ich habe nach den ersten 200 Seiten überhaupt nicht den Einstieg gefunden. Eher Impressionen als erzählte Geschichte, finde ich.Das mit dem Artefakt kam mir wie eine Randnotiz vor, mal sehen wie sich das noch entwickelt. Gestört haben mich auch irgendwie die †šMarsianer†™ bzw. deren Spuren.Grundtenor scheint mir bislang †šDer Mensch als Kanonenfutter†™ zu sein.Sehr zynisch, sehr überzogen, erinnert mich ein wenig an Ken MacLeod.Aber auch wirklich gut geschrieben, und ich weiß dann immer nicht, ob ich mich darüber freuen soll oder ärgern.Ich meine, bei John Ringo ist das jedenfalls eine klare Angelegenheit...

#5 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 04 Juni 2005 - 15:27

Militäry SF? *stöhn* Und ich habe mir den Schmöker auch sofort gekauft. :D Bis dennen, Henrik

Military SF wäre vielleicht etwas übertrieben. Es gibt keine Raumschlachten und ähnliches. Die Geschichte dreht sich halt um die Bergung eines marsianischen Artefaktes, dummerweise herrscht auf dem Planeten gerade Krieg. Die Kampfhandlungen werden aber nur am Rande erwähnt. Kovac heuert ein paar Söldner an - besser gesagt er kauft sie auf dem Seelenmarkt - um die Operation auf militärische Weise durchzuführen. Über die 600 Seiten verteilt, nehmen die Kämpfe gar nicht so viel platz ein. Die Kämpfe die dann aber gibt, zeichnen sich vor allem durch ihre Brutalität aus. Der Roman ist schon gut und intelligent geschrieben. Ich hatte halt nur etwas anderes erwartet. Aber wie lautet die Envoyphilosophie: Erwarte nichts, und du bist auf alles vorbereitet. Gruß Markus

#6 g. b. corner

g. b. corner

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Geschrieben 05 Juni 2005 - 08:56

habe ihn gerade beendet. das buch ist nicht schlecht, finde ich, obwohl das thema mit den riesigen ausserirdischen artefakten natürlich schon ziemlich abgegriffen ist. die handlung ist spannend und hat zwei, drei hübsche wendepunkte. insgesamt ist das buch mir um vielleicht ein drittel zu dick; manche passagen tragen weder zur handlung noch zur protagonistenbeschreibung viel bei und manche passagen sind überhaupt rein erklärend - eher unnötig, da der planet sanction IV weder geographisch noch kulturell besonders auffällig ist. ich merke das bei mir immer daran, dass ich anfange, seiten zu "überfliegen".eine (dumme?) frage:was genau bedeutet eigentlich der titel? (im englischen: Broken Angels") - bezieht sich das nur auf die marsianer? oder habe ich da im text etwas "überlesen"?der erste Takeshi Kovacs-roman hat mir übrigens auch nicht schlecht gefallen; dort war die sache mit dem resleeving (warum hat der übersetzer eigentlich "sleeve" nicht übersetzt??) noch recht frisch und auch handlungstragend. dieser aspekt kommt im neuen buch etwas zu kurz.gruss,georg

#7 Anno

Anno

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Geschrieben 26 Juni 2005 - 20:33

Hallo!Den ersten Roman - "Das Unsterblichkeitsprogramm" habe ich nicht gelesen, so dass mir hier der Vergleich fehlt, aber "Gefallene Engel" verfügt über eine Handlung, die sich sehen lassen kann und der Figur des Killers/Söldners wesentlich gerechter wird. Morgan schreibt hart und mit einem geradezu wilden Stil, wobei er weit von den üblichen Military-SF und Space Operas entfernt ist. Die Handlung ist eigentlich banal und mit wenigen Worten erzählt. Auf das "Wie" kommte es in diesem Roman an. Sein Held sucht nur noch seinen Vorteil, möchte so schnell wie möglich der Kriegsmaschinerie entkommen und traut sowieso niemanden mehr, der rangmässig über ihm steht. Die Gewalt erlebt hier eine Beiläufigkeit, die durchaus ihres gleichen sucht. Hinzu kommen einige außergewöhnliche technische Errungenschaften und Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Morgan nimmt sich Zeit seine Figuren in Szene zu setzen. Insgesamt ein durchaus lesenswerter Roman von einem Autor, der druckvoller schreibt als viele andere, die hierzulande veröffentlicht werden. Anno

#8 Naglfar

Naglfar

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Geschrieben 26 Juni 2005 - 23:12

eine (dumme?) frage:
was genau bedeutet eigentlich der titel? (im englischen: Broken Angels") - bezieht sich das nur auf die marsianer? oder habe ich da im text etwas "überlesen"?


Ich glaube das ist sowohl symbolisch als auch wortwörtlich auf die Marsianer gemünzt. Im wortwörtlichen Sinne finden sie im Schiff der Marsianer deren Leichen, andererseits symbolisch finden sie heraus, das trotz allem die Marsianer nicht viel besser als die Menschen sind, trotz ihrer ach so weit entwickelten Technologie führen sie Kriege. Ich habe die englische Ausgabe gelesen, ist also schon etwas länger her, aber Kovacs erzählt glaube ich über einen Erforscher der Marszivilisation der schon einige Zeit tot ist, und der die Theorie hatte das die Marsianer auch moralisch viel weiter entwickelt wären als die Menschen, Kovacs meint daraufhin das es gut wäre das der Forscher schon tot wäre, weil ihre Entdeckung das die Marsianer nicht viel besser als die Menschen wären hätte ihm vermutlich das Herz gebrochen.

Ich fand übrigens den ersten Teil genial, aber der zweite hat mir sogar noch einen Tick besser gefallen. Aber "Woken Furies" ist sogar noch besser als Teil 2.

#9 Holger

Holger

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Geschrieben 13 August 2005 - 17:06

Anders als "Das Unsterblichkeitsprogramm" lässt mich "Gefallene Engel" zwiegespalten zurück. Mit dem Konzept der relativen Unsterblichkeit ("kortikaler Stack", "Sleeving") und dem Rattenschwanz an innovativen Einfällen, die es auch in diesem Roman nach sich zieht, begeistert mich Morgan ebenso, wie mit seinem messerscharfen Schreibstil, der mit seinen unzählbaren brillianten Allegorien ein wahres Lesevergnügen beschert. Allerdings weist die Handlung etwa ab der Hälfte des Buches einen deutlichen Einknick auf. Fast gewinnt man den Eindruck, Morgan habe sich an dieser Stelle neu orientieren müssen. Dannach steigert sich das Tempo erfreulicherweise wieder, der eigentliche Höhepunkt verpufft jedoch in einer meines Erachtens verzichtbaren Metzelei, die ihresgleichen in der Science Fiction nur schwer finden dürfte. Die abschließende "Nachlese", in der die Knoten der Handlung behutsam gelöst werden, spricht mich angesichts der zurückliegenden emotionalen Achterbahnfahrt kaum noch an. In Zusammenhang mit dem angesprochenen finalen Massaker verliert auch die Figur Takeshi Kovacs, der Antiheld par excellence, deutlich an Kontur. Klar, kaltblütig, psychotisch, mordlustig, aber inkonsequent?Für meine Begriffe leidet "Gefallene Engel" an einer unbefriedigend ausgearbeiteten Handlung, die leider weder durch Morgans literarischen Biss, noch durch die zahlreichen Knalleffekte ausgeglichen werden kann. Schade, denn im eigentlichen Gegenstand der Handlung, dem "marsianischen" Raumschiff, stellvertretend für die gesamte Kultur der "Marsianer", steckt doch ein wesentlich größeres Potential als nur die Verneinung zweier aggressiver Zivilisationen.
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)


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