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[Kurzgeschichte] Die letzten Tage


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8 Antworten in diesem Thema

#1 Sandnix

Sandnix

    Mikronaut

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Geschrieben 03 Juni 2005 - 10:51

!INFO! Für alle (auch die den Thread schon gelesen haben): Unten (4 Replies weiter) ist die aktuelle Überarbeitung der Geschichte. Ich hab die alte Fassung nur als Vergleichsmöglichkeit stehen gelassen. Danke für ihre Aufmerksamkeit :blink:


Lyenneyl stand auf dem Balkon des Kaiserpalasts und blickte hinauf zum klaren Nachthimmel. Nur wenige Sterne waren zu sehen, doch neben diesen war der Himmel voll von kleinen Lichtpunkten die langsam, beinahe erhaben, ihre Bahnen zogen und mit Sicherheit keine Sterne waren. Der halbvolle Mond stand knapp über dem Horizont, deutlich sichtbar die riesigen Gebäudekomplexe, die auf der Nachtseite hell erleuchtet und auf der Tagseite als dunkle Linien hervortraten. Die anderen, kleineren Kugeln, die Lyenneyl erkennen konnte, waren allesamt künstlich denn ihre Oberflächen glänzten metallisch in der schon lange untergegangenen Sonne. Der Blick der Kaiserin schweifte ab und glitt nun über die Stadt, die vor dem Palast ausgebreitet lag. Das Mausoleum von Ceyrenneryec, von Scheinwerfern angestrahlt, überragte die meisten anderen Gebäude. Vor zehntausend Jahren hatte er als erster Kaiser über das mächtige conmeranische Sternenreich geherrscht. Äonenlang waren die Conmeraner die Sieger geblieben. Planet um Planet, Galaxie um Galaxie, Cluster um Cluster waren von den kaiserlichen Streitkräften erobert worden. Der Sieg schien bereits errungen, als der Feind zurückschlug. Seitdem starb Lyenneyls Volk einen langsamen und grausamen Tod. Nukleares Feuer regnete seit Jahrhunderten auf eine Kolonie nach der anderen. Sheylly, ihre Heimatwelt war vor zehn Jahren gestorben, bombardiert mit Tausenden Asteroiden, wehrlos nach der Vernichtung der Verteidigung. Milliarden hatten aufgeschrieen und waren dann verstummt. Und so geschah es Tag um Tag, seit die Kaiserin geboren worden war. Doch bald würde das Inferno ein Ende finden.
Conmera erwartete seinen Untergang mit Würde. Die letzten Streitkräfte der längst zusammengebrochenen Front hatten sich im System versammelt und erwarteten den letzten, finalen Angriff des Imperiums. Lyenneyl musste an die Sagengeschichten der Antike denken, wo Eltern allzu häufig das Opfer ihrer eigenen Brut geworden waren. Dem Kaiserreich würde es nun ähnlich gehen.
„Wer Wind säht, wird Sturm ernten.“
„Wahr gesprochen, Eure Majestät.“
Die hochgewachsene Frau drehte sich langsam um, der Wind strich ihr das lange, schwarze Haar aus dem Gesicht und entblößte die von Tränen feuchten Wangen. „Warum, Krynnyrk, warum lässt die Union das zu.“ Der hagere alte Mann, der im Schatten der Balkontüre stand, blickte auf und musterte die Frau, die seine Enkelin hätte sein können, in ihrem prachtvollen weißen Gewand, dass ihr unschuldiges, beinahe kindliches Äußeres noch unterstrich. Doch in den feuchten, graublauen Augen stand die Weisheit und zugleich das Grauen eines ganzen Jahrhunderts des Krieges.
„Das Volk der Sternenunion ist gespalten. Das Auftauchen der Ewigen hat ihr Weltbild zerstört und eine Krise ohnegleichen heraufbeschworen. Nur wenige Welten im grenznahen Bereich haben bereits mit dem Ausheben von Streitkräften begonnen, viel zu wenig um irgendetwas ausrichten zu können. Die Imperialen werden auch noch weit in den Raum der Föderation und der Union selbst eindringen, ehe die ersten Versuche eines Gegenangriffs unternommen werden können. So ist es seit Jahrzehnten schon und es wird sich auch nicht so bald ändern.“
„Es muss sich ändern. Unserem Volk bleibt nicht mehr viel Raum, wohin es fliehen kann. Die Kapazitäten unserer Verbündeten sind bereits ausgeschöpft. Die Flüchtlingsströme überfluten ihre Kolonien und Quarantänewelten. Seuchen und Krankheiten wüten dort. Milliarden sterben auf lebensfeindlichen Planeten, weil ein einzelner Virus selbst das beste Immunsystem des Universums austricksen kann oder parasitäre Lebensformen sich in den Körpern einnisten und sie langsam von innen heraus auffressen. Im Föderationsrat gibt es bereits eine starke Opposition gegen die Aufnahme weiterer Flüchtlinge.“
„Die Entscheidung wird lange Zeit brauchen. Die Union kennt den Krieg nicht. Ihr Verstand ist so langsam, wie es für das Uhrwerk des Universums nötig ist. Kosmische und Naturkatastrophen sind alles, was ihn bisher beansprucht hat. Sie sind keine Soldaten und sie haben es schon lange verlernt, Entscheidungen zu treffen. Zudem fürchten sie uns und machen uns für unser Schicksal selbst verantwortlich.“
Die Kaiserin wandte sich wieder ab, schritt langsam zum efeubewachsenen Balkongeländer und blickte hinunter auf den Innenhof des Palastes. Das Wappen ihres Hauses, eine stilisierte Galaxie mit einem Schild und einem Schwert im Vordergrund, waren kunstvoll als Mosaik in den Boden eingelassen. Nicht mehr lange, dann würden sich nur noch dunkle Aschewolken auf den goldenen Steinen spiegeln.
„Schwert und Schild. Die Waffen unserer Vorfahren. Als Ehrenmänner traten sie in der Schlacht gegeneinander an. Nur ihnen verdanken wir die Ideale, die das Reich zehn Millennien zusammengehalten haben. Bald wird niemand mehr da sein, der ihr Andenken bewahrt. Ich kann das nicht zulassen.“
„Eure Majestät, ich bitte Euch. Es gibt keine Option. In wenigen Wochen wird Conmera endgültig eingekesselt sein. Dann gibt es keinen Weg mehr zu entkommen. Ihr müsst jetzt handeln. Mit jeder Stunde die verstreicht sind Millionen dem Tode geweiht.“
„Ich werde nicht fliehen. Niemals.“
„Niemand erwartet das.“
Das dünne Kleid der Kaiserin bauschte sich im Wind, entblößte ihre nackten Füße und ließ sie sichtlich frösteln. Krynnyrk betrachtete die perfekten Rundungen ihres Körpers und fragte sich, warum etwas so Wunderschönes in dieser Zeit und an diesem Ort solche Verantwortung auf sich nehmen musste. Das Volk liebte sie und würde alles für sie tun. Vielleicht war das ihre Mission, die Aufgabe, die Gott für sie bestimmt hatte. Nur schwach vernahm der kaiserliche Berater die Stimme seiner Herrin, denn der Wind blies nun kräftiger.
„Die Union ist sehr offen.“
„Was meint Ihr damit, Eure Hoheit?“
„Sie kennen keine Zensur, keine Propaganda und keine verdrehten Wahrheiten.“
„So ist es. Alle Informationen werden allen zugänglich gemacht. Mit ein Grund für unsere Probleme, Eure Hoheit.“
„Mag sein.“
Lyenneyls Stimme nahm mit einem Mal einen festeren Klang an.
„Doch ihre Offenheit wird nun unser Mittel sein, sie für den Krieg zu gewinnen.“
„Mir fällt nichts ein, was dies ermöglichen würde. Weiht mich in Eure Pläne ein, Eure Hoheit, ich bitte Euch.“
Einer der Lichtpunkte am Himmel, der aufgrund seiner langsamen Bewegung kein Stern sein konnte, blitzte auf und zeigte damit an, dass ein Raumschiff in der Umlaufbahn um Conmera, seine Haupttriebwerke kurz gezündet hatte. Mit etwas Vorstellungskraft konnte man erahnen, dass die Nacht beinahe zum Tage werden würde, wenn alle Schiffe gleichzeitig beschleunigten.
Krynnyrk konnte sehen, wie die Kaiserin ihren Kopf wieder in den Nacken legte, um den Himmel zu beobachten.
„Ich habe neue Befehle für die Gardeflotte. Sie werden die gesamte Verteidigungsstrategie ändern. Ruf den Großadmiral.“
Der alte Mann hatte Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Dennoch zwang er sich, die aufsteigende Traurigkeit zu verbannen. Für sie war später noch Zeit.
Sekunden später erschien die Gestalt des Großadmirals auf dem Balkon. Der hochgewachsene Mann tauchte genau hinter der Kaiserin auf, doch das geschah nur vor Krynnyrks innerem Auge. Wo die Kaiserin den Oberkommandierenden des Conmera Unisektors sah, konnte er nur vermuten.
„Ich grüße Euch, Herzog Lerrel von Helmster, Großadmiral der kaiserlichen Flotte im Unisektor Conmera.“
Nachdem der Admiral den förmlichen, aber stark gekürzten Gruß erwidert hatte, begann die Kaiserin erneut zu sprechen.
„Ich wünsche, dass die Gardeflotte sich auf die Verteidigung der Festung Minconda konzentriert. Die Sendestationen haben dabei höchste Priorität. Das selbe gilt für die Mondbasis und die solarorbitalen Relaisstationen. Alle anderen defensiven Maßnahmen werden minimiert.“
Der Großadmiral verzog keine Miene. Trotz seines Ranges eine reife Leistung, wie Krynnyrk fand. Mit knapper Geste bestätigte er den Empfang der verschlüsselten Daten, die eingetroffen waren während die Kaiserin gesprochen hatte und die seine Einsatzbefehle vervollständigen würden. Der Würfel war gefallen.

Ronco rannte durch die Straßen, vorbei an Leuten, die etwas langsamer in die gleich Richtung gingen wie er und die sich leise, aber aufgeregt unterhielten. Die Anzeige, die kurz im rechten Winkel seines Blickfeldes auftauchte, verriet ihm, dass er nur noch wenige Minuten hatte sein Ziel zu erreichen. Die Straßen wurden immer voller, je näher er kam und nun erkannte er auch die ersten Gardesoldaten, die in den Straßen standen und dabei völlig unbeteiligt wirkten. Keuchend rannte er um die letzten Ecken, dann kam der entscheidende Sprint am Mausoleum entlang.
Endlich, er hatte es geschafft. Der große Platz vor dem Palast lag vor ihm. Er war restlos überfüllt mit Menschen, die kaum einen Ton von sich gaben und nur unsicher zum Palast und dann wieder in den Himmel schauten. Doch Ronco kannte den Anblick, der sich dort oben bot. Die Schiffe der Gardeflotte würden wie jeden Tag im niederen Orbit ihre Bahnen ziehen, wie zu groß geratene Käfer, die statt Beinen Waffenbatterien hatten. Der Junge kam zum stehen, als die Menge vor ihm zu dicht wurde um noch weiterzulaufen. Jede Woche geschah es inzwischen, dass die Kaiserin zum Volk sprach, das war normalerweise höchstens einmal in fünf Monaten der Fall. Doch Ronco störte es nicht. Er hörte die Reden kaum, denn er hatte nur Augen für sie, die große Kaiserin des conmeranischen Reiches. Sie war die schönste Frau des Universums und Ronco würde sein Leben für sie geben.
Ein Summen erregte seine Aufmerksamkeit und als er sich kurz umsah, erkannte er kleine Drohnen, die über den Köpfen der Leute schwebten. Er erkannte den Typ, der eigentlich für die audiovisuelle Nachrichtenübertragung gedacht war und wunderte sich, warum so viele dieser Drohnen unterwegs waren. Doch er kam mit seinen Grübeleien nicht sehr weit, denn mit einem Raunen wandten sich die Köpfe der Menschen zum Palast hin und ein einzelner, dumpfer Gongschlag ermahnte auch die letzten zur Aufmerksamkeit. Ronco starrte wie gebannt zu der durchsichtigen Kuppel hinauf, die sich über dem Hauptportal des Palastes in über 20 Metern Höhe befand. Nie würde sich die Kaiserin so einfach der normalen Luft aussetzen. Viel zu groß war die Gefahr eines Attentats, früher durch die Thronerben, heute durch das Imperium. Dennoch war die Kaiserin deutlich zu erkennen, zumindest erweckte die Kuppel den Eindruck. Ronco hatte nicht herausfinden können, ob die Kuppel nur ein geschickt getarnter Bildschirm oder tatsächlich durchsichtig war.
Wenn die Kaiserin sich normalerweise zeigte, war die Stimmung selbst in schlechten Zeiten immer ausgelassen und fröhlich gewesen. Stets hatte ein Orchester die Hymne des Herrscherhauses gespielt. Doch seit der Krieg so nahe gekommen war, hatte das aufgehört. Heute jedoch, fehlte jegliches Zeremoniell. Nicht einmal angekündigt wurde die Kaiserein Lyenneyl, sondern lief einfach in die Kuppel hinein und blickte zu ihrem Volk hinunter. Ronco hatte hervorragende Augen und trotz der großen Entfernung konnte er sie deutlich erkennen. Dennoch erhöhte er den Zoom und betrachtete die Kaiserin aus der Nähe. Ronco hatte sie schon einmal so gesehen, das war gewesen, als ihr Sohn und letzter Thronerbe in der Schlacht um Sheylly gefallen war. Der Junge spürte, wie sich ihm plötzlich die Kehle zusammenschnürte. Langsam wanderte sein Blick nach oben, ohne das der Kopf sich mitbewegte. Doch dann warf er seinen Blondschopf mit einer ruckartigen Bewegung in den Nacken und starrte mit offenem Mund auf zum wolkenlosen Himmel. Die Gardeflotte war verschwunden ...

Krynnyrk hörte der Rede der Kaiserin kaum zu. Verlassen stand sie inmitten der schützenden Kuppel und sprach zu ihrem todgeweihten Volk, machte ihm klar, dass der Tod im Kampf ein besserer war, als der langsame, schleichende Tod im Exil. Sie sprach von einer neuen Zeit und einer neuen Aufgabe, sie sprach vom Versagen des Reiches. Oh ja, sie würden kämpfen. Männer, Frauen und auch die Kinder soweit sie alt genug waren. Sie alle würden sich dem Feind entgegenstellen in einem sinnlosen Aufbegehren. Doch ihr Tod würde unvergessen bleiben, dokumentiert von Millionen kleiner Drohnen, die die Bilder über die gut bewachten Sendeantennen nach Preysha funken würden, wo sie von den Truppen der Föderation und den Botschaftern der Union empfangen werden würden. Alles andere lag nicht mehr länger in ihren Händen. Die Tage der conmeranischen Kaiser waren gezählt. Krynnyrk wandte sich ab. „Möge Gott uns vergeben.“

Bearbeitet von Sandnix, 03 Juni 2005 - 20:38.


#2 Sandnix

Sandnix

    Mikronaut

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Geschrieben 03 Juni 2005 - 10:55

So, Kurzgeschichte II :-)Ich will aber diesmal noch ein paar Worte dazu sagen:Nach "Die Delphinfrau" habe ich mich entschieden, doch erst eine völlig neue Geschichte zu schreiben. Ich habe versucht der dort gegebenen Kritik möglichst zu folgen, doch inzwischen habe ich diese neue Geschichte so oft gelesen, dass ich kaum noch was entdecke. Daher vertraue ich nun auf eure Augen und eure Erfahrung, um mir mein Versagen aufzuzeigen :o :blink: Eine Neuauflage der Delphinfrau folgt dann vll. auch irgendwann. Jetzt hab ich erstmal Stress mit Eignungsprüfungen :huh: Viel Spass mit der Story!

#3 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 03 Juni 2005 - 12:46

Ich muss sagen, du kommst voran bei deiner Konzentration von Themen und Personen. Deine "Welt" nimmt umrissene Formen an und du legst bei dieser neuen Geschichte den Fokus gezielt auf wenige Personen.Die Umsetzung könnte aber noch viel lesefreundlicher sein. Wer wer ist und was was ist, ist teilweise noch verwirrend. Beim Admiral gelingt es dir gut, sofort zu zeigen, dass dort ein General steht. Bei der Kaiserin und bei Ronco muss der Leser mehrere Sätze lesen, bis er erfährt, wer diese Person eigentlich ist. Fange die Geschichte an mit: Kaiserin Leyenneyl stand auf dem Balkon ...und du hast alle Infos gegeben, die der Leser braucht um diesen Namen einzuordnen. Schreibe später:Ronco, ein junger Mann im letzten Jahr seiner Ausbildung als Soldat/Zimmermann, rannte durch ... Weiter. Im ersten Absatz hatte dieses "er als erster Kaiser" mich ein bisschen aus dem Konzept geworfen. Sie ist doch Kaiserin? Ach so, du sprichst von Ceyrenneryac. Da kannst du dich aber klarer ausdrucken. Nach dem Mausoleum-Satz könntest du schreiben (immer irgendwie so, gelle, ich gebe bloss eine Richtung an):Ceyrenneryac war der Gründer des conmeranische Sternenreichs gewesen. Vor zehntausend Jahren hatte er sich zum ersten Kaiser krönen lassen und ab dann hatte er mit der Eroberung der Galaxie begonnen. "Was würde er in meiner Situation machen?", fragte Lyenneyl sich selbst.Die Verbündeten und Feinde sind auch eher schwach im Text eingebettet. Zuerst sprichst du vom "Feind", um sie erst Sätze später einen Namen zu geben. (Du machst somit hier das Gegenteil wie bei Leyenneyl und Ronco). Und was für einen grundsätzlich falschen Namen: das Imperium. Sie ist eine Kaiserin, sie hat ein Sternenreich, somit ist ihre Welt ein Imperium für sich. Und jetzt gibt es ein anderes Imperium? Etwa inklusive Kaiser? Nein, nein, nein, der Feind muss die Föderation oder die Abtrünnigen oder die Spezies Ctopirtewqyegbun heissen. Und zwar soll der Name sofort fallen! Sind sie übrigens die "Ewigen"? Soviel tiefer runter checken viele Leser das nicht. Dann gibt es auch Verbündete. Als Erster stellst du die Union vor und zwar mit diesem Satz:"Warum, Krynnyrk, warum lässt die Union das zu?"Moment mal, die Kaiserin steht einem angriffslustigen Reich vor und dann gibt es auch noch eine alles überherrschende Union, die der Feind schlagen könnte? Das macht wenig Sinn (vor allem wenn dann später sogar noch geschrieben steht, dass die Union nicht kämpft). Sorry, aber die Union soll anders vorgestellt werden als mit diesem Satz. Etwa: "Die Partnerschaft mit der Union hat uns aber auch nicht viel gebracht." "Richtig, mylady, die Union ist gross, aber schwach. Statt Hilfe zu erhalten, müssen wir jetzt mit unseren wenigen Schiffen sogar auch noch ihre Grenzen schützen."Beim "Wie" fühle ich mich auch etwas im Stich gelassen. Wie schlägt der Feind zurück? Und vor allem: Weshalb kann das Reich nicht zurückschlagen? Es braucht sofort eine (kurze) Begründung. Das geht ganz einfach:Der Sieg war fast errungen, als der Feind dank einer neuen Erfindung zurückschlug. Ihr "nukleares Feuer" regnete seit Jahrhunderten ... Bis zum heutigen Tag konnte das Reich weder eine ähnliche Waffe herstellen noch einen entsprechenden Schutz entwickeln.(Und bleibe bei einer Waffe für die gleiche Begründung - nicht sowohl Atomwaffen und Astroiden als Projektile einsetzen).Beim "Wann" stehe ich vor einem Rätsel.Der Feind schlägt seit Jahrhunderten zurück, aber dann schreibst du: "Und so geschah es Tag um Tag, seit die Kaiserin geboren worden war." Sie ist hunderte Jahre alt? Wohl kaum. So, jetzt aber zur Handlung. Gähn. Okay, der Untergang ist nah (gute Ausgangsposition) und die Kaiserin entscheidet sich zu einem überraschenden Zug (Wendung), der Zug stellt sich heraus als (Lösung) ... weiter bis zum Tode zu kämpfen und dies für die Nachwelt zu dokumentieren. Gähn.Also, A klappt nicht, also machen wir ganz überraschend A. Aha.Nix da, die Kaiserin muss eine spannende Kriegswendung ausdenken, die den Feind überrascht und möglicherweise schlagen kann. Ja, die Wendung muss dem Leser (!) überraschen. Die Wendung könnte sogar das Gegenteil von der Ursprungsidee sein: Das Reich könnte sich ergeben (um Leben zu sparen). Sehe ich es richtig, dass du Baxters Methode folgst, um zwei Stories zu schreiben, eine ganz am Anfang deiner Welt und eine über das Ende deiner Welt? Dann ist dir das Ende gelungen: Die Welt endet. Aber sie kann anders enden. Die Kaiserin bedenkt eine Kriegswendung, führt sie aus, aber sie gelingt nicht: Ende des Reiches. Ja, Sandnix, deine Geschichten werden besser, viel besser sogar. Aber du brauchst noch Übung, den Leser durch die Geschichte zu führen. Und insbesondere fehlt ein interessantes Ereignis.

#4 Sandnix

Sandnix

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Geschrieben 03 Juni 2005 - 17:24

Volltreffer. Du hast alle meine Befürchtungen bestätigt und einige Dinge mehr noch gefunden, die mir nicht aufgefallen sind. Ich glaub ich geh gleich nochmal ran, gefällt mir was du geschrieben hast. Baxters Methode, jain. Der Untergang Conmeras MUSS sein, da er wichtig ist für die weitere (schon feststehende) Entwicklung des Universums. Im Moment probiere ich einfach aus, welche Art von Geschichte mit welchem Blickwinkel mir am besten liegt. Was die Kaiserin tut: Sie opfert ihre Heimatwelt, da sie keine andere Überlebensmöglichkeit mehr findet für ihr Volk (hab ich versucht zu beschreiben, Flüchtlinge werden von Seuchen dahingerafft etc.). Mit diesem Opfer und der genauen Dokumentation soll den anderen klar gemacht werden, dass es ihnen genauso gehen wird. Hier geb ich zu, dass einige wichtige Aussagen fehlen, die das unterstreichen sollen. Werd ich noch hinzufügen. Auch vergessen hab ich die genauen Verhältnisse zu erläutern zwischen den Sternenreichen. Und auch, dass Conmera nicht die letzte von "Conmeranern" besiedelte und noch nicht zerstörte Welt ist. Sie will also diese Welten mit dem Opfer der Heimat retten. Ok, und nun mach ich meine Strafarbeit *g*Auf jeden Fall danke!

#5 Gast_Guest_*

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Geschrieben 03 Juni 2005 - 17:51

Ich glaub ich geh gleich nochmal ran

Warte doch noch ein paar Meinungen ab, vielleicht wird deine Geschichte noch gelobt oder anders eingeschätzt. Und: Prüfungsvorbereitungen sind meistens dringender.

#6 Sandnix

Sandnix

    Mikronaut

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Geschrieben 03 Juni 2005 - 20:34

Hier die überarbeitete Fassung. Ist länger geworden. Vielleicht sollte ich einfach nicht so sparsam mit meinen Hintergrundinfos umgehen, bin ich leider vom Pen&Paper Rollenspielmeistern gewohnt *g* Also, ich hoffe das man nun besser blickt um was und um wen es geht. Ansonsten ladet schonmal die Kritikkanonen. (Für alle die es schon gelesen haben. Es wurden nicht nur ganze Passagen, sondern hin und wieder auch einzelne Sätze oder nur Wörter ersetzt, also am besten nochmal ganz lesen, danke. *wink* :D )Kaiserin Lyenneyl stand auf einem der vielen Balkone des Palastes und blickte zum ersten Mal seit Jahren, mit eigenen Augen hinauf zum klaren Nachthimmel. Nur wenige Sterne waren zu sehen, doch neben diesen war der Himmel voll von kleinen Lichtpunkten die langsam, beinahe erhaben, ihre Bahnen zogen und mit Sicherheit keine Sterne waren. Der halbvolle Mond stand knapp über dem Horizont, deutlich sichtbar die riesigen Gebäudekomplexe, die auf der Nachtseite hell erleuchtet und auf der Tagseite als dunkle Linien hervortraten. Die anderen, kleineren Kugeln die Lyenneyl erkennen konnte, waren allesamt künstlich, denn ihre Oberflächen glänzten metallisch in der schon lange untergegangenen Sonne. Der Blick der Kaiserin schweifte ab und glitt nun über die Stadt, die vor dem Palast ausgebreitet lag. Das Mausoleum von Ceyrenneryec, von mächtigen Scheinwerfern angestrahlt, überragte die meisten anderen Gebäude. Vor zehntausend Jahren hatte er sich zum ersten Kaiser des conmeranischen Sternenreiches krönen lassen. Doch er hatte auch den Krieg begonnen. Äonenlang waren die Conmeraner die Sieger geblieben. Planet um Planet, Galaxie um Galaxie, Cluster um Cluster waren von den kaiserlichen Streitkräften erobert worden. Die riesige, aber schwächliche Inuri Föderation, zusammengesetzt aus unzähligen exoiden Spezies, war ein leichtes Opfer gewesen. Der Sieg schien bereits errungen, als die Conmeraner auf immer stärkeren Widerstand stießen. Das vermeintliche Sternenreich, geführt durch die fremdartigen Inuri, war nur ein Teil eines noch viel größeren Reiches gewesen, dass durch den conmeranischen Angriff in einen Bürgerkrieg gestürzt worden war. Ein Gigant war aus diesem Konflikt hervorgegangen, ein Imperium, angeführt von den Perellianern, die bis Heute nur eine gestaltlose Legende geblieben waren. Doch ihre Flotten waren umso realer und begannen die kaiserlichen Streitkräfte Stück für Stück bis zur eigenen Heimat, zurückzudrängen. Seitdem starb Lyenneyls Volk einen langsamen und grausamen Tod, bezahlte für den als Abschreckung gedachten Völkermord im Eroberungskrieg. Nukleares Feuer regnete seit Jahrhunderten schon auf eine Kolonie nach der anderen. Sheylly, die Heimatwelt der Kaiserin, war vor zehn Jahren gestorben, wehrlos nach der Vernichtung der gesamten Verteidigung. Milliarden hatten aufgeschrieen und waren dann verstummt. Und so geschah es Tag für Tag. Doch bald würde das Inferno ein Ende finden. Conmera erwartete seinen Untergang mit Würde. Die letzten Streitkräfte der längst zusammengebrochenen Front hatten sich im System versammelt und erwarteten den letzten, finalen Angriff des Imperiums. Lyenneyl musste an die Sagengeschichten der Antike denken, wo Eltern allzu häufig das Opfer ihrer eigenen Brut geworden waren. Dem Kaiserreich würde es nun ähnlich gehen. „Wer Wind säht, wird Sturm ernten.“ „Weise gesprochen, Mylady.“Die hochgewachsene Frau drehte sich langsam um, der Wind strich ihr das lange, schwarze Haar aus dem Gesicht und entblößte die von Tränen feuchten Wangen. „Warum, Krynnyrk, warum lässt die Union das zu.“ Der hagere alte Mann, der im Schatten der Balkontüre stand, blickte auf und musterte die Frau, die seine Enkelin hätte sein können, in ihrem prachtvollen weißen Gewand, dass ihr unschuldiges, beinahe kindliches Äußeres noch unterstrich. Doch in den feuchten, graublauen Augen stand die Weisheit und zugleich das Grauen eines ganzen Jahrhunderts des Krieges. „Das Volk der Sternenunion ist gespalten. Das Auftauchen der Ewigen hat ihr Weltbild zerstört und eine innenpolitische Krise ohnegleichen heraufbeschworen. Ihr Traum von einem Leben ohne den Schutz des Militärs hat sich nun auch als Traum erwiesen und nun, da die Ewigen, möge der Teufel sie alle holen, besiegt sind, stehen sie schutzlos und dumm da. Die Fa†™arn haben es besser gemacht und daher sind sie auch unsere Verbündeten. Leider reicht das aber nicht. Bei weitem nicht. Aber das wisst Ihr doch, Mylady, zuoft wurde es besprochen.“ „Es muss sich ändern. Unserem Volk bleibt nicht mehr viel Raum, wohin es fliehen kann. Die Kapazitäten der Fa†™arn Föderation sind bereits ausgeschöpft. Die Flüchtlingsströme überfluten ihre Kolonien und Quarantänewelten. Seuchen und Krankheiten wüten dort. Milliarden sterben auf lebensfeindlichen Planeten, weil ein einzelner Virus selbst das beste Immunsystem des Universums austricksen kann oder parasitäre Lebensformen sich in den Körpern einnisten und sie langsam von innen heraus auffressen. Im Föderationsrat gibt es immer noch eine viel zu starke Opposition gegen die Aufnahme weiterer Flüchtlinge. Und die Union? Sie, mit ihrer tausendfach größeren Ausdehnung und ihren Milliarden Welten? Sie verweigert alle Hilfe.“ „Die Entscheidung wird lange Zeit brauchen. Die Union kennt den Krieg nicht. Ihr Verstand ist so langsam, wie es für das Uhrwerk des Universums nötig ist. Kosmische und Naturkatastrophen sind alles, was sie bisher beansprucht hat. Sie sind keine Soldaten und sie haben es schon lange verlernt, Entscheidungen zu treffen. Zudem fürchten sie uns und machen uns für unser Schicksal selbst verantwortlich. Und für das ihrige, sobald sie begreifen, dass auch sie schon verdammt sind.“Die Kaiserin wandte sich ruckartig ab, schritt langsam zum efeubewachsenen Balkongeländer und blickte hinunter auf den Innenhof des Palastes. Das Wappen ihres Hauses, eine stilisierte Galaxie mit einem Schild und einem Schwert im Vordergrund, waren kunstvoll als Mosaik in den Boden eingelassen. Nicht mehr lange, dann würden sich nur noch dunkle Aschewolken auf den goldenen Steinen spiegeln. „Schwert und Schild. Die Waffen unserer Vorfahren. Als Ehrenmänner traten sie in der Schlacht gegeneinander an. Nur ihnen verdanken wir die Ideale, die das Reich zehn Millennien zusammengehalten haben. Bald wird niemand mehr da sein, der ihr Andenken bewahrt. Ich kann das nicht zulassen.“ „Eure Majestät, ich bitte Euch. Es gibt keine Option. In wenigen Wochen wird Conmera endgültig eingekesselt sein. Dann gibt es keinen Weg mehr zu entkommen. Ihr müsst jetzt handeln. Mit jeder Stunde die verstreicht sind Millionen dem Tode geweiht.“ „Ich werde nicht fliehen. Niemals.“ „Niemand erwartet das.“ Der Wind bauschte das dünne Kleid der Kaiserin auf, entblößte ihre nackten Füße und ließ sie sichtlich frösteln. Krynnyrk betrachtete die perfekten Rundungen ihres Körpers und fragte sich, warum etwas so Wunderschönes und Makelloses in dieser Zeit und an diesem Ort solche Verantwortung auf sich nehmen musste. Das Volk liebte sie und würde alles für sie tun. Vielleicht war gerade das ihr Schicksal, die Aufgabe, die Gott für sie bestimmt hatte. Der alte Mann wusste, was kommen würde. Er kannte die Kaiserin schon seit ihrer Geburt. Jeden Tag hatte er sie in den Künsten der Herrschaft unterwiesen. Intrigen, Taktiken und Strategien zur Sicherung der Herrschaft und der Bekämpfung eines inneren Feindes hatte er ihr eingepaukt und sie war eine gute Schülerin gewesen. Sie hatte das Haus der Meynyett ausgelöscht, dass ihren Vater hatte vergiften lassen und noch Heute wusste das Niemand. Doch was den Krieg anbelangte, so hatte er ihr kaum einen Rat geben können. Nichts war da, was nicht schon Andere vor ihr versucht hatten. Tausende Agenten waren ausgesandt worden, die Union zu infiltrieren und in den Krieg zu zwingen, doch alle Versuche waren fehlgeschlagen, hatten teilweise sogar das Gegenteil bewirkt. So blieb jedem Kaiser nur, das Volk noch mehr auf den Krieg einzuschwören um Zeit zu schinden. Zeit, um eine Lösung zu finden. Neu war gewesen, dass die Kaiserin aktiv in die Innenpolitik der verbündeten Föderation der Fa†™arn eingegriffen hatte, mit dem Ziel, mehr Raum für die Milliarden Flüchtlinge zu bekommen. Erfolgreich hatte sie die Opposition in die Defensive gedrängt und damit die Föderation nahe an einen Bürgerkrieg. Doch viel hatte es am Ende nicht genutzt, die Zeit war zu knapp. Und nun war er da, der Tag der Entscheidung. Sie musste nun kommen, nur dann konnte der enge Zeitplan noch eingehalten werden. Längst wusste er, dass die Strategen den Plan auf Anweisung der Kaiserin bereits bis ins Detail ausgearbeitet hatten. Krynnyrk hatte schmunzeln müssen, als er den Decknamen der Operation erfahren hatte: Iphigeneia. Nur schwach vernahm der kaiserliche Berater die Stimme seiner Herrin, denn der Wind blies nun kräftiger. „Die Union ist sehr offen.“ „Was meint Ihr damit, Mylady?“„Sie kennen keine Zensur, keine Propaganda und keine verdrehten Wahrheiten.“ „So ist es. Alle Informationen werden allen zugänglich gemacht. Mit ein Grund für unsere Probleme, Mylady.“ „Mag sein.“ Lyenneyls Stimme nahm mit einem Mal einen festeren Klang an. Krynnyrk spürte, dass der Moment gekommen war.„Doch ihre Offenheit wird nun unser Mittel sein, sie für den Krieg zu gewinnen.“ „Mir fällt nichts ein, was dies ermöglichen würde. Weiht mich in Eure Pläne ein, Eure Hoheit, ich bitte Euch.“ Einer der Lichtpunkte am Himmel, der aufgrund seiner langsamen Bewegung kein Stern sein konnte, blitzte auf und zeigte damit an, dass ein Raumschiff in der Umlaufbahn um Conmera, seine Haupttriebwerke kurz gezündet hatte. Mit etwas Vorstellungskraft konnte man erahnen, dass die Nacht beinahe zum Tage werden würde, wenn alle Schiffe gleichzeitig beschleunigten. Krynnyrk konnte sehen, wie die Kaiserin ihren Kopf wieder in den Nacken legte, um den Himmel zu beobachten. „Ich habe neue Befehle für die Gardeflotte. Sie werden die gesamte Verteidigungsstrategie ändern. Ruft den Großadmiral.“ Der kaiserliche Berater behielt seine Maskerade aufrecht. Zuviel stand auf dem Spiel, als dass es sich lohnen würde nun Spielchen zu spielen. Mit einem kurzen Gedankenbefehl übermittelte er den Ruf an das Flottenhauptquartier. Sekunden später erschien die Gestalt des Großadmirals auf dem Balkon. Der hochgewachsene Mann tauchte genau hinter der Kaiserin auf, doch das geschah nur vor Krynnyrks innerem Auge. Wo die Kaiserin den Oberkommandierenden des Conmera Unisektors sah, konnte er nur vermuten. „Ich grüße Euch, Herzog Lerrel von Helmster, Großadmiral der kaiserlichen Flotte im Unisektor Conmera.“ Nachdem der Admiral den förmlichen, aber stark gekürzten Gruß erwidert hatte, begann die Kaiserin erneut zu sprechen. „Ich wünsche, dass die Gardeflotte sich auf die Verteidigung der Festung Minconda konzentriert. Die Sendestationen haben dabei höchste Priorität. Das selbe gilt für die Mondbasis und die solarorbitalen Relaisstationen. Alle anderen defensiven Maßnahmen werden minimiert.“Der Großadmiral verzog keine Miene. Trotz seines Ranges eine reife Leistung, wie Krynnyrk fand. Mit knapper Geste bestätigte er den Empfang der verschlüsselten Daten, die eingetroffen waren während die Kaiserin gesprochen hatte und die seine Einsatzbefehle vervollständigen würden. Ipgigeneia, der Würfel war gefallen. Ronco rannte durch die Straßen, vorbei an Leuten, die etwas langsamer in die gleich Richtung gingen wie er und die sich leise, aber aufgeregt unterhielten. Die Anzeige, die kurz im rechten Winkel seines Blickfeldes auftauchte, verriet ihm, dass er nur noch wenige Minuten hatte sein Ziel zu erreichen. Die Straßen wurden immer voller, je näher er kam und nun erkannte er auch die ersten Gardesoldaten, die in den Straßen standen und dabei völlig unbeteiligt wirkten. Keuchend rannte er um die letzten Ecken, dann kam der entscheidende Sprint am Mausoleum entlang. Vor einigen Jahren hatte er hier noch mit seinen Freunden gespielt, bis die Ehrenwachen sie vertrieben und das Spielen verboten hatten. Damals wollte er noch einer von ihnen werden, doch inzwischen war dieser Traum ausgeträumt.Endlich, er hatte es geschafft. Der große Platz vor dem Palast lag vor ihm. Er war restlos überfüllt mit Menschen, die kaum einen Ton von sich gaben und nur unsicher zum Palast und dann wieder in den Himmel schauten. Doch Ronco kannte den Anblick, der sich dort oben bot. Die Schiffe der Gardeflotte würden wie jeden Tag im niederen Orbit ihre Bahnen ziehen, wie zu groß geratene Käfer, die statt Beinen Waffenbatterien hatten. Der Junge kam zum stehen, als die Menge vor ihm zu dicht wurde um noch weiterzulaufen. Jede Woche geschah es inzwischen, dass die Kaiserin zum Volk sprach, das war normalerweise höchstens einmal in fünf Monaten der Fall. Doch Ronco störte es nicht. Er hörte die Reden kaum, denn er hatte nur Augen für sie, die große Kaiserin des conmeranischen Reiches. Sie war die schönste Frau des Universums und Ronco würde sein Leben für sie geben. Daher hatte er sich auch entschlossen, eine Ausbildung zum Leibwächter zu beginnen um eines Tages vielleicht die Chance zu haben, in der Palastwache aufgenommen zu werden.Ein Summen erregte seine Aufmerksamkeit und als er sich kurz umsah, erkannte er kleine Drohnen, die über den Köpfen der Leute schwebten. Er erkannte den Typ, der eigentlich für die audiovisuelle Nachrichtenübertragung gedacht war und wunderte sich, warum so viele dieser Drohnen unterwegs waren. Doch er kam mit seinen Grübeleien nicht sehr weit, denn mit einem Raunen wandten sich die Köpfe der Menschen zum Palast hin und ein einzelner, dumpfer Gongschlag ermahnte auch die letzten zur Aufmerksamkeit. Ronco starrte wie gebannt zu der beinahe durchsichtigen Kuppel hinauf, die sich über dem Hauptportal des Palastes in über 20 Metern Höhe befand. Nie würde sich die Kaiserin so einfach der normalen Luft aussetzen. Viel zu groß war die Gefahr eines Attentats, früher durch die Thronerben, heute durch das Imperium. Dennoch war die Kaiserin deutlich zu erkennen, zumindest erweckte die Kuppel den Eindruck. Ronco hatte nicht herausfinden können, ob die Kuppel nur ein geschickt getarnter Bildschirm oder tatsächlich durchsichtig war. Wenn die Kaiserin sich normalerweise zeigte, war die Stimmung selbst in schlechten Zeiten immer ausgelassen und fröhlich gewesen. Stets hatte ein Orchester die Hymne des Herrscherhauses gespielt. Doch seit der Krieg so nahe gekommen war, hatte das aufgehört. Heute jedoch, fehlte jegliches Zeremoniell. Nicht einmal angekündigt wurde die Kaiserin Lyenneyl, sondern lief einfach in die Kuppel hinein und blickte zu ihrem Volk hinunter. Ronco hatte hervorragende Augen und trotz der großen Entfernung konnte er sie deutlich erkennen. Dennoch erhöhte er den Zoom und betrachtete die Kaiserin aus der Nähe. Ronco hatte sie schon einmal so gesehen, das war gewesen, als ihr Sohn und letzter Thronerbe in der Schlacht um Sheylly gefallen war. Der Junge spürte, wie sich ihm plötzlich die Kehle zusammenschnürte. Mit einem schrecklichen Verdacht lies er seinen Blick langsam nach oben wandern, ohne das der Kopf sich mitbewegte. Doch dann warf er seinen Blondschopf mit einer ruckartigen Bewegung in den Nacken und starrte mit offenem Mund auf zum wolkenlosen Himmel. Die Gardeflotte war verschwunden ...Krynnyrk hörte der Rede der Kaiserin kaum zu. Verlassen stand sie inmitten der schützenden Kuppel und sprach zu ihrem todgeweihten Volk, machte ihm klar, dass der Tod im Kampf ein besserer war, als der langsame, schleichende Tod im Exil. Sie sprach von einer neuen Zeit und einer neuen Aufgabe, in Wirklichkeit sprach sie vom Versagen des Reiches. Oh ja, sie würden kämpfen. Männer, Frauen und auch die Kinder soweit sie alt genug waren. Sie alle würden sich dem Feind entgegenstellen in einem sinnlosen Aufbegehren. Doch ihr Tod würde unvergessen bleiben, dokumentiert von Millionen kleiner Drohnen, die die Bilder über die gut bewachten Sendeantennen nach Preysha funken würden, wo sie von den Truppen der Föderation und den Botschaftern der Union empfangen werden würden. Auch die letzten noch freien Herzogtümer und Königreich, viele waren es nicht mehr, würden vom Ende Conmeras erfahren. Vielleicht würden sie einen neuen Kaiser krönen, oder aber, zutrauen würde er es ihnen, sich gegenseitig an die Gurgel springen. Doch das alles lag nicht mehr länger in ihren Händen. Die Tage der conmeranischen Kaiser waren gezählt. Krynnyrk wandte sich ab. „Möge Gott uns vergeben.“

#7 thomas t

thomas t

    Yoginaut

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Geschrieben 12 Juni 2005 - 10:51

Eine Space-Opera! Ich liebe sie. Die Geschichte selbst finde ich gut. Allerdings sind mir drei Sachen aufgefallen die man verbessern könnte. Du beschreibst den Aufstieg und Fall eines riesigen Sternenreiches in nur wenigen Worten. Vielleicht könnte man den Rückblick am Anfang noch etwas spannender gestalten, die Geschichte kommt eigentlich erst nach einer Seite in Fahrt (ein Fehler den ich auch gerne mache; einmal hab ich sogar 20 Seiten gebraucht ;) ). Als ich endlich las, das beide Imperien Teile von viel größeren Reichen sind... genial.

Das Volk der Sternenunion ist gespalten. Das Auftauchen der Ewigen hat ihr Weltbild zerstört und eine innenpolitische Krise ohnegleichen heraufbeschworen. Ihr Traum von einem Leben ohne den Schutz des Militärs hat sich nun auch als Traum erwiesen und nun, da die Ewigen, möge der Teufel sie alle holen, besiegt sind, stehen sie schutzlos und dumm da.

Über diese Stelle bin ich gestolpert. Wer sind die Ewigen? haben sie die Union beschützt oder bedroht? und wer hat sie besiegt? Ich seh schon, bei dir gibt es immer einen noch größeren Fisch. Aber übertreib es mal nicht. Selbst das Universum hat nicht unendlich viel Platz. Das wars eigentlich fast schon wieder. Danach kommt deine Geschichte richtig in Fahrt. Lediglich die Auflösung der Verteidgungstrategie war für meinen Geschmack viel zu offensichtlich. Wenn du der Kaiserin einfach nur sagen lässt "Führen Sie den Plan aus" anstatt diesen explizit zu erklären hättest du einen zusätzlichen Spannungsbogen. Das wäre eindeutig interessanter. Ich hoffe ich konnte dir helfen. thomas http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png Edit: Einige echt krasse vormulierungen verändert.

Bearbeitet von thomas t, 13 Juni 2005 - 16:38.

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#8 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 14 Juni 2005 - 17:58

Beeindruckend, Sandnix, wie du in kurzer Zeit (an einem Abend) deinen Text so enorm bessern kannst. Die KG ist jetzt fliessend zu lesen - es gibt keine eigentlichen Stolpersteine mehr für den Leser. Persönlicher Geschmack: Das Ende - sprich die Kriegslösung (Aufzeichnung des Todeskampfes) - finde ich weiterhin fad und sinnlos.Empfehlung für die nächste KG: Gib dem Leser was zu geniessen, wie unerwartete Wendungen, ein spannender Plot, ein überraschendes Ende.

#9 Sandnix

Sandnix

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Geschrieben 15 Juni 2005 - 10:12

Erstmal danke für die Kritik! @rockmysoul: Ich war selber erstaunt, wie unterschiedlich die beiden Versionen doch sind. Doch wie immer bin ich natürlich noch lange nicht zufrieden :-)

Persönlicher Geschmack: Das Ende - sprich die Kriegslösung (Aufzeichnung des Todeskampfes) - finde ich weiterhin fad und sinnlos.

Hmm, ja, ich fand die Idee anfangs ganz gut. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich die allgemeinen politischen Verhältnisse und das Dilemma in dem das Kaiserreich steckt besser überblicke. Das Ende der Heimatwelt ist unvermeidbar und daher soll es wenigstens noch das Letzte "rausgeholt" werden sozusagen. Ich habe nach historischen Vergleichen gesucht (Gründe für den Kriegseintritt der USA in den Weltkriegen u.Ä., bin dann sogar bis zur antiken Sagenwelt vorangeschritten *g* Da kam ich dann auf Iphigeneia, da sie (öffentlich *g*) geopfert werden soll um der griechischen Flotte endlich den Wind zu bescheren, der sie nach Troja bringt. Ein weit hergeholter Vergleich vielleicht. Aber für ein Volk, dass auf alte Sagen und Legenden seine Ideale aufbaut, vielleicht garnicht SO sehr wie für uns?

Empfehlung für die nächste KG: Gib dem Leser was zu geniessen, wie unerwartete Wendungen, ein spannender Plot, ein überraschendes Ende.

Bin schon am tüffteln .... So, nun die Kritik von thomas, für die ich mich natürlich auch bedanken will. Space Opera, genau da wollte ich hin!

Du beschreibst den Aufstieg und Fall eines riesigen Sternenreiches in nur wenigen Worten. Vielleicht könnte man den Rückblick am Anfang noch etwas spannender gestalten, die Geschichte kommt eigentlich erst nach einer Seite in Fahrt (ein Fehler den ich auch gerne mache; einmal hab ich sogar 20 Seiten gebraucht wink.gif ). Als ich endlich las, das beide Imperien Teile von viel größeren Reichen sind... genial.

Hmm, ja, da muss ich vielleicht nochmal nacharbeiten. Aber ich habe im Moment zuviel Fahrt, um jede Geschichte bis ins Detail nachzuarbeiten. Danke aber das du mich darauf aufmerksam machst, wenn ich es mir selber vorlese merk ich das natürlich nich so leicht.

Über diese Stelle bin ich gestolpert. Wer sind die Ewigen? haben sie die Union beschützt oder bedroht? und wer hat sie besiegt? Ich seh schon, bei dir gibt es immer einen noch größeren Fisch. Aber übertreib es mal nicht. Selbst das Universum hat nicht unendlich viel Platz.

Hmm, ich seh schon, die Ewigen müssen auch ran :-) Vielleicht pack ich noch ein paar Infos in die KG, Problen ist, dass ich mich noch nicht ganz festlegen kann, wieviel über die Ewigen nun überhaupt im DETAIL bekannt ist. Immerhin sind sie ein wichtige Komponente in dieser "frühen" Zeit meines Universums ... Und ja, das Universum hat nicht unendlich viel Platz, aber es hat sehr viel Zeit :D

Ich hoffe ich konnte dir helfen.

Sicherlich. Ich finde es jedesmal erfrischend. Die nächste KG ist schon in der Mache und wird hoffentlich gefallen!


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