Zum Inhalt wechseln


Foto
- - - - -

Robert Jordan: Wheel of Time


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
44 Antworten in diesem Thema

#31 Rusch

Rusch

    Phantastonaut

  • FictionFantasy Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 6.652 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:München

Geschrieben 22 Juni 2005 - 16:11

Die Grundgeschichte ist bei beiden am Herrn der Ringe angelehnt. Ich wollte mit meiner Aussage Tad Williams nicht absprechen, dass er Zielgerichtet schreiben kann. Das ist bei allen seinen Werken der Fall. Meine Aussage bezog sich auf den direkten Vergleich Osten Ard und Rad der Zeit. Ich fand Osten Ard insgesamt wenig innovativ, zu naive und vorhersehbar. Da hat Jordan eideutig die Nase vorne. Aber das ist halt alles Geschmackssache. Mich konnte Tad Williams weder mit Osten Ard noch mit Otherland überzeugen.

#32 Gerd

Gerd

    Giganaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 652 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Offenburg

Geschrieben 22 Juni 2005 - 18:12

Ich glaube, das liegt nicht unbedingt nur an den Autoren. Die Leser und Verlage wollen umfangreiche Zyklen. Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, das sich Einzelbände schlechter verkaufen. Aber dazu kann Gerd vielleicht mehr sagen.

Jain. Ja. Ja. Ja. :lol: Dazu gäbe/gibt's einiges zu sagen - irgendwann heute nacht ... eilige Grüße Gerd
Sudden moroseness. One hop too far.

#33 Gerd

Gerd

    Giganaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 652 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Offenburg

Geschrieben 23 Juni 2005 - 03:45

Eigentlich wollte ich heute Nacht zum großen Rundumschlag ansetzen, aber es ist spät, ich bin müde, und deshalb werde ich mich kurz fassen (was sicher auch sein Gutes hat).

Und Telesto - das Folgende ist nicht persönlich gemeint. Du hast in deinem Beitrag nur leider ein paar typische Vorurteile und/oder Halbwahrheiten drin, denen ich eine andere Sicht entgegensetzen will.

Das Problem, dass die Fantasy Literatur meiner Meinung nach hat, liegt darin, dass sie prinzipiell nur einen Erfinder hat, der so ziemlich alle Stereotypen für dieses Genre entworfen hat. In der Science Fiction ist das z.B. anders.

Nope. Phileas hat schon auf Howard hingewiesen, aber es gab noch einige Autoren mehr. Lange vor Tolkien, aber auch parallel zum HdR ist Fantasy geschrieben und veröffentlicht worden, die entweder ähnliche Quellen/Grundlagen nutzt (Andersons "Broken Sword" z.B.) oder völlig andere Motive und Plots benutzt (Eddison, Dunsany, Peake, Vance, De Camp).

Richtig ist, dass der HdR ein in jeder Hinsicht monumentales Werk ist, das wie ein Monolith in der (unterhaltungs)literarischen Landschaft des 20. Jahrhunderts steht (imho ist der Herr der Ringe das einflussreichste literarische Werk eben dieses Jahrhunderts) - und die Fantasy trägt schwer an diesem Koloss, der sozusagen ein eigenes Schwerkraftzentrum bildet. Andererseits käme niemand auf die Idee, dass jede Zeitreise obsolet ist (denn das Thema hat Herbert George schließlich abgehandelt) oder seit Doc Smith eigentlich alles über galaktische Imperien gesagt ist. Der HdR hat nur eben eine Fülle von Motiven vorweggenommen, deshalb lassen sich in vielen Fantasyromanen Spuren aus Tolkiens Werk finden. Andererseits ist die Fantasy immer noch ein junges Genre - da kann noch eine Menge kommen ...

Ich habe sehr viele Fantasy Zyklen gelesen und musste leider immer wieder feststellen, dass genau der von mir beschriebene Plot, immer wieder auftaucht. Vielleicht bin ich zu doof, mir die richtigen Fantasy Bücher auszusuchen. Das glaube ich jedoch nicht. Genügend Freunde von mir lesen fast ausschließlich nur Fantasy, kennen sich in diesem Bereich also bestens aus und haben mir etliche Zyklen empfohlen. Ich will nicht sagen, dass alle Fantasy Zyklen so sind, jedoch die meißten.
Da wären z.B. Midkemia von Feist, oder die so oft gelobten David Eddings Romane. Ich will hier nun nicht alle aufzählen, jedoch fällt das total auf.

Hm. Du willst keine Werke, in denen der "nichts ahnende, unschuldige Junge ... plötzlich berufen ist, die Welt zu retten", richtig? Aber warum liest du dann Bücher, bei denen im Klappentext im ersten oder zweiten Satz (sinngemäß) steht:
"Im Herzogtum Crydee ... wächst auf Burg Crydee der Waise Pug als Küchenjunge auf ..." (Feist), oder "Auf der uralten Feste Hochhorst wächst der ... Küchenjunge Simon auf" (Williams), oder "... kleines Dorf Emonsfeld ... Bauernsohn Rand al'Thor" (Jordan) oder "Garion lebte mit seiner Tante ... auf einem Bauernhof" (Eddings) etc.pp. - ich meine, wenn im ersten oder zweiten Satz ein Küchenjunge/Bauernsohn erwähnt wird, ist damit zu rechnen, dass er eine wichtige Rolle in dem Buch spielen wird, wahrscheinlich sogar die wichtigste ...

Wie gesagt, es gibt Fantasyromane mit anderen Plots.

Nimm z.B. einen deutschen Fantasy Schriftsteller. Der Ulldart Zyklus hat einen ähnlichen Plot.

Sicher - und er verkauft sich auch deutlich besser als z.B. Markolf Hoffmanns "Zeitalter der Wandlung", das viel mehr in Richtung von George R.R. Martins "Song of Ice and Fire" geht. Weil die meisten Leser nämlich wirklich "more of the same" wollen, statt etwas Neues auszuprobieren. Der HdR verkauft sich immer noch hervorragend (natürlich noch einmal angeheizt durch die Verfilmung), und was "normale" Genrefantasy angeht, heißen die Seller immer noch Eddings, Feist, Jordan, Williams. Davor liegt allerdings noch dieser "Orkzwergeelfendrachen"-Kram, der auf einer noch viel simpleren Ebene Motive/Chiffren aus dem HdR übernimmt.

Dann finde ich hat die Fantasy ein weiteres Problem. Die Autoren finden nie ein Ende. Einmal eine Welt entworfen, bedeutet dies, dass den Leser eine riesige endlose Latte an Büchern erwarten wird.

Tja, das ist nun wirklich nicht primär ein Fantasy-Problem. Wobei ich es verstehen kann, wenn ein Autor eine mit viel Mühe entworfene Welt nicht nach einem Buch wieder zu den Akten legen will - vor allem, weil auch die Leser häufig "more of the same" wollen - s.o.

Andererseits - Conan Doyles Sherlock Holmes, McBains 87. Polizeirevier, Simenons Maigret, Highsmiths Ripley, Asimovs Roboter-Foundation, Heinleins Future-History, Smiths Instrumentalität, MacDonald Frasers Flashman, Banks' Kultur, Herberts Wüstenplanet - die Zahl der um einen Helden oder einen gemeinsamen Handlungshintergrund kreisenden Serien/Zyklen ist Legion - warum sollte die Fantasy da eine Ausnahme machen.

Und wie ist das mit dem kein Ende finden? Jordan hat ein Problem, stimmt. Und Martin auf einer anderen Ebene auch. Und J.V. Jones. Aber Feists "Midkemia-Saga" kannst du nach "Magician" beenden, denn da ist diese Geschichte zu Ende. Oder Eddings nach (zugegebenermaßen) fünf Bänden Belgariad-Saga. Oder Brooks' Shannara nach dem ersten Originalband.

So häufig sind die "Megaromane", die eine einzige, fortlaufende Geschichte erzählen, im Genre nun wirklich nicht.

Ein letztes (für heute): es ließe sich gewiss trefflich darüber streiten, welches Werk dem HdR nähersteht - eines, das in Teilbereichen bewusst als Antithese angelegt ist (wie Williams' "Osten Ard"), oder eines, das sich bestimmter Motive bedient, diese aber mit neuen Komponenten vermischt (wie Jordans "RdZ").

So - nu' hab' ich keine Lust mehr :)

Grüße
Gerd
Sudden moroseness. One hop too far.

#34 lapismont

lapismont

    Linksgrünversifft

  • Fantasyguide Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 16.218 Beiträge
  • Geschlecht:unbekannt
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 23 Juni 2005 - 07:16

Die normale Sword & Sorcery funktioniert ja nur dann, wenn sie der Leseerwartung entspricht. Insofern ist für mich Shannara das Nonplusultra, da ich dort exakt das bekomme, was ich darunter verstehe. Ähnliches empfinde ich für Savatores AD&D Werke.Herr der Ringe ist auch Sword & Sorcery, aber eben nicht nur. Tolkien wollte eigentlich eine Mythologie erschaffen und nicht einfach unterhalten. Das merkt man und aus meiner Sicht ist es ihm gelungen. Daher mag ich sein Werk in erster Linie wegen Kultur darin.Figurenpsychologisch interessieren mich aber eher Kane oder Elric. Hier tritt die gut erzählte Fantasystory hinter die breit angelegte Hauptfigur.Einige andere Spielarten versuchen zu mischen oder neu zu erfinden. Amber etwa oder die satirischen Werke wie Xanth oder Discworld.Wobei hier natürlich die Verwendung von Stereotypen eher ein Spiegel als ein Imitat ist.Jordan hat schon fleißig gewildert. Aber recht schnell hat er etwas eigenes erschaffen. So sind die kurzen Wege nicht mit Moria zu vergleichen, da sie durch ein Traumland führen, dass mir so noch nicht begegnet ist. Die Verwendung von Magie, ihre Teilung in männlich und weiblich, deucht mir auch als etwas innovatives, allerdings besitze ich nicht den umfassenden Überblick, um das mit Sicherheit als Neu zu definieren.Sicher aber ist Jordan einmalig in der Masse an weiblichen Nebenfiguren.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
  • (Buch) gerade am lesen: Cheon Seon-ran – Tausend Arten von Blau

#35 Sullivan

Sullivan

    Autarchonaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.616 Beiträge
  • Wohnort:Klagenfurt

Geschrieben 23 Juni 2005 - 08:51

Eine andere Serie wurde hier noch gar nicht erwähnt, die mir recht gut gefallen hat und die ebenfalls abseits der ausgetretenen Pfade wandelt: "Deathgate" (dt.: "Die vergessenen Reiche") von Weis und Hickman. Kennt jemand die (7) Bücher? Wenn ich eure Beiträge so lese, bin ich froh, dass ich nach Band 1 von Jordan aufgehört habe...George R.R. Martin wurde bereits genannt. Da gibt es jetzt kritische Stimmen aus einer anderen Richtung, die sagen, sobald ein Charakter etwas sympathischer wird, stirbt er in Kürze. :) Sullivan

#36 Rusch

Rusch

    Phantastonaut

  • FictionFantasy Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 6.652 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:München

Geschrieben 23 Juni 2005 - 08:53

Amber kann in der tat als Eigenständig erachtet werden. Fantasy ist aber, wie man in Bayern sagen würde, ein gemähte Wiese. Da gibt es kaum Möglichkeiten was wirklich neues zu schaffen, da das Fantasy Genre doch recht enge Parameter setzt. Selbst Martin hat mit Song of Ice and Fire nichts wirklich neues geschaffen. Die ganze Geschichte ist nichts als ein sehr, sehr komplexes Märchen.Aus diesen Gründen habe ich mich inzwischen sehr von der Fantasy abgewandt, weil die SF eben doch eine viel größere Themenvielfalt zu bieten hat.Zuletzt noch ein paar Worte zu Tolkien:Der Herr der Ringe war ein Lebenswerk. Alles andere was Tolkien sonst noch verfasst hat, diente im Priniziep nur, um die Grundlagen für den Herrn der Ringe zu schaffen. An der Trilogie hat er selbst einige Jahre gearbeitet und das merkt man halt. Tolkien lebt nicht von der Schriftstellerei, aber viele der heutigen Autoren tun das und müssen ihre Werke schnell zu Ende bringen. Das ist ganz bestimmt nicht der Qualität förderlich.

#37 Oliver

Oliver

    Temponaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.744 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Zeven

Geschrieben 23 Juni 2005 - 09:51

Die normale Sword & Sorcery funktioniert ja nur dann, wenn sie der Leseerwartung entspricht. Insofern ist für mich Shannara das Nonplusultra, da ich dort exakt das bekomme, was ich darunter verstehe.

Nachdem sich diese Debatte gerade interessant entwickelt, möchte ich auf keinen Fall nun das Gespräch auf langweilige Genre-Definitionen richten, trotzdem möchte ich doch darauf Wert legen, die Sword & Sorcery (S&S) von der High Fantasy (HF) abzugrenzen. Während in der S&S Abenteuerlichkeit und Action im Vordergrund steht, geht es bei der HF im wesentlichen um die Beschreibung einer Welt, wobei als Handlung dann meist eine Queste im Vordergrund steht. Deshalb habe ich große Probleme, HdR als S&S zu bezeichnen, auch wenn da mal die Schwerter klirren. Natürlich ist die Abgrenzung schwierig, insbesondere, wenn die HF sehr "primitiv" daher kommt und die erschaffene Welt nur eine Kulisse oder ein potemkisches Dorf ist (wie bei Goodkind oder Brooks), mir ist das aber wichtig und ich schreibe diesen Eintrag auch, weil ich denke, dass die Leserschichten nicht 100% deckungsgleich sind. Mir geht es nur um folgendes: Auch wenn beide Orks und Elfen enthalten, liegen z.B. zwischen Tolkien und Weis/Hickman Welten. Und jemand, der gerne Kane und Conan liest, wird sich vielleicht nicht unbedingt für George R.R. Martin begeistern können.

Bearbeitet von Oliver, 23 Juni 2005 - 09:52.

  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
  • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
  • • (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
  • • (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
  • • (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
  • • (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)

#38 lapismont

lapismont

    Linksgrünversifft

  • Fantasyguide Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 16.218 Beiträge
  • Geschlecht:unbekannt
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 23 Juni 2005 - 10:25

@OliverEs gibt ja unterschiedliche Möglichkeiten, Gefallen an einem Buch zu finden.So fand ich Fureys ersten Band der Schatenbundtrilogie dadurch recht spannend, dass sie das Geschehen von drei Tagen immer wieder aus der Sicht anderer Figuren erzählte. Das verflacht dann zwar zu Friede, Freude, Eierkuchen in den Folgebänden, aber hier hat mir halt ein Strukturaspekt gefallen.Oder nimm Eissee. Hat mich von der Handlung nicht umgehauen, präsentiert aber in wunderschöner Sprache eine sehr interessante Welt - das wäre Dein HF-Aspekt.Genauso kann es auch passieren, dass man ein Werk nicht mag, weil etwa der Gewaltanteil zu hoch ist, etwa bei Goodkind, und dadurch eventuelle andere Qualitäten verblassen.Oder Darkover. Ab einem bestimmten Punkt erzeugen einige der Bände bei mir den Eindruck, ich sei als Mann nicht Zielgruppe. Es gibt immer noch Bewertungen ausserhalb der genrespezifischen, die ein Werk lesenswert machen - unabhängig also von seiner innovativen Kraft.Aber es stimmt schon, SF bietet da deutlich mehr Abwechslung, momentan.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
  • (Buch) gerade am lesen: Cheon Seon-ran – Tausend Arten von Blau

#39 Rusch

Rusch

    Phantastonaut

  • FictionFantasy Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 6.652 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:München

Geschrieben 23 Juni 2005 - 11:30

@lapismont: Darkover und Pern sind eindeutig Science Fantasy Zyklen wegen ihrer Zwitterstellung zwischen SF und Fantasy.Die Amazon Romane von Darkover hängt dieser Makel an. Ich fand diese allerdings recht unterhaltsam und habe mich auch am Eid der Amzonen nicht gestoßen. @Sully: Die Vergessenen Reiche zähle ich zu den besten Fantasy Werken auch wenn mich der Schluss enttäuscht hat. Aber nach der Spannung, die zuvor zwischen Alfred und Haplo aufgebaut wurde. wäre auch der beste Schluss enttäuschend gewesen.Ob S&S oder HF hängt für mich von der Grundrichtung der Romane ab. David Gemmells Drenai sage ist z. B. S&S pur. Nebenbei: Seine Schlachtenbeschreibungen stellen selbst die Schlachten in den Herr der Ringe Verfilmungen weit in den Schatten. :)@Oliver: Werke, wie den Herrn der Ringe kann man nur schwer zuordnen. Die decken eigentlich beide Seiten ab und liegen somit dazwischen.

#40 Matthias

Matthias

    Illuminaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 905 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Gießen/Hessen

Geschrieben 24 Juni 2005 - 10:22

"Deathgate" (dt.: "Die vergessenen Reiche")

"Deathgate" finde ich ebenfalls sehr gelungen. Die Behauptung, das Fantasy-Genre bringe keine Neurungen mit sich, ist schlichtweg falsch. Ich bin ein Anhänger von sowohl SciFi als auch Fantasy gleichermassen. Mittlerweile findet man ein breites Spektrum an Fantasyliteratur, die nach meinem Dafürhalten an Komplexität und Innovation das Genre der SciFi weit übertrifft. Martin z.B. bietet eine intensive Charakterstudie über die Abgründe menschlicher Natur. Insbesondere Rollenspielern ist bekannt, dass sich das Fantasy Genre konstant weiterentwickelt und der Fantasy-Rollenspielmarkt fast monatlich Innovationen, Veränderungen und Erweiterungen anbietet. Da hat sich in der SciFi deutllich weniger getan. Es gibt bei beiden Litaraturgattungen gute und schlechte Romane, anspruchsvolle und infantile, wegweisende und altgediente.
Lieblingsautoren: Alastair Reynolds, R.C. Wilson, G. Benford

#41 Rusch

Rusch

    Phantastonaut

  • FictionFantasy Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 6.652 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:München

Geschrieben 24 Juni 2005 - 10:45

Also ich zähle mal ein paar SF Romane auf, die ich in letzter Zeit gelesen haben:

Martin: Die Flamme erlischt,
Strugatzki: Picknick am Wegesrand
Haldemann: Die Denkbrücke
Keyes: Charly
Zelazny: Fluch der Unsterblichkeit
Schnett: Völker der Sonne
Werber: Die Ameisen
Sheckley: Lebensgeister GmbH
Dick: Ubik
Vance: Alastor
Hammerschmitt: Der Zensor

Dies Bücher sind teilweise so unterschiedlich wie Tag und Nacht mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen.

So eine Vielfalt kann die Fantasy niemals aufbringen, auch wenn Du recht hast, dass sich die Fantasy derzeit stärker weiterentwickelt als die SF. Doch damit habe ich keine Probleme, denn es gibt hunderte, wenn nicht sogar tausende SF Romane, die ich noch gerne lesen würde.

Ich habe viel Fantasy gelesen (bestimmt über 200 Romane) und werde auch weiterhin in Fantasy reinschauen, aber die Möglichkeiten, die ein Autor hat, sind deutlich begrenzter als in der SF.

Es gibt in der Fantasy eigentlich nur fünf Grundthemen, die sich auch nicht so stark unterscheiden:

1. Quest: Die Helden suchen einen Ort, ein Artefakt oder auch nur Wissen gegen alle Widernisse
2. Märchen: Sehr konservativ mit Königen und Prinzen, die Abenteuer bestehen müssen
3. Kampf gegen eine dunkle Macht
4. Spiegeluniversum: Der Held wir in eine andere Welt versetzt.
5. Schicksal und Prophezeiung: Der Weg des Helden ist vorbestimmt und er kämpft mit seinem Schicksal.

Gut, vielleicht gibt es noch ein paar weitere Spielarten, aber schon die beiden letzten Punkte sind nur Teilaspekte einer Geschichte, der eines der ersten drei Themen zugrunde liegt.

Aus diesen Zutaten wird jedes Fantasy Buch aufgebaut. Das sind sehr enge Parameter und ich gebe zu, dass die Autoren angesichts dieser Begrenzungen wirklich großartiges schaffen.

Ein weiteres Beispiel für großartige Fantasy ist IMHO Kate Elliott: Sternenkronen Zyklus. Kennt das wer?

#42 Matthias

Matthias

    Illuminaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 905 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Gießen/Hessen

Geschrieben 24 Juni 2005 - 11:59

1. Quest: Die Helden suchen einen Ort, ein Artefakt oder auch nur Wissen gegen alle Widernisse 2. Märchen: Sehr konservativ mit Königen und Prinzen, die Abenteuer bestehen müssen 3. Kampf gegen eine dunkle Macht 4. Spiegeluniversum: Der Held wir in eine andere Welt versetzt. 5. Schicksal und Prophezeiung: Der Weg des Helden ist vorbestimmt und er kämpft mit seinem Schicksal.

Die von Dir genannten Kernpunkte sind Klischees. Es gibt Artikel über Fantasyliteratur, wo über deren Vermeidung diskutiert wird. Jeder Dungeons&Dragons Rollenspieler schafft es, diese Klischees zu umgehen. Ähnliche Klischees kann man über jedes beliebige Genre anführen, mögliche für SF wären z.B. 1. Kontakt mit einer unbekannten Macht oder einem unbekanntem Artefakt 2. Entdeckung von fremden Orten (Planeten, Dimensionen etc) 3. Auseinandersetzung mit kulturellen oder gesellschaftlichen Aspekten. 4. Anwendung einer physikalischen oder biologischen Problematik (z.B. Zeitreisen). Du siehst also, es handelt sich um eine starke Reduktion der eigentlichen Themen, die sich letztendlich als vielfältiger, weniger oberflächlich und interessanter darstellen können. Gute Fantasy Literatur schaffte die Simulation einer (eigenen) Welt und bietet somit fast beliebige inhaltliche Möglichkeiten. Ganz ohne Zweifel verfügt die SciFi über alternative Darstellungsformen, so erlauben Technik und Realitätsbezug neue Diskussionsräume. Ohne Zweifel ist auch, dass viele Autoren - sowohl SciFi als auch Fantasy Autoren - schlechte, klischeehafte Romane schreiben können. Noch ein paar (wenige) Beispiele (aus Zeitmangel) für Bücher, die nicht Deinen Klischees entsprechen. - Der Wahrträumer von Hennen beschreibt eine Fantasywelt nach einer Umweltkatastrophe - Gärten des Mondes, Erikson, könnte auch ein klassischer Antikriegsroman sein - Transformation, Berg - Dragonlance War of Souls, wirft die alten Drachenlanze Geschichten um und bietet inhaltlich neue Themen.

Bearbeitet von mlich, 24 Juni 2005 - 12:00.

Lieblingsautoren: Alastair Reynolds, R.C. Wilson, G. Benford

#43 Telesto

Telesto

    Yoginaut

  • Mitglieder
  • PIPPIP
  • 140 Beiträge
  • Wohnort:Münster

Geschrieben 24 Juni 2005 - 12:18

Also ich zähle mal ein paar SF Romane auf, die ich in letzter Zeit gelesen haben:

Martin: Die Flamme erlischt,
Strugatzki: Picknick am Wegesrand
Haldemann: Die Denkbrücke
Keyes: Charly
Zelazny: Fluch der Unsterblichkeit
Schnett: Völker der Sonne
Werber: Die Ameisen
Sheckley: Lebensgeister GmbH
Dick: Ubik
Vance: Alastor
Hammerschmitt: Der Zensor

Dies Bücher sind teilweise so unterschiedlich wie Tag und Nacht mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen.

So eine Vielfalt kann die Fantasy niemals aufbringen, auch wenn Du recht hast, dass sich die Fantasy derzeit stärker weiterentwickelt als die SF. Doch damit habe ich keine Probleme, denn es gibt hunderte, wenn nicht sogar tausende SF Romane, die ich noch gerne lesen würde.

Ich habe viel Fantasy gelesen (bestimmt über 200 Romane) und werde auch weiterhin in Fantasy reinschauen, aber die Möglichkeiten, die ein Autor hat, sind deutlich begrenzter als in der SF.

Es gibt in der Fantasy eigentlich nur fünf Grundthemen, die sich auch nicht so stark unterscheiden:

1. Quest: Die Helden suchen einen Ort, ein Artefakt oder auch nur Wissen gegen alle Widernisse
2. Märchen: Sehr konservativ mit Königen und Prinzen, die Abenteuer bestehen müssen
3. Kampf gegen eine dunkle Macht
4. Spiegeluniversum: Der Held wir in eine andere Welt versetzt.
5. Schicksal und Prophezeiung: Der Weg des Helden ist vorbestimmt und er kämpft mit seinem Schicksal.

Gut, vielleicht gibt es noch ein paar weitere Spielarten, aber schon die beiden letzten Punkte sind nur Teilaspekte einer Geschichte, der eines der ersten drei Themen zugrunde liegt.

Aus diesen Zutaten wird jedes Fantasy Buch aufgebaut. Das sind sehr enge Parameter und ich gebe zu, dass die Autoren angesichts dieser Begrenzungen wirklich großartiges schaffen.

Ein weiteres Beispiel für großartige Fantasy ist IMHO Kate Elliott: Sternenkronen Zyklus. Kennt das wer?

Dem kann ich nur zustimmen. Die Vielfalt an möglichen Themen ist in der Science Fiction eher gegeben als in der Fantasy. Die Punkte die du aufzählst finden sich in fast allen Fantasy Romanen. Sicherlich gibt es einzelne Werke, die es schaffen dies zu durchbrechen. Ich habe früher auch fast nur Fantasy gelesen, doch irgendwann wurde mir dieses Genre einfach zu langweilig, weil eben immer das gleiche passierte. Dazu kommt die Länge der Zyklen. Klar gibt es die auch in der SciFi, siehe Herbert, Hamilton, jedoch gibt es eine Unmenge an Einzelromanen, die unglaublich gut sind. Die Fantasy ist gerade deshalb so erfolgreich, weil es eine "Herr der Ringe " Verfilmung gab. Das sollte man bei all dem Aufkommen an Fantasy Literatur nicht vergessen. Ich vermute mal, dass die Fantasy Abteilungen in den Buchhandlungen deshalb so gut bestückt sind, weil es eben einen Herrn der Ringe Boom gab und immer noch gibt. Irgendwann wird vermutlich auch der "Western" wieder ganz groß rauskommen. Mal abwarten.

#44 Gerd

Gerd

    Giganaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 652 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Offenburg

Geschrieben 24 Juni 2005 - 13:02

Ganz auf die Schnelle:Ich halte an dieser Stelle eine "hie Welf, hie Stauf"-Diskussion für einigermaßen unsinnig. Prinzipiell kann man imho jede Geschichte in jedem Genre in jedem Medium erzählen, wobei es natürlich sowas wie ein "optimales Zusammenpassen" gibt.Ansonsten lässt sich Spannungsliteratur allgemein auf ganz wenige Handlungsmuster reduzieren (irgendwo hab' ich auch noch eine dieser mehr oder weniger unsäglichen Kategorisierungen); wenn man böse ist, könnte man sagen, dass sich ca. 90% der SF und/oder der Fantasy (des Krimis, Horrors etc.) darum drehen, dass sich der Held (Hauptprotagonist - es kann auch mehr als einer sein) in einer widrigen Situation bewähren/behaupten muss.Überspitzt formuliert: Es gibt doch eigentlich schon lange keine wirklich neuen Geschichten mehr zu erzählen, es gibt nur noch Variationen (teilweise faszinierende, originelle, spannend gemachte Variationen), aber die im eigentlichen Sinne "innovativen" Geschichten, die waren mehr oder weniger schon am Ende der Antike alle erzählt.@ Rusch: Wie passen denn die folgenden Romane / Serien in deine Kategorien?- Gormenghast (Peake)- The Fencer Trilogy (Parker)- The Book of the Fey (Rusch)- To Reign in Hell (Brust)- The Physiognomy (Ford)- The Book of the New Sun (Wolfe)- Latro in the Mist (Wolfe)oder Jeff VanderMeers Ambergris-Stories, Neil Gaimans komplette Sandman-Sequenz (anderes Medium, ich weiß).Aber, wie gesagt, ein solcher Ansatz führt imho nirgendwo hin.Und ja, ich kenne Kate Elliotts "Sternenkrone", und ich halte den Zyklus (trotz ein paar Einwänden) für weithin unterschätzt; zudem hat sie es immerhin geschafft, einen mehrbändigen, multiperspektivisch angelegten Zyklus endlich zum Abschluss zu bringen (etwas, das der gute GRRM noch auf die Reihe kriegen muss - und davon bin ich noch nicht hundertprozentig überzeugt) - und im Frühjahr 2006 werden wir dann sogar wissen, ob sie's auch gut hingekriegt oder versiebt hat.GrüßeGerd

Bearbeitet von Gerd, 24 Juni 2005 - 13:03.

Sudden moroseness. One hop too far.

#45 Sullivan

Sullivan

    Autarchonaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.616 Beiträge
  • Wohnort:Klagenfurt

Geschrieben 24 Juni 2005 - 14:19

Wir hatten doch vor kurzem mal die Diskussion über Motive in der SF, ich hatte auf meiner Homepage daraufhin einiges auf die Schnelle zusammengefasst. Etwas ähnliches könnte man für die Fantasy Literatur machen - und wir werden sehen, dass es einige Parallelen gibt und dass die Fantasy vielfältiger ist, als man gemeinhin annimmt. @Rusch: Du vermischst in deiner Aufzählung Handlung und Motiv miteinander. "Spiegeluniversum" ist ein Motiv, dass man typischerweise in Fantasy Romanen findet, Quests dagegen laufen einem überall über den Weg. Sullivan

Bearbeitet von Sullivan, 24 Juni 2005 - 14:19.



Besucher die dieses Thema lesen: 0

Mitglieder: 0, Gäste: 0, unsichtbare Mitglieder: 0