Das Drachenei
#1
Geschrieben 23 Juni 2005 - 09:20
Robert L. Foward
Das Drachenei
Bastei-Lübbe
In der SF-Netzwerk Buchdatenbank.
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Robert L. Foward, seines Zeichens Gravitationsanstronom, debütierte 1980 mit dem Roman "Das Drachenei" als Science Fiction Autor und gab der harten, wissenschaftlichen SF-Literatur damit entscheidend neue Impulse. Seine Idee: Auf einem ziellos durch den Raum wandernden Neutronenstern entwickelt sich Leben, das sich zu einer intelligenten Spezies und schließlich zu einer hochentwickelten Zivilisation aufschwingt.
Ein Neutronenstern ist ein Stern von 1,4- bis 3-facher Masse der irdischen Sonne, der kollabiert. Nach dem Verbrauch sämtlichen Wasserstoffs, der zu Heliumkernen fusioniert wird, reichert sich im Kern der Sonne neben weiteren schweren Elementen Eisen an, und sämtliche Fusionsprozesse kommen zum Erliegen. Der Strahlungsdruck nimmt ab und kann der Gravitation nicht mehr entgegenwirken. Die Elektronen werden in die Atomkerne gepresst und verbinden sich mit Protonen zu Neutronen. Gravitationsenergie wird durch die Emission von Neutrinos frei, Neutronenschauer schließlich heizen die umgebenden Schichten so stark auf, dass diese explosionsartig fortgeschleudert werden. Nach der Supernova bleibt der Neutronenstern als eine vergleichsweise winzige Kugel überdichter Neutronen von etwa zwanzig Kilometern Durchmesser zurück. Vor dem Hintergrund dieser skurillen physikalischen Parameter konzipiert Foward Leben, das auf starken nuklearen Wechselwirkungen anstelle der uns vertrauten schwachen elektronischen molekularen Kräften basiert.
Das Verhältnis der relativen Zeit auf der Oberfläche des Neutonensterns zu der unsrigen beträgt etwa 0,43 Millionen zu eins, und so schreitet die Evolution mit rasanter Geschwindigkeit voran, während der verwaiste Stern unser Sonnensystem passiert. Es entstehen primitive Lebensformen, gefolgt von Pflanzen und Tieren, darunter die amöboiden Cheela, die schließlich Intelligenz entwickeln.
Auf der Erde fangen Astronomen die Radiowellen des pulsierenden Neutronensterns auf, den sie an der Peripherie des Sternbildes Drachen lokalisieren können (daher die Bezeichnung "Drachenei"). Eine Expedition wird entsandt. Während die Forscher den Neutronenstern aus sicherer Entfernung vermessen, entwickelt sich die archaische Gesellschaft der Cheela zu einer technisch fortgeschrittenen Zivilisation.
Die Faszination des Romans gründet zweifellos in der Unglaublichkeit des Geschilderten: Foward erdenkt das vermeintlich Undenkbare und erzählt das vermeintlich Unerzählbare. Alleine die Prämisse, dass ein Neutronenstern Leben hervorbringen kann erscheint waagemutig. Und doch gelingt duch die strenge Berücksichtigung der physikalischen Parameter der Entwurf einer plausiblen alternativen Biologie. Die kulturelle Reifung der Cheela ist da schon weniger spektakulär und rekapituliert im wesentlichen die der Menschen. An ihrem Höhepunkt vereinbahrt die Erzählung schließlich ein weiteres mal das offensichtlich Unvereinbahre: es kommt zum Kontakt und sogar zum Informationsfluß zwischen Cheela und Menschen, Lebensformen die in räumlichen und zeitlichen Bezugssysteme verhaftet sind, deren Skalierungen mehrere Größeneinheiten voneinander abweichen.
Bei aller Begeisterung für die ausgefeilte Inszenierung wissenschaftlicher Spekulationen muss aber fairerweise angemerkt werden, dass Fowards Erstling die typischen Symptome einer Fiktion im wissenschaftlichen Maßanzug aufweist: Von Charakteren darf in Zusammenhang mit den handelnden Personen nur vorsichtig gesprochen werden. Die spulen gelegentlich Robotersätze mit ungleich gewichtetem Informationsgehalt ab und werden auch an den Konturen zu keinem Zeitpunkt scharf. Einerseits fokusiert dies das Interesse des Lesers bequem auf das Drachenei und seine Bewohner, andererseits degradiert es sämtliche Aspekte, die Menschen und die Menschheit betreffen zu einer vernachlässigbaren Nebenrolle.
(Georg Christoph Lichtenberg)
#2
Geschrieben 23 Juni 2005 - 09:31
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"
#3
Geschrieben 23 Juni 2005 - 09:31
#4
Geschrieben 23 Juni 2005 - 11:42
#5
Geschrieben 25 Juni 2005 - 19:45
#6
Geschrieben 29 Juni 2005 - 11:36
Danke, ist abgeändert. Ich glaube, der Grund warum der Roman an mir vorbei ging, ist dieser Titel. Ziemlich ungeschickt in meinen Augen. Da habe ich aber womöglich etwas versäumt, das Buch scheint mir höchst interessant. Es gibt doch dieses Gedankenspiel von den Kleinstlebewesen, die ihren kompletten Lebenszyklus auf einem Wellenkamm durchleben. Nur eben in so kurzer Zeit, dass es für sie gar nicht realisierbar ist. Ich finde es immer am überzeugendsten, wenn eine fremde Lebensform sehr bizarr dargestellt wird, vielleicht am Rande des Vorstellungsvermögen oder darüber hinaus.Nur ein kurzer Hinweis: in der Buchdatenbank ist der Roman als "Das Drachei" eingetragen.
#7
Geschrieben 29 Juni 2005 - 11:48
Bearbeitet von Jürgen, 29 Juni 2005 - 12:08.
#8
Geschrieben 29 Juni 2005 - 12:32
Es gab eine Star Trek Voyager Episode mit dem Thema. Irgendwann in der 5. Staffel, wenn ich nicht irre. Details müsst ich nachschlagen.Ich erinnere mich irgendwie dunkel an ein Expeditionsraumschiff, dessen Antriebsstrahl von den Bewohnern des Neutronensterns als "göttliches Zeichen" angesehen wurde. Außerdem entwickelte sich die Kontaktaufnahme zwischen Menschen und den Bewohnern sehr schwierig, weil die "Informationsgeschwindigkeit" auf Grund der unterschiedlichen Zeitabläufe angepasst werden musste.
#9
Geschrieben 29 Juni 2005 - 12:36
#10
Geschrieben 29 Juni 2005 - 12:46
Bearbeitet von Morn, 29 Juni 2005 - 12:48.
#11
Geschrieben 29 Juni 2005 - 12:50
#12
Geschrieben 02 Juli 2005 - 10:49
#13
Geschrieben 02 Juli 2005 - 11:13
Jepp, wir reden von exakt dem gleichen Roman!
@Kopernikus:
Wenn „Das Drachenei“ für den September-Lesezirkel vorgeschlagen wird, wird schlage ich kein Buch mehr vor!
Bis dennen,
Henrik
Bearbeitet von Henrik Fisch, 02 Juli 2005 - 11:13.
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"
#14
Geschrieben 02 Juli 2005 - 13:14
#15
Geschrieben 02 Juli 2005 - 14:04
Bearbeitet von Kopernikus, 02 Juli 2005 - 15:25.
#16
Geschrieben 07 Juli 2005 - 08:23
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#17
Geschrieben 07 Juli 2005 - 09:00
#18
Geschrieben 07 Juli 2005 - 09:15
Die Vorschlagsrunde für den Klassikerlesezirkel im August geht noch bis morgen.Wenn „Das Drachenei“ für den September-Lesezirkel vorgeschlagen wird, wird schlage ich kein Buch mehr vor!
Ehrlich gesagt, bei aller Begeisterung für die Ideen Fowards, wie ich schon schrieb, der Mann ist mE ein wenig begnadeter Literat - Ich würde auch die Finger davon lassen. Grüße HolgerJa, das stimmt. Nachdem mir persoenlich "Das Drachenei" nicht so gefallen hat, habe ich es aber nicht gelesen.
(Georg Christoph Lichtenberg)
#19
Geschrieben 25 Juli 2005 - 08:24
#20
Geschrieben 30 Juli 2005 - 11:19
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
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