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Cordwainer Smith: Ein Planet namens Shayol


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13 Antworten in diesem Thema

#1 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 10 Juli 2005 - 21:01

Die 2. Story von Smith, die eigentlich der Auslöser war für seine Wahl hier im KG-Lesezirkel als Autor diesen Monat, ist

Ein Planet namens Shayol

in der neuen Übersetzung von Barbara Slawig.

Die Geschichte spielt in Smiths Universum einige tausend Jahre nach unserer ersten Geschichte von ihm, einer Zeit in der die Untermenschen immer mehr ihre Rechte als gleichberechtigte Wesen einfordern, und der Instrumentalität erste winzige Zweifel kommen, ob der bisher eingeschlagene Weg weiter gegangen werden kann.

Ich wünsche uns gespanntes Lesen!

P.S.: Wer diese Variante schon durch hat (schließlich steht sie schon seit einigen Wochen auf den AC-Seiten inkl. tollem Titelbild zur Verfügung), hält sich bitte mit Spoilerischem in den ersten paar Tagen dieser kommenden Woche etwas zurück... :confused:

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 10 Juli 2005 - 21:22.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#2 Jueps

Jueps

    Klabauternaut

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Geschrieben 17 Juli 2005 - 20:19

So, jetzt habe ich endlich mal die fünf Seiten der KG gelesen.

Ich bin zutiefst beeindruckt.
Cordwainer Smith ist ein Mensch mit unglaublicher Phantasie.
Seine Geschichte von 1961 steckt so voller intelligenter/spannender Ideen, Details und Überlegungen, dass es mich ganz stutzig gemacht.
"Ein Planet namens Shayol" ist m. E. genial.

Auch wenn bei mir das Szenarium mit den Missbildungen echte Übelkeit hervorgerufen hat und ich die Geschichte in die mir sonst eher unliebe Sparte "Horror" packen würde, konnte ich nicht aufhören, weiterzulesen und zu staunen.
Seine Schilderungen von Handlungen und Gefühlen sind so ergreifend und wunderbar geschrieben:
"Er weinte zehntausend Jahre." Eine so kluge und doch prägnante Beschreibung von Schmerz habe ich lange nicht gelesen...

Ich könnte schwärmen und schwärmen. Sicher, das Ende fand ich teilweise ein wenig schwer verständlich, das muss ich gestehen. Smiths sehr eigene Erfindung Kaiserreich-instrumentalität fordert dabei viel Konzentration vom Leser ab.

Doch ich habe die KG sehr genossen. :D

Bearbeitet von Jueps, 17 Juli 2005 - 20:21.

»Ich bin nicht besonders helle, und es dauert ein bißchen, bis ich etwas kapiere. Aber wenn du mir Zeit läßt, dann werde ich lernen, dich besser zu verstehen als irgend jemand sonst auf der Welt.«


#3 Morn

Morn

    Temponaut

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Geschrieben 19 Juli 2005 - 12:43

In diesem Posting gibt es SPOILER (auch bezueglich der vorhergehendes KG); es sollte also die KG gelesen worden sein, bevor jemand dies liest. Smiths Ideenvielfalt zeigt sich auch wieder in dieser KG, wie ich finde, besser herausgearbeitet als in V+S. Aus dieser KG weiss man, dass der titelgebende Planet ein Strafplanet ist. Die Verhaeltnisse werden m.E. sehr eindringlich beschrieben. Mein Interesse an weiteren Geschichten von Smith (insbesondere ueber die Instrumentalitaet) wurde noch weiter gesteigert. Wie sich herausstellt, sind die Gefangene dort nicht nur Strafgefangene, sondern auch politische Gefangene oder sogar solche, die einfach aus Angst vor einem Putsch dorthin abgeschoben wurden. Die Gefangenen werden dort wie Nutztiere gehalten, die Produkte zum Wohl der ganzen Menschheit liefern, was die Unmenschlichkeit der Bestrafung noch einmal unterstreicht. Der Hirte jener "Herden" ist dann auch bezeichnenderweise ein aus einem Rind geschaffener Homunkulus. (Da frage ich mich, ob Cordwainer Smith Vegetarier war. Ich muss demnaechst doch mal die Biographie auf epilog.de lesen.) Es scheint mir, dass er als eine Art Sklave gehalten wird, der sich durch diese Arbeit ("1000 Dienstjahre"), seine Freiheit und auch die seiner Familie verdient. Das Kaiserreich scheint gegenueber der Instrumentalitaet eine gewisse Souveraenitaet zu besitzen, der Strafplanet Shayol gehoert zum Kaiserreich, das mit dieser Einrichtung eine "allerschaerfste Form der Bestraffung schaffen" wollte. Die Instrumentalitaet hat "insgeheim" eingegriffen, um den Gefangenen das Leid durch die Verabreichung einer Droge zu verringern. Die Instrumentalitaet wusste also von den Verhaeltnissen, hat sie aber weder abgeschafft noch ging das Eingreifen so weit, dass die Droge so oft verabreicht wird, dass die Schmerzen fuer die Gefangenen nie zu spueren sind. B†™dikkat berichtet, dass die Gefangenen nur aus dem Kaiserreich kommen. Dem widerspricht die Erzaehlung aus V+S, da Suzdal zur Bestrafung von der Instrumentalitaet nach Shayol geschickt wurde. Wir wir jetzt wissen, ist er tatsaechlich dort. Also hat sie dies auch als Mittel zur Bestrafung genutzt. Umso mehr ueberrascht mich, dass die Vetreterin der Intrumentalitaet ueber die tatsaechlichen Verhaeltnisse auf Shayol keine Ahnung hat. Wurde das im Laufe der Zeit einfach nur vergessen? Die hauptsaechlichen Themen der KG scheinen mir Justiz und vor allem Bestrafung der Verurteilten zu sein. Mercer muss schuldig sein, da er ein "weißes, teuflisches Gesicht" hat (ein Kommentar zur Diskriminierung Schwarzer in der US-Justiz?). So jemand wie er muss einfach "in jedem Punkt schuldig" sein. Ueber sein Verbrechen wird nicht nachgeforscht, es scheint keine Verteidigung zu geben. Ueber sein Verbrechen kann man nur Vermutungen anstellen. Ich schaetze, es koennte darin bestehen, dass er Katzen gestreichelt oder gefuettert hat, die sich vor dem kaiserlichen Palast aufhielten. Was meint Ihr? Jede Bestrafung scheint nur aus Schmerzen oder Folter fuer den Verurteilten zu bestehen. (Es werden noch zwei weitere Arten genannt, Straftraeume und Schmerzstationen.) Abschreckung scheint ein zentraler Punkt der "Verbrechens"vorsorge zu sein; die Schreie der Shayolgefangenen werden an einem Tag ausgestrahlt. (Auch dies scheint mir ein Hinweis darauf zu sein, dass die Instrumentalitaet von den tatsaechlichen Verhaeltnissen auf Shayol wissen sollte, oder?) Es gibt fuer sie die Moeglichkeit, das Gedaechtnis loeschen und die Augen entfernen zu lassen. Ersteres scheint auf Lobotomie hinauszulaufen. Es wird von einer der Personen die Frage aufgeworfen, wer besser dran sei, die Lobotomierten oder diejenigen, die sich gegen diese Moeglichkeit entschieden hatten. Eine gute Frage, wer ist besser dran? Am Ende erfaehrt man, dass die Bestrafung durch Schmerzen abgeschafft worden sei. Stattdessen werden Verurteilte jetzt "geheilt", was auch immer darunter zu verstehen ist. Dem Beamten und dem Arzt, deren Verhalten die Ausloeser fuer die Schliessung von Shayol ist, ist schliesslich nach der Heilung noch das Gedaechtnis geloescht worden, damit sie nicht mit der "Scham und Trauer an ihre Handlung" leben muessen. Hier frage ich mich, ob das nicht auch auf eine Lobotomie hinauslaeuft. Das waere m.E. dann auch nicht wirklich besser. Beim Supercondamin und bei den Kappen frage ich mich, ob sie nicht eigentlich den Zweck haben, Ausbruchsversuche, Revolten und allgemein Versuche, etwas aendern zu wollen, zu unterbinden. Zumindest das Zuerstgenannte hat hier Erfolg. Die Gefangenen wollen nicht mal von Shayol weg, nachdem sie es duerfen. Die in Stein gekratzte Ueberlieferung eines Gefangenen endet mit den Saetzen: "Glaubt doch nicht, dass ich hier bestraft werde. Dies ist kein Ort der Strafe. Es ist ganz etwas anderes." Was meint er damit? Das Paradies? Aufgrund einer drogeninduzierten, zeitweiligen Glueckseligkeit und einer Art Unsterblichkeit? Oder stirbt tatsaechlich jeder irgendwann?

#4 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 19 Juli 2005 - 15:39

Diese Kurzgeschichte ist sehr spannend, ich verstehe, weshalb der Titel als Namensgeber eines SF-Verlages diente. Es ist echte SF, es gibt eine Grundidee: "Einzelne Menschenorgane wachsen".Diese Idee wurde dann weiter ausgebaut, durch die Produktion in einer unerwarteten Umgebung zu platzieren. Es geschieht auf einem Planeten, als natürliches Phänomen und am Körper des Menschen selbst. Nicht nur dies, eine weitere Idee kam dazu: Der Vorgang wurde als Strafe angelegt; der Ort ist ein Strafplanet.Dann wurde der Planet ausgebaut mit weiteren tollen SF-Ideen, wie der Kuhmensch und die Vorbereitungsstation im Orbit. Die Charakterisierung ist nicht nur stark, sondern auch SF. Der Mensch wird beeinflusst, wodurch er sich charakterlich atypisch verhält. Und dann die Spannung. Wow! Der Leser wird wunderbar hingehalten. Der Leser wird zu einem Strafplaneten geschickt, aber es ist lange unbekannt, wie die Strafe aussieht. Bis die Strafe ausgeführt wird, geschehen eine Reihe von interessanten (SF-)Sachen, welche diese Ausführung vorbereiten. Die Geschichte ist damit noch nicht zu Ende, denn auf dem Planeten geschieht im Verlaufe der Zeit einiges. Dann am Schluss: ein unerwartetes Ereignis. Was wird geschehen, wie wird dies enden? Herrlich, wie die Spannung nochmals aufgebaut wird, der Leser den Abschluss nicht erraten kann. @ MornIch fand es eigentlich ganz toll, dass die Instrumentalität über die Jahrhunderte selbst vergass, was genau auf dem Planeten geschah.

#5 Morn

Morn

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Geschrieben 19 Juli 2005 - 18:42

Ich fand es eigentlich ganz toll, dass die Instrumentalität über die Jahrhunderte selbst vergass, was genau auf dem Planeten geschah.

Ich hatte aus den bisherigen KGn den Eindruck gewonnen, dass die Instrumentalitaet letztlich alles kontrolliert. Deswegen war ich auch zuerst ueber das Kaiserreich verwundert und dachte, es habe die Nachfolge der Instrumentalitaet angetreten. Dieses Vergessen zeigt aber, das die Instrumentalitaet eben auch nur Menschen sind, die Fehler machen koennen und vergessen. Es wuerde mich nur interessieren, wann aus dem Bereich der Instrumentalitaet selbst keine Gefangenen mehr nach Shayol gebracht wurden. Das duerfte eine wichtige Voraussetzung dafuer sein, dass es tatsaechlich vergessen wurde.

#6 Ronni

Ronni

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Geschrieben 19 Juli 2005 - 18:53

Man sollte die Instrumentalität nicht als etwas sehen, daß wie "Ein Mann, ein Wort" arbeitet. Wie jedwede Organisation oder Regierung, gibt es natürlich auch abweichende Meinungen, Leute, die Informationen nicht nach oben weiterleiten oder eine Opposition in den eigenen Reihen. Auch sollte man bedenken, daß sich im Laufe von Jahrtausenden natürlich Standpunkte ändern.Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#7 Darnok

Darnok

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Geschrieben 20 Juli 2005 - 10:03

Eine interessante Geschichte. Ich frage mich nun: Wer ist schlimmer bestraft: Die Gefangenen auf dem Planeten die in einem Dauerrausch gefangen sind oder das Personal auf dem Satelliten das ständig die Gefangenen dort herunterschicken muss um dann immer wieder ihre Köpfe und andere Körperteile geliefert zu bekommen.Ich frage mich wieviel die Ärzte an Bord des Satelliten wussten. Warum haben sie Mercers haut verstärkt und ihm Krallen gegeben? Damit er sich einbuddlen kann? Aber das wollen sie doch gar nicht? Und ich hatte nicht den Eindruck, dass die Dromozoen sich irgendwie an Krallen gestört haben bzw. an ihrer Nichtexistenz.

#8 Jueps

Jueps

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Geschrieben 20 Juli 2005 - 10:48

Damit er sich einbuddlen kann? Aber das wollen sie doch gar nicht?

Na ja, aber es passt zu der These: "Auf Shayol sind sie ein freier Mensch. Sie haben die Wahl, wir wollen ihnen mit den Krallen nur helfen.", die von den Leuten hier immer wieder vertreten wird. Dass Shayol ein Planet bitterer Schmerzen ist, wird ja lange verheimlicht - vor allem von B'Dikkat.

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#9 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 21 Juli 2005 - 12:53

Die Story ist ein harter, aber bemerkenswerter Brocken. Die ganze Sache wird durchzogen von dem gewaltigen Unsinn der Handlung - die lächerlichen Richter mit ihren riesigen Hüten, die korrupten Mediziner, der unverrückbar loyale Hüter der Gefangenen, die skurrilen Effekte auf der Planetenoberfläche, die Nicht-ganz-Romanze zwischen Mercer und der Ex-Kaiserin. Man wird als Erstleser immer näher an das kommende Grauen heran geführt, das man sich am Anfang noch nicht vorstellen kann.

Das Grauen ist am Ende nach wie vor noch da; Mercer ist praktisch kein Mensch mehr, ähnlich dem Menschberg, den B'dikkat am Ende wieder "bedienen" will. Aber am Ende löst sich alles ins Unsinn-Vakuum auf - der Planet wurde einfach vergessen.

Wenn man die Zeitlinie dieser KG mit der ersten, die wir lasen, vergleicht, bedeutet das doch wohl auch dass Kommandant Suzdal mindestens einige hundert Jahre dort vor sich hin vegetierte; am Ende ist ihm nur noch sein Pflichtgefühl geblieben, ansonsten erscheint er mir leer.

Ich frag mich ob Smith hier eine Parallele zwischen den Effekten von suchtmachenden Drogen und einer allmächtigen Regierung, die zu träge ist sich um ihre eigenen Idiotien zu kümmern, zieht?

Ich finde Morn sieht das richtig dass das Kaiserreich etwas Getrenntes innerhalb der Instrumentalität war. Evtl. ist ja Letztere eher die "Exekutive". Z.Zt. der "Rettung" der Gefangenen am Ende ist aber das Reich wieder perdu - die Instrumentalität aber bliebt bestehen.

Sehr beeindruckende Story!

P.S.: Nicht nur Mercer hat Klauen, auch andere - ist nach zu lesen in den letzten Seiten. Evtl. wurden ja alle ausgestattet damit, so dass sie sich zur Not eingraben konnten, falls sie bei Einlieferung wählen, gehirn-neutralisiert werden?

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 21 Juli 2005 - 13:02.

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#10 Mystique

Mystique

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Geschrieben 21 Juli 2005 - 21:30

Ich kann die Begeisterung für diese KG leider nicht ganz teilen. Ich kann das leider nur an wenigen Punkten fest machen, aber sie hinterlies bei mir einfach keinen guten Nachgeschmack.1. Die Szene auf dem Sateliten ist für meinen Geschmack zu sehr in die Länge gezogen. Ich finde dadurch kommt die ganze Geschichte nicht richtig in Schwung, teilweise wirkt es als hätte Smith Handlungsfäden angelegt, die er dann später nicht mehr brauchte oder nicht erklären wollte und die dadurch nicht wirklich Sinn ergeben. Beispiele wären wie schon genannt der Sinn der Krallen und die verdickte Haut.2. Wenn man den Hauptcharakter schon zu so einer heftigen "Strafe" verurteilt, dann würde ich doch bitteschön gerne erfahren, was er denn nun eigentlich getan hat. Mag sein, dass es etwas völlig lapidares wie eben das Streicheln ein Katze war oder, den Irrweg hatte ich nämlich eingeschlagen, vll. sind die Mitglieder der Königsfamilie katzenähnliche Wesen und er hat eines umgebracht. Das wurde dann allerdings durch die Kinder wiederlegt.3. Die Beschreibungen der wachsenden Organe waren für meinen Geschmack einfach zu viel. Ich fand es einfach nur abstoßend. 4. Zum Ende hin wird die ganze Sache immer verwirrender. Warum die Kinder dort sind, wird kurz in einem Satz abgehandelt, dabei hätte grade das mich sehr interessiert. Auch wäre diese Stelle eine gute Gelegenheit gewesen mehr Hintergrundinformationen über Mercer preiszugeben, tja, dazu kommt es leider nicht.5.Vielleicht liegt mir Smiths Stil einfach nicht. Die oft sehr kurz gehaltenen Sätze erwecken einen sterilen Charakter, den ich persönlich nun mal nicht mag.

#11 Jueps

Jueps

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Geschrieben 21 Juli 2005 - 21:43

Hey ho, Mystique,

Also, einige deiner Kritikpunkte kann ich nachvollziehen. Die umfangreichen Organbeschreibungen verdeutlichen vielleicht gut das Grauen Shayols, aber ich fand sie auch recht eklig (daher fiele eine mögliche Verfilmung auch definitiv in den Bereich Horror/Hardcore-Horror). Außerdem hätten auch mich sehr die Gründe für Mercers Verurteilung und die Strafe der Kinder interessiert. Muss wohl eine stilistische Auslassung sein, frei nach dem Motto "Konzentrieren wir uns doch aufs Wesentliche". :blink:

Aber weshalb ihr euch alle an den Krallen/der Haut stört, verstehe ich nicht so recht. Ist doch ein nettes, kleines Story-Detail, dass die Ärzte Besorgnis heucheln und die Gefangenen dadurch quälen, dass sie ihnen ein Gefühl von "Sie können sich ja schützen" geben.

Was den Stil angeht: Definitiv Geschmackssache. Eigentlich mag ich ja kurze Bröckelsätzchen auch nicht, aber hier empfand ich es nicht als so störend. Smith kann m.E. sehr prägnant und stark gefühle ausdrücken (vgl. oben genanntes Beispiel: "Und er weinte zehntausend Jahre lang.");

Aber hey, es ist ja gut, dass wir hier in diesem Thread nicht alle über "Ein Planet namens Shayol" frohlocken, sondern dass auch mal richtig andere Meinungen dazukommen. :blink:

Bearbeitet von Jueps, 21 Juli 2005 - 21:44.

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#12 Mystique

Mystique

    Hauptsachenaut

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Geschrieben 21 Juli 2005 - 22:21

Das Beispiel der Krallen und der Haut sollen eigentlich nur mein grundlegendes Problem mit der Story verdeutlichen. Die verdickte Haut scheint keinen tieferen Sinn zu haben und das sollte sie doch, wenn dafür extra so eine schmerzhafte Prozedur vonnöten ist. Die Schwester betont zwar immer wieder: Dies wird ihr Leben retten und deshalb tun wir hier unsere Arbeit gründlich. Aber auf Shayol ist es weder sonderlich kalt, noch hält die Haut die Dromozoen fern oder schützt sonstwie. Sicherlich könnte man jetzt wieder das Argument anführen, es würde sich um extra angebrachte Auslassungen handeln, die die Fantasie des Lesers anregen sollen, aber für mich persönlich hat diese Argumentation immer den faden Beigeschmack einer Ausspruches der Qualität: "It´s not a bug, it´s a feature!" Die Fantasie des Lesers ist dann gefragt, wenn es um das Aussehen der Charaktere oder Landschaften geht, nicht wenn es sich um grundlegende Inhaltsfragen dreht. Ich finde bei "Shayol" wird die Handlung durch diese Auslassungen fragmentarisch und undurchsichtig, nicht irgendwie belebter.

#13 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 24 Juli 2005 - 17:13

Deine Meinung ist akzeptiert, M., aber wenn du einige andere Threads hier auf dem Board liest, merkst du dass es doch eine kleine Anhängerschaft von SF-Texten gibt, die nicht zuviel "erklären", und dafür mehr auf den Stil und die Stimmung, die Darstellung der Protagonisten, achten.Die Frage in deinem Sinne, die ich mir immer stelle, ist: Ist das Unerklärte WESENTLICH für meinen Genuss des Leseflusses? Werde ich durch die Lücken animiert, den Lesestoff bei Seite zu legen? Und das ist bei Mr. Smith in beiden Fällen klar nicht der Fall. Die Shayol-KG ist eine der spannendsten (wenn auch mit gruseligsten) SF-Shorts, die ich kenne.Überhaupt erzeugt hier das Nicht-Erklärte, "Weggeworfene", das Gefühl, dass wir zusehen, wie ein Mensch in einen riesigen Mülleimer ohne Boden gekippt wird. Auf Shayol ist es EGAL was der dort abgelegte Müll tut (solange er die Kosten mit seiner Organspenderei trägt), Leute werden vergessen. Wenn es den treuen Kuhmenschen nicht gegeben hätte, wäre diese Wegwerf-Mentalität sogar auf die hirnlosen Kinder am Ende aufgedreht worden - sie behinderten die politische Entwicklung, also wurden sie einfach "entsorgt". Was man nicht sieht, vergisst man.Dass Mercer am Ende sogar auf Shayol bleiben will, als er "befreit" wird, ist das Tragischste an der Sache. Er KANN gar nicht mehr entkommen, denn inzwischen ist er zu Müll konditioniert worden. Die "Edle Petete" (tolle Übersetzung übrigens von B. Slawig! - erst durch die Ü. wurde mir jetzt klar, dass das Original "Lady Da" ein Wortspiel ist... :o) bemüht sich durch ihren Heiratswunsch in den letzten Zeilen ihn da noch mal etwas heraus zu hieven, aber mein letztendlicher Eindruck war: Vergebens. Mercer hat vor allem ein "Stockholm-Syndrom" entwickelt ggü. dem Bringer seines Glücks: Dem Kuhmenschen B'dikkat.Um dein Motto etwas frech um zu polen: "It's not a bug, it's the message."P.S. @all: Wenn es hier nicht mehr so viel zu sagen gibt zur Shayol-KG, werden wir vorauss. noch eine dt. Bonus-KG von Smith mit Passwort in einem getrennten Thread eröffnen. Bitte so ab übermorgen mal einen Blick aufs KG-Lesezirkel-Subforum werfen!

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 25 Juli 2005 - 12:56.

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#14 Sullivan

Sullivan

    Autarchonaut

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Geschrieben 26 Juli 2005 - 15:04

"Ein Planet namens Shayol" ist eine intensive Geschichte und hat mir sehr gut gefallen. Die Beschreibung der nachwachsenden Körperteile ist ekelerregend gut. Wenn ich mir vorstelle, wie die Menschen damit aussehen - brrr. Dass man nichts über das "namenlose" Verbrechen von Mercer erfährt, ist durchaus gelungen. Etwas erstaunt hat mich, dass er mit dem Arzt nicht darüber sprechen möchte. Vorher sah es so aus, als ob er Interesse an ein Gespräch gehabt hätte. Andererseits behauptet er nie, unschuldig zu sein. Die "dicke Haut" hat mich nicht so verwundert. Vielleicht brauchen sie sie für die Landung auf dem Planeten (man erinnere sich an den harten Sturz) oder um die nachwachsenden Gliedmaßen/Organe besser stützen zu können. Vielleicht ist es auch nur für B'Dikkat gedacht, damit er sie besser amputieren kann (ritsch-ratsch). Wissen die Ärzte, wie es auf dem Planeten aussieht? Wenn ja, dann wären die Krallen eine versteckte Hilfe, dem "Grauen" zu entkommen. Der Schluss hat mir nicht so gefallen, irgendwann ist es einfach zuviel mit der Droge und ich hätte mir lieber etwas tragisches, aussichtsloses gewünscht. Dass die die Instrumentalität den Planeten vergisst, halte ich für nahezu ausgeschlossen, dann schon eher ein "Es gibt ihn wirklich" weil er vielleicht nur noch in Schauermärchen sein Unwesen treibt. Es gibt noch eine nette Wendung, als die Bewohner lieber auf Shayol bleiben wollen, was aber durch die Ehe wieder zunichte gemacht wird. Gab es irgendwann einmal bei Mercer ein Bedürfnis nach einem anderen Menschen? Im Gegenteil, alles trat durch die Droge in den Hintergrund. Der Brief ist eine gute Idee, genauso wie die Worte, dass man nicht "ewig lebt". Ganz hinter den Sinn bin ich aber noch nicht gekommen. Im Vergleich zur anderen Story hat mir gefallen, dass Mercer sympathischer herüberkommt. Mit Suzdal wurde ich nicht richtig warm (trifft auch auf den Protagonisten aus DER PLANETENKÄUFER zu) und die Handlung konnte mich nur stellenweise überzeugen. Bei SHAYOL hängt man an jeder Silbe und wird vom Planeten regelrecht verschlungen. Mystique meinte:

Warum die Kinder dort sind, wird kurz in einem Satz abgehandelt, dabei hätte grade das mich sehr interessiert.

Wenn mehr auf die Ursachen eingegangen worden wäre (oder das "Verbrechen" von Mercer), wäre zu stark vom Planeten abgelenkt worden. Man hätte beurteilt, ob die Strafe angemessen ist etc., was bei der Geschichte nicht im Mittelpunkt stand. Daher finde ich gut, die Stellen einfach wegzulassen. Noch ein Wort zur Übersetzung. Im Vergleich zur ursprünglichen Version von Thomas Ziegler (zu finden in den "Besten Geschichten von Cordwainer Smith", Playboy Ausgabe) muss ich sagen - Respekt an Barbara Slawig, sehr gute Arbeit! Viele Sachen wurden sinnvoller und flüssiger übersetzt. Yippie hatte bereits das Wortspiel "Lady Da" erwähnt (Edle Palete), aber selbst viele normale Redewendungen lesen sich natürlicher. Sullivan P.S. Wie kommt eigentlich ein Verlag auf die Idee, sich nach diesem Planeten zu benennen? ;)


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