Kriege, Raumschlachten und Krieger in der SF
#1
Geschrieben 13 Oktober 2005 - 16:24
#2
Geschrieben 13 Oktober 2005 - 17:47
Ja, diese Theorie habe ich schon häufiger gehört. Wider alle Empirie erweist sie sich als erstaunlich zählebig. Tatsächlich aber ist die Bombe nur ein weiterer Kreis auf der Eskalationsspirale, und selbstverständlich werden die anderen Möglichkeiten des Repertoires weiterhin genutzt. Man nutzt sie nur so, dass man versucht, die Grenzen vor dem Overkill auszuloten und darum herum zu lavieren - beispielsweise, indem man seine Kriege von "Stellvertretern" führen lässt. Und gleichzeitig arbeitet man daran, den Overkill besser dosieren zu können, um ihn letztendlich doch taktisch einsetzen zu können ... Vermutlich wird es auch Raumschlachten geben, sobald die Technologie und vor allem die Ökonomie es erlaubt. In der Vielfalt möglicher Konflikte wird es vermutlich immer wieder mal eine Schraube geben, die so aussieht, als würde der Schraubenzieher konventioneller Kampfhandlungen in den Schlitz passen, um zumindest einen Teilkonflikt zu einer adequaten Entscheidung zu bringen.Stanislaw Lem schrieb in PHANTASTIK UND FUTUROLOGIE, dass Raumschlachten in der SF auf Strategien basieren, wie sei in der irdischen Seekriegsführung bis ungefähr 1945 sinnvoll waren. 1945 kam die bewusste Bombe und die änderte alles ...
#3
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 07:30
Bearbeitet von vallenton, 14 Oktober 2005 - 07:33.
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#4
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 08:26
Bearbeitet von Beverly, 14 Oktober 2005 - 09:20.
#5
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 09:09
Dann müsste man aber "Reichtum" wohl neu definieren. Im herkömmlichen Sinn wird es Mutter Erde wohl nicht vertragen wenn alle reich werden. Jetzt mal rein Ökologisch gesehen.Oder es brauch sich nur der Wohlstand überall hin ausbreiten - die wenigsten Reichen wollen in einem Krieg sterben und wenn alle reich wären, würde die Gewltbereitschaft abnehmen.
Gruß
Thomas
Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria
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#6
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 09:12
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#7
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 09:32
Frei flottierende Gedanke dazu von mir:
†¢ Raumschiffschlacht ist meist Seekrieg-Kostümspiel: Seh ich auch so. Lustig dabei, wie SF-Geek Stephenson entsprechend seinen »Barock-Zyklus« hochzieht, bzw. wie man einen Film wie »Master & Commander« mit nur wenig Modifikationen als SF-Story aufbereiten könnte.
†¢ Bellezismus ist leider ein Weltbild, das wirklichkeitsbestimmend ist, sobald eine Gruppe diesem Weltbild aktiv anhängt. Bellezismus ist entsprechend virulenter als Pazifismus. Wenn von 100 Menschen nur einer gewalttätig wird und alle anderen 99 sich aus Pazifismus dem Kampf verweigern, tja dann †¦
†¢ Vergessen wir nicht den Infowar (Desinformationskader), der schon immer (siehe Simon Singhs Buch über Kryptographie) hinter den Kulissen tobte. Die Schlachtfelder des Infowars sind die Waren- und Finanz-Märkte, die Medien sowie Entscheidungssphären der Politik. Lobbyismus und Think-Tanks sind die Schützengräben und Bunker dieses Krieges, bei dem es eben um die Großformatierung der ›Wirklichkeit‹, bzw. Menschenbildes geht. Mein ›Lieblingsschlachtfeld‹ hierbei: Kreationisten gegen Darwinisten.
†¢ Reichtum: Solange Akkumulations-Wettkämpfe die Wirtschaft prägen, ist Krieg wohl unvermeidlich †” und auch die archaischere (›gerechtere‹) Tauschwirtschaft ist nicht davor gefeit in Gewalt auszuarten. Hochinteressant ließt sich China Miévilles Doktorarbeit zu dem Thema ›Grundlagen des Völkerrechts‹. Bereits im Besitzanspruch ruht Gewalt (die Bereitschaft meinen Besitz zu schützen). Handel ist (wie dann Diplomatie) die ›friedliche‹ Form Konflikte zu lösen. Clausewitz wird ja gern zitiert mit seinem Spruch: »Krieg ist Diplomatie mit anderen Mitteln«, und bei Marx heißt es invers: »Between equal rights force decides.«* Die einzige Betrachtungsweise, die aus diesem Zirkel herausführt, ist wohl eine stärkere Berücksichtigung der (banalen) Tatsache der gegenseitigen Abhängigkeit von Individuen oder Staaten voneinander (alle in einem Boot).
Soweit ein bischen Senf von mir.
Grüße
Alex / molosovsky
* Sorry, aber ich habe keinen deutschen Marx in meinem Haus und les derzeit seine Zitate bei Miéville entsprechend auf englisch.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#8
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 09:35
Die Sache mit dem temporalen kalten Krieg ist etwas zu weit hergeholt. Mich wundert jedesmal wie leichtsinnig mit Zeitreisen in der Star Trek Reihe umgegangen wird. Da diese so einfach sind ("wir reisen mal eben in die Vergangenheit und holen uns ein paar Buckelwale") müßte sich quasi in jeder Folge die reale Gegenwart pausenlos ändern weil mal wieder jemand dies und das in der Vergangenheit angestellt hat.
Die Idee, Kriege durch Zeitreisen austragen zu lassen, halte ich für sehr verführerisch. Den gordischen Knoten, den man mit konventionellen Formen der Konfliktaustragung nicht lösen kann, durchhauen, indem man der Geschichte einen anderen Lauf gibt. Die SF ist voll von solchen Geschichten.
Bearbeitet von Beverly, 14 Oktober 2005 - 09:43.
#9
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 09:41
#10
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 09:48
Ohne Propaganda läuft heute nichts mehr. Mit purer, nackter Gewalt kann man in hoch entwickelten Gesellschaften nicht mehr viel erreichen, (Medien-)Manipulation ist eine viel mächtigere Waffe.Vergessen wir nicht den Infowar (Desinformationskader), der schon immer (siehe Simon Singhs Buch über Kryptographie) hinter den Kulissen tobte. Die Schlachtfelder des Infowars sind die Waren- und Finanz-Märkte, die Medien sowie Entscheidungssphären der Politik. Lobbyismus und Think-Tanks sind die Schützengräben und Bunker dieses Krieges, bei dem es eben um die Großformatierung der ?Wirklichkeit?, bzw. Menschenbildes geht. Mein ?Lieblingsschlachtfeld? hierbei: Kreationisten gegen Darwinisten.
#11
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 09:52
Bearbeitet von vallenton, 14 Oktober 2005 - 09:55.
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#12
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 09:59
Die Menschen würden immer nach billigen Mitteln und Wegen suchen, die teuren Raumschiffe zu zerstören. Eine "Raumschlacht", wo es die eine Seite mit Stahlkugeln oder auch Atombomben z. B. eine Milliarde Dollar kosten würde, eine Raumflotte im Wert von hunderten Milliarden Dollar zu zerstören, wäre schon wirtschaftlich ein Verlustgeschäft.Im Endeffekt sind Raumschlachten ja eigentlich ein Witz, denn die Geschwindigkeiten, mit denen sich die Raumschiffe durchs All bewegen machen alles recht schwierig. Das ist nicht so wie auf dem Meer, auf dem die Schiffe schwerfällig wenden und der Kaptain ruft: "Gebt ihnen eine Breitseite."
Klar, das liest sich spektakulär, die Wirklichkeit wäre wohl angesichts der Schnelligkeit, mit der so ein Kampf abläuft und der großen Anzahl an Fehltreffern doch sehr unspektakulär.
Die beste Beschreibung, die ich hinsichtlich ein er Raumschlacht gelesen habe, war von Harry Harrison im Buch "Heimwelt" (dritte Band in der "zu den Sternen" Trilogie). Die Angreifende Flotte schoss dabei hunderttausende kleiner Stahlkugeln ab. Die Feindlichen Schiffe, die in diesen "Asteroidensturm" gelangten wurden angesichts der Geschwindigkeit, die diese Dinger noch drauf hatten, förmlich zerfetzt. Das schien mir doch eine recht plausible Beschreibung einer Raumschlacht zu sein.
#13
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 10:05
Irgendwelche Unverbesserlichen suchen sich dann eine Ecke des Universums, wo sie aufeinander losgehen können.Ich kann mir mit viel guten Willen und Phantasie vielleicht noch vorstellen das wir Menschen mal das All besiedeln um dann unsere Kriege nach dorthin "auszulagern"
#14
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 10:39
#15
Geschrieben 14 Oktober 2005 - 11:38
#16
Geschrieben 26 Oktober 2005 - 16:41
#17
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 10:45
Weil sie weitgehend irrelevant ist.Die ganze Diskussion um die "Zukunft" des Krieges hat bei mir einen ungefriedigenden Nachgeschmack hinterlassen.
Wer spannende SF mag, in der es auch mal rummst, kommt im Zweifelsfalle um die Schilderung kriegerischer Auseinandersetzungen nicht herum. Ob das nun großartigen Sinn macht oder nicht, ist bei knackigem Stil und interessanten Charakteren weitgehend zweitrangig.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
#18
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 12:27
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#19
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 12:46
An solchen Aussagen macht sich für mich die Fragwürdigkeit der Diskussion fest. Was ist zum Beispiel "Menschheit". Ein Kollektivwesen wie die Borg? Oder nur eine Ansammlung von Individuen? Ist es nicht so, dass nur manche Individuen "Kriegsdrang" haben und zwar die, die in der Regel von den Folgen des Krieges am wenigsten betroffen sind resp. ihn mindestens im Offiziersrang führen können? Warum wird der Kriegsdrand der Kriegstreiber dann allen zugeschrieben?ich bezweifel stark, dass die Menschheit in der Lage sein wird, ihren Kriegsdrang zu überwinden
#20
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 13:36
Nur, um Dein Halbwissen etwas aufzufrischen: Die Dienstgrade mit den höchsten Sterberaten im Vergleich zur Personalstärke während des 2. Weltkrieges waren in der deutschen Wehrmacht die Dienstgrade Leutnant und Oberleutnant. Wenn Du schon keine Ahnung hast, dann tu bitte nicht so, als könntest Du mit Details argumentieren.resp. ihn mindestens im Offiziersrang führen können?
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(13. Erwerbsregel)
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#21
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 14:32
In meinen Augen ist das eine unsachliche Aussage. Deine statistische Angabe hier hat auch ziemlich wenig mit dem eigentlichen Thema zu tun.Nur, um Dein Halbwissen etwas aufzufrischen: Die Dienstgrade mit den höchsten Sterberaten im Vergleich zur Personalstärke während des 2. Weltkrieges waren in der deutschen Wehrmacht die Dienstgrade Leutnant und Oberleutnant. Wenn Du schon keine Ahnung hast, dann tu bitte nicht so, als könntest Du mit Details argumentieren.
resp. ihn mindestens im Offiziersrang führen können?
Wenn von zwei Feldherren einer im Krieg fällt und "nur" ein Drittel des 300.000 Mann starken zu befehligenden Heeres, nutzt eine solche Statistik herzlich wenig. Es zählt einzig die Aussage, dass 100.00 Menschen [ plus die Toten auf der gegnerischen Seite] gestorben sind. Und jene Gefallenen haben ihren Lebensunterhalt nur bedingt freiwillig durch den Dienst an der Front bestritten. Im Gegensatz zu Führungsoffizieren.
Krieg dient einer bestimmten Klientel zur Durchsetzung politischer, ökonomischer oder religiöser Ziele. Das wird auch in 100 Jahren so sein, daher [zurück zum Thema] werden Kriege in der SF immer wieder vorkommen ...und nicht nur als Element zur Erhöhung der Dramatik oder der Befriedigung von Mordgelüsten.
Bearbeitet von rector-scanner, 27 Oktober 2005 - 14:35.
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#22
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 14:53
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
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#23
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 15:32
Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria
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#24
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 16:39
Die Geschichte sagt mir da anderes. Alle Epochen der Menscheit sind von Kriegen geprägt. Vielleicht kann man ja beim "Kriegsdrang" von einer Krankheit reden, von der immer noch nicht alle Menschen geheilt sind.ich bezweifel stark, dass die Menschheit in der Lage sein wird, ihren Kriegsdrang zu überwinden
An solchen Aussagen macht sich für mich die Fragwürdigkeit der Diskussion fest. Was ist zum Beispiel "Menschheit". Ein Kollektivwesen wie die Borg? Oder nur eine Ansammlung von Individuen?
Ist es nicht so, dass nur manche Individuen "Kriegsdrang" haben und zwar die, die in der Regel von den Folgen des Krieges am wenigsten betroffen sind resp. ihn mindestens im Offiziersrang führen können?
Warum wird der Kriegsdrand der Kriegstreiber dann allen zugeschrieben?
Solange es Länder gibt die Armeen unterhalten und Krieg führen oder sich an Kriegseinsätzen beteiligen, unterstelle ich der Menschheit einen Drang zum Krieg. Sicher sind unter den Ländern die heute Krieg führen, auch diktatorische Regime die ihr Volk unterdrücken und gegen den Willen ihres Volkes, Krieg führen. Es gibt aber auch demokratisch gewählte Regierungen die Krieg führen. Auch darunter gibt es Regierungen die gegen den Willen ihres Volkes Krieg führen, und die dann abgewählt werden - siehe Spanien. Genauso gibt es aber auch Regierungen die Krieg führen, und kurz danach auch noch wiedergewählt werden - siehe Amerika und Großbritannien. So groß kann der Kriegswiderwille dieser Völker ja nicht sein, wenn sie die Regierung dann auch noch durch ihre Wahl unterstützen. Deshalb sage ich dann auch, das die Amerikaner einen Drang zum Krieg haben. Dabei ist mir durchaus bewußt, dass das nicht auf jeden Amerikaner zutrifft, und ich würde es auch keinem im einezelnen unterstellen, wenn ich es nicht genau weiß. Und so wie hier von "den Amerikanern" spreche, spreche ich auch dann von "der Menschheit", denn immerhin, konnten sich die Kriegstreiber bisher durchstetzen.
Die meisten Menschen die Kriege befürworten, sind mit Sicherheit Menschen, die davon selber nicht direkt betroffen sind. Je mehr Tote Amerikaner es im Irak gibt, desto mehr Amerikaner sind auch gegen denn Krieg. Denn mit jedem Toten sind mehr Amerikaner betroffen als vorher.
Es gibt aber auch immer noch genug Menschen die bereit sind zum Militär zu gehen, um für ihr Land in denn Krieg zu ziehen. Solange es noch Krieg gibt, und es immer noch Menschen hin gehen, solange spreche ich auch davon, dass die Menscheit einen Drang zum Krieg hat.
Gruß Markus
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#25
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 22:02
#26
Geschrieben 28 Oktober 2005 - 15:08
- • (Buch) gerade am lesen:Hammilton: The Dreaming Void
#27
Geschrieben 28 Oktober 2005 - 15:33
#28
Geschrieben 28 Oktober 2005 - 16:01
Das wage ich zu bezweifeln.... nicht zwischen Oben und Oben [statt]
I.d.R. findet der Krieg zwischen Obern und Oben mittels Unten statt
Gruß
Thomas
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#29
Geschrieben 30 Oktober 2005 - 11:27
Pirx
- • (Buch) gerade am lesen:Asprin: Tambu
- • (Buch) als nächstes geplant:Heitz: Drachenkaiser
-
• (Buch) Neuerwerbung: Greenland: Sternendieb
-
• (Film) gerade gesehen: Cargo
-
• (Film) als nächstes geplant: Illuminati
-
• (Film) Neuerwerbung: Batman - The Dark Knight
#30
Geschrieben 30 Oktober 2005 - 14:54
Man wird den Eindruck nicht los, dass du hier mit der Formulierung "über Kriegsszenarien fabulieren" all diejenigen, die deine optimistische Vorstellung einer friedlichen Zukunft nicht teilen, mit denjenigen gleichsetzt, die gerne auch in Zukunft Krieg haben wollen. Das wird auch in Forumulierungen in späteren Postings, beispielsweise den "Bellizisten" deutlich. Ich möchte allerdings bezweifeln, dass selbst alle Pazifisten zugleich unbeirrbare Kulturoptimisten sind. Für eine sachliche Argumentation wäre es sicher sinnvoll, nicht aus jeder nüchternen (oder nüchtern sein wollenden) Analyse bzw. Projektion gleich auf persönliche Vorlieben des Diskussionsteilnehmers zu schließen. Das wäre auch besser für deine Argumentationslinie, weil natürlich jeder entsprechend geschulte Gesprächsteilnehmer auch weiß, dass eine solcher Verweis auf Persönliches eine klassische rhetorische Abwehrstrategie ist, wenn man gerade in der Sache nicht weiter weiß Die Gleichsetzung zwischen "je weniger Kriegserfahrung, umso Kriegseifriger" funktioniert so auch nicht. Denn zum einen markierst du selbst in der Diskussion den Pol des größtmöglichen pazifistischen Kulturoptimismusses, müsstest also, wenn diese Gleichsetzung stimmt, auch die Person mit größter militärischer Erfahrung auf dem Board sein. Ist dem so? Zum anderen höre ich auch pazifistische und versöhnliche Stimmen nicht bevorzugt aus langjährigen Kriegs- und Krisengebieten. Ganz im Gegenteil findet im Balkan, im Kaukasus, in Afghanistan und im Nahen Osten jede Form einer bewaffneten Konfliktlösung immer besonders leicht und zahlreiche Anhänger, und das schon seit Jahrhunderten (seit Jahrtausenden: Der Balkan galt beispielsweise schon zu Zeiten der römischen Republik als außergewöhnlich kriegererische Region, und nach den Maßstäben der Römer will das wohl was heißen). Im Gegensatz dazu setzen sich doch gerade die Staaten, die tendenziell lange keinen Krieg mehr hatten, deren Bevölkerung unmittelbar wenig von Kriegen betroffen war und die inzwischen eine Kultur gewaltfreier Konfliktlösung etabliert haben, immer wieder die pazifistischen Akzente in der Weltpolitik. Gerade in den letzten Jahren ist das ja sehr deutlich zu beobachten. Also, wenn deine Gleichung "Je weniger Krieg, umso mehr Fürsprache dafür" richtig wäre, müsste alles genau umgekehrt sein, als es tatsächlich ist.Nicht zum ersten mal habe ich erlebt, dass die am trefflichsten über Kriegsszenarien fabuieren, die selbst keinen Krieg mitgemacht haben und wohl nie einen erleben werden.
Da lässt die Lage in der Realität also eher den Schluss zu, dass diese deine letzte Aussage womöglich der Wahrheit entspricht - dass dann aber die Intelligenz in den Krisengebieten offenbar so wenig verbreitet ist, dass man die "Pazifisten aus persönlicher Betroffenheit" eher noch auf diesem Board und mit dem Status eines politischen Flüchtlings finden würde als bei einer repräsentativen Erhebung in der betroffenen Region selbst.es würde sich wahrscheinlich herausstellen, dass die Kombination aus Intelligen und Gewalterfahrung entweder zum Pazifismus führt
Natürlich kann man den Krieg verhindern, indem man einfach die Definition von Krieg entsprechend ändert Aber zielführend ist das nicht. Auch die Definition eines Krieges als Auseinandersetzung zwischen Nationalstaaten ist historisch relativ neu, sehr viel neuer als der Krieg an sich; und vermutlich wird es Kriege noch geben, wenn schon niemand wer weiß, was ein Nationalstaat überhaupt war. Die Frage, was eigentlich noch als Krieg zu gelten hat bzw. wie man die Kriege nach den daran beteiligten Kräften zu analysieren hat, ist für die eingangs zur Diskussion gestellte Frage nach "Raumschlachten" auch nicht weiter relevant, sprich: Ob sich das gewalttätige Austragen von Konflikten in größerem Rahmen auch bei entsprechender Technisierung in den Weltraum ausbreiten würde, oder ob eine solche Entwicklung nicht automatisch "Raumschlachten" obsolet werden ließe, wird nicht davon berührt, ob die an der Raumschlacht beteiligten Gruppierungen tatsächlich nach heutigem Verständnis einen "Krieg" führen.Was derzeit im Globalen Irrenhaus als "Krieg" bezeichnet wird, dürfte eher ein "Krieg" von Eliten gegen eigene und fremde Völker sein als die Konfrontation zweier unabhängiger politischer Entitäten.
In diesem Ansatz stecken gleich zwei Denkfehler. Zum einen der naheliegende: Das nämlich auch die Generäle und die Kriegsplaner diejenigen sind, die für das Zustandekommen eines Krieges verantwortlich sind. Das mag im Einzelfall so sein, ist aber nicht zwangsläufig der Fall. Aktuellstes Beispiel dafür ist der Krieg im Irak: Die warnenden Stimmen aus dem Pentagon vor dem Krieg waren nicht zu überhören; ich war sogar schon ein wenig überrascht darüber, wie deutlich sich Militärs da zu Wort melden, wo das Militär in einer Demokratie doch nur ausführendes Organ sein soll und kein politisches Mitspracherecht hat. Die zum Teil sehr deutlichen öffentlichen Aussagen von Angehörigen des Pentagons haben da nach meinem Empfinden durchaus Tabus gebrochen - aber obwohl die Planer und Theoretiker des Krieges eher abgeraten haben, wurde der Krieg trotzdem geführt. Weil der Wille zum Krieg vorhanden war, und zwar auf Seiten von Bush und seiner zivilen Administration. Um einen Krieg zu führen, braucht man nur den politischen Willen, das zu tun; und ein paar Leute, die die Gewehre halten können. Generäle und Theoretiker sind dazu nicht unbedingt nötig; sie erhöhen nur die Effizienz eines Krieges - und können sogar sinnlose Kriege verhindern, wenn diejenigen, die nichts davon verstehen, im Einzelfall auf ihren Rat hören. Der zweite Fehler: Man müsste nur ein paar Köpfe abschlagen, um das System zu stürzen. Das Problem dabei ist: Eine moderne Gesellschaft hat keine Köpfe mehr; das ist historisch gesehen sogar der größte Vorteil unserer politischen Struktur. Was wir sehen, sind in der Regel nur Galionsfiguren - Funktionsträger. Es mag sein, dass im Einzelfall ein genialer Kopf an der richtigen Stelle sitzt und sein Verschwinden weit reichende Auswirkungen hat - aber es gibt keine Position, die nicht sofort wieder besetzt werden kann. Gezielte Attentate auf geschützte Funktionsträger erfordern einen hohen logistischen Aufwand; Funktionsträger in einer Breite auszuschalten, die nötig wäre, um das System insgesamt zu beschädigen, ist keinesfalls weniger aufwendig, als einen "normalen" Krieg zu führen - zumal die Planung einer solchen Form der Kriegsführung selbst auch wiederum eine Organisation mit Funktionsträgern erfordern würde, die ebenso verwundbar für entsprechende Gegenschläge ist. Auch einen solchen Krieg würde also letztlich der Kombattant mit den größeren Ressourcen und der tiefer gestaffelten Organisationsstruktur gewinnen. Eine Veränderung des Gesamtszenarios ergibt sich dabei nicht. Ganz im Gegenteil ist diese Form der Kriegführung schon von je her eine regelmäßig verwendete Waffe - und zwar entweder der unterlegenen Gruppe, die so zumindest noch psychologische Erfolge einzufahren hofft, in einem Krieg, der längst schon verloren ist; oder des hoffnungslos überlegenen Gegner, der es gar nicht nötig hat, sich mit dem Fußvolk des Feindes abzugeben. Von all diesen Erwägungen muss sich die SF nicht zwangsläufig beeinflussen lassen. Es hindert niemand einen Autor daran, Utopien zu ersinnen - aber ich glaube doch, Utopien mit zu großem Abstand zu den Gesetzmäßigkeiten der Gesellschaft haben nur eine begrenzte Reichweite.Vor den Prakikern des Krieges beißen seine Theoretiker ins Gras, vor den Soldaten ihre Generäle.
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