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Alles, was wir geben mußten


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3 Antworten in diesem Thema

#1 Ulrich

Ulrich

    Temponaut

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Geschrieben 24 November 2005 - 19:52

Eben habe ich auf Kulturzeit (3Sat) die Buchvorstellung Kazuo Ishiguro "Alles, was wir geben mußten" (Blessing, ISBN 3-89667-233-9) gesehen. Bei dem Roman geht es um Klone, die in einem streng gehüteten Internat aufwachsen. "Interessant" war eine Bemerkung des Moderators Gert Scobel. Der sagte, dass der Roman keine Science Fiction sei, weil die technische Seite (wie entstehen die Klone) nicht erklärt wird, im Roman gar nicht vorkommt. Aha, dann kann ich ja "Ubik" getrost als "Mainstream" bezeichnen und "Der dunkle Schirm" ist nur deswegen Science Fiction, weil nicht dieser Jedermann-Anzug auftaucht, sondern erklärt wird wie dieser entwickelt wurde. Also, nur technische Science Fiction ist richtige Science Fiction, und Social (Science) Fiction alles andere, nur keine SF, oder?

Bearbeitet von Ulrich, 24 November 2005 - 19:53.


#2 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 25 November 2005 - 08:45

Ach na ja, so sehr ich Gert Scobel auch als Moderator schätze (sein Bildungsniveau liegt weit über dem des Durchschnitts-TV-Sabblers), von einem Fernsehjournalisten eine ernsthafte Auseinandersetzung mit SF als Literatur zu erwarten, ist doch etwas viel verlangt, oder? :DIch meine, wir sitzen doch seit mindestens 50 Jahren in der Pulp-Ecke. Jedes Mal, wenn ein SF-Buch wirklich große Resonanz bekommt, sagen die Kritiker doch: "Das ist ja gar keine SF, denn es ist ja gut, also kann es gar keine SF sein."Letztes Beispiel: "Der Schwarm"
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#3 VortexSurfer

VortexSurfer

    Nochkeinnaut

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Geschrieben 25 November 2005 - 17:39

Meine erste Reaktion war auch: Das ist mal wieder das typische Argument, entweder (Hoch-)Literatur oder SF. Aber die Argumentation des Moderators ist ja schon etwas begründeter: Es sei keine SF, weil technische Aspekte nicht beschrieben werden.Da ist man natürlich schnell bei der Frage "Was ist SF?". Ohne diese Diskussion hier neu starten zu wollen, muß ich aber auch feststellen, daß mein Eindruck nach Lektüre des Romans ebenfalls war: "Das ist (für mich) keine SF".Und zwar hauptsächlich, weil die Geschichte fast genausogut in einem nicht-SF-Setting erzählt werden könnte. Es geht also weder um technische NOCH um soziale Aspekte dieser eher dystopischen Zukunftswelt, sondern hauptsächlich um persönliche Probleme und Beziehungen der Hauptpersonen. Das ist ja an sich auch nicht uninteressant, aber es kommtnicht unbedingt ein "SF-Feeling" auf.Soweit meine etwas ungeordneten Gedanken hierzu ...

#4 Ulrich

Ulrich

    Temponaut

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Geschrieben 26 November 2005 - 12:51

Den Roman habe ich innerhalb von drei Stunden gelesen und bin noch ganz aufgewühlt wegen der Geschichte. Wie VortexSurfer schreibt, geht es mehr um die Gefühlswelten der Klone. Nach und nach werden sie darauf vorbereitet das Lebensziel als Spender zu verbringen. Von der dystopischen Welt drumherum bemerkt man fast gar nichts. Erst zum Schluss gibt es ein wenig Aufklärung. Ansonsten wird mehr über die Freundschaft von drei der Klone berichtet und was sie aus ihrem Leben machen. Fast "alltäglich" was sie durchleben, doch im Hintergrund steht immer nur der eine Zweck. Letztlich bin ich mehr von "Alles, was wir geben mußten" beeindruckt als von dem Action-Film "Die Insel", der sich einer ähnlichen Thematik widmet.


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