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Max Weigl: Paradies


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12 Antworten in diesem Thema

#1 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 28 November 2005 - 16:19

Niemand sprach sich dagegen aus, dass wir heuer mit dem 3. Platz des Cyberpunk-Community.de-KG-Wettbewerbs, der im ersten Halbjahr lief, weitermachen:

Paradies von Max Weigl.

Der Link führt zur öffentlichen KG-Seite der CPC, wo diese Geschichte als Download bereit steht.

Ich wiederhole unser momentanes Motto: Wir haben uns vorgenommen, die CPC-Texte nicht auf ihre Zugehörigkeit zum Cyberpunk-Genre hin zu beurteilen.

Viel Spass damit! :smokin:

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 28 November 2005 - 16:20.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#2 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 29 November 2005 - 09:31

Öhm. Wie soll ich es taktvoll ausdrücken: Mir hat die Geschichte nicht gefallen. Zunächst zum Stil: Da haben wir einen Berg anachronistischer Klischeeelemente. Glühdraht in der Sonne, ich weiß, dass das ein Hinweis auf das Ende sein soll, aber Glühdraht ist eine ziemlich veraltete Metapher. Ähnlich Neonreklamen, Fabrikschlote. Mir ist es ein Rätsel, wie die Geschichte in A.C. als "CP der 90er" eingeordnet werden konnte, für mich ist das eher früh-industrielle Retro-Romantik im Stil von Metropolis (das Buch, nicht das Anime :smokin: ). Gut, es mag sein, dass der Autor hier genau eine solche Stimmung erzeugen will, ähnlich wie z.B. in "Brazil". Für mich funktioniert das aber nicht, weil die Irritationsmomente dafür nicht ausreichen, es wirkt eher wie gewollt und nicht ganz gekonnt. Dann haben wir endlose Erzählpassagen. Der Protagonist reflektiert in Gedanken absatzlang über Dinge, die jedem Bewohner der Welt sowieso klar sein sollten. Dem Leser wird die ganze Geschichte der ominösen Widerständler vorgekaut, genauso jede Menge Details über die Firma und ihre Angestellten. Das ist langatmig. Die Erzählweise ist dabei stellenweise recht ungelenk. Dauernd seufzt der Protagonist. Die Dialoge sind gestelzt:

Als wir sie erklommen hatten, waren wir außerhalb der Mauer.«

Die Charakterisierung des Protagonisten wird verschleppt, erst auf S. 6 denkt er das erste Mal an seine Familie (auch nur kurz), bis dahin war mir nicht einmal klar, ob er Frau oder Mann sein soll. Der Gewaltausbruch der drei Ausbrechenden scheint mir unmotiviert und unplausibel. Schließlich die Story: Kenn ich schon aus "Dark City". Sollte der Autor den Film (und den ähnlich gelagerten "Brazil") nicht kennen, fände ich die Parallelen erstaunlich. So bleibt leider zuwenig eigenes. Die Welt ist eine Kuppel. 1000 Mal (auch besser) gesehen. Tut mir echt Leid, wenn das hier jetzt wie ein gemeiner Veriss aussieht. Der Text hat sicher einiges zu bieten, insbesondere gegen Ende kam noch eine schöne, traurige Stimmung auf. Insgesamt ein ambitionierter Amateur-Text, der gute Ansätze bietet, aber mich weder stilistisch noch von der Idee her überzeugen konnte.

Bearbeitet von Naut, 02 Dezember 2005 - 09:44.

Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#3 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 29 November 2005 - 20:57

Auch ich hatte meine Probleme mit dieser Story, wobei sie für mich in erster Linie innerhalb des Wettbewerbs deplatziert war.Aber darüber wollten wir an dieser Stelle nicht reden.Zu den Klischees... also, wenn wir mal ehrlich sind, lebt die Mehrzahl der SF-Romane davon, allerdings ein wenig geschickter verpackt.Weigls Story ist, ein gutes Lektorat vorausgesetzt, gar nicht so schlecht... aber ihr fehlen die zwei wichtigsten Elemente, um eine Story aus dem Einerlei des Durchschnittlichen herausragen zu lassen: eine neue Idee und stilistische Unverwechselbarkeit.Beides ist leider nicht vorhanden.GrußJürgen
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#4 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 30 November 2005 - 08:38

Zu den Klischees... also, wenn wir mal ehrlich sind, lebt die Mehrzahl der SF-Romane davon, allerdings ein wenig geschickter verpackt. [...] eine neue Idee und stilistische Unverwechselbarkeit.

Wobei sogar die Unverwechselbarkeit mMn nicht ganz so wichtig ist. Entscheidend ist wirklich, dass sich die Klischees mit ein paar neuen Ideen die Waage halten. Das habe ich hier vermisst.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#5 Morn

Morn

    Temponaut

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Geschrieben 01 Dezember 2005 - 19:57

Es ist wohl besser, die Geschichte zu lesen, bevor man hier weiter liest.Die Geschichte kam mir auch wie eine Mischung aus "Dark City" und "Die Truman Show" vor, letzteres vermutlich wegen der Kuppel und der Scheinwerfer. Die Neonreklamen und Fabrikschlote haben mich nicht gestoert. Vor allem wird ja auch am Ende erklaert, warum es sie gibt. Was mich stoert, ist, dass nicht klar wird, wozu die Kuppel dient. Es wird zwar erklaert, dass die Stadt nicht verlassen werden soll, da das Gelaende ausserhalb verstrahlt sei, was die Vermutung nahelegt, dass die Kuppel den eigentlichen Schutz darstellt. Allerdings ist dann die Frage, warum vor den Bewohnern verschleiert werden soll, dass sie in einer Kuppel leben. Ausserdem haette ich gerne mehr ueber die Hintermaenner erfahren. Der Gewaltausbruch ist mir genauso wie Naut unverstaendlich, insbesondere dass dem einen in die Beine geschossen wird, weil es keine Fesseln gibt... Und man ihn somit lieber qualvoll sterben laesst, als ihn gleich zu erschiessen. Weiterhin ist mir unklar, warum nicht versucht wird, aus der Kuppel herauszukommen. Warum denkt der Ich-Erzaehler am Ende, die Kuppel sei das Paradies? Die Art und Weise, wie der Leser Dinge ueber die Welt der Geschichte aus den Gedanken des Ich-Erzaehlers erfaehrt, hat mich nicht gestoert. Verwundert bin ich allerdings darueber, wie einfach es ist, aus der Stadt zu entkommen, obwohl die Bewacher und Polizisten doch so gefaehrlich sein sollen. Dafuer lassen sie sich aber sehr leicht ablenken. Letztlich war die Story etwas unbefriedigend fuer mich.Als Fazit kann ich sagen, dass meine Reihenfolge der drei Geschichten dieselbe ist wie die des Wettbewerbs: 1. Frank Hebben, 2. Uwe Post, 3. Max Weigl

Bearbeitet von Morn, 01 Dezember 2005 - 20:00.


#6 Jueps

Jueps

    Klabauternaut

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Geschrieben 01 Dezember 2005 - 23:17

Och, nuja, eigentlich fand ich die Geschichte gar nicht so schlecht. Ich hab sie flott weggelesen und mich dabei nicht gelangweilt.

Naut hat natürlich recht, wenn er sagt, dass die langen Erzählpassagen wie eine Bremse wirken (ich denke dabei an den laaangen Absatz über das "scheinbar verlassene Labor") und auch wenn er die Innovationslosigkeit kritisiert.
Desweiteren möchte ich hinzufügen, dass die Dialoge nicht wirklich lebendig wirken, teilweise gar etwas OOC (out of character), zum Beispiel als der verängstigte Protagonist seinen "Entführern" einfach mal so seinen Namen verrät. Nicht gut.

Dennoch - "Paradies" wird von mir nicht ausgemustert.
Das mag wohl daran liegen, dass hier ein Grundszenario verwendet wird, das mich in jeder Form anspricht: Eine übermächtige Macht kontrolliert eine hörige Gesellschaft samt Lautsprechern und riesigen Reklametafeln - das hat immer so "Equilibrium"-Charme (oder "1984", oder welche Klassiker auch immer euch einfallen) und ich mag's halt. Auch diesmal, wenngleich bemerkenswert kräftig abgeguckt wird und "Neo Divine", also "Neu-Göttlich" o.ä., auch nicht gerade die einfallsreichste Namensschöpfung ist.


Ich fase zusammen: Die Story ist nicht originell, der Stil ist "nur" okay, erzähltechnsich makelbehaftet. Trotzdem gefällt sie mir auf ihre Art - das muss man erst mal schaffen, als Autor!

FAZIT: 13,5 von 20 "Weitergehen" säuselnden Seufzstimmen.

Bearbeitet von Jueps, 05 Dezember 2005 - 21:11.

»Ich bin nicht besonders helle, und es dauert ein bißchen, bis ich etwas kapiere. Aber wenn du mir Zeit läßt, dann werde ich lernen, dich besser zu verstehen als irgend jemand sonst auf der Welt.«


#7 Gast_Guest_*

Gast_Guest_*
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Geschrieben 05 Dezember 2005 - 13:32

"Als Fazit kann ich sagen, dass meine Reihenfolge der drei Geschichten dieselbe ist wie die des Wettbewerbs: 1. Frank Hebben, 2. Uwe Post, 3. Max Weigl"Dazu müsstest du doch wissen, wie die anderen Geschichten des Wettbewerbs waren (oder kennst du sie?). Vielleicht hätte Dir eine andere besser gefallen, so dass auf dem dritten Platz jemand anders gelandet wäre.

#8 Sullivan

Sullivan

    Autarchonaut

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Geschrieben 05 Dezember 2005 - 15:14

Meine Einschätzung deckt sich fast hunderprozentig mit der von Morn. Den Erzählstil fand ich ganz okay, sicherlich gibt es Raum für Verbesserungen aber das hat mich nicht weiter gestört.

Ärgerlicher ist der Inhalt. Wieso macht der Protagonist so bereitwillig beim Ausbruch mit? Am Anfang ist er eingeschüchtert, später ist er ein Teil des Teams. Wieso wollen die Leute überhaupt ausbrechen bzw. was wollen sie finden - das Paradies??? Mit dem Schluss kann ich nicht viel anfangen, wieso sind sie bereits im "Paradies", wo sind die Hintermänner, wieso nicht weitersuchen?

Für die volle Wirkung hätte der Schluss mehr Ironie oder Sarkasmus gebraucht:

a) der Protagonist öffnet eine Luke und ist der Gewinner einer Show
b) der Protagonist will wieder zurück in die Stadt aber man lässt ihn nicht mehr ins "Paradies"
c) die Frau wollte unseren Protagonisten nur testen und macht irgendwelche wilden Spiele mit ihm
d) der Wagen ist in Wirklichkeit ein Simulationsgerät, dass die Umgebung des Protagonisten aktiv verändert (okay, ziemlich alte Idee...)

Zu den anderen Geschichten habe ich meine Meinung schon gesagt, ich hätte Uwe ganz vorne gesehen!

Sullivan

Bearbeitet von Sullivan, 05 Dezember 2005 - 16:44.


#9 Morn

Morn

    Temponaut

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Geschrieben 05 Dezember 2005 - 16:52

@ Guest:Da wir nur die drei hier besprechen, spielt es hierfuer keine Rolle, ob ich eine oder mehrere der anderen Geschichten im CPC-Wettbewerb auf einen der ersten drei Plaetze setzen wuerde...

#10 Sullivan

Sullivan

    Autarchonaut

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Geschrieben 06 Dezember 2005 - 14:34

Ich habe noch weitere Geschichten aus dem Wettbewerb gelesen. "Datentransfer" war so lala und "Ready from Start" hat ein uraltes Thema. Sie kommen bei weitem nicht an die beiden Erstplatzierten heran.

"Wo ist Nelson II" dagegen war ganz gut, stilistisch dicht beim Cyberpunk und meiner Meinung nach besser als das "Paradies".

Jürgen, gibt es irgendwo eine abschließende Platzierungsliste - vielleicht sogar mit der Anzahl der Stimmen? Welche Geschichte kannst du noch empfehlen?

Sullivan

#11 scal

scal

    Giganaut

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Geschrieben 07 Dezember 2005 - 08:33

@Sullivan: Eine abschließende Plazierungslitse gab es mal, nur nie online und sie war leidr auf der Festplatte, die mir vor einiger Zeit kaputtgegangen war... Edit:/

Es war ein wirklich knappes Rennen: 1. Pizza Cipolla Redoc. - 4,43 2. Byte the Vampire - 3,84 3. Paradies - 3,82 4. Wo ist Nelson - 3,69 5. Hirnfeuer - 3,56 6. Cupido est in caelum - 3,2 7. Datentransfer - 2,96 7. Unplugg the System - 2,96 9. Verzerrte Reflexionen - 2,7 10. Fragmente der Neon-Straße - 2,64 11. Zwanzig Jahr, rotes Haar - 2,38 12. 17 Minuten - 2,22 13. Für eine Hand voll Eurodollar - 2,15 14. One Step beyond the Edge - 1,63 15. Ready from Start - 1,4 16. Gründungsmutter: Narma - 0,94 (die Stimmen der nichtautoren wurden 2fach gewertet)

Hatte doch was im Forum gepostet... Hirnfeuer musste ich leider auf Wunsch des Autor's von der Seite nehmen... Bei der oben angegebenen Liste handelt es sich um die Wertung der Leser, die ersten 3 wurden an eine Jury weitergereicht von der dann in die euch bekannte Plazierung bewertet. Es gab einen Punktrahmen von 0-5 Punkte.

Bearbeitet von scal, 07 Dezember 2005 - 08:39.

The Moment of Terror was the Beginning of Life!
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#12 Gast_Der unsichtbare Mann_*

Gast_Der unsichtbare Mann_*
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Geschrieben 09 Dezember 2005 - 17:41

"Hirnfeuer musste ich leider auf Wunsch des Autor's von der Seite nehmen..."Leider weil?

#13 scal

scal

    Giganaut

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Geschrieben 10 Dezember 2005 - 15:18

Weil die rechte beim Autor liegen und der Autor die Geschichte anders weitervermarkten wollte...
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