Das gute an Sammelbänden ist, das man sie immer nach einem Teil problemlos unterbechen kann. In diesem Fall ist dann der Asimov erstmal wieder ins Depot gewandert und ich habe mir in den letzten Tagen den "Sonnensturm" angetan. Und hier ist der Titel Programm, dieses Buch ist in der Tat ein Sturm an Handlung
Der einzige Wermutstropfen an dem Buch ist die Tatsache, das es leider keine wirkliche Fortsetzung der "Zeitodysse" ist. Es knüpft zwar unmittelbar daran an (Bisesa taucht in ihrer Wohnung in London auf, einen Tag nachdem sie verschwunden ist, obwohl sie fünf Jahre weg war) und im Laufe des Buches wird immer wieder auf den ersten Band angespielt, aber theoretisch würden die beiden Bücher auch als vonneinader unabhängige Geschichte funktionieren.
Nun zum Inhalt:
(Spoiler für beide Bände!)
Nach einem ungewöhnlich heftigen Sonnensturm findet ein Wissenschaftler bei seinen Neutrino-basierten Beobachtungen der Sonne eine Anomalie im inneren, eine Art Pulsieren im Kern, das immer heftiger wird und schließlich in 5 Jahren zu einem gigantischen Sonnesturm führen wird, der jegliches Leben auf der Erde auslöscht.
Unter Führung Europas und der USA wird daraufhin mit dem Bau eines riesigen Schildes (Dünne mit Prismen beschichtete Folie) begonnen, um das groß der Sonnenstrahlung zu reflektieren und somit den Schaden auf der Erde zu minimieren. Parallel dazu werden auf der Erde Bunker gebaut, Nahrungsreserven angelegt, teilweise ganze Städte überkuppelt, kurzum, im gewaltigsten Kraftakt aller Zeiten wird alles getan um sicherzugehen, das zumindest ein Teil der Menschheit überlebt.
Das ganze stellt sich im laufe des Buches als gezielter Angriff der "Erstgeborenen" heraus, den Erbauern der "Augen" und Schöpfern von Mir. Aus ihrer Perspektive stellt das nur eine Art Flubereinigung dar, um zu verhindern, das zu viele "Energieverbraucher" die Galaxis leerplündern. Die Schaffung von Mir diente nur dem Zweck, die "niederen Kreaturen", die man demnächst gedenkt auszulöschen, vorher nocheinmal zu studieren.
Wer ACC und Baxter kennt, dürfte unschwer erkennen, das die beiden wohl größten Raumfahrtenthusiasten in der SF hier voll in ihrem Element sind. Da werden Gasriesen zu Geschoßen, Planetengroße Spiegel errichtet, nebenbei noch Mondbasen und Flüge zum Mars eingestreut, kurzum, das Sonnensystem wird wieder zu einem riesigen Abenteuerspielplatz umfunktioniert und das nach allen Regeln einer schon fast vergessenen Kunst. Sicher, innovativ ist diese Form der SF nicht mehr, waren doch Geschichten dieser Art jahrzehntelang das Hauptbeschäftigungsfeld des Genres. Doch gerade weil das Augenmerk der meisten Leser und Autoren weg von den techniklastigen "Sonnensystem-Büchern" geht, ist das hier eine wohltuende Abwechslung. Viele werden es altmodisch finden, aber mir macht gerade diese Art von SF richtig Spaß. Strahlende Helden, bombastische Projekte, eine tödliche Gefahr und ein tickender Countdown im Hintergrund. Fertig ist der Lesepsaß für kalte Dezemberabende. Nicht jedes Buch muss eine Revolution sein, gelegentlich reicht es auch mal aus, wenn es gut und unterhaltsam ist. Wenn es dann noch, so wie hier, ein Happyend mit Fortsetzungspotential obendrauf gibt, umso besser. Einziger Wermutstropfen bleibt wie bereits gesagt, die miserable Verknüpfung mit dem ersten Band, das wirkte doch etwas sehr konstruiert. Ich kann mich dem Eindruck nicht erwehren, das Baxter die Idee für den ersten Band hatte und Clarke unabhängig davon die für den zweiten und die beiden dann im nachhinein beschlossen haben, das ganze zu einem Gesamtwerk zusammenzufassen. Beide Geschichten für sich sind klasse, aber irgendwie passen sie nicht so recht zusammen. Daher gibt es auch keine Höchstwertung, aber eine wohlverdiente gute Note.
Fazit:
Keine Revolution, aber ein richtig gutes Buch. Klare Kaufempfehlung, 8 von 10 Punkten.
P.S.
Und nun heißt es nervös warten, wann das neue Heyne SF-Programm kommt (Wohl irgendwann demnächst, 6 Monate im vorraus ist ja etwa der Zeitrahmen), ich denke die Chancen auf die neuen Solobände der beiden dürften recht hoch sein.
Bearbeitet von Kopernikus, 19 Dezember 2005 - 21:19.