Kontakt
Bastei Lübbe
Übersetzung: Alexander Lohmann
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Unter der Führung des Unternehmers Jake Holman machen sich mehrere Gruppen zahlungsfähiger Privatleute auf, den erdähnlichen Planeten "Greentrees" zu besiedeln. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die Menschen nicht die einzigen Siedler sind! Humanoide Pelzwesen, in verstreuten Dörfern lebend, geben den Menschen Rätsel auf: Nichts deutet darauf hin, dass sich die "Pelzlinge" auf "Greentrees" entwickelt haben. Hinzu kommen seltsame Verhaltensweisen, die von Dorf zu Dorf variieren. Plötzlich taucht eine zweite, raumfahrende Spezies auf, die sich grundlegend von Menschen und Pelzlingen unterscheidet, und die Menschen sehen sich in einen Konflikt von interstellarem Ausmaß verwickelt.
Wie Name und Klappentext versprechen, steht "Kontakt" ganz im Zeichen traditioneller SF-Themen, die leider ein wenig aus der Mode gekommenen sind. Glücklicherweise ermöglicht es die Science Fiction wie kaum eine andere Literaturgattung in regelmäßigen Abständen altbewährte Motive aufzugreifen, zu aktualisieren und im Lichte neuer Erkenntnisse oder einem alternativen Kontext erneut zu erzählen. Kress macht schnörkellos von dieser Option Gebrauch.
So ist es auf der einen Seite erfrischend, dass ihre Protagonisten (weitestgehend) ohne biotechnische Upgrades auskommen, Krankheiten fürchten müssen, altern und sterben dürfen. Auf der anderen Seite enttäuscht, dass es herzlich wenig Neues über die Menschen der Zukunft zu erzählen gibt, die ausziehen, um einer dem Chaos anheim gefallenen Erde zu entfliehen.
Die nach heutigen Maßstäben vorhersagbaren kleineren und größeren Konflikte zwischen den Siedlergruppen werden bald von der überraschenden Entdeckung einer fremden intelligenten Spezies verdrängt. Was bleibt ist Kress' intensive Fokussierung auf die persönlichen Auseinandersetzungen der Akteure. Diese liefern der Handlung zwar die entscheidenden Impulse, überschreiten aber bisweilen den schmalen Grad zur Seifenoper.
Das eigentliche Highlight, die "Außerirdischen" (auf Greentrees sind sie das ja eigentlich alle!) werden überzeugend, anfänglich sogar sehr spannend, in Szene gesetzt, auch wenn bei genauerer Betrachtung einige Fragen offen bleiben. Schade, dass Kress die Angewohnheit pflegt, kniffelige Fragen aus der Sicht von Charakteren abzuhandeln, die kein Interesse an den Naturwissenschaften haben... Im Gegenzug wirft die Handlung einige komplexe Fragen philosophischer und nicht zuletzt moralischer Natur auf, die der Leser dankenswerterweise ohne einengende Vorgaben überdenken kann.
Unter dem Strich ist "Kontakt" ein unterhaltsamer und einfühlsamer Roman, dessen kleine Schwächen dem Vergnügen an fremden Welten, außerirdischen Lebensformen und Gedankenexperimenten keinen Abbruch tun.