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Die Boten des Unheils


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#1 Michael Birke

Michael Birke

    Limonaut

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Geschrieben 19 März 2006 - 23:31

Mit "Die Boten des Unheils" liegt der zweite Teil der Übersetzung von Peter F. Hamiltons "Pandora's Star" vor, nicht wie ursprünglich von mir fälschlicherweise angenommen die Übersetzung des 2. Bandes der Commonwealth-Duologie, "Judas Unchained".Das erklärt auch das unbefriedigende Ende von "Der Stern der Pandora": Eine einzige, langatmige Einleitung, die auseinandergerissen ein ganzes Buch füllte."Die Boten des Unheils" ist temporeicher und spannender, die Verschwörung um den Starflyer und die Aliens hinter der Dyson-Barriere macht Spaß, auch die Nebenhandlungsstränge können nun überzeugen und man kann ansatzweise Verbindungen zur Haupthandlung erkennen.Die Verbindung von Thriller und Space Opera erinnerte mich an wenig aus einen Mix aus seinen älteren Mindstar-Romanen und dem Armageddon-Zyklus. Ein wenig Horror ist auch dabei, aus der Sicht der (oder des... aber ich will ja nicht spoilern) Aliens wird eine Vivisektion der gefangenen Besatzungsmitglieder der Second Chance geschildert.Eingeschoben sind lange Abschnitte über die Entstehung dieser Aliens und ihrer Besonderheiten. Diese haben mir besonders gut gefallen, sie erklären überzeugend die extreme Aggressivität dieser Spezies.Leider endet auch dieser Band wieder mit einem Cliffhanger, allerdings schafft er, was Hamilton bei der breitgetretenen und ungelenken Einführung in "Der Stern der Pandora" versäumt hat: Der spannende Mix aus Thriller und Space Opera kommt in Fahrt, die eingeschobene Geschichte "MountainLightMountains" ist ein echter Höhepunkt, auch die bisher zusammenhanglos nebenher laufenden Handlungsstränge tragen nun zum Spannungsbogen der Verschwörung um den Starflyer bei. Die Aufteilung auf zwei deutsche Bände hat dem Originalroman ungemein geschadet, am Stück gelesen macht er wesentlich mehr Spaß. Der Fortsetzung sehe ich nun mit Spannung entgegen, Hamilton hat das Tempo erhöht und mit dem zweiten Teil von Pandora's Star eine höchst spannende und unterhaltsame Space Opera mit dem Thrillergenre kombiniert, wobei er sich seine Erfahrungen der Mindstar-Serie zu Nutze gemacht hat.Die Mischung brauchte zwar eine Weile um zu zünden, dafür entschädigt sie jetzt mit Komplexität und tollen Ideen, die Hamilton trotz Schwächen in der Charakterisierung seiner Figuren überzeugend präsentiert.Zwar führt Hamilton mit Tochee, dem fetten Alien-Wurm mit Technicolor-Pelz, auf der Ozzie-Ebene eine schillernde und amüsante Figur ein, aber sowohl Admiral Wilson Kime als auch der "legendäre" Nigel Sheldon bleiben ernüchternd blass, selbst Ozzie wird nicht wirklich überzeugend dargestellt - mit keinem kann man sich identifizieren oder mitfiebern. Ganz und gar klischeehaft ist das hübsche Sternchen Mellanie, die ehemalige Geliebte des im ersten Teil unter Mordverdacht geratenen Morton. Sie weigert sich, Pornovids zu drehen und wird stattdessen Reporterin, erhält als einer der wenigen Menschen direkten Zugang zur Cyberspäre von der SI und wird von ihr als Agentin rekrutiert. Mellanie besitzt keinerlei Schulausbildung, was mehrfach erwähnt wird, Hirn oder besondere Fähigkeiten, aber einen unheimlich knackigen Hintern, körperliche Reize im Übermaß †¦ Ermittlerin Paula Myo hingegen ist hartnäckig, gewissenhaft und akribisch, eine unattraktive graue Maus, die niemals lacht.Geht es überhaupt noch lächerlicher und klischeehafter? Erschreckenderweise sind diese beiden neben Senatorin Justine, die der herrschenden Oberschicht der reichen und mächtigen Clans angehört und deshalb natürlich mit einem vorzüglichen Klonkörper trotz mehreren Jahrhunderten Alters ausgestattet ist, vermutlich die letzte Hoffnung der Menschheit, einen Pakt mit Johansson zu schließen und den Starflyer aufzuhalten. Die Idee Mellanie vom Dummchen zur Agentin mutieren zu lassen hat zwar ihren Reiz, konnte mich aufgrund der überspitzten Klischeehaftigkeit nicht überzeugen.Die Übersetzung von Axel Merz ist grundsätzlich in Ordnung, allerdings verwendet er wie bereits in "Der Stern der Pandora" übermäßig viele und unangebrachte Anglizismen, auch das "Icewhale-Fleisch" blieb uns erhalten, und aus einer Ermittlerin wie Paula Myo wird, wenn man den englischen Begriff nicht wirklich übersetzt, die "Investigatorin Paula Myo".


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