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Serien und Politik


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#1 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 07 April 2006 - 15:53

In dem Corona-Magazin 161 ist ein Aufsatz "Serien und Politik" von Matthias Pohlmann erschienen. Der Text lässt mich "verwirrt" zurück, was der Autor unter "konservativ" versteht. Leider gibt er nämlich darüber keine Auskunft.

"24" ist durchaus in vielerlei Hinsicht die Erfüllung konservativer Träume - in der Hauptrolle ein Anti-Terror-Agent (bzw. Berater des Verteidigungsministers), der sich zur Erreichung selbstverständlich guter Ziele über so ziemlich jede Rechtsnorm hinwegsetzt, eine Blutspur hinter sich zurücklässt und auch vor kaltblütigem Mord nicht zurückschreckt (z. B. zu Beginn der zweiten Staffel). Dennoch (oder sogar deshalb) wird Hauptcharakter Jack Bauer als Held gezeichnet und dieses Heldentum wird ihm auch von (Ex-)Präsident Palmer (also einer fiktiv- politischen Autorität) wörtlich mitgeteilt. Ins Bild der Serie passt dann natürlich, dass es sich hierbei um eine FOX-Serie handelt - die Serie also auf einem explizit konservativ (republikanisch) ausgerichteten Sender ausgestrahlt wird.

Angenommen, "24" ist eine konservative Serie. Dann dürfte Jack Bauer so ziemlich das Gegenteil davon sein, denn Koservatismus setzt voraus, dass er die Rechtsnormen anerkennt. Der Held dürfte nur in dem vorhandenen Wertesystem handeln. "Der Zweck heiligt die Mittel" ist ein Hinwegsetzen über alle Werte, weil ein solches Verhalten im Rechtsstaat nicht gebilligt wird. In den USA werden die individuellen Freiheiten überaus geschätzt. Zwar treten Bauer und seine Kollegen als "Helden" auf und sorgen für Ordnung, doch werden andere Personen ihrer Freiheiten beraubt. Kaum ist ein Mitarbeiter verdächtigt (4 Staffel) kommt es zur Folter. Ist das in der Gesellschaft vorgesehen? "24" mag eine konservative Serie sein, weil Symbole, Patriotismus und der persönliche Einsatz eine wichtige Rolle spielen. Aber nicht weil es Überschreitungen zulässt oder progressive Themen weggelassen werden. Die Diskussion ist müßig, denn der Autor versäumt es eine Begriffsdefiniton des Konservatismus vorzubringen, die sich mir alleine aus dem sehr kurzen Text nicht erschließt. Auf jeden Fall bin ich der Meinung, dass im Konservatismus es nicht möglich ist im Nachhinein Straftaten zu rechtfertigen und als ungeschehen zu deklarieren. Aber vermutlich ist das Bild des Konservatismus zunehmend negativ geprägt. Dabei müßte jeder Konservative auf die Barrikaden gehen, wenn es um die Verletzung von Rechtsnormen, etwa Menschenrechte, geht.


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