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Scott McCloud - Comics richtig lesen


7 Antworten in diesem Thema

#1 thoh

thoh

    Nanonaut

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Geschrieben 09 Mai 2006 - 10:09

Wahrscheinlich schon längst bekannt, da es schon seit 1993 erschienen ist, aber trotzdem wie ich finde eine Empfehlung wert: Scott McCloud “Comics richtig lesen†. Angehängte Datei  McCloud.jpg   15,37K   71 Mal heruntergeladenEinen Tipp, den ich küzlich von einem Bekannten bekommen habe.Da ich eigentlich kein großer Comic Leser bin und mich nie großartig mit dem Thema auseinander gesetzt habe, war ich sehr davon angetan, wie es in diesem 220 Seiten Buch gelingt den theoretischen Boden und die Techniken von Cartoon Erzählung so unterhaltsam zu erklären. So wird auf den ersten Seiten eine Definition des Medium Comic formuliert und ein kurzer Einblick in die Entwicklung und Geschichte der Anwendung Bild und Schriftzeichen gegeben. Was sich erstmal trocken und theoretisch anhört, wird mit einer Leichtigkeit und durch einen locker-verspielten Ton erklärt. Dabei ist ein großer Vorteil, das jede Ausführung, jedes Problem und die Art und Weise wie der Leser mit den Bildern kommuniziert direkt durch das Medium selbst erklärt wird.Zum Beispiel ist ein Thema: Was passiert zwischen den einzelnen Comic Panels. Was wird dort dem Leser vermittelt um den Übergang zum nächsten Bild und zur nächsten Situation verständlich zu machen. Wieviel kann oder muss nicht gezeigt werden, entsteht aber doch durch bestimmte abgestufte Methoden im Kopf des Lesers. Wie sehen diese Arten der Übergänge aus und welche Techniken nutzen traditionell amerikanische und europäische Zeichner und wie unterschiedlich dazu, ist zum Teil die Erzähltechnik der japanischen Künstler. Dieses Thema wird direkt durch die Darstellung von thematisch und zeitlich unterschiedlich weit auseinanderklaffenden Panels beschrieben. Das Comic erklärt sich selbst.Weitere Themen sind unter anderem: Die Technik der Visualisierung von glaubhafter Bewegung. Die zeichnerische Abstraktion von Figuren und Gesichtern und das dazu auftretende Verhältnis der Identifikation des Lesers.Das Wechselspiel von Wort und Bild und das Potential durch bestimmt Strichführungen Emotionen auszudrücken.Wer also an dem weiten Thema Wahrnehmung interessiert ist, kann durch diesen Comic einige interessante Beobachtungen und Erkentnisse auf eine sehr unterhaltsame und spielerische Art erfahren. ;)

#2 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 28 Mai 2006 - 18:38

Ich hab von dem Buch schon mal gehört, es aber nie zu Gesicht bekommen. Meinst du denn es sei eine wissenschaftliche Studie, oder eher nur die Meinung des Autors?Mich würde auch interessieren, ob er einen Zusammenhang sieht zwischen Comics und Film-Storyboards? Ich spekuliere dass es da viel Querbefruchtung gegeben hat, und heutzutage Comics oft recht "cineastisch" gestaltet werden.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#3 thoh

thoh

    Nanonaut

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Geschrieben 29 Mai 2006 - 11:20

Hallo yip!Ich denke das sich McCloud teilweise schon allgemein gängiger Theorien über Ästhetik und Wahrnehmungen bedient, diese aber durch seine eigenen Erfahrungen mit seiner Comicarbeit interessant weiterführt. Auf den ersten Seiten sucht er als Einstieg eine Definition für Comics und bildet Sie auch eigenständig. Er schreibt selber, das es auf diesem Gebiet "Comics zu erklären" auch noch nicht viele Versuche gab. Er nennt Will Eisner da als Ausnahme, der wohl mit seinem Buch “Mit Bildern erzählen: Comics und sequentielle Kunst† auch solche Forschungen betrieben hat, die er oft als seine Grundlage sieht. Was er jedoch, wie ich finde hervoragend macht, ist das Einordnen von Comic Künstlern wie Jack Kirby, Stan Lee, Sergio Aragones und vielen anderen in ein anschauliches System, welches naturalistische realitätsnahe Darstellungen bis zur Vereinfachung auf Punkt und Strich und symbolhafter Verfremdung umfasst. Die Arbeiten der Künstler platziert er dann koordinaten-mäßig in dieses System. Das als Beispiel zeigt, wie er schon vorhandene Schablonen nutzt, die dafür gemacht sind um Visuelle Arbeiten einzuordnen. Er füllt dann diese Schablonen mit dem Medium Comic. Ich kann mich da auch täuschen, da er selber keine Quellen für solche “Denkmodelle† nennt, die er nutzt, da müsste man sich dann mehr mit Kunsttheorie beschäftigen.Aber wie ich finde ist für das Buch entscheidener, WIE er es erklärt. Denn das ist die Stärke des Buches. Die Verbindung von Text und Bild, wie er sie nutzt, macht die Erklärungen direkter und auch schneller. Wo man textlich erstmal weiter ausholen muss (Beispiel hier :o) um etwas zu erklären, zeigt er durch das Comic selbst, wie einfach man Inhalt mit Comics transportieren kann. Einen Zusammenhang zwischen Storyboards und Comics zeigt er nicht direkt auf. Ich kann mir nur denken das die Auffassung wie weit Übergänge von einem Panel zum nächsten reichen und wie der spielerische Umgang mit dem “Dazwischen†, dem “Was man nicht sagt† und Szenenschnitte nicht mehr so statisch erfolgen wie früher. Vielleicht es das, was du damit meinst, das Comics jetzt eher cineastisch rüberkommen. Das Buch ist von 1993 und der Einfluss japanischer ComicKünstler und ihre Erzählweise hat in dem Buch einen noch neuen aber wichtigen Stellenwert. Bilder die in die Erzählung eingestreut werden, die nicht zwingend notwendig für die reine Erklärung sind, sondern die nur Stimmungen machen wollen. Als emotionale Happen eher den Gefühlshaushalt ansprechen. Er nennt diese Übergänge “Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt† und Paralogie.Also wieder ein System, wo er Mechanismen unterteilt. (Und wieder klappt es mit Hilfe von Bildern besser :))Vielleicht hat diese “östliche Art† der Erzählweise in ihrer Weiterentwicklung und Etablierung mehr zu diesem cineastischen Stil geführt. Aber das Buch ist wirklich nicht so sperrig, wie es jetzt den Anschein machen könnte. :devil:GrussThorsten

#4 molosovsky

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Geschrieben 29 Mai 2006 - 15:57

Erstmal vielen Dank an THOH, daß er McClouds vergnügliches Grundlagenwerk hier vorstellt. :lol: Als Hobby-Semiotiker der ich bin, empfehle ich es uneingeschränkt allen zwischen 8 und 88, die sich gerne mal genauer mit z.B. eben »der Wissenschaft von den Zeichen und den Interaktionen zwischen ihnen« beschäftigen wollen. SERVICE: Nach »Understanding Comics« folgte 2000 »Reinventing Comics« und bald kommt »Making Comics« raus. Auf jeden Fall sollte man sich mal gönnen, auf Scott McClouds Website zu stöbern. Mein Tipp ist »My Obsession with Chess«. Zu YIPPIES Fragen: »Understanding Comics« ist ein Sachcomic, der einerseits leicht zugänglich ist, andererseits aber derart plausibel argumentativ eben Kommunikations-, Medien- und Narrations-Handwerk erklärt, daß McCloud seitdem einer der gefragtesten Sachverständigen für diese Dinge ist. †” Durchaus vergleichbar mit anspruchsvollen und dennoch spaßigen Großsachbuchleistungen wie Ruckers »Wunderwelt der Vierten Dimension«, Sagans »Unser Kosmos« oder Friedells »Kulturgeschichte der Neutzeit« (zumindest auf meiner persönlichen Lektüre-Landkarte). †” Kleine ›Warnung‹: bis auf ein ganz kurzes Kapitel über Farben ist der Comic in Schwarz-Weiß. Zu der Beziehung Comics und Storyboards †¦ Ich wähne Begriffsschlamperei. Comics sind ein Konsumartikel, wie Bücher, DVDs oder Frückstücksflocken. Jedermann-Kunden gehen stöbern, kaufen (oder leihen) und vergnügen sich am Comic-Artikel. »Understanding Comics« gehört nun zu jener exquisiten Gruppe Comics, die eben weitaus mehr sind, als Bilderkram zur Vertreibung von Langeweile. In der Liga von McCloud finden sich nur sehr wenige andere; Will Eisner (»Der Komplott«, »Grafisches Erzählen«) und Art Spiegelman (»Maus«, »Breakdowns« und »In the Shadow of no Towers«) fallen mir da ein. Storyboards sind Arbeitswerkzeug innerhalb der Kulturindustrie. †” Freilich, ein Phantastik- und Film-Narr wie ich (und wohl auch einige von Euch) staunt über und ergötzt sich gern an so manchem Art-Work aus der Vorproduktionsphase eines Films. Aber daß solche Werke, wie eben Storyboards, veröffentlicht werden, bzw. in »Making of«- und »The Art of«-Büchern und Dokus vermarktet werden, ist die Ausnahme. Befruchtungen zwischen Comics und Storyboards gibts schon allein aufgrund personeller Überschneidungen; wenn eben Leute wie Jean Giraud, Geoff Darrow oder Bilal für den Film arbeiten. Aber ich würde das nicht überbewerten, denn Künstler springen häufig zwischen den verschiedensten Medien hin und her. (Abschweif: Haltet mal Ausschau über die Arbeit fürs Großtheater, z.B. Avingion-Festival von Phillip Druilliet.) Das ganze Berfurchtugsfeld umfaßt also mehr als Comics und Storyboard, nämlich auch Malerei, Design, Architektur usw. Abgesehen davon: Die einzelnen Künste beeinflussen sich ständig. Dennoch kann ich wenig anfangen mit dem Begriff ›cineastisch‹. Was für eine Qualität soll das sein? :unsure: Allgemein dieser Beobachtung von THOH hier:

Das Buch ist von 1993 und der Einfluss japanischer ComicKünstler und ihre Erzählweise hat in dem Buch einen noch neuen aber wichtigen Stellenwert. Bilder die in die Erzählung eingestreut werden, die nicht zwingend notwendig für die reine Erklärung sind, sondern die nur Stimmungen machen wollen. Als emotionale Happen eher den Gefühlshaushalt ansprechen. Er nennt diese Übergänge “Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt† und Paralogie.

Diesertage hab ich in eine Narratologie-Sachbuchbesprechung gelesen, in der grob geschildert wird, daß das menschliche Bewußtsein Momente von ca. 4-5 Sekunden Dauer als »Wirklichkeitszusammenhang« rastert. So etwa im Rhythmus unseres Atems pulsiert die VR-Maschinerie in unserem Hirn. Bei »Lone Wolf and Cub« läßt sich das wunderbar beobachten, wie die im Fernöstlichen viel starker entwickelte »Kultur des Atems« schon bei Bilderzählungen niederschlägt. Verglichen damit entpuppen sich die Europäer der Neuzeit als Gegenwartsflüchtlinge, weil sie mehr Lebensaufmerksamkeit der Vergangenheit oder Zukunft widmen. So. Jetzt hab mich denk ich genug zum Plappern hinreißen lassen. Grüße Alex / molosovsky

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

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#5 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 29 Mai 2006 - 17:17

Kurz zu molos Fragen: Ich meinte nicht dass Storyboards verkauft werden, nur dass es sie schon sehr lange gibt, und das Comic-Zeichner oft auch Geld mit Storyboard-Zeichnen oder zumindest Filmentwürfen verdient haben. Mit "cineastisch" meine ich z.B. das ständige Ändern des Blickwinkels, inkl. simuliertem Panning (ehm - wie heißt das auf dt.?), der "Schnitt", Fade-over (zumindest im Sinne des Narrationstextes), das wieder-in-Mode-gekommene Arbeiten mit Licht und Schatten, auch dass neue Abschnitte mit einer Totalen von weit weg beginnen, und sich dann heran "zoomen". (Mehr fällt mir jetzt nicht ein.)

Mein Std.-Beispiel für diesen Kino-Stil in einem Comic ist Bone.

Ältere Comics waren oft (nicht immer!) eher ruhiger z.B. in punkto Blickwinkel eher wie die Sicht auf eine Theaterbühne mit 2-3 Hintergründen. (Mir fällt gerade kein besseres Gleichnis ein.)

@thoh&molo: Danke für die Ausfleischung zu McClouds Oeuvre. Muss mir das evtl. doch mal zulegen...

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 29 Mai 2006 - 17:25.

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Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

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#6 molosovsky

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Geschrieben 29 Mai 2006 - 19:52

Storyboards gibts ›erst‹ so circa seit den Dreissigern. Da sind Comics doch ein ganzes Stückchen älter.Wiegesagt: ich bin sicher, daß sich die unterschiedlichen Medien ständig gegenseitig beeinflussen. Ich trau mir aber weniger zu, genau abzugrenzen, ob Comic mehr den Film, oder Film mehr den Comic beeinflußt hat.Nehmen wir sowas wie die Parallelmontage, schon bei solchen 50gerJahrs-Mainstreamfilmen wie »Bettegflüster« (Rock Hudson & Doris Day beim Telefonstreit). Ist das nun typisch/untypisch Film, bzw. Comic?Im Prinzip handelt es sich dabei um die Ästhetik des ›göttlichen Betrachterauges‹, und was für dieses Auge sichtbar gemacht wird, und damit dem Leser. Wieder also ›Phantastik‹ des Pudels Kern. Und Neuerungen der Betrachter-Auge-Kultur pflanzen sich auch fort, wenn die Neuerung gar nicht vollends reproduziert werden kann (Ich denke z.B. an die Veränderung der Sehgewohnheiten durch die Anfänge der Heißluftballonfahrerei. Hier infizierte schon die Erzählung der wenigen Aeronauten die Mitmenschen, und die Landschaftsmalerei, bzw. literarische Schilderungen haben sich davon inspirieren lassen. Heute freilich gehört eine engelsgleiche Draufsicht {und das Rein- und Rauszoomen aus derselben} zum normalen Werkzeug des Schilderns).GrüßeAlex / molosovsky

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#7 simifilm

simifilm

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Geschrieben 30 Mai 2006 - 08:35

Ich finde McClouds Buch sehr gut, vor allem den ersten Teil. Die allgemeineren Überlegungen zu Kunst etc. im zweiten Teil sind dann nicht mehr so interessant.

Nehmen wir sowas wie die Parallelmontage, schon bei solchen 50gerJahrs-Mainstreamfilmen wie »Bettegflüster« (Rock Hudson & Doris Day beim Telefonstreit). Ist das nun typisch/untypisch Film, bzw. Comic?

Parallelmontag wurde von D. W. schon in den 1910er Jahren perfektioniert, sie steht gewissermassen für die Geburt des modernen Filmschnitts. Es ist meiner Meinung nach Irrtum, die Gemeinsamkeiten von Film und Comic beim Storyboard zu suchen. Genau hier liegt der Fehler vieler Comicverfilmungen - "Ah, so ein Comic ist ja einfach ein Storyboard, das müssen wir nur noch abfilmen". Aber ich glaube schon, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen den Medien gibt. Was McCloud über die Abfolge von Bildern schreibt und wie der Leser Zusammenhänge baut, die im Bild gar nicht da sind, sondern nur über die Abfolge erzeugt werden, das ist nichts anderes als Montagetheorie. Das entspricht ziemlich genau dem, was Sergei Eisenstein schon zu Stummfilmzeiten über den Film geschrieben hat. Insofern war ich ein bisschen erstaunt, dass McCloud Film eigentlich gar nie erwähnt, denn vieles, was er schreibt, ist wirklich nichts anderes als Schnitttheorie (womit ich seinen Beitrag keineswegs abwerten will).

Bearbeitet von simifilm, 30 Mai 2006 - 08:37.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

zfs40cover_klein.jpg ZFS16_Coverkleiner.jpg

  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
  • • (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
  • • (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!

#8 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 30 Mai 2006 - 09:19

Storyboards gibts ›erst‹ so circa seit den Dreissigern. Da sind Comics doch ein ganzes Stückchen älter.

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Das bestreite ich ja nicht. Ich spreche von Entwicklungen in den letzten 30 Jahren oder so.

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