In einem Winkel meiner Festplatte gefunden (vor etwa 15 Jahren gelesen und geschrieben!). Achtung Spoilergefahr:Dieser Roman Andersons ist bei vielen Kritikern überraschend gut angekommen. Blish bezeichnet ihn als "ultimate hard-SF-novel", nach Malzberg "the novel builds to an overpowering climax, yet has a decent sense of humility". Das "überraschend" bezieht sich darauf, daß zur Zeit der Hochblüte der "New Wave" Anderson mit einer recht konventionellen space opera Erfolg hatte. Erzählt wird von ihm die Geschichte des Raumschiffs Leonora Christine, das mit 50 Siedlern - 25 Männer und 25 Frauen - nach Beta Virginis, einem 32 Lichtjahre entfernten Stern, unterwegs ist. Durch Ausnützung der Zeitdilation bei der Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit soll die subjektive Reisedauer nur fünf Jahre betragen. In Relativitätsmathematik gibt es einen Faktor namens Tau. Nähert sich Tau Null, können riesige Entfernungen überbrückt werden. Um den ungeheuren Massezuwachs ausgleichen zu können, benutzt das Raumschiff den intersolaren Wasserstoff als Fusionsmaterial. Während der Reise passiert das Unglück. Ein Staubnebel bildet ein Hindernis und beschädigt beim Zusammenprall das Bremssystem. Die Leonora Christine ist dazu verdammt, stets weiter zu beschleunigen. Eine Reparatur kann nur im intergalaktischen Raum erfolgen, wo die geringe Konzentrationsdichte des Wasserstoffs ein Abschalten der schützenden Beschleunigungsfelder erlaubt. Die Schiffsführung entschließt sich, die Leonora Christine noch mehr zu beschleunigen, um die 40 Millionen Lichtjahre bis zu nächsten absoluten Vakuum zu überbrücken. Doch die Hoffnungen der Crew werden mehrfach enttäuscht. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort, wird das Schiff immer schneller, während sich Tau langsam dem Nullpunkt nähert. Die Besatzung kann miterleben, wie vor ihren Augen das Universum altert, schließlich kollabiert und stirbt. Die fünfzig Menschen umkreisen den Nukleus des sich neu bildenden Universums und machen sich auf einem jugendlichen Planeten daran, das Universum neu zu bevölkern. Gegenüber dieser faszinierenden Rahmenhandlung wirkt die Beschreibung der Ereignisse an Bord eher langatmig und stereotyp. Anderson erzählt, wie der Constable Charles Reymont versucht, die Moral und den Überlebenswillen der Besatzung zu stärken. Leider fällt er oft in die alten Klisches der Space Opera zurück, so daß der Roman trotz seiner herausragenden Konzeption nicht den Rang eines Klassikers erreicht.Nessuno
Bearbeitet von Nessuno, 09 Mai 2006 - 14:59.