NOVA 9 lag am Mittwoch bei mir im Briefkasten - sehr schön. Übers Wochenende habe ich die Ausgabe dann gleich durchgelesen - sehr schade.

Im Einzelnen:
Holger Eckhardt: Logbüch Grotesque
Eine hervorragend, mitreißend erzählte Geschichte, deren Idee mich leider überhaupt nicht überzeugte. Für SF war sie (die Idee) mir zu albern, als Satire wüsste ich nicht worauf ... Wie gesagt: Toll erzählt, aber wohl einfach nicht mein Fall.
Marcus Gebelein: Reflexionen
Die Story fängt ziemlich lahm an, mit einer langen Reflexion über die Gottesbegegnung des Erzählers. Iregndwann nimmt die Geschichte dann Fahrt auf, ab da gibt es eine Menge schöner Ideen zu entdecken. Hätte mir mit etwas knapperer Einführung besser gefallen.
Uwe Post: Ethische Anomalien @ China Terra TV
Für mich das erste Highlight der Ausgabe. Ein typischer Post, als zynischer Zerrspiegel unserer Gesellschaft angelegt und mit einer Pointe, die ich nicht vorausgeahnt habe. Nette Details versüßen die Geschichte: Die Querverbindungen zur Zisch-Zitro-Serie und ein Cameo-Auftritt von Alpha O'Droma als Snack.
Björn Jagnow: Drei utopische Kommentare
Eine grandiose Grundidee, von der Form allerdings eher ein Essay als eine Geschichte. Durch die Kürze gerade noch verdaulich, aber hätte mir als echte Erzählung wahrscheinlich besser gefallen.
Hartmut Kasper: Welchen Namen werde ich tragen?
Das zweite Highlight der Ausgabe: Melancholisch erzählt mit einem "sehr menschlichen" Protagonisten, ein wenig Tiefe und dabei straff. Hat mir gut gefallen.
Helmuth W. Mommers: Gepriesen sei die große Mutter
Mommers ist ein guter Erzähler - das steht wohl außer Frage. So unterhält auch diese längste Story durchgehend. Allein das Thema ist nicht mein Geschmack, wahrscheinlich bin ich zu spießig dafür

Hartmut Schönherr: Der Misthaufen am Ende des Universums
Eine weitere Humoreske, und wieder nicht mein Fall. Vermutlich habe ich gar keinen Humor. (Formal ist natürlich nichts zu meckern, unterhaltsam zu lesen ist die Geschichte allemal.)
Michael Schneiberg: Jackville und der Geisterhund
Und hier das dritte Highlight für mich: Ein Setting hart am Rand zur Fantasy, traurig, pessimistisch und romantisch. Hat mir gut gefallen.
Ernst Vlcek: Der Leck-mich-am-Arsch
Humorgeschichte Nummer 3 und (man ahnt es) ich fand sie nicht so toll. Wobei sie von den drei lustigen Geschichten meiner Meinung nach die interessanteste und logischste war. Trotzdem wirkte die Auflösung etwas aus dem Hut gepurzelt. Insgesamt hat mich das ganze etwas an Douglas Adams "Dirk Gently" erinnert, wobei der es immer so hinbekam, dass jede noch so hergeholte Wendung sich irgendwie einfügte. Das ist zugegeben in einer Kurzgeschichte schwierig.
Niklas Peinecke: Sie spricht zu mir
Da enthalte ich mich mal aus offensichtlichen Gründen.
Nur so viel: Der Autor kann nicht zählen. Auch interessant: Die Quellenangabe des Eingangszitats wurde auf neue Rechtschreibung korrigiert. Darf man das bei Zitaten überhaupt?!

Frank Roger: Der unheilige Gral
Eine Fülle interessanter Ideen, insbesondere die allgegenwärtige Holowerbung fand ich hübsch. Die Story ist geradeaus entwickelt und die Pointe gut. Allein die Erzählweise fand ich teils etwas umständlich - erstaunlich bei einem "alten Hasen", der seine erste Story im Jahr meiner Geburt publizierte.
Alles in allem eine sehr abwechslungsreiche Ausgabe. Ich bin sehr gespannt auf die 10!
Naut (Niklas)