Bearbeitet von tichy, 14 Juni 2006 - 14:19.

A Scanner Darkly / Der dunkle Schirm - P. K. Dick
#1
Geschrieben 14 Juni 2006 - 13:32
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#2
Geschrieben 14 Juni 2006 - 17:10
Bearbeitet von Jürgen, 14 Juni 2006 - 17:11.
#3
Geschrieben 15 Juni 2006 - 07:46

Ich finde, "Der dunkle Schirm" ist ein herausragender Roman von Dick. Ich finde ihn ebenso gut wie UBIK.
Ich denke, das Problem, das viele SF-Leser mit dem Buch haben, ist die Erwartung, einen SF-Roman zu lesen. Das ist falsch. "Der dunkle Schirm" ist keine SF.
Dick pflegt hier - wie in anderen Werken auch - eine Literatur des Multiperspektiven-Universums: Seine Welt ist nicht, sie wird, und zwar durch die Protagonisten. Bei Dick existiert keine objektive Realität, Realität ist bei ihm ein Zustand, der sich durch das Bewusstsein seiner Charaktere konstituiert.
Diese Herangehensweise liefert den Schlüssel für die meisten seiner späteren Romane (nicht für die Kurzgeschichten, die sind thematisch meist anders gelagert, außer vielleicht "Der Glaube unserer Väter").
Sind es aber in "Eine andere Welt" oder "Simulacra" noch tatsächlich verschiedene Personen, die die Außenwelt nach ihrer Innenwelt formen, so vollzieht Dick im "Dunklen Schirm" den konsequenten letzten Schritt, indem er die "multiversalen" Charaktere in einer Person vereinigt. Der Protagonist ist nicht Polizist oder Dealer, sondern beides, die Drogenrealitäten stehen nicht einer Objektivität untergeordnet, sondern gleichberechtigt.
Das Subversive an Dick ist, dass er seiner Leserschaft als SF präsentierte, was - in deren Erwartungsschema - eigentlich keine SF ist, sondern eine Art von psychologischer und philosophischer Literatur, die ab und zu mal in den unterschiedlichsten Genres aufscheint, ohne von den meisten Lesern als diese tatsächlich wahrgenommen zu werden.
Das muss man nicht mögen, aber in meinen Augen ist eine solche Lietratur Kunst im eigentlichen Sinne: Nämlich Kunst als Streben nach Erkenntnis über die eigene Verortung im Sein. Das ist mehr, als Dan Brown von seinen Büchern behaupten kann.
#4
Geschrieben 15 Juni 2006 - 09:53
Verstanden habe ich den Roman schon.
Ausgerechnet bei "A Scanner Darkly" und "Blade Runner" habe ich mich gefreut, dass Dick eine so simple Erzähllinie benutzte; da konnte er nicht allzu viel ins Fettnäpfchen treten - und ich die beiden Büchern als nette (aber keine herausragende) Literatur empfinden.
#5
Geschrieben 15 Juni 2006 - 10:39

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#6
Geschrieben 15 Juni 2006 - 10:48
#7
Geschrieben 15 Juni 2006 - 11:32
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#8
Geschrieben 15 Juni 2006 - 12:29
Hmmm... keine abwegige Erklärung, zumahl Dick den Kult-Status als Schriftsteller erst Ende der Sechziger erreichte. Wenn wir mal den Zeitrahmen zwischen Ubik (der trotz Komplexität noch gut lesbar ist) und Der dunkle Schirm betrachten, fällt auf, daß genau in dieser Zeit sein Drogenkonsum rapide anstieg. Auch wenn er schon in früheren Jahren viele seiner Storys nach dem Thema konstruierte "Nichts ist so, wie es scheint", wurden seine Vorstellungen, wie und mit welchen Mitteln die Wahrheit manupuliert wird, ab dem Roman "Eine andere Welt" immer abstruser und kaum noch nachvollziehbar.Ich denke, dass viele seiner früheren Romane durch den Druck der Lektoren bereinigt wurden, so dass nicht allzu offensichtliche Lücken auftraten.
Najaaaa, eigentlich schon. Es ist zwar kein einfach gestrickter SF, aber er fällt schon unter diese Kathegorie. Nur der destrukturierte Handlungsverlauf unterscheidet ihn von anderen Erzählungen. Wobei diese Art der Erzählweise von z. B. John Brunner wesentlich besser und verständlicher "rüberkommt". Wie dem auch sei... ich habe keine Probleme damit zuzugeben, daß "Der dunkle Schirm" für mich eine Aufzählung von Story-Fragmenten ist, deren Zusammenbau zu einer durchgängigen Geschichte nicht geklappt hat. Egal, ob Dick in den Siebzigern den (Kult)Status besaß, so etwas abzuliefern.. was er da abgeliefert hat, ist eine Aufzählung von (abstrusen) Ideen, denen ich weder folgen, noch irgendetwas abgewinnen kann. Gruß JürgenIch denke, das Problem, das viele SF-Leser mit dem Buch haben, ist die Erwartung, einen SF-Roman zu lesen. Das ist falsch. "Der dunkle Schirm" ist keine SF.
Bearbeitet von Jürgen, 15 Juni 2006 - 12:31.
#9
Geschrieben 15 Juni 2006 - 12:45
Und eben das war bei mir anders. Nach "UBIK" dachte ich: nett, aber nach "Scanner" dachte ich: Wow! Aber damit betreten wir sicherlich den völlig subjektiven Bereich.Tolle Detail-Ideen in Ehren, aber zum Schriftstellern gehört für mich ein bisschen mehr. Das ist wie Würze ohne Substanz. Ein Roman kann einen Leser grübelnd, traurig, nachdenklich, zweifelnd hinterlassen -- aber nicht völlig im Unklaren darüber, was das Ganze eigentlich soll, das er da gerade gelesen hat. In "Ubik" ist die Multirealität gelungen: Am Ende gibt es mehrere Interpretationsmöglichkeiten -- die aber alle interessant und in sich schlüssig sind. Im "Scanner" sehe ich dagegen keine interessante und in sich schlüssige Interpretation der Handlung.
#10
Geschrieben 15 Juni 2006 - 18:29
Ja, wo kämen wir denn hin, wenn es nicht so wäreAber damit betreten wir sicherlich den völlig subjektiven Bereich.

#11
Geschrieben 17 Juni 2006 - 15:21
#12
Geschrieben 18 Juni 2006 - 21:02

in der Kürze liegt die Würze, drum will ich da nicht lang was schreiben
ich denke mal, dass beim besprochenen Roman der Weg das Ziel ist, und ein verdammt guter Weg in dem Fall.
Ob´s schlüssig ist?
Na ja - Donna verändert sich weil Bob/Fred immer mehr zur Matschbirne wird (also nicht wirklich) - seh ich jedenfalls so und kann gut damit leben
und der Schluss ist fantastisch
die Blume - klar gut gemacht - es ist Zufall dass er die Blume nimmt - das macht die Szene erst unvergesslich!!!
ein perfektes Buch
LG Joe
PS: ob das SF ist ist mir eigentlich egal
Bearbeitet von Joe Chip, 18 Juni 2006 - 21:12.
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