Gregory Benford - Zeitschaft
#1
Geschrieben 01 August 2006 - 11:09
Vielleicht schließen sich noch ein paar Bemerkungen zu dem Nachwort Wissenschaft trifft Literatur an...
#2
Geschrieben 04 August 2006 - 08:38
#3
Geschrieben 06 August 2006 - 21:30
#4
Geschrieben 09 August 2006 - 18:52
#5
Geschrieben 10 August 2006 - 09:27
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#6
Geschrieben 10 August 2006 - 15:48
Ich muss ganz ehrlich sagen, bei mir hat sich nach dem ersten Drittel ein wenig Skepsis eingeschlichen, als sich nämlich abzeichnete, dass sich verrauschte Nachrichten durch den gesamten Roman ziehen würden. Und dieses Bruchstückhafte hat er dann wohl auch als stilistisches Konzept verwendet, so kommt es mir zumindest vor.
Als er das Buch schrieb, konnte er natürlich nicht ahnen, dass achtzehn Jahre später Queen Elisabeth II noch immer auf ihrem Thron hocken würde und hat sich dementsprechend verkalkuliert. Das ist insofern von Bedeutung, als man ja auf jede Auffälligkeit in historischen Dingen einen etwas genaueren Blick wirft.
Wie eben auch die Sache mit Kennedy, als ich mich fragte, ob nun alles seine Richtigkeit hat. Warum überhaupt diese Beschreibung der Szene, als Lee Oswald die tödlichen Schüsse abgab?
Im Nachhinein fallen mir in erster Linie Dinge auf, die mir nicht so besonders gefallen haben.
Von der dramatischen ökologischen Situation konnte ich mir gar kein Bild machen. Der Rahmen wurde eher eng gesteckt und durch das Privatleben von Wissenschaftlern angefüllt, welches mir nicht besonders spannend vorkam. Auch gute Dialoge sind mir keine aufgefallen. Die wissenschaftlichen Umschreibungen waren für mich am interessantesten.
#7
Geschrieben 10 August 2006 - 16:14
Es ist ja eigentlich auch egal, da die Zeitebenen verändert wurden. Das Kennedy Attentat ist ja schon anders als in unserer Realität. Darum ging es in der Szene. 1963 ist schon anders.Als er das Buch schrieb, konnte er natürlich nicht ahnen, dass achtzehn Jahre später Queen Elisabeth II noch immer auf ihrem Thron hocken würde und hat sich dementsprechend verkalkuliert. Das ist insofern von Bedeutung, als man ja auf jede Auffälligkeit in historischen Dingen einen etwas genaueren Blick wirft.
Wie eben auch die Sache mit Kennedy, als ich mich fragte, ob nun alles seine Richtigkeit hat. Warum überhaupt diese Beschreibung der Szene, als Lee Oswald die tödlichen Schüsse abgab?
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#9
Geschrieben 12 August 2006 - 09:18
Dafür rennt Peterson ziemlich kopflos durch die Welt. Schade, Benford hatte hier einen schriftstellerischen Durchhänger. An sich tönen die Ereignisse gut: Er ist wegen dem Essen am vorangehenden Abend krank geworden und liegt im Spital, er realisiert sich, dass Bio-Nahrung neuerdings doch nicht so gesund ist, und er teilt dies telefonisch bei wichtigen Stellen mit. Doch statt dies in einem einzigen starken Kapitel darzustellen, z.B. dadurch, dass wir Leser die neueste Katastrophe und die Ereignisse während des lebendigen Telefongesprächs erfahren, kommt alles in Zwischengedanken, während Peterson seinen Irrweg anfängt. Wenigstens versucht er schliesslich Renfrew zu erreichen, aber kurz vor dem Ziel übernimmt mal wieder der Sexualtrieb.
#10
Geschrieben 12 August 2006 - 18:40
Die Mikrouniversen scheinen so eine Art Zuflucht zu sein, um die Paradoxien verstehen zu können. Vielleicht ist das ähnlich zu sehen wie die Viele-Welten-Theorie, die entstanden ist, um die bizarren Phänomene in der Quantenmechanik zu erklären. Wenn also bei dem berühmten Doppellspaltexperiment ein Photon scheinbar durch beide Spalten gleichzeitig fliegt, so entsteht ein Parallelwelt. Ich finde das ziemlich bizarr.
Ich merke gerade, dass ich mit meinem Queen Elisabeth Beispiel Unsinn verzapft habe, da es sich bei dem geschilderten Jahre 1998 um eine alternative Entwicklung der Geschichte handelt. Benford hatte also die beliebige Möglichkeit, zu spekulieren.
Paradoxien sind irgendwie nicht mein Lieblingsthema, wie z.B. dieses:
"Ich lüge."
Ein Lügner, der sagt, er lüge, sagt die Wahrheit; lügt er, dann lügt er nicht, wenn er sagt, er lüge.
#11
Geschrieben 13 August 2006 - 09:04
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#12
Geschrieben 15 August 2006 - 13:50
#13
Geschrieben 17 August 2006 - 19:03
Es gäbe noch einige andere Inkredenzien, um einen Roman spannend und unterhaltsam zu machen, es muss nicht unbedingt die triviale Schiene sein.Schön gelungen sit auch der Balanceakt, einerseits den Weltuntergang zu beschreiben, andererseits das ganze aber nicht mit Herzschmerz und/oder Brutalitäten zu garnieren,um eventuelle stilistische Schwächen zu überdecken, eine Versuchung, der leider viele Autoren erliegen.Â
Ich frage mich, ob 'anspruchsvoll' schon gleich automatisch einen guten Roman verspricht. So richtig sicher bin ich mir da nicht, besonders bei Zeitschaft.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nebenher in dem autobiografischen Buch Der Teil und das Ganze von Werner Heisenberg gelesen habe, das ausschließlich aus erinnerten Gesprächen mit Einstein, Bohr, Planck usw. besteht und so viel Begeisterung, Leidenschaft und Wissensdurst beinhaltet.
Zeitschaft vermittelt mir in dieser Richtung nichts, wo es doch eigentlich um ein senationelles Ereignis geht.
Das ist vielleicht die kleine Enttäuschung bei mir, ich wäre eben lieber begeistert als ernüchtert worden. Ernüchtert von Wissenschaftlern, die am Ende auch noch ihre Kochrezepte durch die Zeit jagen...
Bearbeitet von Dave, 17 August 2006 - 19:08.
#14
Geschrieben 17 August 2006 - 19:15
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#15
Geschrieben 31 August 2006 - 19:15
Mir gefällt schon seit Längerem die simple Erklärung, dass Paradoxe eben nicht entstehen bei Zeitreisen, weil im Moment der Änderung ein Paralleluniversum entsteht. Auch in diesem Roman kam dies am Schluss und ich wundere mich, ob diese fast heutzutagige SF-Doktrine erstmals von Benford so richtig aufgeschrieben wurde. Ist dies sogar der wichtige Punkt, der im Vorwort erwähnt wurde???
Für den Roman im Ganzen gibt es vieles für und wider zu sagen; es ist wirklich Geschmacksache. Jetzt folgt dann auch mein eigenes Bauchgefühl.
Benford bringt einiges an Konzepte im Buch, die aber nur teilweise erfolgreich umgesetzt werden.
x Wissenschaftler sind nicht staubtrocken, sie haben ein interessantes Leben.
Gut umgesetzt, aber interessanterweise zieht ein Wissenschaftler sich eben doch sehr in die Arbeit zurück und vergisst seine Familie.
x Wissenschaft ist nicht staubtrocken, in Zeitschaft wird sie locker-flocker gezeigt
Gelungen, aber ich selbst hätte sogar noch mehr über die Schulter der Wissenschaftler gucken wollen.
x Ein spannender Wissenschaftsroman und gleichzeitig ein spannender SF-Zeitreise-Roman
Irgendwie ist es noch recht elegant, die Zeitänderungen erst am Ende zu bringen. Ich bin aber ziemlich enttäuscht, wie (schreibtechnisch) schwach die Kontaktversuche geschildert werden.
Die Kombination Wissenschaft/SF/Charakterentwicklung/Storyverlauf gelingt nur streckenweise. Weshalb ist es für viele SF-Autoren so schwierig, eine menschliche Geschichte zu erzählen? Wenigstens hat Benford es hier versucht.
x Zeit ist ein merkwürdiges Konzept für die Wissenschaft
Wohl die Kernaussage des Buches.
x Tachyonen sind Teilchen, die sich rückwärts in die Zeit bewegen (sollen)
Ein erstaunliches Naturphänomen, eine Aussage des Buches, die wohl noch am Längsten im Gedächtnis hängen bleibt.
#16
Geschrieben 31 August 2006 - 20:48
Hugh Everett hatte schon 1957 eine radikale Interpretation der Quantenmechanik entwickelt, um die seltsamen Vorgänge, die bei Messungen an Quantenzuständen entstehen, zu erklären. Es spaltet sich seiner Meinung nach ein Universum ab, in dem die berühmte Schrödinger Katze überlebt, während sie in der anderen tot ist.Mir gefällt schon seit Längerem die simple Erklärung, dass Paradoxe eben nicht entstehen bei Zeitreisen, weil im Moment der Änderung ein Paralleluniversum entsteht. Auch in diesem Roman kam dies am Schluss und ich wundere mich, ob diese fast heutzutagige SF-Doktrine erstmals von Benford so richtig aufgeschrieben wurde.Â
Ein weiterer Vertreter der Mehfachwelten-Interpretation, Bryse DeWitt, geht davon aus, dass bei jedem Quantensprung in jedem Stern, in jeder Galaxie, in jedem entfernten Winkel des Universums sich unser Welt in Myriaden von Kopien vervielfacht.
Es gibt allerdings einige Einwände gegen diese Interpretation, weil sie einfach zu viel metaphysischen Ballast mit sich bringt.
Ich vermute übrigens, das Stephen Baxter von Zeitschaft beeinflusst worden sein könnte. Denn die Mikrowelten spielen in Das Floß und Flux eine entscheidende Rolle, auch die Multiversum-Trilogie geht in diese Richtung.
Der im Roman Zeitschaft angesprochene 'letzte Beobacher' hat bei Baxter bezüglich der Xeelee-Romane eine besondere Bedeutung.
Das sehe ich auch so.Die Kombination Wissenschaft/SF/Charakterentwicklung/Storyverlauf gelingt nur streckenweise. Weshalb ist es für viele SF-Autoren so schwierig, eine menschliche Geschichte zu erzählen? Wenigstens hat Benford es hier versucht.
Da sind so einige psychologische Feinheiten (mehr oder weniger), die ich nicht so überzeugend fand.
Übrigens hat mir das Nachwort gefallen, ich hatte allerdings keinen Elan mehr, um etwas dazu zu schreiben...
Bearbeitet von Dave, 31 August 2006 - 20:53.
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