Bearbeitet von Frank, 24 August 2006 - 19:46.
Erster Weltkrieg: Trauma stößt Science-Fiction an
#1
Geschrieben 24 August 2006 - 19:45
#2
Geschrieben 24 August 2006 - 21:32
R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama
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#3
Geschrieben 24 August 2006 - 22:48
Die These ist interessant und sicher ist etwas wahres dran. Es gibt aber auch Fakten die dagegen sprechen. So wurde so ziemlich die ganze Palette des mechanisierten Massenschlachtens ja bereits viel früher von verschiedenen Autoren beschrieben, besonders betonen möchte ich da Jules Verne. Der hatte im Prinzip schon alles von der Luftwaffe bis zum Giftgas im Angebot. Ich für meinen Teile denke, das eher die explosive Entwicklung von Naturwissenschaften und Technik ( mit alle ihren Irrwegen )war, die ursächlich für die Entstehung der modernen SCIFI steht. Ein sehr schönes Buch ( kein SCFI ), das die Zeit aus der Perspektive eines einfachen Bauern beschreibt ist " Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer" von Ehm Welk ( eines meiner Lieblingsbücher) . Sehr interessatn zu sehen in wie kurzer Zeit man vom Kienspan zur Glühlampe gelangt ist.Liebe Leute, ich verfolge für meine Magisterarbeit zurzeit eine recht gewagte Hypothese: nämlich dass der Erste Weltkrieg bzw. die traumatischen Erfahrungen, die dort (kollektiv) gesammelt wurden - Unwirklichkeit des Szenarios, Kontrollverlust des Einzelnen, Herrschaft der Kriegsmaschine, Sinngebung des Sinnlosen, Krüppelseele, Prothetik etc. - die eigentliche Science-Fiction überhaupt erst angestoßen/initiiert haben, um dieses einschneidende Erlebnis zu verarbeiten ... Sind euch irgendwelche Quellen, Bücher, Texte, bekannt, die diese Hypothese stützen würden ... ICH BRAUCHE SOWAS DRINGEND! Sonst muss ich das wieder kippen.
#4
Geschrieben 25 August 2006 - 00:03
Zur Unterstützung der Hypothese: Ich hab genau ein Buch zum 1. Weltkrieg, Strachans moderne Analyse First World War, und noch nicht ganz durchgelesen. Nach 10 Minuten Suche fand ich folgende Sätze im Schlusskapitel (etwas gekürzt weil tippfaul):
Ich denke also in der Zeit nach dem Krieg, in der ja die weltweite Wirtschaft noch über 10 Jahre lang Achterbahn fuhr, gab es im Westen starke Anlässe der Realität den Rücken zu kehren und die Erlösung in Fantasiewelten (der friedlichen, gut-versorgten Zukunft) zu suchen. Die Kinder der genannten "gebrochenen" Generation schrieben dann in den späten Zwanzigern und Dreißigern die ersten modernen Zukunftsromane (technologische Utopien).In 1929 E.M. Remarque published All Quiet on the Western Front, a book which at a stroke revived the by-then flagging market for war literature. Within a year Remarque's book was translated into 28 languages, sold nearly 4 million copies, and became an academy-award winnig film. And yet it was less about the war than about the problems of a generation unable to reintegrate itself with its post-war society. Its message was one of shattered illusions...
1929 war zufällig auch das Jahr in dem Gernsback den Terminus SF erfand. Und 4 Jahre später (s. Beitrag #8 dort) wurde Superman ersonnen als Gegenidee zu den Allmachtsfantasien der Nazis...
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 25 August 2006 - 00:21.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#5
Geschrieben 25 August 2006 - 00:34
Bearbeitet von Pixelprimat, 25 August 2006 - 00:51.
#6
Geschrieben 25 August 2006 - 07:47
In Ansätzen (und mit der Ergänzung, dass die "Versailler Schmach eine Lawine von Zukunftskriegsromanen ausgelöst hat, in denen die Deutschen Revanche nehmen) haben diese These bereits Fisher und Hermand aufgestellt. Vgl. FISHER, Peter Steven: Fantasy and Politics: Visions of the Future in the Weimar Republic, 1918-1933, Diss. Harvard, Cambridge 1985. Auch: Madison: The University of Wisconsin Press, 1991. HERMAND, Jost: Der alte Traum vom neuen Reich: Völkische Utopien und Nationalsozialismus. 2. Aufl. Weinheim: Beltz Athenäum, 1995. Es ist außerdem nicht ganz unproblematisch, deine Theorie von der Auswirkung des 1. Weltkriegs auf die Science Fiction mit einem Zitat aus einem Werk von 1912 zu belegen ... Wenn du weitere Literatur brauchst, schreib mir ne PN. NessunoLiebe Leute, ich verfolge für meine Magisterarbeit zurzeit eine recht gewagte Hypothese: nämlich dass der Erste Weltkrieg bzw. die traumatischen Erfahrungen, die dort (kollektiv) gesammelt wurden - Unwirklichkeit des Szenarios, Kontrollverlust des Einzelnen, Herrschaft der Kriegsmaschine, Sinngebung des Sinnlosen, Krüppelseele, Prothetik etc. - die eigentliche Science-Fiction überhaupt erst angestoßen/initiiert haben, um dieses einschneidende Erlebnis zu verarbeiten ...
Bearbeitet von Nessuno, 25 August 2006 - 11:21.
#7
Geschrieben 25 August 2006 - 12:12
Bearbeitet von Frank, 25 August 2006 - 12:13.
#8 Gast_Jorge_*
Geschrieben 25 August 2006 - 18:16
Brian W.Aldiss "Der Milliarden Jahre Traum"(Trillion Year Spree: The History of Science Fiction) Kapitel 6 Die Flucht aus den Städten Wells Zeitgenossen Kapitel 8 In den Klauen des Zeitgeistes Die dreißiger Jahre Zitat -Die "scientific romance", die ihre Blüte in den Werken von Shiel, Griffith und H.G. Wells erlebte, sollte kurz darauf mit der Science Fiction der SF-Magazine verschmelzen. Ihre Traditionen waren durch den weltkrieg von 1914-18 und das Kleinerwerden der Welt geschwächt worden. Ihre -wenn auch begrenzte- Wirkung hatte immer auf eine intelligente Leserschaft der Mittelschicht gezielt. Die amerikanische Science Fiction kam aus anderen Wurzeln, sprach einfachere Leserschichten an.Ihre Wurzeln lagen hauptsächlich in den für Jungen geschriebenen Abenteuergeschichten von Senarens, Garis und anderen, in den alten "dime novels". Zu einer Zeit, als sich die amerikanische "scientification" anschickte, höhere intellektuelle Niveaus zu infiltrieren, fiel die Scientific Romance in England in die Jugendliteratur zurück. Ein Großteil der Scientific Romance war beharrlich düster im Ton, genau wie die Scientification von einem beharrlichen Optimismus beherrscht wurde. Der "Große Krieg", wie er genannt wurde, bis ein größerer Weltkrieg ausbrach, dauerte vier Jahre lang, soweit es die europäischen Mächte betraf. Die Verluste an Menschenleben betrugen etwa 12000000, von denen nur 325876 Amerikaner waren. Das Gefühl des hilflosen Zorns in Britannien und die Erfahrung der Desillusionierung durch den Krieg ging tief.- John Clute "Science Fiction - Die illustrierte Enzyklopädie" (S.46-55) 1910-1919: Die Welt im Krieg 1920-29: Kriegsnachwehen The Cambridge Companion to Science Fiction (S.28-31) Brian Stableford Science fiction before the genre Proliferation and diversification Dieter Wuckel "Science Fiction" (S.100-138) Die Entfaltung der Science Fiction nach dem ersten Weltkrieg Zitat -Der erste Weltkrieg war für die wissenschaftliche Phantastik aller europäischen Länder ein wesentlicher Einschnitt, nur in den USA gab es für die Entwicklung der Gattung keine Zäsur-Weitere Literatur
#9
Geschrieben 25 August 2006 - 18:58
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 25 August 2006 - 19:01.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#10
Geschrieben 27 August 2006 - 14:46
2.2.3.7.) Nachkriegsdepression und Utopie
Nach dem desaströsen Ausgang des Ersten Weltkriegs stellt sich Ernüchterung und Pessimismus in Bezug auf die Möglichkeiten des technischen Fortschritts ein. Die Visionen von der Beflügelung der Menschheit durch ihre Maschinen sind nicht in Erfüllung gegangen, tief sitzen die traumatischen Erfahrungen des mechanisierten Krieges:
„Die ursprüngliche Idee der Menschenverbrüderung durch Technik hatte sich als tragische Fehleinschätzung weniger der technischen Möglichkeiten, als der menschlichen Fähigkeiten erwiesen. Dem Menschen war die Herrschaft über die Technik entglitten; die Maschine wurde nun zum Sinnbild eines Schicksals, das ihn in sinnlosen Mechanismen gefangennahm. Dabei bildeten die Materialschlachten des Ersten Weltkriegs und der industrielle Produktionsprozeß eine Analogie.“[1]
Was folgt, ist eine geistige Verdrängung der schier unerträglichen sozialen und politischen Realität[2]. Man flüchtet sich in Traumwelten, in denen die Visionen einer besseren Zukunft noch gelebt werden können:
„[Ü]brig blieben nichts als Traum und Neurose, eine Welt voller Illusionen, die sich durch einen alles beherrschenden Negativismus charakterisierte. Die Phantasie wurde zur treibenden Kraft allen Handelns und Melancholie zur allgemeinen Stimmung.“[3]
Geschichtsmüdigkeit greift um sich; man kehrt den undurchsichtigen realen sozialen und politischen Vorgängen den Rücken zu, richtet seine Aufmerksamkeit auf Bereiche, die mehr Stabilität und Dauer versprechen[4], und befasst sich verstärkt mit Szenarien einer idealen Weltordnung - möglichen Auswegen, die aus dieser depressiven Nachkriegsperiode herausführen: Es sind Utopien, die im „Jahrhundert der Naturwissenschaft“[5] herangereift sind und nun ihr ganzes Potenzial ausspielen sollen:
„[E]in Traumbild [wird] hineingezaubert, das über diese konfuse, geschichtliche Realität triumphieren soll. Man konstruiert einen Zustand, der die Kulmination, die Blüte, den Abschluß des historischen Prozesses bilden soll.“[6]
Hierbei kristallisieren sich zwei grundverschiedene utopistische Kraftlinien heraus, die miteinander konkurrieren: die sozialistische und die biologische[7]. Erstere entfaltet im Proletariat seine volle Wirkung; dieser „wirtschaftliche, marxistisch-kommunistische Strang“[8] zeigt ihnen, wie das (von ihrem Standpunkt aus) ungerechte Klassensystem dauerhaft überwunden werden kann.
Letztere wird vom Bürgertum erst zögernd, dann mit wachsender Begeisterung aufgenommen: die Idee des Herrenmenschen, der quasi als darwinistisches Endprodukt die Menschheit überragt. Gepaart mit der „Revancheidee der Nationalisten“[9], wird daraus der arische Heros, der als deutscher Weltbeherrscher blutige Rache an seinen Feinden ausübt. Ihm gehört die Zukunft[10], die glorreich werden soll, aber - wie wir wissen - nur in einer neuen, noch größeren Katastrophe des 20. Jahrhunderts endet: dem Zweiten Weltkrieg:
„The radical nationalists wrote their political fantasies in order to keep the martial values alive and to propose that the spiritual legacy of war could become the foundation for the reinvigorated, prosperous, and harmonious Germany. In the visionary literature, private and public aims were identical ... The right-wing visionaries, the intellectually and morally crippled products of a disastrous war, thus transformed themselves into the vanguard of an even more catastrophic future.†[11]
Bis zum Ende der Weimarer Republik entsteht eine „Flut sozialer Entwürfe von links und rechts“[12], darunter auch Das Automatenzeitalter von Ludwig Dexheimer, der das Bild einer utopischen Gesellschaft entwirft, wo Mensch und Maschine vollständig miteinander in Einklang leben - entstanden aus einer „seit langem tätige[n] soziale[n] Evolution, die mit der Kraft und Sicherheit eines Naturgesetzes die menschliche Gesellschaft zum Idealzustand führt.“[13]
An dieser Stelle wird die Kongruenz zwischen politischer Ideologie und utopisch-phantastischer Zukunftsvision deutlich, die so charakteristisch für die moderne Science-Fiction ist: Aufgrund der aktuellen politischen, sozialen, technischen und kulturellen Situation bzw. ihrer zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten wird eine Zukunft der menschlichen Gemeinschaft extrapoliert[14]. Herbei nimmt die Analyse bzw. mögliche Überwindung gegenwärtiger Missstände der Gesellschaft eine wichtige Stellung ein. Im Umkehrschluss heißt das:
Science-Fiction spiegelt immer nur die jeweilige Gegenwart wider.
Daraus lässt sich folgende These ableiten: Wenn auch die Anfänge der eigentlichen Science-Fiction im 19. Jahrhundert liegen und Jules Verne als einer ihrer Hauptvertreter angesehen werden kann, hat der Erste Weltkrieg mit seinen negativen kulturhistorischen und sozialen Folgen doch entscheidenden Einfluss auf die weitere Ausprägung dieser Literaturgattung. Neben den positivistischen Abenteuern, die mithilfe der technischen Errungenschaften denkbar geworden sind - Reisen zum Mond, Tauchfahrten ins Meer etc. - haben sich neue, pessimistische Szenarien herausgebildet: Es handelt sich um Dystrophien, die - wie die neuen Utopien - nicht bloß unterhalten, sondern in erster Linie aufklären wollen. Beide, Dystrophie und Utopie, setzen sich kritisch mit den Umständen ihrer Zeit auseinander:
„Die Handlung dient vielmehr dazu, ihn bei der Stange zu halten, ihm schwer verdauliche Kost bekömmlich aufzubereiten. Eigentlich geht es weniger um den Protagonisten, seine Konflikte, sein Leben. Es geht um die neue Gesellschaft, ihre Struktur, ihre Geschichte. Sie ist der eigentliche Gegenstand des Buches. Der Autor will den Leser belehren und bekehren, er verfolgt ein erzieherisches Ziel. Daher sticht der didaktische Zeigefinger mehr oder weniger in allen Werken durch“[15].
Als Beispiele können Metropolis von Thea von Harbou oder The machine stops von E.M. Forster angeführt werden; beides sind Dystrophien. Auf der anderen Seite steht Das Automatenzeitalter, eine technische Utopie, die ich im Folgenden kurz vorstellen möchte.
[1] Braun u. Kaiser, S.255
[2] Vgl. Ekstein, Modris: Tanz über Gräben. Die Geburt der Moderne und der Erste Weltkrieg. Hamburg, 1990, S.433f
[3] Ebd.
[4] Vgl. Döblin, Alfred: Die Deutsche Utopie von 1933 und die Literatur. In: Muschg, Walter [Hrsg.]: Alfred Döblin. Ausgewählte Werke in Einzelbänden. In Verbindung mit den Söhnen des Dichters. Schriften zu Ästhetik, Poetik und Literatur. Olten, 1989, S.368
[5] Ebd. S.371
[6] Ebd. S.368
[7] Vgl. Ebd. S.371
[8] Ebd.
[9] Ebd. S.373
[10] Vgl. Ebd.
[11] Fisher, Peter Steven: Fantasy and Politics. Visions of the Future in the Weimar Republic, 1918-1933. Madison, 1991, S.226
[12] Both, Wolfgang: Die sozialistischen Utopien seit Bellamy. URL: http://www.epilog.de...opie/Index.html
[13] Bülow, Ralf in der Einführung zu: Tokko, Ri: Das Automatenzeitalter. Ein prognostischer Roman. Berlin, 2004, S.9
[14] Vgl. Ebd.
[15] Both, Wolfgang: Die sozialistischen Utopien seit Bellamy. URL: http://www.epilog.de...opie/Index.html
Bearbeitet von Frank, 27 August 2006 - 15:24.
#11
Geschrieben 27 August 2006 - 15:48
#12
Geschrieben 27 August 2006 - 16:10
Soviel zu meiner Auslegung von Döblins Aufsatz ... *örks*Das Bild ist wesentlich komplexer, sodass die Aussage, dass es im Wesentlichen die sozialistische und biologische utopische Traditionslinie gegeben habe, schlichtweg verkehrt ist
Oh, da hab ich echt Bockmist gebaut ... in meinem Propyläen wird das in einem Atemzug mit "Berge, Menschen, Giganten" (1924) von Döblin genannt - hab nicht richtig gelesen ... *hüstel*Weder The Machine stops (1909!)
Bitte? Da schau ich aber mal nach ...noch Metropolis (als Buch, das nach eigenem Bekunden im Vorwort nicht politisch sein will)
Ja, gut, aber Automatenzeitalter entsteht ja zu der Zeit, dann darf ich das doch auch dort einordnen, gell? Oje, ich seh schon; alles wieder viel komplexer als ich das so auf die Schnelle haben will ...Das Automatenzeitalter sind typische Werke dieser Zeit. Das zum Grundsätzlichen.
Im Sinne von "technikbejahende" ... hab's geändert."positivistischen" Abenteuern: Meinst du positiv? Positivistisch ist doch etwas anderes ...
Dystopie natürlich, ist auch raus.- "Dystrophie"? Du meinst sicherlich Dystopie. Dystrophie ist die Ernäherungsstörung.
Ja, das muss ich wohl tiefer in die Materie eintauchen, sonst brechen mir diese drei Seiten das Genick ...- Du solltst auf jeden Fall noch neben dem Buch von Hermand das Werk von TZSCHASCHEL, Rolf: Der Zukunftsroman der Weimarer Republik: Eine geisteswissenschaftliche Untersuchung. Wetzlar: Förderkreis Phantastik in Wetzlar e. V., 2002 (= Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar; 30) zitieren.
Bearbeitet von Frank, 27 August 2006 - 16:18.
#13
Geschrieben 27 August 2006 - 16:23
Unbedingt! Ich glaube, das Motto lautet: »... Dieses Buch dient keiner Tendenz, keiner Klasse, keiner Partei ...« (oder so ähnlich)Bitte? Da schau ich aber mal nach ...noch Metropolis (als Buch, das nach eigenem Bekunden im Vorwort nicht politisch sein will)
Sicher. Aber ich kenne kein zweites vergleichbares Werk wie "Das Automatenzeitalter" aus dieser Zeit. Das dürfte auch der Grund sein, warum die Kollegen von Shayol es ausgegraben haben. Ich wollte auch nur sagen, dass es sehr untypisch für die Science Fiction der Weimarer Zeit ist und daher vielleicht nicht sehr gut geeignet ist, um eine allgemeinere These zu untermauern. Nessuno PS.: Nur keine Panik, Frank, ich habe ja nur meine Kritikpunkte geäußert und das Positive unkommentiert gelassen. Das kommt davon, wenn man Spezialisten fragt ... quot capita, tot sententiae, wie mein alter Lateinlehrer zu sagen pflegte ... (hüstel)Ja, gut, aber Automatenzeitalter entsteht ja zu der Zeit, dann darf ich das doch auch dort einordnen, gell?Das Automatenzeitalter sind typische Werke dieser Zeit. Das zum Grundsätzlichen.
#14
Geschrieben 27 August 2006 - 16:45
Bearbeitet von Frank, 27 August 2006 - 17:17.
#15
Geschrieben 27 August 2006 - 18:23
Was meinst du mit "neuen Utopien". Bereits Thomas Morus "Utopia" (daher der Name dieser Literaturgattung) war nicht auf bloße Unterhaltung ausgelegt.die - wie die neuen Utopien - nicht bloß unterhalten, sondern in erster Linie aufklären wollen.
Das leuchtet mir nur dann ein, wenn du die Zeit bis spätestens 1945 meinst. Denn ab den fünfziger Jahren dominiert die amerikanische Science Fiction in Deutschland. So startet Walter Ernsting die erfolgreichen Heftreihen, die Übersetzungen aus dem Englischen bringen. So bringt Jorge weiter oben eine Quelle, die die These vertritt, dass die SF in den USA nicht durch den 1. Weltkrieg beeinflusst wurde. Daher würde ich den Einfluss des Weltkrieges als räumlich und zeitlich eingeschränkt ansehen.hat der Erste Weltkrieg mit seinen negativen kulturhistorischen und sozialen Folgen doch entscheidenden Einfluss auf die weitere Ausprägung dieser Literaturgattung.
#16 Gast_Jorge_*
Geschrieben 28 August 2006 - 20:42
"In France as in England however, the Great War was a drastic interruption inhibiting the genre`s development and lending encouragement to its sceptical and pessimistic elements.The Cambridge Companion to Science Fiction (S.28-31)Weitere Literatur
Brian Stableford
Science fiction before the genre
Proliferation and diversification
Elsewhere in Europe, where no traditions of scientific romance had taken root before the importation of Verne and Wells, the Great War had even more dramatic effects. Although the German Wellsian, Kurt Lasswitz, produced three speculative novels, including the monumental Auf zwei Planeten(On Two Planets, 1897), his influence - and that of the highly imaginative Paul Scheerbart, whose Astrale Noveletten were collected in 1912 - was effaced by the war and its aftermath. The Russian revolutions of 1917 interrupted a burgeoning tradition including such innovative works as Valery Brussof`s futuristic fable "Respublika yuzhnavo kresta"(1905) and rocket pioneer Konstantin Tsiolkovsky`s ground-breaking account of extraterrestrial colonization Vne zemli(Out of the Earth,1916). The futuristic socialist rhetoric of Alexei Tolstoi`s Aelita (1922) founded a very different tradition, although Mikhail Bulgakov managed to produce the fine Wellsian satire "Rokovyè yaitsa"(The Fatal Eggs, 1922) before being silenced.
Because the USA came late into World War I and was remote from its battlefields, the interruption of the domestic tradition of American speculative fiction was much less pronounced. Even more important the effect of the war on American attitudes to technological progress was much less caustic. As in Europe, the development of late nineteenth-century American speculative fiction had been handicapped by the lack of convincing narrative frames.
...
The ready availability in the USA of cheap paper made from woodpulp encouraged the rapid growth of "pulp magazines" specializing in garish melodramas, which inherited the commercial genres identified by the dime novels. One of the many new sub-genres developed in this medium consisted of unhibited extraterrestrial adventure stories, pioneered by Edgar Rice Burroughs` extraordinarily influential "Under the Moons of Mars" (1912; reprinted as A Princess of Mars).
...
It was the gaudy exotica of pulp fiction rather than these more earnest speculative fictions that provided the backcloth for Hugo Gernsback`s invention of the new genre of "scientification"
...
While it was still gestating in its pulp womb, therefore, American sf had already brought about a zygotic fusion of European scientific romance and American other-wordly exotica, lightly leavened with casually extravagant tall tales of scientific miracle-making. It was from this point that the collaborative work of horizon-expansion, social extrapolation and moral resophistication which has been the labour and triumph of modern science fiction began anew."
Ich habe die Seiten 28-31 hier mal verkürzt wiedergegeben.
#17
Geschrieben 28 August 2006 - 20:51
#18
Geschrieben 28 August 2006 - 21:01
Das ist eines der ganz üblen Kuriosa, der Autor war ja Professor und Mitunterzeichner der »Confessio germanica« der Deutschen Glaubensbewegung, die nach dem Willen ihrer Anhänger 1933 von Hitler zur Staatsreligion bestimmt werden sollte. An manchen Stellen bleibt einem schon die Spucke weg, etwa wenn ein deutschreligiöser Pfarrer folgendes predigt: "Und er sagte, daß dereinst, ›ahnungsgrauend, todesmutig‹, der große Morgen anbrechen werde, und daß kein Deutscher zu vornehm und edel sei, um für Deutschland, dieses große und heilige Land - in dem das auserwählte Volk Gottes auf Erden lebe, wie schon der Name ›Deutsche‹, d. h. Gottesleute (Thuata), besage - in den Tod zu gehn.«Hab mir heute mal "Deutschland, das Bildungsland der neuen Menschheit" von Ernst Bergmann ausgeliehen ... da bin ich echt gespannt drauf!
Nessuno
#19
Geschrieben 29 August 2006 - 10:56
Bearbeitet von Frank, 29 August 2006 - 11:00.
#20 Gast_Jorge_*
Geschrieben 29 August 2006 - 13:16
Welche davon?@Jorge: Kannst du mir mal bitte die Literaturangabe geben? Vielleicht kann ich noch was davon "reinquetschen"
#21
Geschrieben 29 August 2006 - 14:04
Das hier habe ich verwendet ..."In France as in England however, the Great War was a drastic interruption inhibiting the genre`s development and lending encouragement to its sceptical and pessimistic elements. Elsewhere in Europe, where no traditions of scientific romance had taken root before the importation of Verne and Wells, the Great War had even more dramatic effects.
#22
Geschrieben 29 August 2006 - 16:43
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