»THX 1138«
#1
Geschrieben 11 Oktober 2006 - 20:24
Drehbuch und Regie: George Lucas
1971
George Lucas†™ Debüt als Spielfilmregisseur ist ein Film, den er als Student an der University of Southern California gedreht hatte. Unter den Fittichen von Produzent Francis Ford Coppola zeigt dieser Film eine düstere Vision einer Welt auf, in der die Technologie und nicht der Mensch den ultimativen Diktator darstellt. Effizienz steht über allen anderen Aspekten menschlichen Lebens - Menschen sind auf Codenamen reduziert, ihr Leben wird zum Wohle des Systems begrenzt, überwacht und manipuliert. THX 1138 zeigt beunruhigende Vorstellungen von Robert Duvall, Donald Pleasance und Maggie McOmie und versucht nicht zu erklären, wie es so weit kam, sondern der Film benutzt die Entfremdung seiner Charaktere, die erdrückenden Weiß-auf-Weiß-Bilder seiner sterilen Gesellschaft und die klaustrophobische, dröhnende Geräuschkulisse dazu, die Gefahren einer Welt zu zeigen, die sich auf seelenlose Technologie verlässt. Selbst wenn man sich den Film nicht mehrere Male anschauen wollen wird, verdient THX 1138 durchaus Aufmerksamkeit, denn dies ist einer der seltenen Filme, die Bilder und Klänge dazu benutzen, ihre düsteren Prophezeiungen kund zu tun, anstatt sich hauptsächlich auf Dialoge zu konzentrieren. --Bryan Reesman
amazon.de
Die DVD besitze ich noch nicht, habe den Film allerdings kürzlich auf 3sat gesehen.
Obwohl mich SF-Filme aus den Siebzigern besonders interessieren, kann ich mich nicht entsinnen, THX 1138 schon einmal gesehen zu haben.
Vielleicht fehlte mir auch der Zugang zu diesem Spielfilm, der einem mit seiner bedrückenden Stimmung einiges abverlangt.
Irgendwie hätte ich George Lucas auch nie mit diesem Film in Verbindung gebracht, eben wegen der melancholisch düsteren Atmosphäre.
An Wirkung scheint er im Laufe der Jahrzehnte nichts verloren zu haben, womöglich ist er ein Kind seiner Zeit, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solcher Film heutzutage möglich wäre. Wobei man allerdings erwähnen sollte, dass er damals alles andere als ein Erfolg war und vermutlich in der Mottenkiste gelandet wäre, wenn nicht der Name (des nunmehr erfolgreichen) Lucas im Spiel wäre.
Fazit: Ein schwieriger, an der Psyche rüttelnder Spielfilm, allerdings überaus sehenswert wegen der wichtigen Thematik, nicht nur aus der Perspektive der SF aus betrachtet.
Offizielle Website von THX 1138
THX 1138 bei Wikipedia
#3
Geschrieben 11 Oktober 2006 - 22:00
Diese seltsamen affenartigen Schalenbewohner fand ich erstaunlich gut gemacht, hat mich wirklich überrascht. Es gab wohl auch noch eine andere Version, um den Film zugänglicher zu machen sowie eine etwas körnige Urversion, aber ich sehe schon, ich muss auch dringend die DVD haben...Eine sehr gute Doppel-DVD ist dies, inkl. ursprünglichem Kurzfilm. Übrigens ist der Film modernisiert worden, wie bei den Startrek-Filmen (so sieht man mehrere Mutanten, die es in der Kinoversion nicht gab).
#4
Geschrieben 12 Oktober 2006 - 11:30
#5 Gast_Jorge_*
Geschrieben 12 Oktober 2006 - 13:57
Viele der Robotermontageszenen sowie die Überholmanöver auf der Untergrundbahn(die in der alten Version völlig verlassen war) sind vollkommen neu und wurden eingefügt. Verändert wurde auch das Menschengewühl(als die beiden unter Führung des Holograms auf einen Korridor treten), die Eidechse im Kabelgewirr war eine ganz normale Eidechse in der alten Version(neu: mit Federn/Fühlern), Donald Pleasance schreckte vor einer Ratte(neu: ein computergenerierter mutierter Skorpion) zurück. Die Schalenbewohner sind in der alten Version lediglich kleinwüchsige, jedoch normal aussehende Menschen usw. usw - Einen Director`s Cut würde ich das nicht nennen(es wurde nichts für die Handlung relevantes/geschnittenes hinzugefügt), lediglich in Sachen Spezialeffekte wurde das ganze aufgepeppt. Die Synchronisation war gegenüber der alten Version wesentlich schlechter. Das "Bearbeiten" von Lucas(ebenso Spielbergs, Beispiel "E.T." -Waffen weg, Funkgeräte rein-) an seinen Filmen erinnert mich stark an das Szenario von "1984": Auch hier wird in der Vergangenheit geschaffenes ständig neu verändert/geschönt/korrigiert/verfälscht http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/tongue.png .Die Affenviecher am Schluss kamen also nicht in der Urversion vor? Demnach war das auf 3sat letztens der Director`s Cut!?
#7
Geschrieben 12 Oktober 2006 - 14:52
Da schließe ich mich an. Vor allem bei den Schalenbewohnern hatte ich mich gewundert, weil die einfach etwas zu gut gemacht waren für die damalige Zeit. Okay, auf die Idee, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt eingefügt wurden, wäre ich wohl nie gekommen. Aber auch die Robotermontageszenen waren mir aufgefallen, allerdings mehr durch das Licht, in das sie getaucht waren. Ansonsten konnte man ein paar Platinen aufblitzen sehen, die ich dann doch den frühen Siebzigern zugeordnet hätte. Die Szene mit dem Menschengewühl fand ich übrigens sehr interessant, weil sie ein seltsames (im wahrsten Sinne des Wortes) bedrückendes Gefühl vermittelte. Ich habe mich gefragt, woran das wohl liegen mag, denn schließlich kennt man so etwas ja aus dem Alltag zum Beispiel in der U-Bahn. Es muss an diesem langsamen Fortschreiten der Menge gelegen haben, denn dies kann man so eigentlich nie beobachten. Sehr interessant in Szene gesetzt, finde ich.Danke für die Info, Jorge.
#8 Gast_Jorge_*
Geschrieben 12 Oktober 2006 - 15:22
#9
Geschrieben 14 Oktober 2006 - 16:25
#10
Geschrieben 22 Oktober 2006 - 16:49
Ich erinnere mich nicht so sehr an den ursprünglichen Schnitt, aber der derzeitige gefällt mir gut. Auch werden wohl einige der Effekte verbessert worden sein; wie immer bei Lucas verliert die überarbeitete Version dadurch etwas an Charme, z.B. in der Menschenauflaufszene, in der im Original angeblich nur 10 Menschen dauernd ihre Kreise zogen - sie wendeten dauernd "off-camera". Diese Version ist nun visuell sehr geschniegelt, und zwingt mehr auf die Story, die Dialoge und die Tonspur zu achten.
Dies führte bei mir dazu, dass mir sehr bewusst wurde, dass Lucas' Debütfilm ein Kunstfilm war, wie auch SF-Filme von Truffaut vor ihm, und Boorman nach ihm. Es ging darum, bestimmte Stimmungen und Bilder aus zu probieren. Im Urkurzfilm ist das noch deutlicher; hier im Langfilm werden die audiovisuellen Statements aneinander gereiht, m.E. etwas bemüht. Einer der ersten Sätze, der im neuen "Making of" auf der Bonus-DVD fällt, ist "dieser Film war ein Statement über die Folgen der Kommerzialisierung der USA in den 70ern". Ach so.
Es ist schwierig diesen Film 30 Jahre später zu beurteilen. Damals war er sicher sehr avant-garde, erstaunlich echt wirkend, rasant, filosofisch. Er strahlt effektiv Gefühlskälte aus, schon durch den einfachen Effekt dass alle ProtagonistInnen kahlköpfig sind - damals in den USA eine Blasphemie! Die Dialoge sind passend kurz, wenn auch ein wenig zu sinn-verzerrt für meinen Geschmack. Die Toneffekte sind sehr treffsicher, auch die Musik passt gut. Aber der erhöhte politische Anspruch (den der Urkurzfilm m.E. angenehmerweise nicht hat) wirkt auch ein wenig hohl.
Kurz zu 2 Ideen: Das fleischgewordene Hologramm fand ich lächerlich; damals war das sicher eine neue Idee für einen SF-Film. (Der folgende Satz SPOILERT! Dass LUH einfach durch ihr noch ungeborenes Kind ersetzt wird, finde ich sehr klever, denn wie sonst sollen nie mehr als 10000 Menschen beibehalten werden wenn nicht durch solche gruseligen Ersatzaktionen...
Irgendwann beim Sehen dieser Filme, beim Vergleichen der Farbwahl mit der der Star-Wars-Filme, und nach dem Einnehmen der beiden "Making of"-Sequenzen (ja, Lucas machte schon in den 70ern ein "M.o."-Filmchen namens "Bald" ), klickte es bei mir, und es schien mir klar: Lucas ist ein (geniales) Kind! Seine Filme/Drehbücher zeigen kaum sexuelle Aspekte, teilen gerne in Gut und Böse ein, sind oft technikverliebt. (Lucas ist ein großer Auto-Fan - Coppola berichtet er hätte einem laufenden Motor wenige Sekunden lang zuhören können, und sagen können was für evtl'e Defekte der Motor hat.) Ob er sein langsames Erwachsenwerden in seinen Filmen dokumentiert?
Auf jeden Fall ist diese "art as documentation" des frühen Lucas sehenswert, und lässt erahnen welche "kurzen Filme" (seine Worte) wir in Zukunft von ihm erwarten können. Empfehlenswert!
P.S.: Ich habe den Film-DB-Eintrag jetzt hierhin verlinkt. Bewerten kostet nichts und bringt nicht-kommerziellen Ruhm!
P.P.S. (Wikipedia-Einträge): Im dt. W.-Eintrag gibt es diesen externen Link zu einer tollen Fotoserie aus dem Film. Im engl. W.-Eintrag gibt es am Ende eine ausführliche Liste aller THX-1138-Zitate in anderen (SF-) Filmen - es wirkt auf mich so, also ob praktisch ALLE jüngeren SF-Regisseure dem Film derart huldigen? (Oder einfach eine spaßige Tradition fortsetzen... )
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 22 Oktober 2006 - 20:54.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#11
Geschrieben 23 Oktober 2006 - 14:23
Ich glaube, da sind so einige Botschaften in dem Film zu entdecken. Wobei man natürlich auch immer Gefahr läuft, zu viel (zu wenig?) hinein zu interpretieren.Einer der ersten Sätze, der im neuen "Making of" auf der Bonus-DVD fällt, ist "dieser Film war ein Statement über die Folgen der Kommerzialisierung der USA in den 70ern". Ach so.
Unsere Gedanken, Gefühle und unser Geschmack werden durch den Industrie- und Staatsapparat manipuliert, der die Massenmedien beherrscht.
(E. Fromm)
Das bereits erwähnte Gefängnis ohne Gitterstäbe, ja sogar ohne Wände finde ich diesbezüglich ganz interessant.
Dann die Sorgen und Nöte, die vorgetragen werden, während eingängige Phrasen immer und immer wieder vom Band abgespult werden.
Am raffiniertesten fand ich die Kamera im Medizinschrank, die besonders seltsam anmutet. Wobei es sicher kein Zufall ist, dass gerade dem Moment, in dem der Schrank geöffnet wird, eine besondere Bedeutung zukommt. Eben dieser scheinbar freiwillige Augenblick, indem die Drogen eingenommen oder vielleicht treffender konsumiert werden.
#13
Geschrieben 24 April 2007 - 13:47
#14
Geschrieben 21 März 2014 - 10:02
Bearbeitet von Gallagher, 21 März 2014 - 10:05.
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