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"Phantastik-Fachdepp"


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58 Antworten in diesem Thema

#1 Oliver

Oliver

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 11:55

Im neuesten MAGIRA-Jahresband stellt sich als Mitautor auch unser häufig durch elaborierte Postings positiv auffallende User molosovsky vor. Er schreibt dort, dass er neben phantastischer Literatur auch "höhere Literatur" lese um kein "Phantastik-Fachdepp" zu werden.Da stellen sich natürlich spannende Fragen:Wie wird man ein Phantastik-Fachdepp? Was muss man dafür oder dagegen tun? :rofl1: Ab wann darf man sich so nennen oder wird so geschimpft, was sind die Anzeichen dafür? :rolleyes: Und: Wenn man dann gemäß den obigen Fragen noch festzulegender Kriterien einer wird, ist das schlimm? :rofl1: Auf eine spannende Diskussion freue ich mich! ;) :rofl1:

Bearbeitet von Oliver, 16 Oktober 2006 - 12:03.

  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
  • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
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#2 Holger

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 12:53

Eine interessante Frage, die hoffentlich eine nette Rauferei nach sich zieht.Ich fasse mich mal ganz kurz: Ob man ein Fachdepp ist oder nicht, merkt man am besten in einem Gespräch mit Freund/Freundin, der/die gar nichts mit dem betreffenden Thema am Hut hat. Alleine an der Anzahl der erläuternden Relativsätze wird deutlich, wie man sich selbst einzuschätzen hat.Persönlich würde ich sagen, nach zehn Jahren Nonstop-SF-Lektüre stufe ich mich schon ein wenig als Fachdepp/Nerd ein. ;) Jetzt ihr!
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#3 Rusch

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 13:21

Ich finde, dass man, auch wenn man nur SF oder Fantasy oder beides liest, beim Lesen zwangsläufig hier und da etwas mitbekommt. Ich möchte nicht wissen, wie oft John Milton Paradise Lost zitiert wurde. Pratchett hat sich schon mehrfach auf Shakespeare Stücke bezogen und Jasper Fforde gibt einen eigentlich einen Schnellkursus in englischer Literatur. Nein, man muss kein Fachdepp werden - es ist im Prinzip alles da. ;)

#4 hape42

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 14:19

Was genau ist denn ein "Phantastik-Fachdepp"? einige meiner Bekannten und Verwandten halten mich garantiert für einen "Phantastik-Fachdepp". Nur weil ich ein paar hundert SF im Regal habe. Hab ich mir so oder ähnlich schon anhören müssen. Dass da auch einiges an anderer Literatur steht (sehr wahrscheinlich mehr, als der OttoNormalo überhaupt im Leben lesen wird) fällt bei der Menge an SF oft nicht auf. Seit ich vor ein paar Wochen das Forum hier gefunden hab, wird mir klar, dass ich über SF gar nix weiss. Kaum ein Rätsel aus dem Quiz hätte ich lösen können. Und ich hab die 99 Seiten alle gelesen :rofl1: Und was bitte ist "höhere Literatur" ? Ich bitte um Beispiele! ;)

Bearbeitet von hape42, 16 Oktober 2006 - 14:20.

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#5 molosovsky

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 14:21

Das ist spannend, von Oliver so als provokateur in den ring geschubst zu werden.Schamesrot neugierig was noch folgt.GrüßeAlex / fachdepp für molosovsophismus

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#6 Oliver

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 14:27

Das ist spannend, von Oliver so als provokateur in den ring geschubst zu werden.

Um das klar zu stellen, ich hoffe, dass an meinen Smileys deutlich wurde, dass ich das nicht empört oder böse, sondern augenzwinkernd gemeint habe - aber tatsächlich über Deine Formulierung gestolpert war und sie deshalb mal zur Diskussion stellen wollte. ;) So, fix wieder back to topic.
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#7 molosovsky

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 14:41

{beiseit} @ Oliver: nenene, auch ohne smilies wäre Deine eröffnung für mich nicht als schelte oder so dahergekommen.›Höhere Literatur‹: was man hierzulande eben E-Literatur nennt, also ›ERNST‹ oder auch ›ELITE‹. So sachen, auf denen sich im lauf der zeit viel respekt angehäuft hat. Weltliteratur. Klassiker. Wichtige autoren. †” Dem RPG-system von z.B. World Of Darkness folgend, würd ich sagen, daß man 2 punkte in ›Literatur‹ haben muß, um z.B. beim thema Nobelpreis (Booker, Publizer, Büchner, Bachmann usw.) mitreden zu können.†¢†¢†¢Schnelle schüsse zum thema:1) Ich würd mich selber volle kanne als phantastik-fachdepp bezeichnen.2) Man wird dazu, indem phantastik das klare zentrum der medien-auswahl bestimmt.3) Mehrjährige regelmäßige teilnahme an foren-diskursen und cons ist ebenfalls ein klares fachdepp-attribut.4) Nennst Du außer romanen und stories womöglich sachbücher zum thema phantastik Dein eigen? Ja? Schon verlohren: Du bist ein fachdepp.GrüßeAlex / molo

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#8 hape42

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 14:47

›Höhere Literatur‹: was man hierzulande eben E-Literatur nennt, also ›ERNST‹ oder auch ›ELITE‹. So sachen, auf denen sich im lauf der zeit viel respekt angehäuft hat. Weltliteratur. Klassiker. Wichtige autoren. †” Dem RPG-system von z.B. World Of Darkness folgend, würd ich sagen, daß man 2 punkte in ›Literatur‹ haben muß, um z.B. beim thema Nobelpreis (Booker, Publizer, Büchner, Bachmann usw.) mitreden zu können.


Und was bitte ist "höhere Literatur" ? Ich bitte um Beispiele! ;)


Weltliteratur. Beispiele?
Klassiker. Beispiele?
Wichtige Autoren. Beispiele?

Ja, ich nerve gern :rofl1:

Aber mir fällt es wirklich schwer, aus den oben angegeben Parametern das geeignete Buch herauszufinden, um mir mal "höhere Literatur" zu Gute kommen zu lassen

Einige wenige Titel, oder wenigstens ein, zwei Autoren.

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#9 FalkoLoeffler

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 14:54

Wer Phantastik liest, steht sofort unter Rechtfertigungsdruck, weil Phantastik in der Wahrnehmung der Nicht-Phantasten ungefähr den Stellenwert von Schlammcatchen oder Tiere quälen hat. Höhere Literatur ist nicht unbedingt "höhere Literatur", sondern eher etablierte Literatur - und die zumindest ansatzweise zu kennen, kann nicht schaden. Wer allerdings GUTE Phantastik liest - jaja, und wer soll festlegen, welche das ist? ;) - der braucht sich nicht unbedingt in die Gefilde der Hochliteratur zu begeben, sondern kann, finde ich, gefahrlos in der Phantastik bleiben.Ich hatte einen Englisch-Professer, der "Shakespeare-Fachdepp" war und deutlich weltfremder als so mancher fanatische Zwergeorkelfen-Dauerleser.

#10 Armin

Armin

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 15:04

Schnelle schüsse zum thema: 1) Ich würd mich selber volle kanne als phantastik-fachdepp bezeichnen. 2) Man wird dazu, indem phantastik das klare zentrum der medien-auswahl bestimmt. 3) Mehrjährige regelmäßige teilnahme an foren-diskursen und cons ist ebenfalls ein klares fachdepp-attribut. 4) Nennst Du außer romanen und stories womöglich sachbücher zum thema phantastik Dein eigen? Ja? Schon verlohren: Du bist ein fachdepp.

Tja: Nach dieser Definition schuldig. In allen Punkten.

#11 TheFallenAngel

TheFallenAngel

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 15:21

dann bin ich also ein fachdepp 'plus' (?) weil auf mich molo's auswahlpunkte 2-4 zutreffen, ich aber (früher) 'zusätzlich' eindeutige weltliteraturwerke wie zb ecos name der rose, nabokovs lolita, diverses von john updike und james baldwin usw. usf. gelesen habe? :rofl1:
direkt nach der wende hab ich mit tränen in den augen angesichts der scheinbar gigantischen auswahl an sf und artverwandter literatur (vor einem 2,50 x 2,50 großen wohltatbuchhandlungsgenreregal stehend) entschieden die 'restliteratur' in zukunft zu ignorieren (edit: was sich ja inzw. wieder geändert hat, siehe weiter unten)

@falko: muß dir bei deiner charakterisierung der aufnahme unseres hobbies durch 'uneingeweihte' zustimmen, ich werde nie vergessen wo ich anfang der 90er auf einer neuen arbeitsstelle stolz verkündete bei der erweiterten beschreibung meiner person vor kollegen 'ich bin science fiction fan!' und einer lapidar meinte 'so mit beamen und so?' :rofl1:
leider besteht ja auch 'im großen' eine art ignoranz was die akzeptanz von phantastik als 'richtiger'/'ernsthafter' literatur angeht, vor einiger zeit (jahren inzw.?) hat ja stephen king einen literaturpreis gewonnen (weiß leider nicht mehr welchen, was amerikanisches auf jeden fall) und daran schlossen sich ja erhebliche diskussionen über dessen 'berechtigung' an

@weltliteratur - hat mich bei wilsons SPIN n bisserl geärgert das er sich vor der nennung seiner auswahl an weltliteratur drückte; es gab ja da diese szene wo tyler 'jemandem' einige marsromane empfiehlt, später fragt ihn dieser 'jemand' ja auch nach weiterer literatur allgemein, da war ich schon gespannt was wilson da so nennen würde, ob das zb auch wieder so begrenzt amerikanisch sein würde wie ja so oft (aus amerikanischer perspektive)

@hape - (m)eine ganz enge und vor allem willkürliche auswahl zu deinen fragen nach klassikern usw. siehe oben :rolleyes:

@milton - habe ich mir auch organsisiert vor längerer zeit weil auch mir die zitierung aus paradise lost in hülle und fülle auffiel - kriege ich aber leider kopfschmerzen beim lesen :o
(ebenso stehen inzw. diverse bände von jane austen, tolstoi, dostojewski, balzac, walter scott, kafka, pynchon, james joyce, james conrad ... ... ... ... bei mir zuhause 'rum' - ich hatte in den letzten jahren 2 abm-stellen bzw 1€-jobs, bei denen sich alles um bücher drehte, das mußte ich nat. zum anlegen einer klassikerbibliothek nutzen [sf gabs da weniger zu holen :rofl1: ])

...

so, das mal dazu ;)

Bearbeitet von TheFallenAngel, 16 Oktober 2006 - 15:25.


#12 molosovsky

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 15:50

Was sind klassiker und weltliteratur? Gibts da unterschiede, oder nicht?Kanon-bildung ist ja in den letzte jahren hipp geworden (milleiumswende und so).Flappsig würd ich sagen, daß klassiker eine stufe unter weltliteratur stehen (wenn man so hierarchische treppchen als modell mag) und auf bestimmte bereiche begrenzt sind, z.B. sprache oder genre. Um klassiker zu werden, reichts also einen bestimmten rahmen zu füllen. Bei weltliteratur ist dieser rahmen denkbar weit gefasst, eben der globus.So sind z.B. alle möglichen deutschsprachigen bücher des 18. und 19 jahrhunderts bei uns (BRD; Schweiz, Österreich usw) klassiker, aber eben nicht unbedingt teil der weltliteratur-klassiker. Erste nagelprobe ist: gibts günstige klassikerausgaben auch in anderen sprachen? †” So trau ich mich sagen, daß z.B. leute wie Goethe oder die Grimms weltliteratur sind, andere wie Hoffmann, Jean Paul sind klassiker.So mancher klassiker der phantastik ist weltliteraturklassiker. Und das ist schön.Ach ja: beispiele von meiner warte aus:Weltliteratur:†¢ Bibel, Koran, Weisheiten Buddhas usw;†¢ Gilgamesch, Homer†¢ Essays von Montaigne (oder Beacon oder Stevenson)†¢ Robinso Crusoe†¢ Faust I (Goethe, eigentlich phantastik, zudem noch ein drama)†¢ Frankenstein von Mary Shelly (zugleich klassiker der phantastik)Merke: Seefahrer und Entdecker-epochen/völker sind zumeist rege lieferantern für weltliteratur. Doch es gibt auch ausnahmen von in der stube hockenden autoren, die dennoch einen für alle welt (und zeiten) relevanten ton angeschlagen haben (z.B. Kant oder Cervantes)Klassiker (heikel, weil's eben meiner meinung nach irgendein erklärendes adejektiv geben sollt):†¢ 1984 ist z.B. ein klassiker der SF,†¢ Dracula ein horror/romance-klassiker†¢ Tolkien ist ein klassiker der sogenannten fantasy (und imho auch ein weltliteratur-beiträger)†¢ Lovecraft ist ein klassiker der phantastik, besonders des horrors.†¢ Tim und Struppi sind comicklassiker von einst.†¢ Akira ist ein comicklassiker von jüngst.†¢ Klassiker der neo-cons: Carl Schmidt, Hayek, Ayn Rand†¢ Klassiker der linken: Marx, Lenin, Satre†¢ DDR klassiker: Seghers, Wolf†¢ BRD klassiker: Grass (jedoch: Blechtrommel ist weltliteratur), Enzensberger †¢ klassiker Österreich: Bernhard, Jandel, Und so kann das ewig weitergehen.GrüßeAlex / molo, hab immer noch gripp. Deshalb so wirr alles.

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#13 Morn

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 16:02

Ich wuerde mich auch als Phantastik-Fachdepp (bzw. Geek) bezeichnen - und das gerne. Auf mich treffen auch alle von molo erwaehnten Punkte zu. Hilfreich hierbei (aber wohl nicht notwendig) duerfte auch die Unmenge an phantastischen Buechern auf dem SUB sein, fuer die erschwerenderweise kaum Platz ist. (Das kennen ja viele hier, siehe den entsprechenden Thread.) Darunter finden sich aber auch Buecher wie z.B. Don Quijote, Krieg und Frieden (nicht erst seit Olivers Mammutprojekt), einiges von Eco und von Dickens.Es ist nicht schlimm, ein Phantastik-Fachdepp zu sein, hoechstens fuer den einen oder anderen im jeweiligen Umfeld. :blink:

#14 hape42

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 16:04

Was sind klassiker und weltliteratur? Gibts da unterschiede, oder nicht? ... Und so kann das ewig weitergehen. Grüße Alex / molo, hab immer noch gripp. Deshalb so wirr alles.

Trotz Grippe! :blink: Danke für die prompte Antwort. ich weiss das zu schätzen! Aber, wer antwortet, muss immer damit rechnen, dass noch mehr Fragen kommen. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png Sind die Werke von Jule Verne Klassiker? Oder gar Weltliteratur? Oder "nur" Phantasik? Mir ist schon klar, dass es hier nur subjektive Meinungen gibt. Aber genau die interessieren mich...

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#15 molosovsky

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 16:44

Hi Hape42.Seit ich standbreitleitung hab, kann ich schneller reagieren als mein schatten.Jules Verne; auf JEDEN FALL als autor ein großer klassiker der unterhaltungs-literatur (fortsetzungswerke für magazine! Siehe Dumas, Dickens usw.) Viele seiner vielen vielen romane (oder sachbücher) sind darüberhinaus besonders hochwertige klassiker der SF/abenteuerliteratur. Und von diesen sind wiederum einige in die weltliteratur eingegangen (nämlich »In 80 Tagen um die Welt«, »20000 Meilien unter dem Meeresspiegel«, »Reise zum Mond«).Nebenbei: Eine meiner lieblingsschubladen sind ja ›vergessene klassiker‹.†¢†¢†¢†¢Wichtig: womit soll man phantastik vergleichen? Mit anderer phantastik? Oder eigenet sich gerade ausdrückliche nicht-phantastik dazu? †” Ich kümmere mich eben gern auch um nicht-phantastik, damit ich nicht vergesse, was die besonderheiten der phantastik bzw. nicht-phantastik sind. Wobei ich freilich jemand bin, der auch die nicht-phantastik größtenteils der (semi- oder gebändigten) phantastik zuspricht.GrüßeAlex / molo

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#16 molosovsky

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 18:02

Gedanken(rotz):Warum mach ich mir überhaupt diese fachdepp-gedanken. Weil ich durch mein eigenes peinlichsein weiß, daß man schneller mal der fachdepp (für irgendwas) ist, als man unbedarft glaubt. Freilich ist das wieder so eine stark zusammenhangs-abhängige sache. Aber auch hier in diesem thread haben schon einige sehr schön beispielhaft davon berichtet, daß sie als genre-narren in ihren privat- und berufsumfeld gelten.Gedanke 1: Mit sogenannten normalen leuten von der strasse komm ich ziemlich oft ins gespräch. Und ich bin nun mal einer, der flugs irgendwie bei phantastik landet, egal ob genre, ideologien oder so auf ner alltagsphilosophischen ebene. Ich stell zum beispiel mal ganz herablassend fest: unglaublich viele leut sind fachdeppen für den info-gatsch, der in den massenmedien verbreitet wird. Ich habe dann meistens so gar keine ahnung um was es geht (Bild-Zeitungs-schlagzeilen, TV-ereignisse, sport-sensationen usw). — So fühlen sich also die meisten, wenn ich z.B. über den ästhetischen gezeitenwandel von vor- und nach-CGI-bildschöpfung fasele (oder über die ähnlichkeiten von frühchristlicher&mittelalterlicher mystik und moderner genre-mystik a la Tolkien und Dick). — Hier kann ich mich als buch und DVD/kino-phantast also auslassen über den wirklich lächerlichen schmarrn, mit dem sich die leut beschäftigen. Dagegen ist es ja geradezu gute stube zu wissen, wer die captains der unterschiedlichen Star Trek serien sind. Manchmal schawppt diese hysterische mainstream-welt in meine non-massenmedien-welt, z.B. mit Dan Brown und Harry Potter oder im falle des letzten Grand Prix (dass so orks aus dem norden in maske gewannen, bekomme ich phantast eben doch mit). — Kurz: ja, ich mag ein fachdepp für alle möglichen sondrlichen dinge sein, aber wenigstens navigier ich eigenständig durch die mediale infosphäre, was um einiges mehr leistung ist, als die meiste zeit nur mit fernbedienung zwischen ›programmen‹{sic!} zu switschen oder jeden tag das selbe brüllerblatt für die mittagspause zu kaufen.Gedanke 2: Es ist schon eine weile her, war aber auch hier im forum, daß ich mal angedacht hab, wie man oben erwähnter herablassung gegenüber der (genre-)phantastik begegnen kann. Ich denke, eine machbare taktik dürfte sein, daß man eben nicht nur den heiß-geliebten schmarrn kennt, sondern genug vom umfeld und den kontrast-gebieten, um IM GRÖSSEREN ZUSAMMENHANG aufzuzeigen, WIE wichtig, fruchtbar und lebendig, WIE reizvoll, klug und gedankenreich phantastik ist, sowohl edle wie derbe. — Freilich kann man phantastik auch ganz liderlich und verderblich anwenden, und das wird sie auch jeden tag. Aber genauso sieht es mit erotik oder tröstung oder angstmacherei und 1000 anderen dingen aus. Die schlimmsten phantasten sind da weniger so komische leute die romane schreiben, sondern z.B. politiker und andere meinungsbildner, die mit metaphern und sprachbildern leute gegeneinander ausspielen.Dennoch: es gibt außerhalb der genres einfach auch viel zu viel gutes zeug, um sich ›nur‹ auf phantastik zu beschränken. Für alles interessieren kann sich keiner. Zu meinen interessen gehört aber eben z.B. auch, aufmerksam die deutschsprachige gegenwartsliteratur zu beobachten (und damit logo auch den ganzen feuillionton-blätterwald), moderne kunst undf tausend andere dinge, die weitestgehend erstmal wenig mit phantstik zu tun haben. Ich denke, entsprechende felder hat jeder hier. — Spannend ist es halt, wenn sich plötzlich über scheinbar sicher geglaubte grenzen hinweg verbindungen und zusämmenhänge auftun. Und phantasten (wenn sie nicht nur z.B. ausschließliche nischen-fachdeppen sind) haben meiner einschätzung nach meistens einen vorsprung, zusammenhänge und dergleichen zu bemerken, bzw. anzusprechen.Vielleicht sind es diese zuletzt genannten kompetenz-vorsprünge, auf die nicht-phantasten ausm bauch so mißtrauisch reagieren :-)GrüßeAlex / molo

Bearbeitet von molosovsky, 16 Oktober 2006 - 18:08.

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#17 molosovsky

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 18:11

Ach ja, weil das ›höhere literatur‹ auf Olivers eingangs-post beruht, hier als zitat meine MAGIRA-vorstellung:

Entdeckte Phantastik als Kind im Hauslexikon unter ›Bosch‹ und ›Breughel‹. Erste Fantasy-Lesephase mit 13. Entdeckt bald darauf auch Rollenspiele und beginnt sich im Fantasy-Fandom zu tummeln. Entdeckt mit 15 die ›Weltliteratur‹ und pendelt seitdem zwischen Genre-Trash, Genre-Klassikern einerseits und ›anspruchsvoller‹ Literatur andererseits. Verfolgt interessiert die moderne und heimische Literatur, um nicht zum Phantastik-Fachdepp zu werden. Steht auf ›schwierige‹ und ›verrückte‹ Texte.

Grüße Alex / molo

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#18 Beverly

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 18:58

Ich habe bei Diskussionen um politische oder gesellschaftliche Probleme schon oft gemerkt, dass mir die Lektüre bzw. der Verweis auf diverse Science Fiction-Romane sehr hilfreich war. Entwicklungen und Sichtweisen, die für Nicht-SF-Leser neu und überraschend oder auch beunruhigend sind, wurden in der SF nur zu oft schon vorweggenommen.Von daher "Fach" ja, "Depp" nein.

#19 ThK

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Geschrieben 16 Oktober 2006 - 20:11

Ich wage zu behaupten, dass insbesondere SF-Leser am weitesten davon entfernt sind, Phantastik-Fachdeppen zu sein. Ihr Bildungsgrad ist für gewöhnlich sehr hoch, wobei wir mal unumwunden zugeben wollen, dass viel vom diesem Wissen bei der bevorzugten Lektüre als Nebenprodukt abgefallen ist. Die meisten SF-Leser, die ich kenne, haben ein breites Wissen über Naturwissenschaft und Technik, Geschichte, Archäologie, interessieren sich oft auch für "weiche" Wissenschaften wie Soziologie oder Psychologie. Hinzu kommen meistens noch gute Sprachkenntnisse, denn der wahre Kenner weist ja gern darauf hin, dass alles "im Original" viel besser ist. Ganz davon abgesehen, nehmen die meisten von uns auch mal ein anderes Buch zur Hand und entpuppen sich näher betrachtet als literarische Allesfresser. Die verbohrte Arroganz diverser "Hochliteraturkonsumenten", die das Lesen von dreihundert Seiten Geschwafel über die Sinnlosigkeit des Existenz für einen Nachweis der eigenen Intelligenz halten, veranlaßt mich immer wieder zum Schmunzeln. Das sind übrigens dieselben Leute, die versuchen CDs mit einem Xerox-Kopierer zu verfielfältigen ;-)...

Bearbeitet von ThK, 16 Oktober 2006 - 20:12.


#20 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 17 Oktober 2006 - 14:16

Ich habe meinem Vorredner im Grunde nichts hinzuzufügen.Den interdisziplinären Intellekt kann man am bevorzugten Literaturgenre in etwa so gut festmachen wie an den Klamotten, die der Beurteilte trägt - manchmal klappt das, sehr viel häufiger jedoch liegt man daneben.Ein Typ im Armani kann ein erfolgreicher Top-Manager mit zig Hochschulabschlüssen, aber ebenso gut ein Zuhälter sein, der damals die Hilfsschule erfolglos abgebrochen hat.Und selbst dann würde ich gerne sehen, wer von den beiden Armani-Trägern sich dämlicher beim Reifenwechsel anstellt. :blink:
Though my soul may set in darkness, it will rise in perfect light;
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)

#21 Dave

Dave

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Geschrieben 17 Oktober 2006 - 14:58

Schnelle schüsse zum thema: 1) Ich würd mich selber volle kanne als phantastik-fachdepp bezeichnen. 2) Man wird dazu, indem phantastik das klare zentrum der medien-auswahl bestimmt. 3) Mehrjährige regelmäßige teilnahme an foren-diskursen und cons ist ebenfalls ein klares fachdepp-attribut. 4) Nennst Du außer romanen und stories womöglich sachbücher zum thema phantastik Dein eigen? Ja? Schon verlohren: Du bist ein fachdepp.

Das sehe etwas anders. Warum eigentlich Depp? Das hängt doch wohl weniger damit zusammen, dass sich jemand intensiv mit einer bestimmten Thematik beschäftigt, sondern eher, wie dies sein allgemeines Verhalten verändert. Ich würde die Bezeichnung Fachdepp also am ehesten als angemessen sehen, wenn die Person ein seltsames Verhalten im täglichen Leben zeigt. Wenn er/sie weltfremd wird, sich womöglich ohne Hilfe gar nicht mehr zurechtfindet. Das ist zumindest ist meine Vorstellung von einem Fachdeppen. Vielleicht passt die Bezeichnung auch noch auf jemanden, der auf einem Gebiet sehr viel weiß, ansonsten aber eher wenig aufnahmefähig ist, allerdings führt dies womöglich in das besagte weltfremde Verhalten. :blink:

#22 Linda Budinger

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Geschrieben 17 Oktober 2006 - 18:16

Phantastik-Fachdepp - mh, wieso fühle ich mich da angesprochen und doch wieder nicht?

Eine negative Auslegung dieses Begriffes kann ich mir durchaus vorstellen.
Ein (literarischer) Fachidiot ist für mich jemand, der seinen eigenen literarischen Geschmack zum Maßstab aller Dinge macht. Der z. B. nie Tagezeitungen liest, (oder, wenn's denn sein muss, sich auf anderem Wege informiert) sich nicht zu allgemeinen Themen (das Leben das Universum und überhaupt alles...) äußern kann. Jemand der innerhalb seines schmalen Korridors (und außerhalb der von der Schule verbreiteten Allgemeinbildung) keinerlei Wissen erworben oder Ansichten gebildet hat. Jemand, der nicht in der Lage ist, sich mit anderen Leuten (das "normal" habe ich jetzt freundlicherweise gestrichen) auf eine oberflächliche bis tiefschürfende Weise zu unterhalten. Wer über das eigene Fachgebiet weder blödeln noch lachen kann. Jemand, der jede Unterhaltung mit nur wenigen Sätzen auf sein Gebiet hijackt und nicht merkt, wie er andere Leute dabei langweilt. Jemand mit Scheuklappen und ohne Toleranz. Der Buhmann.
Das ist für mich ein Fach(depp)idiot und davon gibt es so einige - und bestimmt nicht nur im unter Phantastik-Fans.

Andererseits sehe ich mich als Berufs-Phantast durchaus auch in der Gefahr, in den Grenzbereich zu geraten. Ich bilde mir ein, mich bewusst für bestimmte Extreme und gegen andere dieser Eigenschaften zu entscheiden. Leidlich beherrsche ich auch die Kunst des allgemeinen smalltalk. Ja, ich lese auch andere Genre als Phantastik. Aber irgendwie interessieren mich an diesen anderen Bereichen meist genau die gleichen Sachen und Themen wie in der Phantastik. Weil eine gute Story mit einem Hauch Phantastik gleich noch besser ist. Oder weil es spannend ist, mit der Erwartungshaltung zu spielen bzw mal aufs Glatteis geführt zu werden.
Phantastik ist für mich Literatur mit der Option auf mehr.
Mehr Phantasie, mehr Spannung oder auch Anspruch, mehr Möglichkeiten, mehr Themen... Und deshalb suche ich auch immer auch das phantastische Element im Nicht-Phantastischen. Was mich leider zu dem Schluss führt, dass ich doch phantastikgeprägt sein muss :-)

die kurze Zusammenfassung:
jemand, der nichts anderes kennt und das auch so will, ist ein Depp
jemand, der anders kennt, sich aber für Phantastik einfach am meisten interessiert, ein Fan.

Gruß,

Linda

PS: wie wäre es mit der Erweiterung der Möglichkeiten durch die Bezeichnung: Edel-Fachdepp?

Bearbeitet von Linda Budinger, 17 Oktober 2006 - 18:19.

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#23 molosovsky

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Geschrieben 17 Oktober 2006 - 19:29

Lisa schrieb:

PS: wie wäre es mit der Erweiterung der Möglichkeiten durch die Bezeichnung: Edel-Fachdepp?

Nehm ich sofort (wenn ich ein angemessener kandidat dafür bin) Der begriff ist gut. Kommt in die suppe. Auch die sache mit dem ›nicht über das eigene fachgebiet blödeln und lachen können‹ von der Lisa schreibt, dünkt mir doch ein SEHR markantes zeichen von fachdeppen zu sein. Ach ja: ich selber meine diese sache mit dem fach-depp-idioten-trottel (usw) hauptsächlich bezogen auf literatur (und ›kunst‹ bzw. ›medien‹) †” Eigentlich ist diese ›spezialisierungs-inzucht‹ ja auf allen gebieten anzutreffen (»Wir haben beide arten musik hier: Country und Western«). Die genre-phantastik z.B. neigt ja zum reisserischen, zum spektakulären, zum faszinations-zirkus. Da also irre gadgets, kulissen und mystik-schwätz (eher in der fantasy verbreitet) oder technik-blubber (eher in der SF verbreitet) oft hervorgehoben werden, leiden andere literatur-tugenden darunter. Ich probier mal ein beispiel aus dem feld meiner eigenen begeisterung. †” Der von mir verehrte China Miéville nennt ja z.B. drei ambitionen, bei denen er es spannend findet, daß nicht ausgemacht ist, in welchem umfang diese drei tugenden/ambitionen in einem text miteinander können (womöglich noch gleichberechtigt). †¢ Erste tugend/ambition: einen reisserischen garn liefern; (kann man im vergleich mit anderer phantastik durchaus abchecken, ob ein werk wirkich reisserisch/wild/spektakulär usw ist oder nicht) †¢ Zweite tugend/ambition: avantgardistische stilistik; (schon heikler zu bestimmen, allein schon weil ›avantgarde‹ ein ziemlich bunter begriff ist. Hier z.B. denke ich, kann man NUR innerhalb der phantastik kaum genügend vergleiche anstellen, um sich seinen eigenen wohlgeformten ›avantgarde‹-bergriff zu machen) †¢ Dritte tugend/ambition: gesellschaftlich ernste/aufrichtige schilderungen (spätestens hier brauchts vergleichs-erkundungs-gänge in die nicht-phantastik, damit man sich ein bild von der echten welt machen kann, um die ›gesellschaftliche glaubwürdigkeit‹ von phantastik beurteilen zu können.) Wenn ich mir z.B. aktuelle gute ›mainstream‹- und nichtphantasten anschau, dann merk ich schon, daß einige der tugenden dieser leute in den genre-phantastikspielarten manches male merklich kränkeln oder gar nicht anzutreffen sind. †” Freilich ist sind das alles theoretische geschmacks-verrenkungen was ich hier so daherargumentier. Doch ich ›glaube‹, daß hinter diesen meinen vagen verdachtsmomenten ein fünckchen wahrheit steckt. (Ausschluß: †” Dass ich gegenüber gewissen praktiken des markes ›allergisch‹ bin hab ich ja schon hie und da geäußert, z.B. meine pro froma-verachtung von serienkram {schlicht ne geldsache und ich gehöre zur ›unterschicht‹, bin also dauer-blank}. Ich will beim hier gestellten thema zur abwechslung mal nicht von der kulturindustrie-kritischen seite her kommen. Auch wenn z.B. die fantasy derzeit von den PR- und wellness-geschäfts-leuten als derzeitiger mode-esel eingespannt ist, sind solche praktiken ja nicht auf genre-phantastik beschränkt.) Grüße Alex / molosovsky, der gern und mit einem gewissen stolz ein phantastik-fachdepp ist. In irgendwas ist ja praktisch jeder ein fachdepp (und seiens nur die eigenen zipperleins), und ich bin gerne einer für phantastik.

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#24 Linda Budinger

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Geschrieben 17 Oktober 2006 - 20:32

[quote name='molosovsky' date='17 Oct 2006, 19:29' post='72538']
Lisa schrieb:

Nehm ich sofort (wenn ich ein angemessener kandidat dafür bin) Der begriff ist gut. Kommt in die suppe.[/quote]

Lieber Molo,

der Begriff scheint nicht nur wie für dich gemacht - er ist es. Ich habe, ganz freundlichen Sinnes (also ohne beleidigende Absicht), tatsächlich an dich gedacht, als ich den Begriff ins Feld warf. Wir definieren also einen Edel-Phantastik-Fachdeppen wie folgt ...

;)

[quote]Auch die sache mit dem ›nicht über das eigene fachgebiet blödeln und lachen können‹ von der Lisa schreibt, dünkt mir doch ein SEHR markantes zeichen von fachdeppen zu sein. [/quote]

o Gott - ohne Ironie könnte ich nicht leben.
Allerdings, das muss man ganz offen sagen, wird es von (Phantastik)-Lesern häufig nicht goutiert. Keine Ahnung, wieso.

[quote]Ach ja: ich selber meine diese sache mit dem fach-depp-idioten-trottel (usw) hauptsächlich bezogen auf literatur (und ›kunst‹ bzw. ›medien‹) †” Eigentlich ist diese ›spezialisierungs-inzucht‹ ja auf allen gebieten anzutreffen (»Wir haben beide arten musik hier: Country und Western«).[/quote]

eben. Der Begriff ist vielseitig anwendbar.

[quote]Die genre-phantastik z.B. neigt ja zum reisserischen, zum spektakulären, zum faszinations-zirkus. Da also irre gadgets, kulissen und mystik-schwätz (eher in der fantasy verbreitet) oder technik-blubber (eher in der SF verbreitet) oft hervorgehoben werden, leiden andere literatur-tugenden darunter.[quote]

ich halte es da mit dem technisch-magischen Drumherum ja eher mit der Devise: so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Aber auch das muss natürlich nicht jedem gefallen.

[quote]†¢ Erste tugend/ambition: einen reisserischen garn liefern; (kann man im vergleich mit anderer phantastik durchaus abchecken, ob ein werk wirkich reisserisch/wild/spektakulär usw ist oder nicht)
†¢ Zweite tugend/ambition: avantgardistische stilistik; (schon heikler zu bestimmen, allein schon weil ›avantgarde‹ ein ziemlich bunter begriff ist. Hier z.B. denke ich, kann man NUR innerhalb der phantastik kaum genügend vergleiche anstellen, um sich seinen eigenen wohlgeformten ›avantgarde‹-bergriff zu machen)
†¢ Dritte tugend/ambition: gesellschaftlich ernste/aufrichtige schilderungen (spätestens hier brauchts vergleichs-erkundungs-gänge in die nicht-phantastik, damit man sich ein bild von der echten welt machen kann, um die ›gesellschaftliche glaubwürdigkeit‹ von phantastik beurteilen zu können.)
[/quote]

Wobei ich zu Mieville jetzt auch nur ganz ketzerisch behaupten möchte, dass sich natürlich jeder Autor seine Literaturtheorie nach den eigenen Fähigkeiten zurechtbastelt. Mieville macht das, was er gut kann. Punkt 1 und 2 sind damit also abgehakt. Ich denke, die 3 hat er auch im Sack - auf seine Weise. -
Wenn er gerne möglichst knapp etwas allgemein menschliches mehrdeutig auf den Punkt bringen wollte, würde er vermutlich Lyrik schreiben. Oder hat er nicht sogar Gedichte - irgendwo ein Gerücht aufgeschnappt, (kopfschütteln) nein, das würde ja ...

Gruß,

Linda (nicht Lisa - dabei denke ich immer als erstes an mein altes Pony). :D

Bearbeitet von Linda Budinger, 17 Oktober 2006 - 20:35.

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#25 molosovsky

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Geschrieben 17 Oktober 2006 - 22:26

{aus dem fettnäpfchenbad:} Linda! nicht Lisa. Ist das peinlich. Hat Dich mein faules schablonen-hirn runtergestutzt auf ›kluge frau‹ = LISA Simpson (korrekturleserin des raumschiffs). †” Ich korrigiers aber oben nicht. Ist zu köstlich.Und danke, liebe Lin-da, für den titel. Werd ich doch glatt aufheben, bis ich hier im zähler-status was selber eintragen darf. Versprochen.†¢†¢†¢†¢Was Du über autoren und ihre neigung schreibst, sich die lit-theorie entsprechend der eigenen fertigkeiten zurechtzukneten, das seh ich kaum anders. Ich nehm entsprechende autoren-äußerungen (rezis, sekundäres) auch immer mit vorsicht. Deshalb ja auch (nochmal) die markierung oben, daß ich eben Miéville-fan (›edel‹-fachdepp bitteschön) bin.{Pose des stoischen spielverderbers} Aus dem rahmen des eigenen hirns (bzw. lebens, der eigenen haut) zu springen gelingt eh so gut wie nie. Nennt sich deshalb auch ek-stase (und ist ein verführerisch anmutender kick für viele, ich weiß) aber wer von ›dort‹ nicht mehr als person zurückfindet, hats meist schwer im alltag (um sacht zu umschreiben). {Pose aus} Aber da bekenne ich eben mit so einem verdrehten hüpfer zwischen stolz und scham, daß ich überhaupt diese ganze betrachtung der literatur spannend genug find, nicht nur die spezielleren fragen der phantastischen oder noch spezieller der genre-phantastischen literatur. Mieville ist ja schon mal symphatisch, weil er katzen aus dem sack läßt (nicht alle autoren lassen sich gern und auskunftsreich auf poetik-fragen ein. Kann ich auch wieder verstehen.). ALLE leute die derartig im öffentlichen interesse stehen, haben ihre taktiken ein gutes bild oder eine aktraktive meinung zu setzten. Logo. Miéville hat einen kenntlich engagierten ton, und nicht nur ist das nicht jedermanns sache, o weh, zu dem ist engagement ein gebiet, wo man selbst wenn man den grundton gern vernimmt, bald mal was mißversteht. Das ist der gute alte Darwin (wenn man dem hier glauben schenkt): konkurrenz ist unter ähnlichen eher ärger. Okey. China taugt mir und gut iss. Aber ich hör mir auch stundenlange interviews mit anderen autoren an, oder les so ›gedanken über literatur‹ von nicht-phantasten. Was ist ›der Roman‹, was soll er können, was kann er nicht? (selbiges wiederholbar für ›Novelle‹ und ›Short Story‹) Darf man nach Ausschwitz nur noch gedichte ohne reim verfassen (oder so ähnlich)? Wie kann man mit literarischen mitteln die informationstechnologische explosion der letzten 30 jahre abbilden? Wie lassen sich z.B. zusammenhänge in einem erzählenden zusammenhang beschreiben, wenn wir jetzt und heute noch keine zusammenhangsbeschreibungs-werkzeuge dafür haben? †” Ich liebe solchen musen-denk&sprech-blasen zum kunst- und literatur- und phantastik.Was einige hier schon schöner (und kürzer!) klärten ist ja, daß phantastik eigentlich ›liebe und begeisterung für literatur‹ schon mit sich bringt. Oder eben: jegliche literatur ist erstmal phantastik, aber nur in den als ›phantastik‹ ausgewiesenen (plural) literaturen fliegen greifen oder todessterne rum oder machen ringe unsichtbar und können leute beamen.Klar werden im wirklichen leben auch sachen ›gebeamt‹ (z.B. info-, waren- und finanzpartikel), klar umgehen auch in der wirklichkeit ›clandestine‹ agenten aufmerksamkeits-barrieren, usw. †” Als phantast ist man nach einigen jahren schnell mal ganz schön befähigt, mit großen zusammenhängen persönlich zurechtzukommen. Immerhin fühlen wir uns eben grad wohl damit, wenn unsere ängste (und freilich auch die hoffnung) möglichst LAUT und ÜBERTRIEBEN vorgestellt, ausgestaltet und mit ›dem zauber erzählerischer plausibilität‹ dargebracht werden. (Ich hole grad auf DVD jahre wenn nicht jahrzehnte an horror-movie-›bildung‹ auf. Daher denke ich, rührt vieles von meinem ton in diesem post.)So. Irgendwie bin ich zwar immer noch voller spontan-vor-mich-hindenke, aber trotzdem jetzt: GENUG (und lieber noch wenigstens 1x drüberlesen, zwecks der lesbarkeit)GrüßeAlex / molosovsky {planschplansch}

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#26 Pogopuschel

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Geschrieben 17 Oktober 2006 - 23:08

Zu dem Thema passt folgender Absatz von Robert Charles Wilson, den ich auf seiner Homepage fand:

My only quibble is that he said my work has “zero geek factor.† Which is kind, but I am, of course, a raving geek. It†™s just that I†™ve learned to pass for normal in polite company. The mask does slip from time to time. RCW Aug, 2006

Dem ging folgender Absatz voran: (Verständnishalber angefügt. Ich will ja keine Zitate aus dem Zusammenhang reißen.)

The other big career surprise this summer came from Stephen King, who praised Spin (and also Darwinia and Blind Lake) in his Entertainment Weekly column last June. I†™ve been buying King in hardcover since The Shining, so this seemed like a stunning reversal of the natural order of things - King reading me rather than vice versa. What next? Rain of frogs, perhaps.

.

Meinen eigenen Senf gebe ich - aufgrund von Müdigkeit - morgen dazu.

Gruß Markus

#27 Prospero

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Geschrieben 18 Oktober 2006 - 02:15

Phantastik-Fachdepp - komisch, davon fühle ich mich überhaupt nicht tangiert. Vielleicht weil ich a) nicht vor dem Lesen von Konsaliks zurückschrecke, :D mich auch über was anderes als über Heisenberg-Kondensatoren in einem normalen Gespräch unterhalten kann, c) ich nicht auch im Alltag mit meinem Nicknamen angesprochen werden möchte - obwohl ich, was mich vielleicht doch etwas deppenhaft macht durchaus auf meinen Nicknamen reagiere wenn der genannt wird, d) ich durchaus weiß dass alles seine Zeit hat.Phantastik-Deppen sind für mich eindeutig die Leute, die jeden Bezug zur Realität verloren haben und komplett in der vorgegebenen Welt leben oder sich ihre eigene aufgebaut haben. Das kann natürlich durch eine vermehrt Lektüre von Phantastik-Büchern hervorgerufen werden aber genauso ist "World of Warcraft" oder der Genuß einer Serie wie "Farscape", "Star Trek" oder das Spielen von Table-Tops in der Lage die Psyche von ohnehin schon anfälligen Menschen so zu beeinflussen, dass sie den Boden verlieren.Im Prinzip kann alles süchtig machen wenn man es zu oft genießt.Ein Phantastik-Fachdepp wäre für mich eher jemand, den ich auch als Fachidioten bezeichnen würde, der zwar schon in die obige Tendenz geht aber den Boden noch nicht so ganz verloren hat. Allerdings wird derjenige im normalen Gesprächsalltag kaum ohne ein flott eingeflochtenes Zitat a la "und wie Kirk schon immer sagte", "das kann nicht funktionieren, das hat Crichton schon in Folge XYZ geplant","möge die Macht mit Ihnen sein" auskommen. Beliebt sind solche Leute ja auch immer auf Conventions - "aber auf Seite 24 von PR 1328 im Absatz 4, zweite Zeile da steht doch - und das kann dann doch nicht passen wenn Sie dann in ihrem Roman auf Seite 45 ganz oben behaupten, dass..."Man wird nicht durch das alleinige Lesen von Phantastik-Literatur zum Fachdeppen - man wird dazu geboren. Zudem: Was höherwertig ist oder nicht ist immer eine Zeit- und Stilfrage - zudem muss das jeder für sich selbst entscheiden. Mancher heutige "Klassiker" war zu seiner Zeit nichts weiter als ein "Groschenroman" und wurde erst später kanonisch.Ad Astra

#28 Linda Budinger

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Geschrieben 18 Oktober 2006 - 16:04

Hallo Molosovsky,ein Ölbad soll gut für die Haut sein, habe ich mir sagen lassen :D Aber stauben wir die Asche vom Köpfchen mal wieder ab, das macht so einen hässlichen Grauton. Grins, Lisa Simpson ist lustig :-)Was mein Verhältnis zu Sekundärtexten und Metaaussagen angeht, so bin ich davon i. d. R. weniger begeistert als du. Ich bin chronisch misstrauisch, wenn z. B. Autoren erklären, wie ihre Werke zu verstehen sind und warum... Das ist so, als ob Politiker erklären, warum mit ihren neusten Maßnahmen (der Hilflosigkeit) jetzt alles besser würde. Natürlich ist das bei Autoren anders, die werden für ihre Phantasie schließlich bezahlt (wenn auch zumeist schlechter als die Politiker).Ich bin jedoch Anhänger der werkimmanenten Interpretation. Und mehr als Selbstaussagen liebe ich daher Interpretieren, Schlüsse ziehen, Quervergleiche anstellen, Texte auf mehreren Ebenen lesen, daran finde ich Freude. Auf seine Weise ist das sicherlich auch eine Art, den Künstern auf die Finger und hinter die Kulissen schauen. Meine beste Englisch-Klausur war die über Ray Bradburys "The Pedestrian", damals glücklicherweise im Abi, und "Brave New World" als Lektüre fand ich spannender als den Rest. Mieville als Schullektüre, das hätte auch was. (Puh, grad noch die Kurve gekriegt).Aus den Körper ausbrechen ist vielleicht nicht so leicht (außer für Schamanen natürlich), aber aus dem Genre und seinen Konventionen auszubrechen ist möglich. Und wird manchmal sogar belohnt, siehe China.Es grüßt,Linda (leider grade wenig Zeit)
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#29 molosovsky

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Geschrieben 18 Oktober 2006 - 16:34

Hallo Linda.

als alter Eco-fan hab ich verhältnismäßig früh von drei verschiedenen herangehensweisen an texte erfahren (wiederhol mich diesbezüglich nur zu gern):
†¢ im bestreben, der intentio auctoris (absicht des autoren) auf die spur zu kommen; also das, was Du den blick hinter die kulissen nennst;
†¢ mit der aufmerksamkeit dafür, was leser (oder leserschaften) den text deuten, die intentio lectoris (absicht des lesers); das entspricht wohl dem von Dir geschilderten vergnügen, texte zu deuten;
†¢ und dann gibts diese für einige ominöse intentio operis (also: absicht des werkes). Hier fragen sich die deutungsbemühten, was denn nun ein text eigentlich transportiert, egal was autor oder leser mit einem text wollten aus ihm machen. Untersuchungen dieser art sind wohl die schwierigsten und blödsinnsgefährdeten. Aber ich finde diese dritte spielart fast am spannensten (die anderen beiden mag ich aber auch sehr), denn oftmals macht sie auch faszinierend fizzelige detail-probleme der ›mitteilungs-modi‹ aufmerksam.

Diese drei perspektiven neigen natürlich jeweils zu bestimmten vorweg-annahmen: daß man den autor verstehen kann; daß der autor weiß was er machte und wollte (und wenn man das abspricht, beginnt man mit der arroganz-gefährdeten ›pathologisierung‹ eines künstlers) ect pp ff †” Entsprechendes gilt freilich für betrachtungen zur leser-auffassung und zur ›narrations-machina‹-konstruktion des werkes.

Um zur abwechslung mal nur kurz klugmeierei zu betreiben grüße ich und bin auch schon wieder weg.
Alex / molosovsky

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#30 Naut

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Geschrieben 19 Oktober 2006 - 09:37

Es treibt mir Tränen der Rührung in die Augen, mich unter so vielen verwandten Seelen zu wähnen.
Als ich den Titel des Threads las, musste ich sofort an alte MAD-Zeiten denken. Hier also in bester Tradition:

Du weißt, dass du ein Phantastik-Depp bist, wenn ...

... du Leute albern findest, die ihre Katze "Spot" nennen. Deine Katze heißt natürlich Chester!

... du auf die Frage "Was liest du denn so?" antwortetst: "Beides. Also Fantasy und SF."

... eine thematische Ordnung deiner Phantastik-Bücher ein sinnloses Unterfangen ist, weil du dazu einen achtdimensionalen Hyberkubus benötigen würdest.

... du Witzchen über den Heisenberg-Kompensator nicht mehr hören kannst.

... du die "Herr der Ringe"-Filme von Peter Jackson hasst, weil sie "den Herrn der Ringe dem Fandom weggenommen haben, und ihn den ungewaschenen Massen zum Fraß vorgeworfen haben".

... du als Kind nach den drei Robotergestzen statt nach den zehn Geboten gelebt hast.

... "Ereignishorizont" das erste Wort war, das du schreiben konntest.

Naut (der zum Phantastik-Geek wurde, als er als vierjähriger ein Szenenfoto aus "Das Imperium schlägt zurück" sah)
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen


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