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»Watchmen« von Alan Moore & Dave Gibbons


80 Antworten in diesem Thema

#31 Khaanara

Khaanara

    Giganaut

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Geschrieben 21 April 2008 - 15:21

Zur Verfilmung von Watchmen: Auf der Homepage des Projektes gibt es neben Kostümaufnahmen auch das erste Video-Journal. Zu finden hier: http://rss.warnerbros.com/watchmen/ Hier werden einige Szenen vom Set-Aufbau gezeigt, bis jetzt schaut es recht gut aus. Der Comedian hat auch mal seine Kurzauftritte!

#32 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 21 April 2008 - 20:12

V for Vendetta hat mich nur in der deutschen Veröffentlichung überzeugt.

Warum ist mir aus deinen Ausführungen nicht so ganz klar. Ich kenne es nur in engl. - und finde es ist eines der bestgeschriebenen politischen SF-Comics die es je gab. Viel tiefer und detaillierter als es der sehenswerte Film je schaffen konnte! Vielleicht meinst du ja die Qualität der grafischen Ausführung? Nun, die wirkt gelegentlich etwas "schmuddelig", aber das passt ja auch zu so einem dystopischen Hintergrund... (Willkommen im SFN, übrigens! :))

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#33 cordwainer.smith

cordwainer.smith

    Yoginaut

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Geschrieben 22 April 2008 - 09:57

Yep, meine Kritik bezog sich in diesem Fall auf die Graphik. Dies soll keine Kritik an David Lloyd sein, sondern an der m.Mn. nach mehr als unglücklichen Veröffentlichung im engl. Sprachraum. Leider hat auch Panini bei seiner Neuausgabe diese ausgabe übernommen.Für mich ist es nun mal ein Sakrilig, wenn man Schwarz/Weiß Comics nachträglich coloriert, nur um sie "besser" verkaufen zu können. Bei dieser Vorgehensweise geht viel Atmosphäre verloren, bei Vendetta kommt auch noch die Formatverkleinerung dazu.Selbst die "Neuausgabe" von Corto Maltese verliert viel durch die, wenn auch sehr dezente, Colorierung.
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#34 yiyippeeyippeeyay

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    Interstellargestein

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Geschrieben 08 März 2009 - 01:14

Ich bin gerade aus dem Kino gekommen und bin platt: Ich fand Watchmen den besten Superheldenfilm, den ich je gesehen habe. ("Der Beste" kommt schwer über die Lippen, aber mir fiel seit 30 Minuten jetzt kein besserer ein...) So also der 1. Eindruck eines Noch-Nicht-Lesers der Comic-Urversion.

Ich spare mir jetzt mal eine Zusammenfassung der Story weil die (i) dem Comic bestimmt nicht gerecht werden kann, und (ii) ich damit evtl. den genialen Plot verrate - das Ende des Films, an dem die vielen Scherben zusammen klimpern, wie bei einem 3000-Teile-Puzzle, ist ziemlich überwältigend.

Anhand den Erlebnissen der 4 Haupt-Helden im Film - Rorschach, Night Owl, Dr. Manhattan & Silk Spectre II - nach der Ermordung von dem Comedian, entfaltet sich jedenfalls eine Wahnsinns-Rock-'n-Roll-Ballade einer Geschichte, die alle Extreme enthält: Narzissismus, Vergewaltigung, ultra-brutale Kämpfe/Verstümmelungen, jede Menge "full frontal nudity" (allerdings haupts. in blau <_<), Genozid. Wie Rorschach immer wieder sagt... (s. aktuelles Signature unten)

Eingefügtes Bild

Im Kern wird der Film m.E. von Moores Plot getragen und von der schauspielerischen Leistung von Jackie Earle Haley (als R.) und Malin Akerman (als S.S. II). Haley spielt sehr glaubhaft den "gedrehten" Rächer, der, auch wg. seinem Sidekick N.O., mich an einen sehr fehlgeschlagenen Batman erinnert; die finale Szene mit ihm ist rührend. (Und ein wenig vertritt er auch den am "Happyend" verzweifelnden Zuschauer, das ging mir zumindest so.) Akerman kriegt die blauäugige Möchtegern-Heldin grandios hin, die nun endlich mitspielen darf, und dann nur noch staunt, wie es bei den Super-Erwachsenen zugeht.

Die Dialoge sind auch beeindruckend, und die Story hängt sehr gut zusammen, von Anfang bis Ende. (Sagte ich glaube ich schon.) Die FX sind beeindruckend, aber nicht das Wichtigste am Film, weil die Entwicklung fesselt, und damit die FX zu dem machen, was sie immer sein sollten - ein "supporting character".

Der Film animiert sehr, sich nun endlich das Comic vor zu nehmen. Wer noch?

P.S.: Interessant war auch die Reaktion des Publikums zum Film (das Kino war so voll wie selten, dabei kosteten die Tickets in Berlin fast 10 EUR). Fast nur gebannte Stille, außer an einer Stelle, an der R. im Gefängnis schreit, "Ich bin nicht mit euch alleine hier drin! Ihr seid mit MIR alleine hier drin!" (O.ä..) Da gab's Gejohle. In der Pause überhörte ich ein Kommentar eines enttäuscht klingenden männlichen Teenagers: "Ich verstehe diesen Film überhaupt nicht!"

(Ich habe mir als Mod die Freiheit genommen, den Untertitel des Threads zu ändern, und eine Verknüpfung des Threads hin zum Kino-Subforum zu legen.)

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#35 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 08 März 2009 - 12:24

Obwohl ich grosse Vorbehalte hatte, da ich Snyders "300" gnadenlos dumm fand, kann ich an der "Watchmen"-Verfilmung wenig aussetzen; allerdings konnte sie mich auch nicht völlig begeistern, obwohl mir noch nicht ganz klar ist wieso. Was mich auf jeden Fall gestört hat, waren die teilweise übertriebenen Gore-Effekte inkl. knackenden Knochen und die stellenweise unnötig auf Überwältigung ausgerichtete Bildsprache; da gefällt mir der um einiges nüchterne Stil der Vorlage besser. Aber das ist sicher nicht matchentscheidend.

Insgesamt bleibt der Film der Vorlage in ganz erstaunlichem Masse treu, da gibt's wenig auszusetzen. Aber eben: Irgendwie hat mich die ganze Sache auch ein bisschen kalt gelassen, da war ich von The Dark Knight mehr angetan. Vielleicht lag's ja gerade daran, dass der Film am Ende doch nicht eigenständig genug wirkt. Mir ist klar, dass das ein Dilemma ist: Einerseits gibt es da die Vorlage, der man unbedingt treu sein will, was aber dann aber die Gefahr mit sich bringt, dass der Film nur noch wenig Eigenständiges mitbringt. Da sind wir bei einem Grundproblem von Literaturverfilmungen ...

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#36 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 08 März 2009 - 13:00

Um das nochmal aus meiner noch-unbelesenen Sicht klar zu machen: Die teils überwältigenden Bilder waren ganz nett, aber der Kern meiner Überzeugung, dass dies der beste comic-heroische Film ist den ich bisher sah, ist der Mooresche Plot, und die Darstellung der Privatleben der "Helden". Wenn die "Gore-Effekte" so nicht im Comic vorkamen, war dies wohl Snyders pathetischer Versuch, etwas von der typischen Action-Zielgruppe als zahlendes Publikum zu retten. (Auf wievielen tausenden Schulhöfen der Welt laufen gerade Gespräche unter Jungs wie "hast du gesehen als der eine Knacki dem anderen die Arme...?!"?) Andererseits gehen die Bilder damit auch so extrem weit wie sie momentan "dürfen" im Mainstream-Kino, dem Rorschach-Motto "keine Kompromisse!" entsprechend...

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#37 simifilm

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Geschrieben 08 März 2009 - 13:32

Tatsächlich würde es mich nicht erstaunen, wenn Watchmen als Film für den Zuschauer besser funktioniert, wenn dieser die Vorlage nicht kennt. Und dies gerade deshalb weil der Film in vielem sehr nahe an der Vorlage bleibt. Für mich stellt sich hier die Frage, welchen Mehrwert eine Verfilmung noch bringt; eine Verfilmung, die die Vorlage einfach 1:1 umsetzte würde (was ohnehin nicht möglich ist), wäre sinnlos, da könnte man genau so gut bei der Vorlage bleiben.

Der Film bringt beispielsweise einen Haufen von Anspielungen, die im Comic nicht vorhanden sind (etwa der deutlich an Dr. Strangelove orienterte Konferenzraum, in dem Nixon sitzt, oder der 1984-Apple-Werbespot, der auf einem von Ozymandias' Bildschirmen läuft, oder dass Weegee ein Gruppenphoto der Watchmen schiesst), aber das sind primär nette Gags. Etwas vom Interessantesten fand ich die Titelsequenz, weil hier in einer Kombination von Musik und Montage etwas erzählt wurde, was der Comic so nicht erzählen kann.

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#38 Jakob

Jakob

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Geschrieben 08 März 2009 - 14:22

Eigentlich sollte die Debatte über den Film ja gar nicht unter der Überschrift "Alan Moores Watchmen" laufen, da Moore Routinemäßig wie bei allen Verfilmungen seines Werks seinen Namen zurückgezogen hat. Hat er in meinen Augen auch diesmal gut daran getan. Sicher, der Film ist ungewöhnlich, beeindruckend, teilweise sogar anrührend - vor allem, weil er sich über weite Strecken extrem dicht an die Vorlage hält und Größe halt doch abfärbt. Etwas gutes hinzufügen tut er kaum, und aus dem brillanten Ende des Comics macht er dann einen melodramatischen Zirkus, der zynischer nicht sein könnte und den Geist der Vorlage praktisch ins Gegenteil verkehrt. Finde ich. Ausführlicher begründet hier: http://jakob.blogspo...n-im-dschungel/
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R. Scott Bakker

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#39 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 08 März 2009 - 15:15

(Der 1. Absatz der folgt, SPOILERt ziemlich!...)

Tut mir Leid - aber das Ablehnen des Films am nicht-gelungenen Ende fest zu machen, weil das für Doofies wie z.B. mich die Explosion in NYC schluckbarer mache (hab ich dich richtig verstanden?), finde ich etwas ärgerlich. Klar hat dieser Akt, und auch die Sicht des blauen Überwesens kurz danach, ein gewaltiges Moment. Letztendlich dreht sich die ganze Geschichte auf diesem Punkt, denn schließlich ist das ja auch der Grund für den 1. Mord.

Dass "Ozzy" letztendlich ein ziemlicher Idiot ist, gegen den "Normalos" wie Dan oder Laurie wenig tun können, wird ja auch schon durch Moores Namensgebung des Charakters zementiert, m.E. sogar etwas zu plakativ. Denn der Name basiert auf einem berühmten über 100 Jahre alten Gigantomanie kritisierenden Sonnet Shelleys, das ich hier reproduzieren darf:

OZYMANDIAS

I met a traveller from an antique land
Who said: Two vast and trunkless legs of stone
Stand in the desert. Near them on the sand,
Half sunk, a shattered visage lies, whose frown

And wrinkled lip and sneer of cold command
Tell that its sculptor well those passions read
Which yet survive, stamped on these lifeless things,
The hand that mocked them and the heart that fed;

And on the pedestal these words appear:
"My name is Ozymandias, king of kings:
Look on my works, ye Mighty, and despair!"

Nothing beside remains. Round the decay
Of that colossal wreck, boundless and bare,
The lone and level sands stretch far away.

Um so besser aus meiner Sicht, dass diese Rolle eine Nebenrolle des Films ist, und zurückhaltend gespielt wird, m.E. durchaus glaubhaft & ausreichend. Die arischen Züge sprangen mir erst ins Gesicht bei diesem letzten Akt dieses "king of kings". Das IST ja gerade der brechreizende Dreh des Plots am Ende, dass man (im Film zumindest) den schlausten "Helden" so falsch eingeschätzt hatte, und dass Superhelden letztendlich zu viel Macht in Händen halten und daher die Welt in solchen Wegen wie hier beschrieben beeinflussen würden. (Quis custodiet ipsos custodes?)

Es gibt m.E. keinen "korrekten" Weg diesen Teil des (Film-) Plots zu beurteilen, und deshalb gehen mir derartige Abkanzelungen ein wenig am kugelstoppenden Anhang vorbei.

P.S.: Wenn Moore sich vornehm immer von modernen Interpretationen seiner Werke abwendet, ist das sein (künstlerisches) Recht; meines Wissens tat er es hier hauptsächlich, weil er einen Film einfach für ein unpassendes/kurzes/"unnachschlagbares" Medium hält. Man darf aber darauf hinweisen, dass sein "partner in comic crime", Gibbons, im Wesentlichen diesen Film mit Rat und Tat unterstützt hat. Und dass die beiden nach wie vor gut befreundet sind.

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#40 simifilm

simifilm

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Geschrieben 08 März 2009 - 16:10

@Jakob: Ich kann Deiner Kritik auch nicht recht folgen, da ich den fundamentalen Unterschied der beiden Enden so nicht sehe; das ist für mich eher ein gradueller.

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#41 Gerd

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Geschrieben 08 März 2009 - 16:30

@ Simi:Du hast halt die falsche Brille auf. :rofl1:
Sudden moroseness. One hop too far.

#42 Jakob

Jakob

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Geschrieben 08 März 2009 - 16:30

Naja, du kannst mir aber jetzt schlecht vorwerfen, dass der Unterschied ums Ganze, den ich behaupte, nicht existiert, solange du den Comic nicht kennst. Es geht mir auch nicht drum, dass irgendwelche Leute nicht merken, dass Adrian Veidt ein Verbrecher ist, sondern dass der völlig verstörende Effekt des Comics im Film nicht spürbar wird. Ich finde nun mal, dass die groteske Überzeichnung am Ende des Comics das Wesentliche ist, und dass ihre Beseitigung im Film verrät, dass den Machern Coolness letztlich doch wichtiger war als die Integrität der Geschichte. Jetzt mal ganz ohne Wertung, was besser ist: ich würde mich wundern, wenn du den Comic liest und mir danach nicht zustimmst, dass das Ende des Comics und das Ende des Films einen völlig anderen Ton haben.Nebenbei empfinde ich aber eben auch den ganzen melodramatischen Stil der letzten halben Stunde ganz unabhängig vom Comic als totalen Fehlgriff. Das kommt zum Beispiel auch darin zum Ausdruck, dass Dialoge völlig sinnentstellend auf andere Figuren verlegt wurden. Im Comic gibt es eine großartig kalte, unheimliche letzte Unterhaltung zwischen Adrian und Dr. Manhattan, im Film werden Teile des Dialogs übernommen, aber als romantischer Abschied Manhattans an Laurie umgemodelt. Das scheint mir alles darauf ausgelegt, die Zuschauer mit dem Ende zu versöhnen, und das finde ich eben absolut falsch.Irgendwie kriegt der Film die Figur des Adrian Veidt auch absolut nicht in den Griff. Zumindest nicht so, wie sie im Original angelegt ist und für die Geschichte Sinn ergibt. Ich habe schon das deutliche Gefühl, dass die Filmemacher einfach zu einem zentralen Aspekt des Comics keinen Zugang gefunden haben.
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#43 Ulrich

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Geschrieben 09 März 2009 - 12:58

Tatsächlich würde es mich nicht erstaunen, wenn Watchmen als Film für den Zuschauer besser funktioniert, wenn dieser die Vorlage nicht kennt. Und dies gerade deshalb weil der Film in vielem sehr nahe an der Vorlage bleibt. Für mich stellt sich hier die Frage, welchen Mehrwert eine Verfilmung noch bringt; eine Verfilmung, die die Vorlage einfach 1:1 umsetzte würde (was ohnehin nicht möglich ist), wäre sinnlos, da könnte man genau so gut bei der Vorlage bleiben.

Holger Kreitling schrieb in der Welt am Sonntag, 1. März 2009 über die heiß diskutierte werkgetreue Umsetzung, die Fans verlangen:

Aber einer straffen Erzählung stand wohl das Fanpublikum im weg, der neue Souverän. Seit sich freundeskreise weltweit über das Internet organisieren, kann Hollywood mit populärer Natur nicht mehr nach Gutdünken verfahren. Das war bei "Herr der Ringe" so, bei (Bis(s) zum Morgengrauen", und es gilt bei "Harry Potter" sowieso. All die Filme sind enorm schwer und wuchtig, sie leiden unter der Last, nichts weglassen zu dürfen; eine Fertigungsmethode, die sich auszahlt, aber zur Behäbigkeit führt.



#44 simifilm

simifilm

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Geschrieben 09 März 2009 - 13:05

Ich seh den Einfluss der Fans, den Kreitling da beschreibt, auch als zweischneidige Sache an; diese zelebrierte unbedingte Treue gegenüber Vorlage, Autor und wasweissichwem ist im Grunde ja Stuss. Denn Änderungen gibt es bei einem Medienwechsel zwangsläufig, und interessant sollte ja eigentlich gerade sein, wie ein bestehender Stoff in einem neuen Medium neu interpretiert wird. Wenn es bei einer Verfilmung nur darum geht, brav eine Checkliste abzuhaken, auf der alle wichtigen Elemente der Vorlage aufgeführt sind, wird es höchst langweilig ...

Bei Watchmen kommt dann noch dazu, dass irgendwer mal beschlossen hat, dass das DER GRÖSSTE COMIC ÜBERHAUPT ist, und seither steht die Verfilmung unter besonderer Überwachung. Finde ich durchaus witzig, dass Comicfanss, die bis vor kurzem ja noch darum kämpfen mussten, dass Comics überhaupt als Kulturgut anerkennt werden, nun selbst sehr konservative Züge an den Tag legen und unbedingte Werktreue fordern ...

Bearbeitet von simifilm, 09 März 2009 - 13:09.

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#45 Lomax

Lomax

    Illuminaut

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Geschrieben 09 März 2009 - 13:29

Aber einer straffen Erzählung stand wohl das Fanpublikum im weg ... Das war bei "Herr der Ringe" so, bei (Bis(s) zum Morgengrauen", und es gilt bei "Harry Potter" sowieso. All die Filme sind enorm schwer und wuchtig, sie leiden unter der Last, nichts weglassen zu dürfen.

Hm, eine Aussage, die auf den ersten Blick und "gefühlt" etwas für sich hat. Aber da schon die aufgeführten Beispiele sie nicht stützen, muss man sie, fürchte ich, als typischen Kurzschluss wohl verwerfen. Wäre sie vom Autor wohldurchdacht, hätte er ja griffigere Belege finden müssen, die sie stützen ... Beim HdR beispielsweise wurde durchaus einiges weggelassen, und eben diese Dinge haben die Erzählung oft nicht gerade befördert - während umgekehrt gerade die Hinzufügungen im 2. Teil die Storyline sinnlos verschwurbelt haben, mit Nebenhandlungen und Reiseexkursen, die den Film erst sinnlos in die Länge zogen. Und gerade die (Mängel in der) "Werktreue" wurde von den Fans noch am meisten kritisiert, während in erster Linie die bildhafte Ausgestaltung und das "Flair" ankamen. Meine beobachtungsadäquate Gegenthese zu diesen Beispielen wäre also: Fans akzeptieren auch Abweichungen vom Original, wenn der "Ton" stimmt. Und genau der liegt beim Umschreiben oft daneben, weshalb die Fankritik auch oft genug gerechtfertigt war. Eine stärkere Werktreue entspringt also weniger einem Druck "unflexibler" Fans, als vielmehr einer gewissen Feigheit der Filmschaffenden, die mit ihren Änderungen oft danebengegriffen haben und sich nun durch Werktreue auf der sicheren Seite wähnen - nach dem Motto, wer nichts macht, macht auch nichts verkehrt. Wenn ich mir anhöre, was über Watchmen gesagt wurde, scheint diese Vorsicht auch einiges für sich zu haben. Auch wenn mir die Änderung am Schluss nicht so gravierend vorkommt wie Jakob, würde ich doch dem zustimmen, dass es eine Verschlimmbesserung ohne erzählerischen Mehrwert ist, sprich: Die einzige Stelle, wo der Regisseur sich um Änderungen gegenüber dem Original bemüht hat, war mal wieder ein Griff ins Klo, der nicht mal zu einer erzählerischen Straffung führte oder durch den Medienwechsel zu begründen wäre. Also: Eine kongeniale Kürzung des Originals sorgt für einen besseren Film. Aber: Lieber gut kopiert als schlecht selbst gemacht. Und die selbstgemachten Veränderungen gegenüber dem Original dienten in Vergangenheit und Gegenwart zu mehr als 50% eben nicht der "strafferen Erzählung" und der Optimierung fürs Medium Film. Insofern kann man die gesteigerte Werktreue durchaus oft kritisieren und sich besseres vorstellen - muss aber in der Praxis doch einräumen, dass sie zwar schlechtere Filme produziert als denkbar, aber bessere, als man sonst real gekriegt hätte.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#46 simifilm

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Geschrieben 09 März 2009 - 13:43

Grundsätzlich ist es immer schwierig, einen existierenden Film mit einem hypothetischen zu vergleichen, und schlechter kann man es auch immer machen. Das geänderte Ende von Watchmen hat mich auch nicht so gestört, aber man kann da durchaus darüber diskutieren. Bei mir war es wirklich eine seltsame Mischung aus Erstaunen über die Werktreue aber auch eine gewisse Langeweile, weil mir der Film über weite Strecken wenig Neues gab.

Was die Fans betrifft (mal abgesehen davon, dass es "die Fans" ja nicht gibt): Ich denke, dass es hier weniger um das tatsächliche Verhalten der Fans, sondern um Marketing, Psychologie etc geht. Einerseits werden sich die Fans den Film in der Regel ja sowieso anschauen. Andererseits sind die Harcore-Fans in vielen Fällen als Publikumsegment gar nicht gross genug, um finanziell wirklich relevant zu sein. Ich glaube, dass die Fans gerade im Vorfeld vielmehr die Funktion einer ausgelagerten PR-Abteilung haben, die für medialen Rummel sorgen sollen. Damit ist nicht gemeint, dass die Fans grundsätzlich alles gut finden (im Gegenteil), sie sind aber ein hervorragendes Instrument, um einen "Buzz" zu erzeugen. Insofern ist das Hofieren der Fans eine geschickte Marketingstrategie, die für einen Multiplikatoreneffekt sorgt.

EDIT: Ich lese ja viele Pressehefte von Filmen. Und ich habe kaum je ein Presseheft zu einer Superhelden-/Comicverfilmung gesehen, in der nicht Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und dritter Kabelträger mit den Worten zitiert wurden, dass sie schon immer ein riesiger Fan der besagten Vorlage waren und deshalb um besondere Treue bemüht waren. Die angebliche Werktreue ist oft nur Teil des Marketinggeredes (ich finde es nach wie vor sehr originell, dass Coppolas Dracula-Film als die Version angepriesen wurde, die der Vorlage am treusten sei, obwohl da teilweise ganz massive Änderungen vorgenommen wurden).

Bearbeitet von simifilm, 09 März 2009 - 13:56.

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#47 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 09 März 2009 - 13:59

Ich denke seit dem großen Einfluss des "Fans" Harry Knowles aintitcool, der inzwischen auch als Berater zu Produktionen zu Rate gezogen wird, haben die Filmfirmen erkannt, dass gerade die im Internet so stark vertretene und organisierte Gattung der "Fans", einen Film durch ihre "Mund zu Mund"-Propaganda stark pushen oder herabziehen kann.

#48 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 09 März 2009 - 21:03

Ich komme gerade aus dem Kino und bin entzückt. Halleluja. Der Film ist sicher nicht nur wegen der Gewalt R-Rated ;) Ein guter Comic und eine gute Umsetzung. Das Comicende wäre wohl zu abgedreht fürs Kino gewesen. So war es auch in Ordnung.Am besten hat mir die Anfangssequenz mit dem gequake von Robert Zimmerman gefallen.

#49 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 10 März 2009 - 08:32

Ich habe mir das Graphic Novel jetzt beschafft, und bin ein Drittel durch. Was mir als nennenswerter Unterschied zum Film bisher auffällt, ist dass das "Dr.-Manhattan-Unglück" als Meilenstein benutzt wird um eine generelle "SFisierung" der Wissenschaft ein zu läuten: Genetische Fortschritte, Luftschiffe, usw.. Das wird im Film am Rande gezeigt, aber kommt m.E. dort thematisch kaum 'rüber, wohl auch um unserer Gegenwart näher zu kommen, die ja immerhin 20 Jahre nach der Hauptzeit des Comics liegt. Auch ist Ozymandias vom Wesen her anders aufgesetzt als im Film, nämlich als einen Touch nekrophil. Natürlich gibt es im Comic viel mehr Detail...Auf jeden Fall spannend, und, gemäß der 2000-AD-Tradition (ich erlebe eine Menge kleiner "déjà vus" aus meinem Teenage beim Konsumieren) aus der die beiden Macher stammen, schön zynisch.

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#50 sepia

sepia

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Geschrieben 11 März 2009 - 10:20

Simi:
Was mich auf jeden Fall gestört hat, waren die teilweise übertriebenen Gore-Effekte inkl. knackenden Knochen und die stellenweise unnötig auf Überwältigung ausgerichtete Bildsprache; da gefällt mir der um einiges nüchterne Stil der Vorlage besser.

Gore-Effekte haben mich auch gestört.
Die Bildsprache finde ich vor allem deshalb unpassend, da bei einem so langen und vollem Film der Überwältigungs-Effekt sich leider abnutzt. Eine Steigerung ist ab einem gewissem Punkt nicht mehr möglich und so verliert das Finale an Kraft.
[Ãœbrigens kann man da eine Parallele zu 300 sehen; dort hat sich der besondere Stil auch enorm schnell abgenutzt.]

Yippie:
Im Kern wird der Film m.E. von Moores Plot getragen und von der schauspielerischen Leistung von Jackie Earle Haley (als R.) und Malin Akerman (als S.S. II). Haley spielt sehr glaubhaft den "gedrehten" Rächer, der, auch wg. seinem Sidekick N.O., mich an einen sehr fehlgeschlagenen Batman erinnert; die finale Szene mit ihm ist rührend. (Und ein wenig vertritt er auch den am "Happyend" verzweifelnden Zuschauer, das ging mir zumindest so.) Akerman kriegt die blauäugige Möchtegern-Heldin grandios hin, die nun endlich mitspielen darf, und dann nur noch staunt, wie es bei den Super-Erwachsenen zugeht.

Am Plot kann man natürlich nur wenig aussetzen, aber die Schauspieler habe ich komplett anders gesehen. Keiner hat mich wirklich sonderlich überzeugt. Da im Comic die Charaktere wirklich mehrdimensional sind ist das ein großes Problem.

Simi:
Tatsächlich würde es mich nicht erstaunen, wenn Watchmen als Film für den Zuschauer besser funktioniert, wenn dieser die Vorlage nicht kennt.

Zustimmung.

Etwas vom Interessantesten fand ich die Titelsequenz, weil hier in einer Kombination von Musik und Montage etwas erzählt wurde, was der Comic so nicht erzählen kann.

Interessanterweise wird der Teil der Story im Comic vor allem in dem Ausschnitt von "Under the Hood", also in reiner Prosa, erzählt. Der Regisseur muss hier im Endeffekt Kreativität zeigen, da keine 1:1 Übernahme möglich ist. Vielleicht ist diese Sequenz deswegen ein Highlight des Films.

Jakob:
Das kommt zum Beispiel auch darin zum Ausdruck, dass Dialoge völlig sinnentstellend auf andere Figuren verlegt wurden. Im Comic gibt es eine großartig kalte, unheimliche letzte Unterhaltung zwischen Adrian und Dr. Manhattan, im Film werden Teile des Dialogs übernommen, aber als romantischer Abschied Manhattans an Laurie umgemodelt.

Diese Änderung gegenüber dem Comic ist tatsächlich sehr unglücklich.

Irgendwie kriegt der Film die Figur des Adrian Veidt auch absolut nicht in den Griff.

Sehe ich auch so. Er wirkt irgendwie flacher und ihm fehlt etwas Glorreiches. Der Schauspieler war auch nicht unbedingt großartig m.E.


Nochmal ein paar Sätze zu Änderungen gegenüber dem Comic: (Spoiler)
- Weglassen des Comic-im-Comic-Subplot (inklusive Zeitungsverkäufer): ist definitiv ok
- Angriff von Dr. Manhattan anstelle eines Aliens: ist auch ok, weil dieser Subplot nicht sinnvoll hätte untergebracht werden können
- Simplifizierung des Psychiater-Charakters: Nimmt dem Charakter eigentlich komplett seine Bedeutung, ist aber nicht unbedingt sehr wichtig
- Polizisten: Die beiden Polizisten sind an sich letzendlich auch nicht sehr wichtig, also ist die Kürzung auch ok
- Mehr Nixon: Hat dem Film nicht wirklich Mehrwert gebracht, aber für den Nicht-Kenner vielleicht hilfreich um die Situation zu verstehen

Die Änderungen sind also an sich nicht wirklich problematisch. Letzendlich wurden meist Nebencharaktere und Subplots gekürzt. In der Masse ergibt sich aber das Problem, dass der Story ihre Tiefe genommen wird. Wenn z.B. am Ende New York "angegriffen" wird fühlt man im Comic mit den diversen Charakteren mit; im Film kennt man diese Charaktere nichtmal wirklich. Die Atmosphäre der "Welt" kommt im Film weniger gut rüber.

Bearbeitet von sepia, 11 März 2009 - 10:23.


#51 Ulrich

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Geschrieben 11 März 2009 - 10:28

Etwas vom Interessantesten fand ich die Titelsequenz, weil hier in einer Kombination von Musik und Montage etwas erzählt wurde, was der Comic so nicht erzählen kann.

Das finde ich auch. Es gibt einige Science-Fiction-Filme, bei denen zu Anfang ein Text eingeblendet wird, um über die Zukunftswelt zu berichten. Oder eine Stimme aus dem Off berichtet über das Notwendigste, bevor die Handlung anfängt. In Watchmen wurde das wirklich interessant gelöst.

#52 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 11 März 2009 - 17:29

@sepia: Du stimmst zu, dass der Film bei Leuten, die das Comic bisher nicht kannten, wohl besser ankommt. Sagst aber kurz vorher, dass die schauspielerische Leistung mau war im Vergleich zu der Tiefe der Comic-Charaktere. Nun, ich war einer der "Unbelesenen" und fand die schauspielerische Leistung Ok. Natürlich ist ein Film immer KÜRZER & weniger tiefschürfend als eine Papiervorlage; die Frage ist, ob das Gezeigte in sich stimmig ist, und evtl. noch ob es den Geist der Vorlage trifft.Einen Effekt hatte der Film auf jeden Fall auf mich, und evtl. Andere: Er animierte mich endlich das Comic mal zu konsumieren!

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#53 simifilm

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Geschrieben 11 März 2009 - 17:37

@sepia: Du stimmst zu, dass der Film für Leute die das Comic bisher nicht kannten, wohl besser ankommt. Sagst aber kurz vorher, dass die schauspielerische Leistung mau war im Vergleich zu der Tiefe der Comic-Charaktere. Nun, ich war einer der "Unbelesenen" und fand die schauspielerische Leistung Ok. Natürlich ist ein Film immer KÜRZER & weniger tiefschürfend als eine Papiervorlage

Der Behauptung, dass die Vorlage immer tiefschürfender ist als die Verfilmung, würde ich vehement widersprechen. Als prägnantes Beispiel kann etwa fast das gesamte Oeuvre Kubricks herangezogen werden.

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#54 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 11 März 2009 - 17:39

Ok, stimmt. Ich ändere aus dem Post-Off "immer weniger tiefschürfend" in "meistens weniger tiefschürfend" ab. Letztendlich empfinde ich Film auch als ein ganz anderes Medium, eines, das weniger mit der Fantasie im eigenen Kopf arbeitet, aber auch eines, das ich liebe, wg. dem größeren "Sensurround".

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#55 molosovsky

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Geschrieben 11 März 2009 - 21:26

Habe den Film (auf Englisch) schon letzte Woche gesehen und will nun auch hier meine kurze Impression verlinken. http://molochronik.a...tories/1885305/ Jetzt mit einer Woche Gärzeit kann ich ergänzen, das ich zwar immer noch erstaunt über die gelungenen Aspekte der Verfilmung bin, aber sich doch auch eine beständige Enttäuschung einstellt über die *Kastrierung* der Abgründigkeit der Geschichte, welche sich vor allem mit dem Ende und einigen Ent-Subtilisierungen ergeben hat. Dennoch: ich bin gespannt, was der letztendliche Ultimate Cut bieten wird, wenn auch der Comicstand, die Nebenfiguren und der Pirat ihren Platz einnehmen werden. Grüße Alex / molo

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Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#56 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 11 März 2009 - 22:50

Ultimate Cut

Aaaaarrrghh! Man wird also schon wieder nach dem Muster Im-Kino-lief-nur-der-DVD-Trailer abgezockt?! Wie ich das hasse - diese blöden DVDs, die jedes 2. Jahr in Berlin die Kinos dezimieren... :( P.S.: Ich finde Nena grundsätzlich gut, halte mich nicht für einen Banausen (sondern Leute, die ständig die Band nur mit der Sängerin gleich setzen, für selbige) und freute mich über die "99 Luftballons" (im Original!) zur Café-Szene mit Dan & Laurie. Das traf einen schön triefend-romantischen melancholischen Ton, der übrigens im Comic m.E. noch plakativer rüber kommt: Das Date am Rande des nuklearen Abgrunds. Vielleicht muss man die 80er als Teen/Twen erlebt haben, um das zu grokken.

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#57 simifilm

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Geschrieben 12 März 2009 - 08:00

P.S.: Ich finde Nena grundsätzlich gut, halte mich nicht für einen Banausen

Nur wenige Leute halten sich selbst für Banausen. :(

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#58 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 12 März 2009 - 15:46

(Very OT: Nö, aber molo implizit - nach dem Motto "alle Anderen" - in seinem Blog in Antwort auf deinen Einwand... Nena jedenfalls war eine gute Band, mit tollem Musiksinn, schon bevor die Backgroundsängerin das "Gesicht" der Band wurde; ich empfehle z.B. den selten gehörten Track "Ich bin immer auf der falschen Party".)

Ich bin jetzt 2/3 durchs Comic. Noch immer spannend, und gespannt aufs Ende.

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#59 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 13 März 2009 - 22:08

So, ich bin durch. Ich finde das Ganze sehr lesens- und empfehlenswert, die Texte gnadenlos gut und die Zeichnungen/Farben gelungen und passend.

Man merkt aber auch ein wenig woher die beiden kamen: Aus dem herben Nest der oft extrem tabulosen Comic-Reihe 2000 AD.

Nun aber zum "brillanten" (Jakobs Wort) Ende (SPOILER im restlichen Post!):
________________________________________________________________________
Ich fand das Ende im Sinne der Story, und der Auflösung der Tätigkeiten Ozymandias', gut, aber über die Methode des Massenmords habe ich erstmal lachen müssen. Das ist eine derart typisch abgefahrene Idee, die könnte direkt aus der verstrahlten reaktionären Welt von Judge Dredd stammen! Ich habe den Eindruck, dass Moore mal zeigen wollte wie ein wirkliches SF-Ende aussehen kann, und gleichzeitig die Bedeutung von "Happyend" (im Magen) umdrehen wollte. Denn das Ende ist alles Andere als "kalt" (wieder Jakob) wenn es um die Reaktionen der 4 Film-Hauptrollen und Ozymandias geht. Alle außer Rorschach akzeptieren die Logik der alles-besserwissenden Mächtigsten, Dr. M. und O., und das letzte Gespräch zwischen diesen beiden empfinde ich als kurzen Chat zwischen der Elite nach einem anstrengenden aber lohnenden Cricket-Spiel im Club. Keiner dieser Helden stellt ernsthaft in Frage, dass O.'s Analysen trotz all seiner kommerziellen und selbst-disziplinarischen Erfolge evtl. fehlerhaft sind. In einem Krieg um das Überleben der Menschheit gegen ihre eigenen niederen Instinkte muss der oberste General eben auch mal ein paar Millionen Seelen in der bekanntesten Stadt der Welt opfern können...

In meiner aktuellen Gemütslage finde ich also das Film-Ende BESSER, da es (i) Ozymandias wesentlich klarer als gescheiterten Massenmörder zeigt, und (ii) dem blauen abgehobenen Gottwesen, das hier wie dort in zivilisertere Sphären am Ende entschwindet, zumindest noch einen Schlechten Ruf anklebt, so dass er sich eigentlich nirgendwo auf der Erde mehr zeigen kann. Immerhin hat das Filmende für 2 der "Wächter" also ein etwas konsequenter negatives Ende.

Im Comic (wie im Film) bin ich am Ende jedenfalls auf der Seite von Rorschach, hätte mir aber gewünscht dass er dort die volle Schärfe seines ewigen Zweifels gegen die Interpretation des O. aufbringt, und nicht nur die Verdammung wegen Massenmordes.

Der Film hat meines Erachtens das Ende nicht "umgekehrt", sondern einfach ein anderes weniger 2000-AD-artiges Ende geschaffen, und musste dabei den blauen Mann stärker dekonstruieren als es das Comic tat. Finde ich Ok.

Bei beiden Medien finde ich aber die Interpretation des Endes von seiten des Konsumierenden (also z.B. meiner einer) gewollt frei findbar. Man muss sich damit selber auseinander setzen, und es gibt keine einzig wahre Leitlinie der man guten Gewissens folgen kann.

P.S. (one day later edit - wieder ein SPOILER!): Inzwischen habe ich in der engl. Wikipedia nachlesen können, dass das "fake alien invasion"-Ende keine neue Idee von Moore war! Hier hat er also wohl wieder zitiert und ausgefleischt, wie er es oft tut. Sein Schreibtalent scheint eben Synthese - und die lyrische/charakterlich-genaue Dimension seiner Texte - zu sein.

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#60 Pirx

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Geschrieben 16 März 2009 - 09:01

[...] P.S.: Interessant war auch die Reaktion des Publikums zum Film (das Kino war so voll wie selten, dabei kosteten die Tickets in Berlin fast 10 EUR). Fast nur gebannte Stille, außer an einer Stelle, an der R. im Gefängnis schreit, "Ich bin nicht mit euch alleine hier drin! Ihr seid mit MIR alleine hier drin!" (O.ä..) Da gab's Gejohle. In der Pause überhörte ich ein Kommentar eines enttäuscht klingenden männlichen Teenagers: "Ich verstehe diesen Film überhaupt nicht!" [...]

Identisches Erlebnis gestern bei uns im Kino :rolleyes: Mit Bangen habe ich die Verfilmung erwartet und bin seeeehr zufrieden. Der Film kommt der graphischen Vorlage sehr nahe. Sowohl erzähltechnisch als auch, was die schauspielerische Besetzung angeht. Auch die Musik - Klasse ;) DIE Comic-Verfilmung für mich.

Bearbeitet von Pirx, 16 März 2009 - 09:02.

Gruß

Pirx
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