Da heuer die "12. Konferenz der Klimawandelkonventionsparteien" in Nairobi (COP12) anläuft, habe ich mir diese vernünftigen Worte zu Herzen genommen, und bemühe mich um Aufklärung bzw. (möglichst informierte) Auseinandersetzung, hier auf dem Board zumindest. Es geht mir um den Titelartikel im aktuellen SPIEGEL (#45, "Wege aus der Treibhausfalle"), Al Gores aktuellen Vortragsfilm Eine unbequeme Wahrheit, den Bericht von Nicholas Stern, der im Beisein von Prime Minister Blair vorgetragen wurde, und von Letzterem kommentiert wurde, das ca. 4 Jahre alte Aufklärungsbuch 2er dt. Journalisten Lexikon der Öko-Irrtümer, und letztendlich Michael Crichtons Stellungnahme in seinem 2 Jahre alten Thriller Welt in Angst (orig. State of Fear).Ich finde es immer wieder faszinierend, wie wenig gerade SF-Fans von dem mitbekommen, wo und wie die Weichen für die ängstlich / hoffnungsvoll erwartete Zukunft im realen Leben gestellt werden.
Immerhin passt ja Letzteres auch thematisch hier ins SF-Netzwerk.
Um mein Fazit (inkl. dem Grund warum ich das Ganze ins Spekulations-Subforum setze) vor weg zu nehmen: Ich halte einige Behauptungen zur globalen Erwärmung für wissenschaftlich unbeweisbar und gelinde gesagt übertrieben. Hier wird aus einem sehr wichtigen globalen Ablauf vieler nicht zu unterschätzender Einzel-Effekte eine politische Agenda geschmiedet. Über die wissenschaftliche Auseinandersetzung hinaus, sollte m.E. untersucht werden was die politische Motivation der Leute ist, die den "Fakt" der menschlichen Verursachung der Erwärmung "drücken" und dessen wissenschaftliche Fundierung finanzieren! Am liebsten würde ich der Kanzlerin zu rufen, dass sie bei ihrer vorsichtigen Herangehensweise bezügl. Konsequenzen erstmal BLEIBEN (und bitte auch ihren SPD-Umweltminister überzeugen) soll.
Gores "warnender" Film
Diesen sah ich vor einigen Tagen und kommentierte ihn in Juepsens "Lounge"-Forum. Was mir besonders auffiel, waren u.a. 2 Aussagen: (i) KEIN Wissenschaftler würde die Tatsache dass die Erderwärmung maßgeblich vom Kohlendioxidzuwachs verursacht wird, in Zweifel ziehen. Und (ii) alle Berechnungen würden zeigen, dass wir in 10, spätestens 15, Jahren umschwenken müssten, sonst würde das Klima derart unwiderruflich umkippen, dass massive Verwüstungen die Folge wären.
Zu (i) fiel mir auf, dass mir das unwahrscheinlich vorkam. Eine wissenschaftliche These wird aufgestellt und mit Daten untermauert, und erregt KEINEN Widerspruch? Unwahrscheinlich. Also bleibt die Frage: WARUM gibt es keinen Widerspruch über eine Theorie, die unbeweisbar ist (außer man wartet eben die 15 Jahre)? Zu (ii) fiel mir nur auf, dass es sehr ähnlich dem klang, was ich Mitte der 80er bei meiner Ankunft in der BRD las und hörte: ICH Umweltflegel u.a. sei verantwortlich für den Niedergang der Welt, und schon unsere Kinder würden sehr darunter leiden müssen. Im Rückblick war das etwas übertrieben, und... die BRD hat sich eben angepasst und Einiges verbessert.
Das in 2002 zuletzt aktualisierte Lexikon klärt auf
Zuhause las ich dann in diesem Sachbuch nach (es steht in meinem "Beste Bücher"-Regal), und merkte, dass Gores Aussagen vielleicht nicht ganz so genau genommen werden müssen. Im Abschnitt "Klima" steht z.B. dass sich die namhaften Wetter-Institute der Welt darüber streiten, was denn nun eigentlich die Welttemperatur ist - dass diese oft Ergebnis von komplexen Formeln (die z.B. den Kühlungseffekt von Hochhäusern auf die Mess-Station schätzen) ist. Ein Institut kam immer wieder vor, d. Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC); diese Gruppe wird von Politikern bezahlt dafür, Empfehlungen ab zu geben über Klimawandel, schon seit einigen Jahren. Auch bei der aktuellen COP12 sind sie ganz vorne mit dabei. Und Gore hat recht: Erstaunlicherweise sind ALLE Wissenschaftler, die dem IPCC zu arbeiten, der Meinung die Erderwärmung sei von steigendem CO2 verursacht, und würde demnächst umkippen. Nicholas Stern, Ex-Chefökonom der Weltbank (einer politisch nicht völlig neutralen Institution), präsentiert im Wesentlichen die IPCC-Sicht des Weltklimas.
U.a. widerspricht das Lexikon Gores (i)-Aussage, inkl. nachschlagbaren Referenzen - ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das in 4 Jahren so sehr geändert haben soll.
Der SPIEGEL wäscht und wischt, aber beantwortet nicht...
... die Frage, die er, etwas reißerisch, auf dem Titel stellt: "Wie gefährlich ist die globale Erwärmung wirklich?" Immerhin präsentieren die Journalisten diverse Sichten (u.a. auch Crichtons Aufklärungsversuch), aber gleich auf der 2. Seite des Artikel ist wieder die Hockeyschlägerkurve der "Welttemperatur" zu sehen, die anscheinend aktuell und massiv in Zukunft nach oben ausschlägt. Gegen Ende werden nur noch mögliche Maßnahmen besprochen, die "vernünftig" seien, die aber im Wesentlichen Gores Empfehlungen entsprechen. Darunter auch der immer öfter praktizierte Aufforstungsausgleich für CO2-Sünden - den der SPIEGEL selbst in der vorherigen Ausgabe noch ad absurdum führte, als ein dt. Forstexperte zitiert wurde, der meinte, ein normaler Baum, neu gepflanzt, würde erst im Schnitt nach 60 (!) Jahren mehr CO2 "speichern" als er wieder freigibt. Für die auch vom SPIEGEL nicht wiedersprochene Spanne von maximal 15 Jahren eher zu spät...
Crichtons Stellungnahme und seine Herausforderung
Ich habe das genannte Buch noch nicht gelesen, und es mag sein, dass das bereits bekannte Plotkonstrukt (Ökoterroristen, die eine Flut auslösen wollen, um umweltschonenderes Verhalten zu erzwingen) etwas extrem ist. Aber am Ende des Buches steht eine Stellungnahme von ihm und ein bemerkenswertes Essay über die "Gefahren politisierter Wissenschaft". In der Stellungnahme schreibt er u.a. "ich bin mir sicher es gibt zuviel Selbstsicherheit in der Welt", und stellt auch eine konkrete Herausforderung an die Klima-Experten: Wenn wir euren Modellen glauben sollen, und Milliarden Dollar deswegen investieren sollen, sagt bitte 10 Jahre lang erfolgreich die Welttemperatur voraus! Im Essay beschreibt er wie es schon andere politische Überzeugungen im wissenschaftlichen Gewand gab, die sehr viel Schaden angerichtet haben (was immer auch abertausende Menschenleben kostete) anstatt positiv zu wirken, und dann schnell unter den Teppich gekehrt wurden.
Ich behaupte bei all dem nicht, dass es nichts zu tun gibt. Aber sobald Steuern klettern, bestimmte Menschen massiv ausgegrenzt werden, oder in die Entwicklung ärmerer Menschen eingegriffen wird (o.ä.) ALS FOLGE einer solchen "weltweiten" Initiative, finde ich sollte man hellhörig werden und Fragen stellen dürfen bzw. dagegen einschreiten, wenn es soweit ist. Und letztendlich aktuell auch Zweifel haben dürfen.
Ich behaupte also, die Aussage im Titel dieses Threads ist spekulativ, und wahrscheinlich falsch! Wie seht ihr das?
P.S.: Einen Baum pflanzen will ich auch noch irgendwann, aber eher weil das eines der 3 Ziele eines jeden dt. Mannes ist.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 08 November 2006 - 00:56.