"Es geht hier um die Besteuerungsrechte bei den Gaspipelines und um das größte Kohlebecken der Welt (Donezk/Luhansk.)" Das ist mit Verlaub gesagt Unsinn. Die Durchleitungskosten für Gas hatten Deutschland und Russland schon durch die Northstream-Pipelines in trauter Gemeinsamkeit umgangen und die Region Donezk ist ein extrem herunter gewirtschafteter Industriestandort, den eigentlich keiner (werder die Ukraine noch Russland) wirklich haben will. Daher auch die dortige Unzufriedenheit und die Abspaltungs- bzw. Selbstständigkeitbestrebungen. Die Kohle ist tw. von schlechter Qualität (bitumenhaltig) und liegt sehr tief in dünnen Flözen, die Förderungsbedingungen sind katastrophal (Wikipedia): "Aufgrund der geringen Investitionen und aufgeschobener Wartungsarbeiten gelten die Bergwerke des Donbas als extrem gefährlich. Die Vernachlässigung setzte dabei schon in sowjetischer Zeit ein, weil Pläne bestanden, den Bergbau mittelfristig in leichter erreichbare Lagerstätten im Osten Russlands zu verlagern. Allein in den Jahren 1991 bis 2000 kamen 3458 Bergleute bei Grubenunglücken ums Leben."
Alles, was Du sagst, unterschreibe ich komplett. Es geht aber nicht um die Besteuerung durch den deutschen Staat, sondern um die drohende Zoll- und Steuererhebung durch die derzeitige Regierung der Ukraine, die durch die fehlenden Transitbesteuerung (ausgehandelt durch einen der Vorgänger, lass es Irgendjemanden zwischen Kutschma und Janukowitsch gewesen sein). Die russische Pipeline läuft durch (mehr oder weniger legal erworbenes/abgepresstes) russisches Territorium - zu dem auf beiden Seiten ukrainisches Territorium liegt.
Stellen wir uns mal vor: die Pipeline würde durch ukrainisches Territorium laufen: Putin hätte mit seinem Hannoveraner Arschkriecher keine solch günstigen Bedingungen aushandeln können, zu denen das russische Erdgas nun mal geliefert wurde. Wir haben ja alle davon profitiert - auch Du, auch ich. Ich spreche von den Zeiten, als "NordStream 1" ein Wunschtraum und "Druschba" gerade in den ersten Baukilometern war.
Diese vertragliche Bindung zwischen der Ukraine und Russland wurde aufgekündigt, die illegal abgepressten Teile zurückgefordert - auch das gehört zur Wahrheit. Die Krim wurde wegen ihrer wirtschaftsstrategischen Lage besetzt; Stichwort Schwarzmeerhäfen. Die russische Regierung hätte Transitzölle zahlen müssen. Jedes Land hat das Recht, Zölle und Steuern zu erheben. Für den Endverbraucher wäre es halt teuer geworden ... und der Endverbrauchen wären u. a. wir gewesen.
Und mit der Kohle aus dem Donezkbecken hast Du recht: auf dem Weltmarkt wurde diese Kohle auch nicht verkauft, da nicht verlangt. Diese Kohle ist nicht marktfähig, war sie noch nie. Sie wird vor allem dort verbrannt, wo keine Alternative existiert: im ländlichen, eher abgehängten Teil Russlands und seiner Satellitenstaaten.
Und siehe: dieser Krieg hat auch seine wirtschaftliche Komponente.