Beim Lesen mancher WHAT-IF-Story hätte mich, wenn ich für den Wettbewerb eine auf das Thema zugeschnittene Geschichte geschrieben hätte und diese dann abgelehnt worden wäre, sicherlich die kalte Wut gepackt. Ganz böse Leute könnten sich sogar dazu hinreißen lassen, zu überlegen, wie schlecht die abgelehnten Geschichten erst geraten sein müssen, wenn diese ausgewählten Stories tatsächlich die Creme der eingereichten Beiträge darstellt.
Als ich sah, dass meine Geschichte zu den 330 abgelehnten gehört, war ich enttäuscht, dachte aber, das sei die Quittung dafür, dass ich erst kurz vor Einsendeschluss fertig geworden bin und keine Zeit zur Überarbeitung hatte. Ich habe sehr lange an ihr gearbeitet (4 Wochen intensiv plus einige Wochen Vorüberlegungen und Skizzen). Danach hätte ich sie nochmal einen Monat liegen lassen und mir dann noch mal vornehmen müssen - dann hätte ich die Schwachstellen bemerkt (und davon gibt es einige).
Ich hab die Ablehnung also seufzend akzeptiert und mich gespannt ans Lesen der Top 10 Storys gemacht. Und das war schon hart, da ich bei einigen dachte: Nö, das kann nicht sein, das können die nicht ernsthaft meiner Story vorgezogen haben! Hier spielt sicher die verletzte Eitelkeit eine große Rolle, und ich bin wohl kaum der richtige, um meinen Beitrag objektiv zu bewerten, aber was es da teilweise an stilistischen und sogar orthographischen Katastrophen (Unterhaltungskubus), an tausendmal so ähnlich gehörten Ideen gab, hat mich schon sehr verwundert. Und mir den Glauben daran genommen, dass ich mit einer Überarbeitung vielleicht doch Chancen gehabt hätte, denn offensichtlich spielte das keine Rolle.
Ich war mal Gastredakteur bei einer kleinen Literaturzeitschrift und musste mehr als 100 eingereichte Kurzgeschichten durchlesen und bewerten, und diese Erfahrung hilft mir, der Jury nicht allzu sauer zu sein. Man kann einfach nicht jeder die selbe Aufmerksamkeit widmen. Irgendwann ist man einfach voll und überfliegt nur noch. Oder man sucht sich aus den ersten 20, die man gelesen hat, die beste aus und lässt den Rest unter den Tisch fallen. Wie es bei 340 bis zu 50.000 Zeichen langen Geschichten möglich sein soll, zwischen dem 31.10. und Mitte November eine Entscheidung zu treffen, kann ich mir nicht vorstellen. Wütend bin ich nicht.
Allerdings ärgere ich mich, dass ich in meinem Weblog (
schnipselfriedhof.de) geschrieben habe, dass ich nicht in die Endrunde gekommen bin und gleichzeitig die Besucher aufgefordert habe, die Beiträge auf Telepolis zu lesen. Was sollen die jetzt von mir denken?
Einige Geschichten haben mir übrigens gefallen, zum Beispiel "Herr im eigenen Haus", "Aus der Reihe" und "Infogeddon" - ja, auch an diesen Geschichte habe ich Kritikpunkte, aber die findet man immer - und nicht zu knapp auch an meiner Geschichte, wenn man sie denn lesen könnte ;-)
PS: Mist. Ich hatte die 10.000 Euro schon fest für die Entwicklung einer Weltvernichtungsmaschine verplant. Das Projekt wird sich nun leider noch etwas verzögern. Sorry. :-(
Bearbeitet von Volker, 03 Dezember 2006 - 17:37.