So. Mein Nova ist auch da und bereits an jemanden verliehen, der wohl vergessen hat, das Abo zu verlängern ...
Titelbild gefällt mir vor allem farblich. Am Handwerk lässt sich da nicht meckern. Geschmacklich passen mir eh die wenigsten SF-Cover in den Kram, aber viele andere werden sicher ihre Freude daran haben. Das Papier ist gut, aber der Deckel wölbt sich ganz gerne steil nach oben. Bundsteg ist reichlich vorhanden, aber vorne und hinten wird es wegen des Novaformats etwas eng. Es lässt sich einfach schwer so weit nach außen knicken und in der Mitte fließt alles zusammen. Ich bin aber auch eine bibliophile Meckerlise. Dafür passen auch mehr Geschichten ins Buch.
Insgesamt gefällt mir der Layoutwechsel (auch innen) gut.
Ãœbrigens kommt mir manchmal der verdacht, dass ich kein typischer SF-Leser bin ...
Nadeln und Fäden - Jakob Schmidt:
Die Illustration zu dieser Geschichte ist sehr gut, auch kann man dem Autor nicht vorwerfen, dass er nicht schreiben könnte oder ideenlos wäre, aber ich habe meine Schwierigkeiten mit der Geschichte. Sie ist mir fast schon zu über-ästethisch in ihrer Beschreibung und im Erleben des Windes. Der Ich-Erzähler schafft für mich Distanz zum Protagonisten, den ich in seinen Allergien sehr gut charakterisiert empfinde (Die Sache mit dem Kollegen ist einfach herrlich!).
Die Sinneseindrücke des Protagonisten sind ätherisch, mystisch, teilweise esoterisch, kommen aber nicht an mich heran. Gleichzeitig frage ich mich, was mir erzählt werden soll. Die leichte Handlung scheint nur dazu zu dienen, die Ideen zusammen zu halten und vorzustellen.
Eine Geschichte wie ein Kunsthappening: Abstrakt, fremd und unzugänglich. Kann ich mir sehr gut als Videoclip mit surrealen Bildern und Musik vorstellen.
Außerdem:
Ich mag physikalische Begriffe. Ich stelle sie mir manchmal wie ein kleines, niedliches Plüschtier vor.
Eins ist süß.
Drei sind es auch noch.
Ab zehn bekomme ich klaustrophobische Anfälle und verliere den Überblick.
Bin gespannt auf die anderen Lesermeinungen. Die Zielgruppe bin ich hierfür eindeutig nicht, aber wie man sieht beschäftigt die Geschichte mich doch.
Ich träume - Ralf P. Krämer:
Jooo ... verträumte Lyrik. Wer's mag ...
Im Labyrinth der Neonrose - Frank Hebben:
Hm. Ich fand den Vorgänger "Memories" besser und im Einstieg mitreißender. Solide und lesenswert, wenn man das Prequel dazu kennt.
Wie Terrorismus entsteht - Ronald M. Hahn:
Herrlich! genau so habe ich mir die Nova-Redaktion immer vorgestellt!
Kafkas Schloss - Holger Eckhardt:
Lese ich nicht. Hatte bislang noch an keiner Geschichte aus seiner Feder Spaß.
Testudo - AD:
Fast eine Kurzversion der ersten Geschichte. Unbekannter Planet, Geheimnis ... Verwirrung.
Für die Kürze des Textes wird man als Leser mit Informationen und seltsamen Namen bombardiert, die nicht einmal annähernd aufgeklärt werden. Lust weiterzulesen? Nein. Dazu gefällt mir der Prolog vor allem stilistisch nicht.
Der Fokus springt unberechenbar hin- und her. Erst nüchtern eine Geschichtesstunde, in der gemischte Relevanzen aufgezählt werden (Die Anti-Grav-Sache wirkt neben dem Lichtantrieb etwas deplaziert), physikalisch und logisch stehen die Theorien für mich auf wackeligen Beinen. Dann wird rangezoomt, die Sätze zum Stakkato, Zoom weg, Zoom hin, Zoom weg, mysthisches Geheimnis.
Die Alliterationen sitzen schlecht. Ich habe den Text laut gelesen und bin oft hängen geblieben. Er klingt nicht gut. An der sprachlichen Harmonie und am Lesefluss wird der Autor bei der Fortsetzung des Prologs noch sehr viel arbeiten müssen.
Der Lazarus-Mann - Scot W. Stevenson:
Sehr gut. In wenigen Sätzen werden Bilder und Stimmungen aufgebaut ohne zu viel oder zu wenig. Neben dem professionellen Stil glänzt der Autor durch die innovative und melancholische Geschichte. Genau richtig die Länge.
Ein Abend im City-Café, die Gedanken bei Lydia - Aleksandar Ziljak:
Das ist eindeutig eine Geschichte für Männer
Hätte für mich ein wenig kürzer sein können, etwas weniger schwärmerisch, aber eine runde Sache und eine amüsante Idee. Was man in Zukunft so alles mit Nanokram anstellen kann ...
Kontakt - Kirsten Küppers & Maximilian Vogel:
Definitiv verschenktes Potential. Es hätte mich sehr gefreut, mehr über die Lebensform zu wissen, mit ihr Abenteuer zu erleben, die biotechnologischen Lösungen in anderen Situationen zu betrachten ... leider bricht die Geschichte schnell ab und obwohl dem Leser längst klar ist, worum es geht, wird noch eine Figur eingeführt und die Auflösung nimmt ein ganzes Drittel der Geschichte ein. Vielleicht wann anders mal mehr von den Arachniden? Apropos: Die Illustration verrät schon fast alles.
Bergers Bericht - Christian Weis:
Wieder ein Highlight. Ich mag Thriller und ich mag sie besonders, wenn sie mal auf deutschem Boden stattfinden und man mehr Bezug zum Geschehen hat. Sehr schön gleich am Anfang die realistische Actionsequenz und ein glaubhafter Protagonist. Auch die Nebenrollen gut besetzt.
Am Schluss möchte man rufen: "Das kann doch nicht so enden!", aber im wirklichen Leben endet es nunmal so ...
Das Festival - Alfred Bekker:
Oje. Ich habe vier Seiten gelesen und noch immer nicht verstanden, wohin die Geschichte laufen könnte. Dazu fielen die Begriffe "Standardeinheit" (so lang wie ein wasweißichwas-Tag), "Föderation" und irgendwas mit Planeten weitweitweg ... für die Hardcore-SF-Fans. Ich bin ja nie über Star Wars hinaus gekommen.
Das perfekte Paar - Olaf Kemmler:
Kann man irgendwie wenig drüber sagen. Nett halt. Nicht schlecht, nicht superspannend. Eine Geschichte für zwischendurch.
Dazu habe ich noch das interessante Interview mit Charles Stross gelesen. Rundet das Heft gut ab.
Fazit: Ok. Bedient einen anderen Geschmack als meinen.
Mein Favorit ist Nova 10. Da ich schon zwei Geschichten für die 12 kenne, freue ich mich riesig auf das nächste Heft. Laut Vorschau Frühjahr 2007 ...? Dann drücke ich mal die Daumen, Jungs.
Bearbeitet von Nadine, 09 Mai 2008 - 06:48.