Geschrieben 14 Juli 2008 - 13:51
Viel zu spät hab' ich's jetzt auch mal hierher geschafft, und dass, nachdem meine Lektüre des Romans schon etwas zurückliegt.Der Grundeindruck ist positiv. Ich bin nicht der Meinung, dass der Roman einem simplen Gut-Böse-Klischee folgt. Es gibt hier zwar durchaus "Böses", aber ich finde, es wird konzpetionell interessant gefasst: "Böse" ist es hier, zum Element einer menschenfeindlichen Umwelt zu werden. Insofern ist der Vater auch immer wieder "Böse", indem er anderen Menschen Kommunikation und Hilfe verweigert und sich auf die allgemeine Feindseligkeit einlässt. Die kannibalischen Plünderer sind in vielerlei Hinsicht nur die Steigerung davon. Der Wunsch, den eigenen Nachwuchs zu schützen, wird insofern meiner Meinung nach nicht als ungebrochen gut und edel dargestellt, sondern potentiell als Form von Tribalismus.Natürlich sind Vater und Sohn irgendwie gut, indem sie versuchen, sich Menschlichkeit zu bewahren. Aber das ist erst einmal schlicht und einfach das Thema des Romans: wie viel Menschlichkeit kann man sich unter menschenfeindlichen Bedingungen bewahren? Wenn der Vater nicht "gut" wäre, in dem Sinne, dass er genau das versucht, wäre der Roman wahrscheinlich nicht besonders interessant.Ein bisschen störend und unglaubwürdig fand ich auch die extreme Anteilnahme des Sohns. Ich würde mir ein Kind, das nach der Apokalypse aufgewachsen ist, sehr viel "asozialer" vorstellen. Aber das ist dann wohl die optimistische Kernannahme des Buchs: dass die Menschen zumindest potentiell erst einmal gut undanteilnehmend sind und ihnen das erst durch die abscheulichen Zustände um sie herum ausgetrieben wird.Auf jeden Fall denke ich, dass die Kritik am Gut/Böse-Schema hier ein bisschen zu kurz greift. Meistens geht es dabei ja darum, festzustellen, dass die Welt in Wirklichkeit viel komplexer ist und sich nicht auf Gut und Böse reduzieren lässt. Das stimmt zwar, aber ich finde, Romane haben nicht unbedingt die Aufgabe, die Welt richtig abzubilden (auch wenn uns das die Vertreter des Realismus und Naturalismus bis heute einreden wollen). Es ist durchaus auch legitim, abstrakte Konzepte anhand von Figuren zu verhandeln und sich so z.B. mit der Frage auszeinanderzusetzen, was Begriffe wie Gut und Böse beinhalten können. Schließlich wissen wir, wenn wir Star Wars gucken, ja auch alle, dass es da nicht um die "wirkliche" Welt geht, und das gleiche gilt für "The Road". Niemand wird durch die Lektüre zu der Vorstellung bekehrt werden, es gäbe prinzipiell gute oder böse Menschen. Sehr wohl kann das Buch aber dazu Anlass geben, sich zu überlegen, welche Verhaltensweisen man unter welchen Bedingungen und aus welchen Gründen als gut oder böse einstufen würde.
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large." R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in
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