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Philip K. Dick: Irrgarten des Todes


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17 Antworten in diesem Thema

#1 Morn

Morn

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Geschrieben 15 Juli 2007 - 13:13

Wir lesen Irrgarten des Todes (A Maze of Death). Viel Spass beim Lesen, Posten und Diskutieren!

Gruss,
Morn

#2 heschu

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Geschrieben 15 Juli 2007 - 13:48

Ich beginne mal.
Dicks Schreibweise gefällt mir immer und deshalb bin ich sehr nachsichtig mit ihm. Aber der Anfang hat mich schon irritiert.
Es geht in dem Buch um Ben Tallchief, der sich auf seiner Arbeitsstelle langweilt. Weil er auf seinen Wunsch schließlich umgesetzt wird, will er ein Dankesgebet abschicken. Damit nicht genug, liest er auch noch in einem Buch, das der kommunistische Theologe A. J. Specktowsky geschrieben hat und sinnt über die Existenz des Schöpfers und seines Gegenspielers, des Formenzerstörers nach.
Ich hoffe nur, dass Irrgarten des Todes kein Roman ist, in dem dauernd theologische Fragen abgehandelt werden. Davon stand in der Beschreibung nämlich nichts.

Carpe diem!

  • (Buch) gerade am lesen:Alles, was mich interessiert ...

#3 Lemmy

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Geschrieben 15 Juli 2007 - 14:24

Kapitel 1 Ben TallchiefGebete scheinen einen etwas andren Charakter bekommen zu haben. Was früher mal demütige Fürbitte war, ist heute eher ne knallharte Forderung mit optionalem Weg durch mehrere Instanzen.Vor ein paar Wochen hab ich Lucius Shepards " Handbuch amerikanischer Gebete" gelesen: Gebete dienten hier zur Erfüllung profaner Wünsche. Die Bedienung einer Frittenbude betete für den Mann ihrer Träume im Bett, ein Einzelhändler wünschte sich höhere Umsatzzahlen etc, etc.Tallchief scheint ne ähnliche Einstellung zu Gebeten/ Religion zu haben: Existenzielle Probleme scheints nicht zu geben, also wünscht er sich nen interessanteren Job."Der Herr der Ringe" scheint als okkultes Orakel zu fungieren.

#4 Lemmy

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Geschrieben 15 Juli 2007 - 14:31

Ich hoffe nur, dass Irrgarten des Todes kein Roman ist, in dem dauernd theologische Fragen abgehandelt werden. Davon stand in der Beschreibung nämlich nichts.

Wieso ?? Bei theologischen Fragen gehts doch im Grunde um grundlegende Fragen der menschlichen Existenz. Wenn Dick dieses Thema in "maze of death" weiter verfolgt, kanns eigentlich nur äußerst spannend werden.

#5 Holger

Holger

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Geschrieben 16 Juli 2007 - 09:57

Kann nach den ersten 30 Seiten noch laum etwas sagen. Religion scheint nicht mehr transzendet zu sein, sondern hat sich in die gesellschaftliche Struktur integriert. Ich denke, es bedarf noch einiger Seiten mehr, um dieses Szenario zu begreifen.Hab übrigens schon lange keine Orangenmarmelade mehr gegessen ... ;)
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#6 heschu

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Geschrieben 16 Juli 2007 - 19:05

Wer weiß, wie lange Morley seine Marmelade noch genießen kann. Ich verrate einfach mal, auf Seite 68 gibt es den ersten Toten. Das Erscheinen des Erdenwanderers finde ich auch sehr mysteriös. Kann ich nicht einordnen. Wo kommt er auf einmal her?Die Szenerie wird immer unwirklicher. P. K. Dick läßt die Leute mit Einwegkapseln auf einen nicht registrierten Planeten landen. Sie können also nicht mehr weg. Dann sind da merkwürdige Käfer und das graue Haus, von dem geredet wird, was aber keiner richtig zu Gesicht bekommt. Alles ist ein wenig vage und schürt die Spannung.

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#7 Lemmy

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Geschrieben 19 Juli 2007 - 14:08

Kann nach den ersten 30 Seiten noch laum etwas sagen. Religion scheint nicht mehr transzendet zu sein, sondern hat sich in die gesellschaftliche Struktur integriert. Ich denke, es bedarf noch einiger Seiten mehr, um dieses Szenario zu begreifen. Hab übrigens schon lange keine Orangenmarmelade mehr gegessen ... :)

So gehts mir auch, Orangenmarmelade ( bitter, mit Schale & Whisky ) hab ich zwar gestern zu mir genommen, mit dem Szenario hab ich aber auch meine Schwierigkeiten: Gebete scheinen dann in Erfüllung zu gehen, wenn sie wirkungsvoll formuliert ( wie im "Handbuch amerikanischer Gebete") oder elektrisch verstärkt werden ( angepasst an unsere technisierte Gesellschaft ???). Obwohl jeder - ausser Babble - an die Wirkung von Gebeten und die von Specktowsky definierten Wesenheiten zu glauben scheint, hat sich wohl eine religiös-fundamentalistische Gesellschaft herausgebildet, die Glauben zum Zwang gemacht hat. "Glauben" kann man eine Religion, die eine Gültigkeit wie Naturwissenschaften besitzt, wohl kaum nennen. Mittlerweile hab ich das Gefühl, als befänden sich die Personen auf Delmak in einem Videospiel.

#8 Holger

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Geschrieben 19 Juli 2007 - 15:28

Mittlerweile hab ich das Gefühl, als befänden sich die Personen auf Delmak in einem Videospiel.

Gute Assoziation. Hat ja tatsächlich etwas von "Lost". Ich hoffe, es spricht nicht gegen mich, aber ich finde die Story bis einschl. S. 60 ein wenig fade. So fade zumindest, dass ich zwischendurch zwei ???-Bücher eingeschoben habe, um mich ein wenig zu unterhalten. (Jaja, die Jugend von heute ...) Ganz interessant wird es nun aber doch mit der (absichtlich?) unterbrochenen Tonband(!!)-Sendung. Mal schauen, was es mit dem geheimnisvollen Gebäude auf sich hat ... Ich hoffe, dass Dick nun die einzelnen Figuren ein wenig interessanter macht. Der hypochondrische Arzt ist schon mal ein guter Anfang. Viel Spaß beim Lesen Holger
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#9 heschu

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Geschrieben 25 Juli 2007 - 16:33

Videospiel, Lost. Genau. So denke ich auch. Jetzt bin ich bei den kleinen Quadern angelangt, die dressiert werden können. Zuerst heißt es, sie sind lebendig und später schießt eines dieser Dinger sogar auf eine Frau. Als es auseinander gebaut wird, findet man Drähte und elekt. Bauteile, die von der Erde stammen. Das ist verwirrend. Aber P.K. Dick hat sicher eine interessante Auflösung parat, die ich mir im Moment bloß noch nicht vorstellen kann. Ach, ja, es stimmt. Der Hypochonder ist wirklich nicht schlecht beschrieben.

Bearbeitet von heschu, 26 Juli 2007 - 04:51.

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#10 Holger

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Geschrieben 25 Juli 2007 - 19:57

Vielleicht liegts ja an mir, aber bis zu der erwähnten Stelle (Beschuss von Mary durch den Quader) krankt die Story in meinen Augen daran, dass mir die Charaktere alle egal sind. Mit Tallchiefs frühem Tod stirbt zudem ein Protagonist, den ich mir als "Hauptrolle" gut hätte vorstellen können.Die sich anschließende Expedition bringt nun endlich ein wenig Aktivität, die über grübeln, wundern und diskutieren hinausgeht. Man hat tatsächlich die ganze Zeit das Gefühl eine laaange Kurzgeschichte zu lesen, die zwangsläufig auf einen hoffentlich originellen Höhepunkt zusteuert ...
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#11 heschu

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Geschrieben 28 Juli 2007 - 14:14

Tallchief als Hauptprotagonist? Weil der Roman mit seiner Person beginnt? Automatisch denkt man ja, es geht um ihn. Fast jeder der Charaktere hat übrigens einen Knacks weg. Vielleicht sind sie dir deshalb egal? Später sehen sie übrigens in dem grauen Gebäude nur das, was sie sehen wollen. Da dachte ich, entweder werden sie von jemandem beeinflusst oder sie befinden sich in einer Traumwelt. Ich habe nun bis zum Schluss gelesen und finde das Ende überraschend und deprimierend. Unklar ist mir noch, wieso Morley dann spurlos verschwinden kann, geleitet vom Mittler, der bloß eine Erfindung ist.

Bearbeitet von heschu, 28 Juli 2007 - 14:16.

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#12 Lemmy

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Geschrieben 28 Juli 2007 - 17:16

Ich habe nun bis zum Schluss gelesen und finde das Ende überraschend und deprimierend.

Ich auch. Die Erklärung ist auch schlüssig und nachvollziehbar. Allerdings steht das ganze theologische Beiwerk ist keinerlei Zusammenhang mit der Auflösung, oder hab ich da was verpennt? Die Protagonisten konnten mich nicht wirklich überzeugen, PKD hat lebendigere, tragischere, überzeugendere erschaffen. Ich denke da u.a. an Joe Chip und Ragle Gumm. Letztere sind mir auch nach längerer Zeit noch in Erinnerung.

#13 heschu

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Geschrieben 28 Juli 2007 - 18:37

Den Roman habe ich ganz gern gelesen. Nur eben das Ende hat mir zu schaffen gemacht, die Ausweglosigkeit der Leute, die sich gegenseitig auf den Wecker gehen, bis sie sich schließlich hassen. Dick hat das recht ordentlich umgesetzt, wie ich finde. Und die Religion um Specktowsky wurde vom T.E.N.C.H. 889 B zusammengebastelt, weil Morley, Tallchief und die anderen eine brauchten. Sie wollten in ihrer Situation an etwas glauben! Das Buch enthält auch ein interessantes Nachwort von Uwe Anton, der den Roman im Zusammenhang mit den einzelnen Schaffensperioden des Autors interpretiert.

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#14 Lemmy

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Geschrieben 29 Juli 2007 - 15:00

Und die Religion um Specktowsky wurde vom T.E.N.C.H. 889 B zusammengebastelt, weil Morley, Tallchief und die anderen eine brauchten. Sie wollten in ihrer Situation an etwas glauben! Das Buch enthält auch ein interessantes Nachwort von Uwe Anton, der den Roman im Zusammenhang mit den einzelnen Schaffensperioden des Autors interpretiert.

Im "Normalfall" befindet sich die komplette Besatzung in einer Simulation, ihnen ist die Ausweglosigkeit ihrer Situation nicht bewusst. Religion mit trotzspendenden Funktion, die in der Realität aber nicht "funktioniert", wird in der Simulation nicht benötigt. In der realen Situation scheinen Religion und damit sich erfüllende Gebete nicht zu " funktionieren", dann wäre die Situation ja auch nicht ausweglos. Habe die neue Heyne Ausgabe gelesen, da hat man ein erklärendes Nachwort weggelassen.

#15 heschu

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Geschrieben 29 Juli 2007 - 19:37

Ich sehe gerade, mein Buch ist von 1987. Eine Sonderausgabe. Schade, dass dieses Nachwort in deiner Ausgabe nicht drin ist. Es ist wirklich lesenswert.Die Idee zur Simulation wurde ja vorher von den Besatzungsmitgliedern selbst ausgedacht (als sie in ihrer hoffnungslosen Lage waren). Der Computer suchte sich auf ihre Anregung die Daten von verschiedenen irdischen Religionen zusammen und schuf für die Simulation eine speziell darauf zugeschnittene Glaubensrichtung. Dann erst tauchten sie in ihrer Simulation ein. So habe ich es verstanden. Dass die Gebete nicht funktioniert haben, lag vielleicht an einer unvollkommenen gemeinschaftlichen Illusion?

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#16 yiyippeeyippeeyay

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    Interstellargestein

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Geschrieben 21 August 2007 - 16:07

Hallo, nach langem Auslandsaufenthalt hab ich geschafft meine Kopie NICHT zu bekommen und muss jetzt von vorne bestellen. :( Wie lange läuft dieser Zirkel noch - bis Mitte September, oder?

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#17 Holger

Holger

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Geschrieben 22 August 2007 - 09:00

Unbegrenzt. Du kannst Deine Gedanken jederzeit äußern.Ich habe das "Büchlein" allerdings so schnell weggelesen, dass es kaum hängen blieb. Aber mal sehen, wie Deine Eindrücke sind.
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#18 deval

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    Skeptiker

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Geschrieben 30 September 2007 - 15:44

Ich habe das "Büchlein" allerdings so schnell weggelesen, dass es kaum hängen blieb. Aber mal sehen, wie Deine Eindrücke sind.

Das passiert mir interessanteweise bei fast allen Büchern von Dick. Egal ob mir das Buch gefällt (Ubik) oder nicht (Warte auf das letzte Jahr), aber die Schinken kann man wunderbar weglesen - egal wie dick sie sind. Irgendetwas müssen sie also doch haben das mich anspricht.

"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

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