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Backup


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49 Antworten in diesem Thema

#1 Holger

Holger

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Geschrieben 14 September 2007 - 08:46

Neu in den Regalen:

Eingefügtes Bild

Da Klappentext und Amazon-Kurzbeschreibung etwas spärlich ausfallen hier ein Auszug aus dem Wikipedia-Text zum Roman:

This future history book takes place in the 22nd century, mostly in Walt Disney World. Earth now lives under the "Bitchun Society", in which rejuvenation and body-enhancement have made death obsolete, material goods are no longer scarce, and everyone is granted basic rights that in our present age are mostly considered luxuries. This abundance has brought about the end of labor and money, and the only thing that makes one person worth more than anyone else is "Whuffie ", a constantly updated rating that measures how much esteem and respect other people have for you. This rating system determines who gets the few scarce items, like the best housing, a table in a crowded restaurant, or a good place in a queue for a theme park attraction.The narrator of the book, Jules, has fulfilled his childhood dream of living at Disney World, which, since corporations no longer exist, is now run by rival ad-hoc committees, each dedicated to providing the best experience to the park's visitors and competing for the Whuffie the guests offer. Jules has a girlfriend a century younger than himself (but outwardly the same age), and both of them work for the committee that oversees the Magic Kingdom's Liberty Square. When Jules is killed †” a minor annoyance, as he is revived in a new body within a few days with his memories intact †” he discovers that another ad-hoc group with a notoriously aggressive, high-Whuffie leader has taken control of the The Hall of Presidents, and is going to replace its old-fashioned animatronic robots with high-tech, direct-neural imprinting.

Übersetzt wurde der Titel übrigens von unserem geschätzten Board-Mitglied Michael K. Iwoleit.

Bemerkenswert: Das Buch unterschreitet die 300 Seiten Grenze - eine lobenswerte Alternative zu den fast schon obligatorischen 500-Seiten-plus-Schinken der letzten Jahre!

Gestaltung: Sehr schön gemacht und zwischen den Buchdeckeln eng an die Motive des Originals angelehnt.

Creative Commons License: Wer Lust hat, kann den Titel im Original hier kostenlos herunterladen.

Erster Eindruck nach ca. 80 Seiten: Im Gegensatz zu Werken anderer Verfechter transhumanistischer Visionen (Stross, Egan, etc.) lässt sich "Backup" sehr flüssig lesen. Die konsequente Ausarbeitung einer ad-hoc-kratischen Gesellschaft mit einem Woppel-System, das persönliches Ansehen und Wertschätzung als "Zahlungsmittel" verwendet, ist faszinierend. Doctorows Schreibweise (und Iwoleits Übersetzung) gefällt, und zumindest bis zu diesem Seitenstand habe ich den Eindruck ein innovatives und handwerklich gut gemachtes Buch zu lesen.
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#2 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 14 September 2007 - 09:11

Erster Eindruck nach ca. 80 Seiten: Im Gegensatz zu Werken anderer Verfechter transhumanistischer Visionen (Stross, Egan, etc.) lässt sich "Backup" sehr flüssig lesen. Die konsequente Ausarbeitung einer ad-hoc-kratischen Gesellschaft mit einem Woppel-System, das persönliches Ansehen und Wertschätzung als "Zahlungsmittel" verwendet, ist faszinierend. Doctorows Schreibweise (und Iwoleits Übersetzung) gefällt, und zumindest bis zu diesem Seitenstand habe ich den Eindruck ein innovatives und handwerklich gut gemachtes Buch zu lesen.

Ich habe von Doctorow nur im Gedächtnis, dass 1971 in Kanada geboren, mit 17 (also 1988) sein Erstlingswerk abgeliefert hat und ich keine deutschen Übersetzungen bislang in der Datenbank habe nur neun Originalwerke (5 Romane und 3 Kurzgeschichten). Ist das die erste Übersetzung und Veröffentlichung in Deutsch? Gruß Thomas

Bearbeitet von t.sebesta, 14 September 2007 - 09:13.

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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#3 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 14 September 2007 - 09:44

Hmm... wäre das was für mich ?Michael, Holger ?
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#4 Holger

Holger

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Geschrieben 14 September 2007 - 10:51

Ist das die erste Übersetzung und Veröffentlichung in Deutsch?

Meines Wissens ja. Und hoffentlich nicht die letzte!

Hmm... wäre das was für mich ? Michael, Holger ?

Wie geschrieben, erst 80 Seiten sind gelesen (wobei das immerhin etwas mehr als 25 % entspricht). Aber vorsichtig gesagt: Ich denke schon! Zwei Fragen an Michael: Ich habe mich schon immer gefragt, wie zeitaufwändig so eine Übersetzung tatsächlich ist. Magst Du verraten, wie lange Du für Backup brauchtest? Wie kamst Du darauf, "whuffie" mit Woppel zu übersetzen? Als Molekularbiologe muss ich immer an die "wobble base" denken! :)
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#5 Holger

Holger

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Geschrieben 17 September 2007 - 14:17

Tja, schade, dass so recht keine Diskussion aufkommen will. Aber was noch nicht ist ...Ich habe das Buch nun durch und muss sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat. Liest sich "eben mal wech", ist unterhaltsam und gibt doch einige interessante Denkanstöße. Allerdings habe ich auch eine Kritik anzumelden: Doctorow fokusiert sich ausschließlich auf die Beschreibung einer neuen Gesellschaftsform, der Bitchun Society. Bezüglich der heute drängenden Fragen z.B. nach der Entwicklung des Klimas, dem Artensterben und der Ausbeutung und Verschmutzung der Meere bleibt uns "Backup" eine mögliche Perspektive schuldig. Das fand ich schade. Andererseits fühlt sich die Handlung beim Lesen nach Utopie an, weil man (notgedrungen) voraussetzt, dass sich alle Probleme gelöst haben und Mensch nur noch nach seinem Woppel schielen muss. Schön wär's!
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#6 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 17 September 2007 - 18:49

Tja, schade, dass so recht keine Diskussion aufkommen will. Aber was noch nicht ist ... Ich habe das Buch nun durch und muss sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat. Liest sich "eben mal wech", ist unterhaltsam und gibt doch einige interessante Denkanstöße. Allerdings habe ich auch eine Kritik anzumelden: Doctorow fokusiert sich ausschließlich auf die Beschreibung einer neuen Gesellschaftsform, der Bitchun Society. Bezüglich der heute drängenden Fragen z.B. nach der Entwicklung des Klimas, dem Artensterben und der Ausbeutung und Verschmutzung der Meere bleibt uns "Backup" eine mögliche Perspektive schuldig. Das fand ich schade. Andererseits fühlt sich die Handlung beim Lesen nach Utopie an, weil man (notgedrungen) voraussetzt, dass sich alle Probleme gelöst haben und Mensch nur noch nach seinem Woppel schielen muss. Schön wär's!

Na ja vermutlich wäre es dann doch wieder ein 500+ Schinken geworden wenn die Umwelt mit einbezogen worden wäre Aber mich hat dein Beitrag in jedem Falle neugierig gemacht und ich setz es mal auf meine Kaufliste für den nächsten Monat Gruß Jörg

#7 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 19 September 2007 - 15:34

Zwei Fragen an Michael:
Ich habe mich schon immer gefragt, wie zeitaufwändig so eine Übersetzung tatsächlich ist. Magst Du verraten, wie lange Du für Backup brauchtest?

Gewöhnlich kann man einen Text dieser Länge (230 Standard-Manuskriptseiten, nach heutigen Maßstäben
tatsächlich ein ungewöhnlich kurzer Roman) in weniger als einem Monat übersetzen. In diesem Fall dauerte
es deutlich länger. An der Oberfläche sind Corys Bücher sprachlich nicht besonders schwierig, aber er hat
so seine Tücken, insbesondere verwendet er viel Jargonbegriffe aus verschiedenen Subkulturen, für die es
im Deutschen keine Entsprechungen gibt. Da kostet es schon etwas Zeit, solche Anspielungen erstens aufzu-
klären und sich zweitens deutsche Entsprechungen einfallen zu lassen. Ich nutze in letzter Zeit gern die
Möglichkeit, mich mit den Autoren der Originale per Email zu beraten. Das habe ich mit Chris Moriarty und
Sean Williams schon getan, und in diesem Fall habe ich nach der Rohfassung einige Wochen mit Cory und
zwei seiner deutschsprachigen Freunde über Probleme der deutschen Fassung diskutiert. Meine Übersetzung
enthält einige leichte Abweichungen vom Original (die Attraktionen im Disney World sind dem deutschen Leser
kaum bekannt, und daher wurde hier und da ein Halbsatz der Erklärung eingeschoben), die allerdings alle mit
Cory abgesprochen wurden. Ich glaube, im Interesse der Leser.

Ich übersetze gerade Corys zweiten Roman Eastern Standard Tribe. Ich habe nicht mehr viele Einzelheiten
der ersten Übersetzung im Kopf, aber als Beispiel für die Schwierigkeiten hätte ich mal was Hübsches, das
mir neulich untergekommen ist:

Nachdem sich Held und Heldin kennengelernt haben, beginnt das siebte Kapitel von Eastern Standard Tribe
mit der Frage: "Met cute, hah?" Da habe ich erst einmal gegrübelt, bis ich im Internet auf einen Hinweis gestoßen
bin, was sich hinter dieser seltsamen Formulierung verbirgt. Es gibt im Filmjargon den Begriff "meet-cute". Damit
bezeichnet man in romantischen Komödien die bekannte Masche, wenn sich Held und Heldin am Anfang des
Films unter komischen oder kuriosen Umständen kennenlernen und sich erstmal gar nicht leiden können. Einen
entsprechenden deutschen Begriff gibt es meines Wissens nicht, also mußte ich das, was gemeint war, etwas
umschreiben. In der Rohfassung steht jetzt erst einmal : "Na, wäre das nicht ein schöner Anfang für eine
romantische Komödie gewesen?"

Cory Romane stecken voller solcher Anspielungen, und das macht's stellenweise etwas schwierig. Ohne die
Hilfe des Autors wäre man da doch gelegentlich aufgeschmissen. Außerdem versuche ich den komischen, etwas
schrulligen Ton möglichst genau zu treffen, was auch nicht ganz einfach ist. Vieles läßt sich nicht 1:1 im Deutschen
nachbauen, und man muß genau überlegen, welche Abweichungen man in Kauf nimmt.


Wie kamst Du darauf, "whuffie" mit Woppel zu übersetzen?

Das Buch steckt ja voller Anspielungen an Disney und die amerikanische Popkultur, und beim ersten Anlesen
habe ich gegrübelt, ob nicht auch "Whuffie" ein Insider-Begriff sein könnte, der mir nur nicht bekannt ist. Cory
hat das allerdings verneint. Es sollte ein reines Nonsens-Wort sein. Damit nicht auch die deutschen Leser bei
einem Wort mit englischer Schreibweise (Wh...) eine Anspielung vermuten, wo keine ist, haben wir uns darauf
geeinigt, daß wir für die deutsche Ausgabe auch ein deutsch klingendes Nonsens-Wort verwenden. Einer von
Corys Freunden kam auf "Woppel", was wir alle witzig fanden, und so habe ich's dann übernommen.

Gruß
MKI

Bearbeitet von Michael Iwoleit, 19 September 2007 - 20:05.


#8 † Christian Weis

† Christian Weis

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Geschrieben 22 September 2007 - 12:33

Ich habe das Buch nun durch und muss sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat. Liest sich "eben mal wech"

Hab bisher knapp 100 Seiten und kann das bestätigen - eine Antwort auf alle Fragen erwarte ich mir von einem Roman dieser Länge nicht, wobei ja bei 500 oder 800 Seiten auch nicht gesagt ist, ob die Antworten dann zufriedenstellend sind. Liest sich bisher prima!

#9 WeepingElf

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Geschrieben 22 September 2007 - 14:25

Andererseits fühlt sich die Handlung beim Lesen nach Utopie an, weil man (notgedrungen) voraussetzt, dass sich alle Probleme gelöst haben und Mensch nur noch nach seinem Woppel schielen muss. Schön wär's!

Ich habe den Eindruck, dass die meiste heutzutage erscheinende SF die Lösung der aktuellen Zukunftsprobleme mehr oder weniger stillschweigend voraussetzt statt Lösungsansätze aufzuzeigen, was ich bedauerlich finde.

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#10 Holger

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Geschrieben 22 September 2007 - 14:41

Ich habe den Eindruck, dass die meiste heutzutage erscheinende SF die Lösung der aktuellen Zukunftsprobleme mehr oder weniger stillschweigend voraussetzt statt Lösungsansätze aufzuzeigen, was ich bedauerlich finde.

Das ist wohl richtig. Ich finde Christians Einwand aber ganz schlüssig, dass eine Handlung von < 300 Seiten Umfang einfach einen Fokus setzen muss. Wenn ich genauer darüber nachdenke: Es gibt eigentlich nicht sehr viel SF, die konkret Lösungsansätze aufzeigt, oder? Sehr viele neuere Werke zeichnen dagegen ein düsteres, dystopisches Bild. Vieles wird auf die Spitze getrieben, Lösungsansätze bekommt man hingegen wenig präsentiert. Aber das ist alles sehr allgemein und nur ein persönlicher Eindruck ...
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#11 simifilm

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Geschrieben 22 September 2007 - 15:35

Das ist wohl richtig. Ich finde Christians Einwand aber ganz schlüssig, dass eine Handlung von < 300 Seiten Umfang einfach einen Fokus setzen muss. Wenn ich genauer darüber nachdenke: Es gibt eigentlich nicht sehr viel SF, die konkret Lösungsansätze aufzeigt, oder? Sehr viele neuere Werke zeichnen dagegen ein düsteres, dystopisches Bild. Vieles wird auf die Spitze getrieben, Lösungsansätze bekommt man hingegen wenig präsentiert. Aber das ist alles sehr allgemein und nur ein persönlicher Eindruck ...

Das wird nun reichlich OT: In meinen Augen wäre die Frage, zu welchen (aktuellen) Problemen SF überhaupt Lösungsansätze liefern kann und dabei noch interessante SF bleibt. Das ist durchaus ernst und nicht polemisch gemeint: Nehmen wir Klimaerwärmung: Welchen Lösungsansatz man immer auch für richtig haltet, ist CO2-Handel oder ein Nachfolgeprotokoll zu Kyoto interessanter Stoff für einen Roman? Ist da ein vom Meer überflutetes Europa nicht weitaus interessanter, weil es wirklich radikal neue Situationen schafft? Oder nehmen wir die wieder so aktuellen religiös motivierten Konflikte: Was ist interessanter? Langwierige Annäherungen zwischen den Kulturen, das Predigen von Toleranz, alle möglichen Projekte zur Förderung des friedlichen Zusammenlebens, oder dann gleich was Radikales wie ein islamisches Europa oder ein Wiedererstarken der Macht des Vatikans? Radikale Veränderungen sind nun mal meist reizvoller als Hintergrund einer Erzählung, insofern erstaunt es nicht, dass dystopische Szenarien überwiegen.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
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  • • (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!

#12 † Christian Weis

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Geschrieben 22 September 2007 - 15:59

In meinen Augen wäre die Frage, zu welchen (aktuellen) Problemen SF überhaupt Lösungsansätze liefern kann und dabei noch interessante SF bleibt. Das ist durchaus ernst und nicht polemisch gemeint:

Das, verbunden mit Holgers Gedankengang: Eine SF-Story oder ein SF-Roman zeigt, wie z.B. auch ein Gegenwartskrimi, einen Ausschnitt aus einem größeren Ganzen. Wenn dort Lösungsansätze geboten werden: schön. Aber darf bzw. muss man das immer erwarten? Ist es die Aufgabe des Autors? Kann er das nicht auch dem Leser überlassen, indem er die Situation schildert? Wenn ich einen Krimi nehme, der im Jahr 2007 spielt und einen Mordfall in einem bestimmten Milieu behandelt, kann der Autor stärker oder weniger stark auch auf den Milieuhintergrund eingehen, muss es aber nicht zwangsläufig. Vielleicht steht halt eher etwas anderes im Vordergrund, sei es ein Blockieren der Ermittlungen aus einem bestimmten Grund, oder persönliche Probleme des Ermittlers usw. usw. Dient das Milieu nur als reine Staffage, stellt sich die Frage, warum gerade dieses Milieu gewählt wurde. Aber eine Lösung einiger oder gar aller Probleme, die es in diesem Milieu gibt, muss der Autor ja nicht zwangsläufig anbieten, das wäre oftmals eine Herkulesaufgabe. Wenn er aber Ansätze in den Roman einbaut, geht es über den reinen Krimi möglicherweise hinaus und benötigt mehr Raum und somit eine größere Seitenzahl - das alles hat ein Für und ein Wider. Ähnlich sehe ich es in der SF. Zunächst geht es um die Story und die Protagonisten, dann auch um den Hintergrund, in den die Story eingebettet ist. Welche Schwerpunkte der Autor setzt, ist ja zunächst einmal ihm überlassen. Wenn er den Hintergrund stärker beleuchtet, wird es in einer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt sicherlich schwieriger sein, eine interessante, spannende, berührende was-auch-immer Story zu fabrizieren. Wie simifilm sagte: dystopische Szenarien bieten einfach mehr Ansatz- und Reibungspunkte für eine packende Story.

#13 WeepingElf

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Geschrieben 22 September 2007 - 18:41

Ähnlich sehe ich es in der SF. Zunächst geht es um die Story und die Protagonisten, dann auch um den Hintergrund, in den die Story eingebettet ist. Welche Schwerpunkte der Autor setzt, ist ja zunächst einmal ihm überlassen. Wenn er den Hintergrund stärker beleuchtet, wird es in einer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt sicherlich schwieriger sein, eine interessante, spannende, berührende was-auch-immer Story zu fabrizieren. Wie simifilm sagte: dystopische Szenarien bieten einfach mehr Ansatz- und Reibungspunkte für eine packende Story.

Es geht mir dabei gar nicht um eine Friede-Freude-Eierkuchen-Welt! Das hieße ja gerade die Lösung der Zukunftsprobleme vorauszusetzen statt Lösungswege aufzuzeigen. Das hieße, Ecotopia zu kopieren, welches eines der unlesbarsten Bücher ist, die ich bisher zu lesen versucht habe. Die Durchsetzung eines zukunftsfähigen Entwicklungsweges wird nicht ohne Konflikte abgehen, weil es genug Leute gibt, die entweder Weiter-so machen (viele Großkonzerne und konservative Politiker) oder das gegenwärtige System durch etwas noch Schlimmeres ersetzen wollen (NPD, Al Qaida etc.) - die werden gegen eine Lösung unserer Zukunftsprobleme ankämpfen, weil sie ihre eigenen Süppchen kochen und von den Missständen der Gegenwart profitieren wollen. Wenn man daraus keine packenden Stories machen kann, dann weiß ich auch nicht.

Aber für diese Diskussion sollten wir ein neues Thema im SF&Phantastik-Unterforum eröffnen, das hat ja mit Backup nichts mehr zu tun.

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#14 † Christian Weis

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Geschrieben 23 September 2007 - 21:50

Weil es oben angesprochen wurde: Antworten auf große Fragen bzw. Lösungsansätze für derzeitige Probleme habe ich bei BACKUP nicht vermisst. Im Grunde geht es doch vielmehr um die Protagonisten und ihren Umgang miteinander und mit den Backups. Wenn man sich wiederbeleben lassen oder relativ problemlos den Körper wechseln und eine Zeitspanne seines Lebens einfach auslöschen kann, indem man sich ein früheres Backup einspielen lässt, ändert dies das menschliche Leben ganz gewaltig - das wird in einigen Beispielen recht deutlich.Die Frage, die ich mir bei solchen Geschichten immer stelle, ist die nach den Kosten: Unabhängig von der Machbarkeit, die ich hier gut akzeptieren kann, frage ich mich, wie die neuen Körper und das ganze Drumherum inkl. Backupverwaltung denn finanziert werden. Zahlt das eine Versicherung? :)Ich fühlte mich von BACKUP sehr gut unterhalten. Vor allem die menschlichen Aspekte waren fesselnd, aber auch die Story an sich, auch wenn es hinten raus etwas "ausplätschert". Aber zum Ende hin herrscht eine melancholisch-schöne Stimmung, das passt auch ohne großes Finale. Hoch anrechnen kann man Doctorow, dass er den Roman nicht auf zig hundert Seiten ausgewälzt hat, denn ich bezweifle, dass die Story - in dieser Form - das getragen hätte. Doctorow kehrt nach kleinen Exkursen, die er über den gesamten Roman hinweg einstreut, immer wieder relativ schnell zu seiner Haupthandlung zurück, und das macht den Roman kompakt. Man kann ihn, wie Holger gesagt hat, "einfach so wech lesen", und das gibt, alles in allem, einen Daumen hoch!Nachdem Michael ja schon angekündigt hat, dass er an einer weiteren Doctorow-Übersetzung sitzt: Gerne wieder, BACKUP liest sich prima, was ja auch ein Verdienst des Übersetzers ist.

Bearbeitet von ChristianW, 23 September 2007 - 21:52.


#15 Holger

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Geschrieben 24 September 2007 - 08:34

Hoch anrechnen kann man Doctorow, dass er den Roman nicht auf zig hundert Seiten ausgewälzt hat, denn ich bezweifle, dass die Story - in dieser Form - das getragen hätte

Im Prinzip ist Copy von David Brin ja ähnlich konzipiert. Nur das Brin den Fehler macht, eine supergute Idee auf viel zu viele Seiten auszuwalzen.

Die Frage, die ich mir bei solchen Geschichten immer stelle, ist die nach den Kosten: Unabhängig von der Machbarkeit, die ich hier gut akzeptieren kann, frage ich mich, wie die neuen Körper und das ganze Drumherum inkl. Backupverwaltung denn finanziert werden. Zahlt das eine Versicherung?

Vor allem dann, wenn Dein Woppel im Keller ist! :) Eine Sache, die bei allen posthumanen Stories mit Persönlichkeitstransfer immer unter den Tisch fällt, ist der definitive Tod des Individuums. Soll heißen: Ich entscheide mich für ein Reset, weil ich im letzten Jahr echt alles verbockt habe und mir zu allem Überfluss auch noch die Implantate durchgebrutzelt sind. Backup vom 21.01.07 also in meinen Ersatzklon und weiter gehts. Bloß, in dem Moment in dem ich die Fackel an meinen Klon weiterreiche, ist für mich Schicht im Schacht. Ende. Es nützt doch mir nichts, wenn mein Klon mein Leben weiterlebt!
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#16 † Christian Weis

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Geschrieben 24 September 2007 - 16:08

Vor allem dann, wenn Dein Woppel im Keller ist! <_<

Ja genau! Und wer kontrolliert eigentlich die Backup-Verwaltung? Wer klopft denen auf die Finger, damit nicht plötzlich alle doppelt oder fünffach rumlaufen? Wer sorgt dafür, dass mit Backups kein Handel getrieben wird wie heutzutage mit Adressen oder Telefonnummern? Eigentlich ist das Chaos gar nicht aufzuhalten ... :)

Eine Sache, die bei allen posthumanen Stories mit Persönlichkeitstransfer immer unter den Tisch fällt, ist der definitive Tod des Individuums. Soll heißen: Ich entscheide mich für ein Reset, weil ich im letzten Jahr echt alles verbockt habe und mir zu allem Überfluss auch noch die Implantate durchgebrutzelt sind. Backup vom 21.01.07 also in meinen Ersatzklon und weiter gehts. Bloß, in dem Moment in dem ich die Fackel an meinen Klon weiterreiche, ist für mich Schicht im Schacht. Ende. Es nützt doch mir nichts, wenn mein Klon mein Leben weiterlebt!

Deinem Ich vom 21.01.2007 schon - es kann seine "Existenz" fortsetzen. Und der Klon, der mit diesem "Ich" (und allem, was dazugehört) ausgestattet wird, das bist ja auch du - irgendwie. :( Interessant wäre vielleicht auch, wenn hier Religion und Glauben ins Spiel kämen: Wenn das heutige Ich stirbt und ein gestriges Ich in einem Klon weiterlebt - wie sieht es dann mit dem Leben nach dem Tod aus, sofern dieses Ich daran glaubt? Existiert Ich dann zweimal, oder fünfmal, zehnmal? Oder gibt es dieses Leben nach dem Tod erst dann, wenn es irgendwann mal kein geklontes Ich mehr gibt? Oh Mann, da kämen mir einige Ideen ...

#17 Holger

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Geschrieben 24 September 2007 - 16:20

Und wer kontrolliert eigentlich die Backup-Verwaltung? Wer klopft denen auf die Finger, damit nicht plötzlich alle doppelt oder fünffach rumlaufen? Wer sorgt dafür, dass mit Backups kein Handel getrieben wird wie heutzutage mit Adressen oder Telefonnummern? Eigentlich ist das Chaos gar nicht aufzuhalten ...

Klasse, genau diese Überlegung kam mir auch beim Lesen. Hab's dann vor lauter Spukhaus wieder vergessen! Hier wäre ein Hinweis auf eine Regulierung nicht schlecht gewesen, denn anders kann Doctorow sich das nicht gedacht haben.
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#18 Thomas Sebesta

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Geschrieben 24 September 2007 - 16:30

... Eine Sache, die bei allen posthumanen Stories mit Persönlichkeitstransfer immer unter den Tisch fällt, ist der definitive Tod des Individuums. Soll heißen: Ich entscheide mich für ein Reset, weil ich im letzten Jahr echt alles verbockt habe und mir zu allem Überfluss auch noch die Implantate durchgebrutzelt sind. Backup vom 21.01.07 also in meinen Ersatzklon und weiter gehts. Bloß, in dem Moment in dem ich die Fackel an meinen Klon weiterreiche, ist für mich Schicht im Schacht. Ende. Es nützt doch mir nichts, wenn mein Klon mein Leben weiterlebt!

Ist wohl eine Sache der Sichtweise. Wenn man sich dazu durchringen kann sein Backup als eigenes Bewustsein anzusehen (eben verkürzt um die Zeitspanne die gelöscht wäre), dann würde man damit vermutich kein Problem haben. Stellt man sich auf die Betrachtungsweise ein, dass jedes Bewustsein praktisch ein eigenes "Leben" hat, dann ist tot==tot. Wie bei einem Computerprogramm (vereinfacht), aber als KI betrachtet wohl das selbe Problem und würde es die Möglichkeit geben ein Bewustsein einem Backup zuzuführen, dann müsste man wohl auch von KI sprechen. Das Backup wäre m.E. dann eine KI (künstlich herbeigeführte Intelligenz). Die moralisch, ethischen und religiösen Implikationen hat wohl noch niemand so richtig durchdacht - oder? zB. das Original hat ein Verbrechen begangen und wird dann gelöscht und durch ein Backup ersetzt - ist das Backup für das Verbrechen verantwortlich (das es eigentlich nicht begangen hat)? Wird das Backup unter den gleichen Bedingungen das Verbrechen wiederholen oder besteht die Chance das das Backup einen anderen Weg wählt? Ist das Backup, auf die Gefahr hin, dass es das Verbrechen wieder begeht sogleich zur Rechenschaft zu ziehen. Informiert man das Backup über das vom Original verübte Verbrechen und bringt man es so vielleicht erst auf den Gedanken es nochmals zu begehen. Wer kontrolliert was dem Backup über das Original mitgeteilt wird? Hat das Backup ein Recht auf Information über sein Original? Was ist mit Verträgen, die das Original eingegangen ist? gelten diese auch für das Backup?.................... usw. Allerdings eine interessante Spielwiese. Nur, man hat nichteinmal das das derzeitige Leben ethisch grundsätzlich im Griff, wie dann ein Nachleben als Backup???? Gruß Thomas PS: ich kenne das Buch (noch) nicht - daher mögen Fragen dort vielleicht behandelt sein - ich fabuliere nur ins Blaue. Gruß Thomas

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#19 Holger

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Geschrieben 24 September 2007 - 17:03

Ist wohl eine Sache der Sichtweise. Wenn man sich dazu durchringen kann sein Backup als eigenes Bewustsein anzusehen (eben verkürzt um die Zeitspanne die gelöscht wäre), dann würde man damit vermutich kein Problem haben. Stellt man sich auf die Betrachtungsweise ein, dass jedes Bewustsein praktisch ein eigenes "Leben" hat, dann ist tot==tot.

Ich finde das gar nicht so kompliziert. Man stelle sich das ganze mit einem anderen Zeitablauf vor. Ich aktiviere einen Klon und bespiele ihn mit einem persönlichen Backup von gestern. Wir beide schütteln uns die Hände, ich erzähle ihm, was seit gestern so los war, wir essen noch etwas zusammen. Wenn ich nun damit einverstanden wäre, meinen Körper eliminieren zu lassen, dann hätte ich zwar die Gewissheit, dass ein Abbild meiner selbst weiterbesteht und "mich" repräsentiert, aber für mich selbst endete das Leben. Damit wäre ich tot, denn nicht "ich" würde am nächsten morgen erwachen und zur Arbeit gehen, sondern jemand anderes, der "ich" ist. Auf so einen Kuhhandel würde ich mich niemals einlassen! :)
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#20 Prospero

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Geschrieben 26 September 2007 - 17:50

Ah - der Roman ist also draußen. Ich warte noch auf eine Antwort auf Heyne, die mit der Problematik der CC-Lizenz im Original zusammenhängt. (Sollte ich sie nochmal dran erinnern scheint mir.) Aber deren Rechtsabteilung lässt sich halt Unmengen Zeit oder hat die Fußangeln der CC-Lizenz nicht so ganz bedacht, denn laut CC-Lizenz darf man vom Original durchaus eine Übersetzung anfertigen - solange man die nicht kommerziell nutzt. Haben Fans ja auch schon längst getan wie man bei Cory auf der Seite sehen kann... Was jetzt die Frage aufwirft ob Heyne nun gegen sowas vorgeht oder nicht... Aber wie geschrieben, das dauert wohl noch bis man da die Rechtelage abgeschätzt hat. *flöt*Wobei Cory durchaus ein sehr netter Mensch ist, den wenigen Mails nach zu urteilen die wir wechselten. Hat man ja nun nicht immer. ;-)Obwohl ich "Someone comes to town, someone leaves town" wegen der abgedrehten Ideen ja noch lieber mag als seine SF-Bücher, seine Kurzgeschichten sind aber auch klasse - vor allem wenn er sie selber zu Gehör bringt. Momentan ist er ja mit dem Hacker-Buch von Sterling zu Gange. Aber das nur am Rande. *g*Ad Astra

Bearbeitet von Prospero, 26 September 2007 - 18:04.


#21 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 26 September 2007 - 18:50

Ah - der Roman ist also draußen. Ich warte noch auf eine Antwort auf Heyne, die mit der Problematik der CC-Lizenz im Original zusammenhängt. (...) Aber deren Rechtsabteilung lässt sich halt Unmengen Zeit oder hat die Fußangeln der CC-Lizenz nicht so ganz bedacht, denn laut CC-Lizenz darf man vom Original durchaus eine Übersetzung anfertigen - solange man die nicht kommerziell nutzt. Haben Fans ja auch schon längst getan wie man bei Cory auf der Seite sehen kann... Was jetzt die Frage aufwirft ob Heyne nun gegen sowas vorgeht oder nicht...

Ich glaube gar nicht, daß Heyne an dem Thema sonderlich interessiert ist. Cory hat für die deutschen Ausgabe einen ganz normalen kommerziellen Verlagsverlag abgeschlossenen, der die CC-Lizenz gar nicht berührt. Was Cory sonst mit seinem Urherherrecht anstellt und ob er es unter bestimmten Umständen freigibt, ist seine Sache und interessiert den deutschen Verlag nicht. Rechtlich relevant wird es für Heyne - und für mich als Übersetzer - erst, wenn jemand den Text der deutschen Ausgabe weiterverbreiten würde. Aus meiner Sicht stellt sich die Rechtslage folgendermaßen dar: Wie alle Übersetzer bin ich Urheberrechtsinhaber der deutschen Übersetzung. Für mein Übersetzungehonorar trete ich die Veröffentlichungsrechte für begrenzte Zeit an Heyne ab. Sollte die Übersetzung längere Zeit nicht mehr lieferbar sein, kann ich die Veröffentlichungsrechte vom Verlag zurückfordern. Dann hätte ich zwei Möglichkeiten: Ich könnte die Übersetzung erneut an einen Verlag verkaufen, der dafür mit Cory und mir wiederum normale Verlagsverträge abschließen müßte. Oder ich könnte den deutschen Text selbst unter die CC-Lizenz stellen und die Verwertungsrechte für nicht-kommerzielle Zwecke freigeben. Damit würde ich auch der CC-Lizenz von Corys Originaltext genügen. Je nachdem, wie sich das Interesse an dem Buch entwickelt, könnte es sein, daß ich Letzteres irgendwann machen werde. Ich habe zu diesem Thema schon einmal mit Cory korrespondiert, und ich glaube, wir sind uns über den Sachverhalt einig. Für Heyne ist das Ganze allerdings, wie schon gesagt, irrelevant und die Rechtsabteilung wird vermutlich mit einem Schulterzucken reagieren. Gruß MKI

#22 Teletubbie

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Geschrieben 26 September 2007 - 22:57

Ich hab nach langer Pause wegen DSLR wieder angefangen zu lesen, da ich Backup lange erwartet hab und es nun draußen.Ich hätte höhere Erwartungen. Ich finde, dass es Längen hat, wenn Julius in seine Erinnerungen abtaucht und der Handlungsbogen ist insgesamt sehr straight forward. Allerdings hat es sehr viele sehr innovative Ideen aus der posthumanistischen Ecke. Intelligent ist er auch, beispielsweise die Anspielungen auf Dürkheim, der den soziologischen Klassiker "Der Selbstmord" geschrieben hatte.Insgesamt verblüfft mich die Liste der Schwächen/Stärken in ihrer Ähnlichkeit mit dem, wie ich Accelerando von Stross gesehen hab, da Accelerando auch eine CC im Original ist.

#23 Prospero

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Geschrieben 28 September 2007 - 00:02

Für Heyne mag die CC-Lizenzgeschichte sicherlich nicht sooo sonderlich interessant sein - ich warte schon etliche Monate darauf dass die antworten - aber es ist natürlich immer besser wenn man die Sache abklärt.Zudem: Die Sache ist so ziemlich einmalig, mir fällt nur noch "Accelerando" vom Stross ein, dass er ebenfalls unter einer CC-Lizenz veröffentlichte und das auch auf Deutsch erschienen ist - insofern schon ein sehr interssantes Feld was Rechte und deren Verwertung anbelangt. Man sollte halt nur generell sich vorher darüber im Klaren sein was man macht, wenn man Werke unter eine CC-Lizenz stellt. (Na ja, man sollte ich IMMER bei allem vorher im Klaren darüber sein was man macht, aber das ist natürlich eine schöne Theorie. *g*)Ad Astra

#24 Holger

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Geschrieben 28 September 2007 - 09:43

Ich verstehe jetzt ehrlich gesagt nicht, welche Frage Du an die Rechtsabteilung von Heyne gestellt hast. Das Buch steht unter CCL und wenn man es kommerziell verbreiten will (was Heyne macht), muss man sich eben die Rechte beim Rechtehalter erwerben. Das hat Heyne getan und gut ist. Oder?
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#25 Prospero

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Geschrieben 29 September 2007 - 02:44

Das ist auch nicht das Problem - ich finde es zwar schade, dass Heyne nicht so mutig ist eine CC-Lizenz zu verwenden, aber realistisch wäre das so oder so nicht weil man ja Angst vorm bösen, bösen Internet hat. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png Es geht eher um die Frage, ob jemand, der jetzt als Fan "Down and Out in the Magic Kingdom" ins Deutsche übersetzt und diese Übersetzung in Deutschland kostenlos ohne Gewinnerzielungsabsicht verbreitet, ob also ein solcher Fan Restriktionen des Heyne-Verlags zu befürchten hat weil der bekanntlich das Werk gekauft hat und kommerziell vertreibt. Laut der CC-Lizenz für den englischen Originaltext darf man das nämlich und Cory hat auch etliche Beispiele für Fanübersetzungen aufgelistet, ich meine eine Kurzgeschichte von ihm wäre z.B. von einem Fan ins Deutsche übertragen worden. Rein theoretisch wäre es sogar denkbar diese Fan-Übersetzungen dann zu podcasten oder anderweitig zu verwenden - je nach CC-Lizenz. Persönlich sehe ich da auch kein Problem sofern das Ganze unkommerziell geschieht, aber da die CC-Lizenz ein sehr seltenes Phänomen ist sollte man sich als Fan besser absichern. (Podcaster können ein Lied davon singen wie kompliziert es sein kann wenn neue Technologien auf alte Verwertungssysteme treffen, das muss man nicht ein zweites Mal haben...) Ad Astra

#26 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 02 Oktober 2007 - 17:51

Liebe Leut,wie's aussieht, habe ich Heynes Interesse an diesem Thema doch etwas unterschätzt.Gerade habe ich von Sascha Mamczak die Mitteilung erhalten, daß Heyne meine deutschen Übersetzung von Cory Doctorows 'Down and Out in the Magic Kingdom' (Backup) auf der Verlagshomepage zum Download anbieten wird. Aus gegebenem Anlaß möchte der Verlag Erfahrungen sammeln, wie sich die neuartige Publikationspraxis einiger Autoren - die vereinzelt schon in der Presse diskutiert wird - mit der herkömmlichen Verlagsarbeit vereinbaren läßt. Ob auch in späteren Fällen Übersetzungen von Romanen, die der CC-Lizenz unterliegen, zum Download angeboten werden, steht allerdings noch nicht fest.Schöne GrüßeMichael

#27 Teletubbie

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Geschrieben 02 Oktober 2007 - 19:39

Liebe Leut, wie's aussieht, habe ich Heynes Interesse an diesem Thema doch etwas unterschätzt. Gerade habe ich von Sascha Mamczak die Mitteilung erhalten, daß Heyne meine deutschen Übersetzung von Cory Doctorows 'Down and Out in the Magic Kingdom' (Backup) auf der Verlagshomepage zum Download anbieten wird. Aus gegebenem Anlaß möchte der Verlag Erfahrungen sammeln, wie sich die neuartige Publikationspraxis einiger Autoren - die vereinzelt schon in der Presse diskutiert wird - mit der herkömmlichen Verlagsarbeit vereinbaren läßt. Ob auch in späteren Fällen Übersetzungen von Romanen, die der CC-Lizenz unterliegen, zum Download angeboten werden, steht allerdings noch nicht fest. Schöne Grüße Michael

Das ist aber ein dicker Pluspunkt für Heyne und sehr innovativ. Auf jeden Fall seriöse Werbung für den Verlag. Es kaufen ja sowieso die Leute gerne Bücher aus Papier, weil man sie unterwegs und abends im Bett besser lesen kann. :rolleyes:

#28 Thomas Sebesta

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Geschrieben 03 Oktober 2007 - 13:17

Auf Grund dieses Treads und auch auf Grund der Rezension im Heyne Jahrbuch habe ich das Buch mal geordert und bin schon einigermaßen gespannt.GrußThomas

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#29 Jürgen

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Geschrieben 03 Oktober 2007 - 20:44

Da ich nach längerer Zeit wieder eine SF-Rezi verfasst habe, nutze ich selbstverständlich auch dieses Forum, um meine (selbstverständlich subjektive) Meinung kund zu tun. Ich poste einfachhalber mal den kompletten Text, so wie er heute abend auf der Leseattacke erscheinen wird, hier rein. Aus aktuellem Anlass wird in diesem Monat das übliche update etwas später, etwa Mitte Oktober erscheinen. Der Anlass selbst ist eine aktuelle Neuerscheinung im Genre Science-Fiction aus dem Heyne Verlag, welche mit hohen Vorschusslorbeeren auf den deutschen Buchmarkt drängt. Das Originalscript der Story ist unter CC-Lizenz im Internet ( http://craphound.com/down/ )nachzulesen und schon dort ist denjenigen, die der englischen Sprache in Schriftform mächtig sind, aufgefallen, dass eine künstliche Jubelblase um ein kaum erwähnenswertes Werk konstruiert wird. Besitzt die deutsche Übersetzung noch Überraschungen, die es lesenswert machen ? Backup von Cory Doctorow Dass das Niveau einer SF-Geschichte manchmal jede Skala nach unten durchbricht, ist keine Seltenheit. Ungewöhnlicher ist es, wenn einer der besten deutschsprachigen Autoren des Genres für die Übersetzung verantwortlich ist. Nun könnte man sich die Sache einfach machen und den Schuldigen schnell lokalisieren, weil es unwahrscheinlich erscheint, dass ein renommierter Verlag wie Heyne eine dermaßen dünne Story aus den USA in Deutschland publiziert. Mitten und nach der Lektüre wird allerdings klar, dass die extremen Mängel im Inhalt so gravierend sind, dass der Übersetzer zu keinem Zeitpunkt die Chance hatte, aus einer durchaus guten Idee einen interessanten Roman zu gestalten. Inhalt In der Zukunft haben der Tod und unserer derzeitiges Wertesystem keine Bedeutung mehr. Stirbt man, sei es durch Gewalt oder Gebrechlichkeit, lädt man sein letztes backup in einen Klon und das Leben geht im Körper eines Zwanzigjährigen oder einem anderen Altersabschnitt nahtlos weiter. Das Kapital für den Anspruch auf Dienstleistungen bilden die Woppel-Punkte, ein Wertesystem, dass sich auf der Grundlage von persönlichen Leistungen im Bereich der Künste, der Produktivität oder anderen Tätigkeiten gründet. Viele Punkte bedeuten Anerkennung und ein Leben in Luxus. Damit das Gegenüber weiß, wie wertvoll die bisherigen Leistungen eines anderen Menschen waren, kann er online den Punktestand jedes Menschen abfragen. Viele Punkte bedeuten auch Ansehen innerhalb der Gesellschaft. In dieser Welt lebt Julius, schon hundert Jahre alt und nach einem Attentat auf ihn, in einem jugendlichen Körper wiedererweckt. Tat und Motiv für den Anschlag deuten darauf hin, dass er kein zufälliges Opfer war. In Disneyland, seinem selbst erwählten Ort für eine Tätigkeit, die ihn mit Punkten belohnt, ist er hauptsächlich zusammen mit seiner Freundin für das Geisterhaus zuständig. Der Erfolg dieser Attraktion im Freizeitpark ist einer anderen Gruppe ein Dorn im Auge und als Julius nach dem Anschlag aufwacht, haben sich die Zuständigkeiten, und damit die Möglichkeit Punkte zu sammeln, wieder etwas mehr in Richtung der rivalisierende Gruppierung verschoben. Dahinter steckt ein Plan, aber es gibt keine Beweise dafür, dass die Schuldigen im anderen Lager zu suchen sind... Kritik Isoliert man die Idee, die dem Buch zu Grunde liegt, ergibt sich eine kaum enden wollende Vielfalt an Möglichkeiten, eine spannende und fesselnde Story zu konstruieren. Auch wenn der up- und download einer Persönlichkeit in einen geklonten Körper nicht unbedingt neu ist und schon vor Jahren von Richard Morgan literarisch verarbeitet wurde, bleibt die faszinierende Möglichkeit, den Wert (und den Anspruch auf Dienstleistungen )eines Menschen an Hand von Punkten zu bestimmen, die online jederzeit von Anderen abgerufen werden können. Die dafür erforderliche Technik ist in Form von Hardware im Gehirn der Klone eingearbeitet. Allein aus dieser Idee ergeben sich Szenarien, die jedes SF-Fanherz höher schlagen lassen. Was allerdings Mr. Doctorow daraus macht, bewegt sich am Rande einer literarischen Vergewaltigung. Man muss sich schon eine gewaltige Portion kindlichen Gemütes bewahrt haben, um auch nur irgendetwas Positives in diesem Erstlingswerk zu erkennen. Kann man es an irgendeiner Stelle einmal entdecken, entpuppt es sich als abgekupferte Variante einer Idee, die schon jemand Anderes wesentlich besser umgesetzt hat. Eine gepflegte Langeweile ergreift den Leser, wenn er den Hauptprotagonisten durch die dünne und äußerst armselig zusammengeschraubte Story begleitet. Dazu trägt in erster Linie das gewählte Setting - ein Disney-Park - bei, dessen Attraktionen in Form eines Geisterhauses den hauptsächlichen Handlungsort stellt. Es ist für einen erwachsenen Leser kaum möglich, die Be"geister"ung für solch einen Ort billiger Illusionskonzepte mit der Figur des Julius zu teilen. Warum sich der Autor ausgerechnet für einen Freizeitpark entschieden hat, bleibt sein Geheimnis... kein Geheimnis sind die erzählerischen Mängel, die sich durch den ganzen Text ziehen. Weder die vielfältigen Möglichkeiten eines Spannungsaufbaus, noch die Nutzung vorhandener Stilmittel, die in der Vergangenheit solch ein Thema unterstützten, stören den dahinsiechenden Erzählfluss des Autors. Weniger Tempo beim Handlungsablauf wäre einer schriftstellerischen Arbeitsverweigerung gleichzustellen - leider nicht einklagbar, um sein Geld, das man für dieses Buch ausgegeben hat, zurück zu bekommen. Ärgerlich sind auch die verpassten Chancen, die selbst ein mittelmäßiger Autor genutzt hätte, um mit Hilfe einiger vorhandener Elemente einen mitreißenden Thriller zu schreiben. Allein die Manipulationsmöglichkeiten solch eines Gesellschaftssystems hätten Stoff für ein halbes Dutzend hochspannender Geschichten hergegeben. Kaum zu glauben, dass der Autor lediglich eine Einzige davon aufgriff und diese dann auch noch total vernichtete, in dem er sie wie ein notwendiges Übel in den Text einfügte. Das Ende der Story ist folgerichtig so überraschend wie ein Speiseplan der Uni-Mensa von letzter Woche - unspektakulär und vorhersehbar, wie das Gesamtpaket. Schade um die guten Ideen und Gimmicks, die durch die Unfähigkeit, eine gute Geschichte zu entwickeln, auf der Strecke geblieben sind. Fazit Die plakative Aussage auf der Rückseite des Buches, verfasst vom Austin Chronicle, die Backup als den besten Debüt-Roman seit Gibsons Neuromancer bezeichnet, lässt lediglich darauf schließen, dass die Ansprüche an phantastische Literatur in Texas eher niedrig, bis nicht vorhanden sind. Backup besteht lediglich aus Fragmenten einer Geschichte, die so grob zusammengeschraubt wurden, dass die überstehenden Teile des Paketes jeden Spaß am Lesen von SF vermiesen. Dem Übersetzer dieser Nichtigkeit, Michael K. Iwoleit, ist wohl kaum ein Vorwurf zu machen - er ist nicht für inhaltliche Schwächen und Substanzlosigkeit verantwortlich. Da das Original im Netz zur Verfügung steht, kann diese Schlussfolgerung als Beweismittel angeführt werden. Vielleicht greift der Übersetzer in einem späteren Werk aus seiner Feder auf einige Elemente von Backup zurück und gibt ihnen einen Rahmen, den sie verdient hätten. Hier und Jetzt bleibt nur die mangelhafte Ausführung von Cory Doctorow übrig - und die ist definitiv das Geld nicht wert. Jürgen Olejok / 2007 Als Basis dieser Rezension diente: Backup - von Cory Doctorow Originaltitel: Down and out in the magic kingdom Übersetzt von Michael K. Iwoleit Erschienen im Heyne-Verlag als TB 2007 284 Seiten ISBN: 978-3-453-52297-8

Bearbeitet von Jürgen, 03 Oktober 2007 - 20:54.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#30 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 03 Oktober 2007 - 21:44

Auch wenn der up- und download einer Persönlichkeit in einen geklonten Körper nicht unbedingt neu ist und schon vor Jahren von Richard Morgan literarisch verarbeitet wurde

Wobei anzumerken ist, das John Varley dieses Verfahren schon im Roman Der heiße Draht nach Ophiuchi(The Ophiuchi Hotline) bzw den dazugehörigen Stories des Eight Worlds-Zyklus beschrieb.

Bearbeitet von Jorge, 03 Oktober 2007 - 21:47.



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