Geschrieben 09 Oktober 2007 - 20:19
Servus! Bin auf Seite 141.
(1) Ein Lob an den Ãœbersetzer. Gut gelungen, MKI! Liest sich dufte.
(2) Einige der "negativeren" Stimmen hier bzgl. "neuer Ideen" usw. erkläre ich mir durchaus durch die 4 Jahre, die zwischen Original und Übersetzung liegen. Geht man davon aus, das das Copyright der Originalausgabe mit 2003 nicht bedeutet, dass Cory den Roman in diesem Jahr geschrieben hat, sondern vielleicht schon 2002 (Michael, any info?), dann ist die Perspektive meines Erachtens etwas anders. Vor allem wenn Cory damals 17 war. Für mich wäre der Roman damals (mit 26) ziemlich guter Stoff gewesen. Vielleicht auch nur, weil ich weder Snowcrash (1992) noch Neuromancer (1984) gelesen hatte.
(3) Ich finde, dieser Roman ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie viel einem bei einem Roman entgeht, wenn man nicht in den gleichen Verhältnissen aufgewachsen ist, wie der Autor. USA/Disney Land - das sind für mich hauptsächlich Themengebiete, die ich vom Hörensagen kenne. Und ich würde meine Kenntnisse der USAmerikanischen Kultur schon als überdurchschnittlich einstufen (vor allem durch das "Studium" der Songtexte einiger Künstler im zeitlichen Kontext und durch das Durchforsten zahlreicher Biografien unterschiedlicher Amerikaner verschiedenster Epochen). Das Setting ist mir also sehr fern. Der Tatort ist einfacher. Ob Cory die Aufgabe hat, als Autor das Setting jedem Leser so nahe wie möglich zu bringen - und in wieweit sich diese Verantwortung auf ein globales Publikum erstrecken mag sei dahin gestellt. Ich glaube sogar, dass er mir diese Kultur sehr gut nahebringt. Vielleicht ist genau das der Grund, warum es manch einem nicht so sehr gefällt.
Jetzt, nach 141 Seiten, habe ich das Gefühl, Cory baut eine Gesellschaft, die zwischen "how to fake it" (Freizeitparks, Illusionen) und "kudos" (Woppeln) schwankt. Also ein überzeichnetes Bild der Gesellschaft in der wir leben. Die Geschichte mit den Updates und Downloads ist logisch, denn wie soll man sonst mit einer Sterblichkeitsrate von 0 zurecht kommen? Da muss man mal auf den Reset Knopf drücken, sonst dreht man ja durch.
Der Freizeitpark ist eine relativ typische "Kampfhandlung" zwischen dem Erhalt der Traditionen (Geisterbahn) und der generellen Weiterentwicklung. Ich finde Julius Ansatz, eine neue Form der "Erneuerung" einzuschlagen, die man heute gemeinhin Web 2.0 oder User Generated Content nennen würde, strategisch richtig. Wenngleich aus heutiger Sicht nicht mehr überraschend. 2002 mag das für den Otto Normalverbraucher durchaus anders gewesen sein, auch wenn die erste große Internet-Blase mit ihrer ganzen Pseudo-Interaktivität damals schon geplatzt war (in den USA zumindest, in D war es ja spätestens 2003 soweit).
Viel blabla. Vielleicht sollte ich erst mal den Rest lesen?