In der Menschheitsgeschichte dürfte das erste Imperium das Reich der Akkader im 3. Jahrtausend vor Christus gewesen sein. Es reichte von Mesopotamien bis ans Mittelmeer und ans Schwarze Meer. Das schlimmste Imperium war das Nazi-Reich, das ingesamt nur 12 Jahre bestand. Als letztes Imperium gelten derzeit die USA, die ihre diplomatische, ideologischen und wirtschaftliche Hegemonie auch auf mutmaßliche Rivalen - die EU, Russland und China - erstrecken. So nach dem Motto: Sorge dafür, dass deine Konkurrenten in der Wirtschaft und im Sozialen die gleichen oder noch schlimmere Fehler machen als du selbst, dann sind sie unglaubwürdig.
Meines Erachtens müsste schon das in der Geschichte immergleiche blutige Schema von Aufstieg und Fall zukünftige Reichsgründer und Möchtegern-Imperatoren abschrecken. Wenn nicht sie selbst, da Machtwahn gepaart mit Realitätsverlust nicht nur beim Größten Imperator aller Zeiten als herrschaftliche Tugenden gelten, dann wenigstens beim zukünftigen Fußvolk. Heute reicht es selbst für mäßig intelligende Menschen aus, bei Wikipedia nach den Assyrern oder römischen Kaisern zu recherchieren, um stutzig zu werden. War das nicht alles eine einzig große Verarsche? So "durfte" der Bürger von Damaskus, das seit 4500 Jahren ununterbrochen bewohnt ist, das Kommen und Gehen der Akkader, der Ägypter, kurzzeitig der Isralis (unter König David), der Assyrer, der Babylonier, der Perser, der Griechen, der Römer, der Byzantiner, der Araber, der Mongolen, wieder der Ägypter, der Osmanen, nach 1918 kurrzeitig der Araber unter König Faisal und dann der Franzosen erleben. Für einige Jahre regierten unter Nasser noch einmal die Ägypter, doch seitdem ist Damaskus nur noch die Hauptstadt von Syrien.
Zu erwartende Verhaltensmuster: der gemeine Bürger entwickelt Aversion und Misstrauen gegen den Staat, der in in immer neuen Inkarnationen und zum Teil - etwa bei den Mongolen - mit äußerster Brutalität entgegentritt. Man ist - im Falle der Damaszener - Moslen, Christ oder auch Agnostiker, ist ethnisch Araber, doch all die wechselnden Imperien und wechselnden Herren waren als Audruck dieser Identität nur selten tauglich. Selbst bei gemeinsamer Volkszugehörigkeit und gemeinsamen Glauben dürft oft das Trennende überwogen haben - und was hat der Damaszener mit Türken, Mongolen oder gar Franzosen gemeinsam?
Und wem Damaskus zu weit weg ist, der muss sich fragen, was uns Deutschen die zwischen 1871 und 1945 mit zunehmender Brutalität verfolgten imperialen Bestrebungen gebracht haben? Und wie ist es mit dem Ansehen von Amis, Briten und Franzosen, deren Imperien nicht so krachend untergingen, wie das Nazi-Reich, in der noch oder ehemals von ihnen beherrschten Welt wirklich bestellt?
Doch wenn es nach manchen Science-Fiction-Autoren geht, können wir uns auch in Zukunft auf neue und noch "gewaltigere" Imperien "freuen"

- der "Future History" von Poul Anderson, wo auf die "Polesotechnische Liga" das "Imperium" von Kaiser Manuel dem Großen folgt.
- bei "Perry Rhodan", wobei sich das "Solare Imperium" neben dem ganze Galaxien unterjochenden "Hetos der Sieben" gerade harmlos und liberal ausnimmt
- im DUNE-Zyklus von Frank Herbert
- im FOUNDATION-Zyklus von Asimov
- in QUEST und DIE HAARTEPPICHKNÜPFER von Andreas Eschbach
- das "Imperium" im Todtsteltzer-Zyklus von Simon R. Green
Mit Sicherheit gibt es in der SF noch viel, viel mehr Imperien. Doch schon bei dieser Aufzählung fällt mir eine Gemeinsamkeit auf: Eigentlich möchte ich in keinem dieser Imperien leben und einige sind trotz - oder wegen? - ihrer überlegenen Technologie so entsetzlich, dass selbst die akute BRD dagegen noch Utopia ist.
Im Imperium von Ihro Majestät Löwenstein XIV. ist der einfache Bürger vor allem eines: entbehrlich. Nachdem sich das Hetos der Sieben die Milchstraße einverleibt hat, tut die wirtschaftlich einen tiefen Fall nach unten: ihre Wirtschaftsleistung sinkt auf einen winzigen Bruchteil des Wertes vor der Eroberung und ehemals pulsierende Metropolen veröden.
Und schon Poul Anderson macht klar, worum es sich bei einem "Imperium" in Wirklichkeit handelt: um ein Niedergangsphänomen. Die raumfahrende Menschheit hatte ihre Blütezeit in der Polesotechnischen Liga, die an der Gier ihrer Plutokraten zugrunde ging. Kaiser Manuel sammelte dann im Imperium nur noch die Trümmer ein und verlieh ihnen einen trügerischen Glanz. Doch schpn 3000 ahnt Dominic Flandry den kommenden Untergang und im Jahr 3500 ist die Reichsparty vorbei und der Untergang des Imperiusm riss vermutlich Milliarden mit in den Tod.
Während in Andersons Imperium noch redliche Menschen gegen den Verfall ankämpfen, macht Simon R. Green von Anfang an klar, was sein Imperium ist: eine fremde Rassen unterjochende und die Menschheit versklavende Abscheulichkeit. Rebelliert eine Welt gegen das Imperium, wird die Rebellion entweder brutalstmöglich niedergeschlagen oder diese Welt vernichtet. Zur Abschreckung. Nur ein Planet - Nebelwelt - kann unter ungeheuren Mühen alle Angriffe des Imperiums abwehren.
Manche der Ideen von "Perry Rhodan" halte ich bei aller Märchenhaftigkeit und zu simplen Charakterzeichnungen gerade heute für besser und überzeugender als das gutmenschenhafte Genörgel von Leuten, die meinen alle Probleme auf der Erde lösen zu können. Es ist richtig, die Menschheit zu einen und ihr Herausforderungen im All zu bieten, um sie davon abzuhalten, sich auf der Erde gegenseitig zu zerfleischen. Jene so schnell nicht ausrottbare Gier und Egoismus - das Negative halt - was auf der Erde mangels Betätigungsfelder in Zerstörung und Selbstzerstörung enden wird, kann sich im All austoben, ohne zur permanenten Gefahr für die Mitmenschen zu werden.
Doch eigentlich zeigt die Serie schon von Anfang an, was für ein Schmu Imperien sind. Als einfacher Astronaut begegnet Perry Rhodan gleich den Angehörigen eines Imperiums, dass seine besten Tage schon lange hinter sich hat: den Arkoniden Crest und Thora.
Auch seinem "Solaren Imperium" ergeht es nicht besser: schon in den ersten Jahrhunderten gibt es Sezessionsbestrebungen, die sich ab dem 25. Jahrhundert Bahn brechen und im 35. Jahrhundert zu einer Menschenheit führen, die ebenso gespalten ist wie im 20. Jahrhundert. Nur nicht mehr auf einem Planeten sondern in einer Galaxis. Das schon erwähnte Hetos der Sieben terminiert das Solare Imperium dann ebenso wie seine Rivalen in der Milchstraße. Es selbst ist aber trotz seiner monströsen Größe auch nicht von Dauer ...
Also: Sind Imperien in der SF nur Horror, Vision oder Horrorvision?