
Hepatitis C in Brasilien
#1
Geschrieben 28 Februar 2008 - 10:05
Die Fakten sind schnell erzählt:
Hepatitis C ist behandelbar, aber das kostet 60 000 Dollar. Die hat nicht jeder Brasilianer und die haben im Gegensatz zu uns hier auch keine Krankenversicherung.
Das ganze Elend geht eigentlich nur darum, dass schwerkranken Menschen eine verfügbare Behandlung verweigert wird.
Die Begründungen dafür lesen sich für mich - mit Verlaub - wie gequirlter Mist (siehe Quelle), weil IMHO angefangen mit dem Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit der Erkrankten über die Sicherheit derjenigen, die noch gesund sind, sich aber anstecken können bis zu den Arbeitsplätzen im Gesundheitssektor viel mehr für eine Behandlung spricht als dagegen.
Quelle: http://www.phoenix.d.../0/168246.1.htm
Ich möchte nun wissen, welche Antworten die Science Fiction darauf gibt. Soll das immer so weiter gehen, dass Menschen auch dann im Elend leben müssen, wenn materiell alle Voraussetzungen zur Überwindung dieses Elends da sind?
Hat die SF noch Antworten, die nicht darin bestehen, alles zu bagatellisieren und klein zu reden oder als unabänderliches Schicksal darzustellen?
In den Zukunftswelten, in die ich gerne flüchte, halte ich so etwas jedenfalls für undenkbar. In der etatistischen Technokratie Marke Perry Rhodan oder Star Trek geht man zum Arzt, ist über die Diagnose nicht gerade glücklich aber wird behandelt. Lizenzen? Wenn die Aras motzen, weil Perry illegalerweise eines ihrer Wundemittel kopiert hat, lässt der ein paar Kugelraumer Pirouetten fliegen und a rua is! In der Föderation gibt es eh keine Geld mehr und auch der aufrechte Klingone verachtet den schnöden Mammon.
Im Anarchokapitalismus werden die benötigten Medikamente einfach nachgemacht, billig unters Volk gebracht und wenn die WTO wegen Lizenzen mit Sanktionen droht, sprengt das Büro für Sabotage als Sanktion ein Büro der WTO.
#2
Geschrieben 28 Februar 2008 - 10:34
Warum sollte sie? Ich erkenne nicht, dass dieser Anspruch an ein Literaturgenre angelegt werden sollte.Hat die SF noch Antworten, die nicht darin bestehen, alles zu bagatellisieren und klein zu reden oder als unabänderliches Schicksal darzustellen?
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
#3
Geschrieben 28 Februar 2008 - 11:14
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
- • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
- • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
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• (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
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• (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!
#4
Geschrieben 28 Februar 2008 - 11:49
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#5
Geschrieben 28 Februar 2008 - 12:35
Verwarnungscounter: 2 (klick!, klick!)
ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
einen Kerl wie den sollte man lynchen!
- • (Buch) gerade am lesen:St. R. Donaldson "Heut sterben alle Götter" (Amnion 5)
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#6
Geschrieben 28 Februar 2008 - 15:09
Ich persönlich finde das Thema "SF gegen Schweißfüße" auch viel wichtiger und habe vor, diesem Thema einen mehrbändigen Zyklus zu widmen. DAS wird die Welt verändern!!Gab es da nicht mal eine Dame im Ruhrgebiet (?), die meinte, die Perry-Rhodan-Serie würde die europäische Einigung befördern, ja sogar nachgerade erzwingen? Weil dadurch die Jugend der Welt von der Notwendigkeit einer global geeinten Menschheit überzeugt würde? Dagegen hört sich die Kampagne "SF vs. Hep C" geradezu zurückhaltend an. ;-) Gruß Ralf, geimpft
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#7
Geschrieben 28 Februar 2008 - 15:20
#8
Geschrieben 28 Februar 2008 - 15:23
Und inwiefern ist das eine Antwort auf etwas?Ich finde Beverlys Frage völlig berechtigt. Warum sollte es nicht SF-Bücher geben, die eine Gesellschaft beschreiben, in der allen Menschen alle vorhandenen Medikamente zugänglich sind, weil die Pharma-Industrie verstaatlicht ist? Also eine Gesellschaft, die noch fähig ist, die Welt auf andere Weise als durch die Börsenmaklerbrille zu betrachten?
Wenn ich in einem Buch eine Gesellschaft beschreibe, in der alle nett sind miteinander, ist für die Realität, in der wir leben, erst einmal gar nichts gewonnen. Damit das den Menschen in Brasilien was bringt, müssten konkrete Lösungsvorschläge drin. Und wenn jemand solche konkreten Lösungsvorschläge hat, soll er seine Zeit bitte nicht mit dem Schreiben von Büchern verschwenden, sondern versuchen, diese Vorschläge umzusetzen.Trotzdem: Jedes Buch verbreitet irgendwelche Botschaften. Darum wäre mir persönlich allemal ein Buch lieber, das Wege zu einer menschlicheren Gesellschaft aufzeigt, als eins, das beschreibt, wie man Menschen auf 98 verschiedene Arten zerstückelt. (Damit ich nicht missverstanden werde: Jedem das Seine, aber warum dann nicht auch im Bereich der SF Utopien - zumal, wenn sie nützlich sind und die mörderische Geldgier der Pharmaindustrie anprangern?)
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#9
Geschrieben 28 Februar 2008 - 16:11
Ich bin hier schon einige Jahre dabei und habe bisher wenig davon gespürt, dass politische Themen aus Rücksicht oder aus Verbotsgründen unbedingt ausgeklammert werden müssen. Nur, da bin ich dann wiederum geimpft, irgendwann erkennt man die (vielleicht Gott sei Dank!) extrem begrenzte Wirkung der Ausbreitung politischer Glaubensbekenntnisse über Internet-Foren. Ich könnte Dir also vehement widersprechen und anfügen, dass für mich das Begriffspaar "menschlichere Gesellschaft" und "Verstaatlichung" keine Zwangsläufigkeit oder gar ein Synonym darstellt, dann würden vielleicht Dir und mir andere Diskutanten zur Seite springen, und gewonnen wäre nachher, das lehrt die Erfahrung hier immer, gar nichts. Im Gegenteil, die Resultate sind meist verhärtete Fronten und Pulverdampf. Deswegen gilt zumindest für mich: Sachthemen immer gerne, auch politische, aber Ideologieschlachten müssen nicht sein, da bewegt und bekehrt sich nichts. Ja, ich weiß, dass die Komplexe teilweise gar nicht so leicht zu trennen sind. Ansonsten liegt, glaube ich, ein fundamentales Missverständnis vor: Wenn Beverly ein Problem hat, ob privat oder im TV gesehen, geht sie halt zu ihrem SF-Bücherregal. Andere machen das anders. Schließlich, das passt gut zum Thema: Ich lese sehr bald "Brasyl" von Ian McDonald. Da steht wohl nix zu Hepatitis drin, aber wohl eine Menge zu Brasilien und SF.Aber halt, ich weiß: Wir alle sind hier auf diesen Seiten immer nur so lange nette Zeitgenossen, wie wir unsere jeweiligen Ideologien außen vor lassen.
- • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
- • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
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• (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
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• (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)
#10
Geschrieben 28 Februar 2008 - 16:12
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#11
Geschrieben 28 Februar 2008 - 17:50
Bearbeitet von pirandot, 28 Februar 2008 - 18:05.
You, especially, I like. Passionate, sincere†¦ †¦goofball. (Three to Tango)
#12
Geschrieben 28 Februar 2008 - 22:43
Letztens kam auf Phoenix eine Dokumentation über Hepatiis C in Brasilien. Das war beim ersten Mal, als ich da reingezappt bin, so deprimierend, dass ich nach fünf Minuten wieder rausgezappt habe. Dann zappte ich nichtsahnend auf der Suche nach Entspannung in eine Wiederholung der Doku und hielt das auch nicht lange aus.
Die Fakten sind schnell erzählt:
Hepatitis C ist behandelbar, aber das kostet 60 000 Dollar. Die hat nicht jeder Brasilianer und die haben im Gegensatz zu uns hier auch keine Krankenversicherung.
Das ganze Elend geht eigentlich nur darum, dass schwerkranken Menschen eine verfügbare Behandlung verweigert wird.
Die Begründungen dafür lesen sich für mich - mit Verlaub - wie gequirlter Mist (siehe Quelle), weil IMHO angefangen mit dem Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit der Erkrankten über die Sicherheit derjenigen, die noch gesund sind, sich aber anstecken können bis zu den Arbeitsplätzen im Gesundheitssektor viel mehr für eine Behandlung spricht als dagegen.
Quelle: http://www.phoenix.d.../0/168246.1.htm
Ich möchte nun wissen, welche Antworten die Science Fiction darauf gibt. Soll das immer so weiter gehen, dass Menschen auch dann im Elend leben müssen, wenn materiell alle Voraussetzungen zur Überwindung dieses Elends da sind?
Hat die SF noch Antworten, die nicht darin bestehen, alles zu bagatellisieren und klein zu reden oder als unabänderliches Schicksal darzustellen?
In den Zukunftswelten, in die ich gerne flüchte, halte ich so etwas jedenfalls für undenkbar. In der etatistischen Technokratie Marke Perry Rhodan oder Star Trek geht man zum Arzt, ist über die Diagnose nicht gerade glücklich aber wird behandelt. Lizenzen? Wenn die Aras motzen, weil Perry illegalerweise eines ihrer Wundemittel kopiert hat, lässt der ein paar Kugelraumer Pirouetten fliegen und a rua is! In der Föderation gibt es eh keine Geld mehr und auch der aufrechte Klingone verachtet den schnöden Mammon.
Im Anarchokapitalismus werden die benötigten Medikamente einfach nachgemacht, billig unters Volk gebracht und wenn die WTO wegen Lizenzen mit Sanktionen droht, sprengt das Büro für Sabotage als Sanktion ein Büro der WTO.
Man stelle sich eine nicht näher definierte Zukunft vor, in der ein Gesundheitssystem unter'n Tisch gekehrt wurde und private Pharmakonzerne die urbanen Zonen als Spielwiese missbrauchen. Soll heißen, sie lassen selbst geschaffene Krankheitserreger unters unwissende Volk mischen und arbeiten gleichzeitig an der Heilung derselbigen. Das kurbelt Forschung und Wirtschaft an.
Das wäre die beste Antwort der SF. Und das wäre auch noch glaubhafter Anarchokapitalismus.

#13
Geschrieben 29 Februar 2008 - 09:00
Und ich dachte das ginge nur mir so.Wie so häufig kann ich beim besten Willen nicht mit Sicherheit nachvollziehen, worauf Beverly hinaus will

#14
Geschrieben 29 Februar 2008 - 09:09
Wir hatten ja gerade erst kürzlich in einem anderen Thread die Frage diskutiert, inwieweit Literatur Menschen zum konkreten (politischen) Handeln bringen kann. Dass sie das durchaus kann, dass sie also nicht nur aufrütteln, sondern auch konkrete politische Folgen nach sich ziehen kann kann, steht ausser Frage - dafür gibt es konkrete Beispiele (Edward Bellamys "Looking Backwards" hat beispielsweise zur Gründung zahlreicher Vereine und Parteien geführt). Die Frage wäre doch viel eher, ob das wirklich die Aufgabe von Literatur oder nicht doch eher ein Nebenzweig ist. Es ist in meiner Erfahrung nun mal so, dass die literarische Qualität nur selten steigt, wenn man Literatur auf diese Weise einsetzt.Und ich dachte das ginge nur mir so.
Zum Thema: Es gibt doch nun wahrlich genügend Science-Fiction-Welten, in denen der Großteil der Bevölkerung durch gierige Großkonzerne in Armut und Elend gehalten wird. Mal mit mehr,mal mit weniger Parallelen zur Realität. Und mehr als durch eine bewegend geschilderte Geschichte aufrütteln kann Literatur nicht. Irgendwelche fiktiven Lösungen helfen doch auch nicht weiter. Was bringt uns eine fiktive Welt, in der alle Energieprobleme der Erde durch Kernfusion gelöst wurden, wenn's in Wirklichkeit nicht so recht klappt mit dem ITER? Was bringt uns ein Roman oder Film, in dem eine fiktive "verstaatlichte" Pharmaindustrie alle Gesundheitsprobleme der Welt löst, wenn sowas in Wirklichkeit noch nicht realisierbar ist?
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#15
Geschrieben 01 März 2008 - 07:52
1984 Slaughterhouse 5 ...Es ist in meiner Erfahrung nun mal so, dass die literarische Qualität nur selten steigt, wenn man Literatur auf diese Weise einsetzt.
#16
Geschrieben 01 März 2008 - 07:55
Vielleicht verstehe ich Beverly ja grundsätzlich falsch, aber in meinen Augen geben diese beiden Bücher keine Antworten auf irgendwelche Probleme. Sicher nicht im Sinne von konkret umsetzbaren Lösungen für konkrete Probleme. Vielleicht meint Beverly ja was Anderes, aber das müsste sie dann erklären (1984 gibt vielleicht die Antwort auf die Frage, wie die totale Diktatur zu organisieren ist, aber das dürfte kaum das sein, was Beverly meint ...).1984 Slaughterhouse 5 ...
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#17
Geschrieben 01 März 2008 - 09:07
Das grundsätzliche Problem mit einer Warnung vor zukünftigen Gefahren ist, dass man sie auch als Gebrauchsanleitung auffassen kann. So hat Asimovs Psychohistorik ja auch deutliche Auswirkungen gehabt hinsichtlich Meinungsumfragen und deren Gebrauch. Die SF kann im Grunde keine Lösungen liefern, sondern nur Träume, Visionen und Utopien. Andernfalls würde es sich um ernstzunehmende Sachbücher handeln. Utopien mit brauchbaren Ansätzen gibt es reichlich, aber deren Umsetzung scheitert in der Regel realen Machtinteressen. Ein geradezu klassisches Beispiel ist das Prinzip der Demokratie. Die Idee unterscheidet sich doch ziemlich drastisch von dem, was daraus gemacht wurde †¦Vielleicht verstehe ich Beverly ja grundsätzlich falsch, aber in meinen Augen geben diese beiden Bücher keine Antworten auf irgendwelche Probleme. Sicher nicht im Sinne von konkret umsetzbaren Lösungen für konkrete Probleme. Vielleicht meint Beverly ja was Anderes, aber das müsste sie dann erklären (1984 gibt vielleicht die Antwort auf die Frage, wie die totale Diktatur zu organisieren ist, aber das dürfte kaum das sein, was Beverly meint ...).
You, especially, I like. Passionate, sincere†¦ †¦goofball. (Three to Tango)
#18
Geschrieben 01 März 2008 - 09:14
Neugierige Frage: Wo und wie hat die Psychohistory Auswirkungen gehabt? Und zumindest bei den beiden Beispiele, die a3kHH gebracht ist, ist die Sache mit der Umsetzung doch schwierig. Billy Pilgrims freies Flottieren durch die Zeit und die Ausserirdischen von Tralfamadore sind doch eher schwierig umsetzbar ... Und so grossartig Orwells Buch ist, umsetzen lässt sich das allenfalls im Ansatz und in der grundsätzlichen Stossrichtung. Konkret machbar ist sein Gesellschaftsentwurf kaum.Das grundsätzliche Problem mit einer Warnung vor zukünftigen Gefahren ist, dass man sie auch als Gebrauchsanleitung auffassen kann. So hat Asimovs Psychohistorik ja auch deutliche Auswirkungen gehabt hinsichtlich Meinungsumfragen und deren Gebrauch.
Eben.Die SF kann im Grunde keine Lösungen liefern, sondern nur Träume, Visionen und Utopien. Andernfalls würde es sich um ernstzunehmende Sachbücher handeln.
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#19
Geschrieben 01 März 2008 - 09:28
Die in Asimovs Büchern erwähnte Möglichkeit, Menschenmassen als statistisches Objekt zu betrachten, um deren Verhalten voraussagen zu können, hat nicht nur ein begehrliches Auge geöffnet. Die Meinungsforschung steckte zu der Zeit - wenn überhaupt - allenfalls in den Kinderschuhen. In diesem Sinne dürfte die Psychohistorik wenn nicht die Ursache, so doch zumindest die beste Starthilfe gewesen sein, die die Meinungsforschung bekommen konnte.Neugierige Frage: Wo und wie hat die Psychohistory Auswirkungen gehabt?
Wenn Orwell etwas klargemacht hat, dann dass man häßliche Sachen in schöne Worte verpackt anbieten sollte. Es ist zwar nicht zum "doppelplusungut" gekommen, dafür gibt es wunderbare Ausdrücke wie "Repatrisierung", "Dünnsäureverklappung" usw.Und so grossartig Orwells Buch ist, umsetzen lässt sich das allenfalls im Ansatz und in der grundsätzlichen Stossrichtung. Konkret machbar ist sein Gesellschaftsentwurf kaum.
Bearbeitet von pirandot, 01 März 2008 - 11:17.
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#20
Geschrieben 01 März 2008 - 17:07
Wäre interessant zu untersuchen, was da wann kam und wie beeinflusste. Die ersten Geschichten, die später zu Foundation wurden, erschienen meines Wissens 1942. Asimov lag damit wohl ziemlich im Trend der Zeit. Soweit ich das sehe, waren in den USA in diesen Jahren (und etwas vorher) die empirischen Sozialwissenschaften im heutigen Sinn am Entstehen. George Gallup gründetete das American Institute of Public Opinion 1935, Kinseys Sexual Behavior in the Human Male, das diesbezüglich ebenfalls ein wichtiger Meilenstein ist, erschien 1948. Die Idee, Meinungen und Ansichten statistisch zu erfassen und auszuwerten, dürfte da also bereits ziemlich en vogue gewesen sein ...Die in Asimovs Büchern erwähnte Möglichkeit, Menschenmassen als statistisches Objekt zu betrachten, um deren Verhalten voraussagen zu können, hat nicht nur ein begehrliches Auge geöffnet. Die Meinungsforschung steckte zu derr Zeit - wenn überhaupt - allenfalls in den Kinderschuhen. In diesem Sinne dürfte die Psychohistorik wenn nicht die Ursache, so doch zumindest die beste Starthilfe gewesen sein, die die Meinungssforschung bekommen konnte.
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#21
Geschrieben 04 März 2008 - 18:43
ich bin auch geimpft, aber nur gegen Hepatitis B, alldiweil mich meine Ärztin darüber aufgeklärt hat, dass gegen Hepatitis C keine Impfung möglich istgeimpft
#22
Geschrieben 04 März 2008 - 18:50
Perry Rhodan und die Globaliserung ... hallo, das ist bestenfalls Hering mit Schlagsahne.Gab es da nicht mal eine Dame im Ruhrgebiet (?), die meinte, die Perry-Rhodan-Serie würde die europäische Einigung befördern, ja sogar nachgerade erzwingen?
Weil dadurch die Jugend der Welt von der Notwendigkeit einer global geeinten Menschheit überzeugt würde?
Dagegen hört sich die Kampagne "SF vs. Hep C" geradezu zurückhaltend an. ;-)
Gruß
Ralf,
geimpft
Uns Perry beginnt seine Karriere damit, dass er die richtig prognostizierte Großmacht China zu einer nicht weiter erwähnenswerten Gebietskörperschaft Terras resp. des Solaren Imperiums macht.
Mit einem Hypnosegerät lassen Perrys Kumpel einen chinesischen Offizier glauben, er sei ein Zirkusdirektor oder so. Also null Respekt vor dem Reich der Mitte.
Die Globalisierer dagegen machen es umgekehrt: sie lassen chinesische Zirkusdirektoren glauben, sie seien 5-Sterne-Generäle und sie hudeln das Reich der Mittte lobpreisend in den Himmel ... bis es dann ggfs. nach dem "Crash", "Zukunftsschock" und bla bla bla in die Hölle fällt. Dann zieht der kapitalistische Wanderzirkus nach Afrika und der Kongo wird gehypt.
Perry ist Weltstaat pur, die Globalisierung ist die Antithese zu jeder Form von Weltordnung. Perry mag ebenso Schwachsinn sein wie die Globalisierung, aber es ist wenigstens noch sympathischer Schwachsinn. Die Globalisierer dagegen ... *kotz*
#23
Geschrieben 04 März 2008 - 19:29
Mögliche Antworten wären:Wenn ich mich recht erinnern kann, Beverly, dann schreibst du doch selber SF.
Welche Antworten hast DU also zu bieten? Oder wen, bzw. was, meinst du wenn du fragst: Welche Antworten hat die SF?
1. Rückkehr zum Staatssozialismus.
Das Schöne daran ist, dass angefangen bei einigen Foristen und endend bei den globalen Pharmakonzernen eine "sozialistische Weltrepublik" genaus das Strafuniversum ist, dass sie seich selbst geschaffen haben.
Im Kleinen habe ich das an der Innenpolitik Syriens nach 1945 verfolgt. Die war geprägt vom Ringen bürgerlich-konservativer und islamistischer Kräfte mit arabisch-nationalistischen und staatsorientierten, staatssozialistischen Kräften. Mal hatten die Bürgerlichen Oberwasser, mal die "Linken".
So um 1961 gab es einen Putsch der Bürgerlichen und die Restauration der bürgerlichen Ordnung. Ein Autor schrieb aber über die bürgerlichen Kräfte:
Sie hatten nichts gelernt und nichts vergessen.
Und das ist die entscheidende Parallele zwischen dem kleinen Syrien damals und der großen Welt heute.
Die Kräfte, die seit dem Zusammenbruch des Staatssozialismus das ideologische Zepter schwingen, haben nichts gelernt und nichts vergessen. Sie haben aus ihren eigenen Fehlern nichts gelernt und frönen nach wie vor einem primitiven Antikommunismus, der so blind vor Hass und Dummheit ist, dass er die wirklichen Fehler des Kommunismus übersieht.
In Syrien blieben die Bürgerlichen nach 1961 schlappe zwei Jahre an der Macht, dann putschten die Linken und herrschen seitdem z. T. "brutalstmöglich". Die Zustände sind so, dass ich das nicht auf die ganze Welt übertragen sehen möchte - es wäre nur globaler Stalinismus, nein danke.
Wobei ich aber denke, dass die Genossen schlichtweg per Dekret verordnen werden, dass Medikamente gegen Hepatitis C kostenlos verteilt werden. Profitgier und Gier nach Macht und Prestige haben dann als bestimmende Faktoren im Gesundheitswesen ausgedient. Fragt sich nur, ob ein Staatssozialismus sie durch etwas Besseres ersetzen kann oder sie dazu übergehen würden, arbeitsunwilligen Medizinern mit den Erschießen zu drohen. Motiviert auf Dauer nicht wirklich.
In der SF nachzulesen in SCHADRACH IM FEUEROFEN, wo es im übrigen auch um Gesundheit geht. Mordechai Schadrach kann den roten Weltherrscher mit viel Glück dazu zwingen, endlich wirksam gegen eine tödliche Seuche vorzugehen.
2. Technokratie
Technokratische Systeme sind mir in der SF oft am sympathischsten. Die Ideologien sind gescheitert und haben ausgedient, nur die Liberalen halten an ihrer Ideologie fest und leugnen dann noch, dass sie eine haben.
Der Staat als sachrationales Konstrukt, das dafür sorgt, dass jeder Medikamente z. B. gegen Hepatitis C bekommt. Er darf nicht alles an sich reißen, in seine Aufgabenreiche darf ihm aber auch keiner reinreden.
In Instanzen wie Forschung und Wissenschaft gibt es verschiedene, idealerweise unabhängige Akteure. Die einen mögen für Geld forschen, die anderen aus Idealismus, die einen bei Konzernen, die anderen in öffentlichen Einrichtungen. So gibt es immer jemanden, der sich z. B. fragt, was man gegen Hepatitis C unternehmen kann und der Staat sorgt dafür, dass jeder davon profitiert.
Im Staatssozialismus, wo der Staat alles beherrscht, mag er zu so einem repressiven und bürokratischem Monstrum werden, dass er gar nicht in der Lage ist, ein Heilmittel gegen Hepatitis C zu entwickeln.
Im Brutalkapitalismus ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass aus Geldgier ein Heilmittel entwickelt wird - die meisten werden es sich nicht leisten können.
3. Anarchie
Zumindest die kollektive Anarchie würden sagen, dass das Gemeinwesen, in dem ein Mensch lebt, dafür verantwortlich ist, ihn gegen Hepatitis C zu behandeln. Solche Gemeinwesen beschreibt etwa Jack Vance sehr oft. Sie mögen nicht "herrschaftslos" im strengen Sinne sein, eine Enitität wie unseren modernen Staat kann ich da aber oft nicht ausmachen.
Was ist aber, wenn das Gemeinwesen als Ganzes nicht die Mittel hat, die Behandlung gegen Hepatitis C zu bezahlen? Das ist ja die Situation, vor der Brasilien steht.
In der Anarchie würde es vermutlich versuchen, die Behandlung irgendwie umsonst zu erhalten. Eben durch illegale Nachproduktion der Medikamente. Das würde aber zu Konflikten mit denen führen, die sich in ihren "geistigen Eigentum" oder dergleichen verletzt fühlen.
Irgendwann sind wir dann bei dem Punkt, wo auch eine "anarchoide" Welt so etwas wie ein allgemein anerkanntes Ordnungssystem braucht. Das dem Recht auf Leben und Gesundheit Vorrang einräumt vor "geistigen Eigentum" und Profit. Das Anreize dafür entwickelt, dass die Mediziner auch mittelllose Patienten behandelt. Indem es notfalls die Kosten übernimmt.
Ich selbst liege in meinen Lösungsansätzen zwischen der Anarchie und der Technokratie. Die Technokratie wie bei Perry Rhodan ist mir zu mächtig, zu allumfassend und vereinheitlichend - sie könnte leicht in ein etatistisches Terrorsystem umschlagen.
"'Anarchie pur" dagegen läuft Gefahr, zum nihilistischem "freien Spiel der Kräfte" zu verkommen, das wir jetzt haben. Wo halt die FDP sagt "jeder ist selbst für seine Gesundheit verantwortlich". Nein danke. Anarchie mit einer sparsamen Ordnungsinstanz, die eben sagt, niemand darf an einer Krankheit sterben, wenn es dafür ein Medikament gibt.
#24
Geschrieben 04 März 2008 - 19:34
übersiehst du dabei nicht, dass man im Anarchokapitalismus auch die Möglichkeit hat, derartigen Kapitalisten endlich eine Kugel in den Kopf zu jagen? es gibt ja keinen Staat, keine Polizei, keine Gesetze und keine Justiz mehr, die einen daran hindern weniger verrohte Kapitalisten werden die mit Blei vorgenommene Marktbereinigung sogar begrüßenMan stelle sich eine nicht näher definierte Zukunft vor, in der ein Gesundheitssystem unter'n Tisch gekehrt wurde und private Pharmakonzerne die urbanen Zonen als Spielwiese missbrauchen. Soll heißen, sie lassen selbst geschaffene Krankheitserreger unters unwissende Volk mischen und arbeiten gleichzeitig an der Heilung derselbigen. Das kurbelt Forschung und Wirtschaft an. Das wäre die beste Antwort der SF. Und das wäre auch noch glaubhafter Anarchokapitalismus.
#25
Geschrieben 05 März 2008 - 09:07
erstick nicht an deiner Selbstgefälligkeit, aber weiterhin viel Spaß als Hofnarr der herrschenden VerhältnisseIch muss mich Diboo anschliessen: Wieso soll die SF darauf "eine Antwort geben" resp., ich verstehe gar nicht, wie eine solche Antwort aussehen könnte. Ich kann Dir schon eine Geschichte schreiben, in der Brasilien dank eines Glux-Kompensators (nicht zu verwechseln mit einem Flux-Kompensator) plötzlich genug Geld hat, um allen seinen Einwohnern die entsprechende Behandlung zu bezahlen, aber davon würde auch niemand gesund. Literatur ≠politisches oder soziales Programm.
Bearbeitet von Beverly, 05 März 2008 - 09:12.
#26
Geschrieben 05 März 2008 - 09:11
@Martin, je mehr Leute mit unbehandelter Hepatitis C rumlaufen, desto größer ist das Risiko, dass sie weitere Menschen anstecken. So scheint es in Brasilien zu sein.Wie so häufig kann ich beim besten Willen nicht mit Sicherheit nachvollziehen, worauf Beverly hinaus will, aber falls sie die Reaktion der SF-Autoren meint, hat das Thema (nicht nur) der Cyberpunk seit Jahrzehnten immer und immer wieder thematisiert: Durch die Teilung der Gesellschaft in Oben und Unten, wobei Unten nicht in den Genuss der prinzipiell verfügbaren Segnungen der Wissenschaft kommt.
sollen wir uns damit abfinden? Wobei dieser Irrsinn ja allumfassend ist und in keiner Weise auf Hepatits C und Brasilien beschränkt In einem anderen Strang schreibst du sinngemäß, wie toll es ist, dass du weder Kommunist noch Nationalist geworden bist. Nur ist dir nicht klar, dass du einer Ideologie anhängst, die das geistige und machtpolitische Erbe von Nazis und Stalinisten angetreten hast und genauso zynisch und menschenverachtend ist.Wie so häufig kann ich beim besten Willen nicht mit Sicherheit nachvollziehen, worauf Beverly hinaus will, aber falls sie die Reaktion der SF-Autoren meint, hat das Thema (nicht nur) der Cyberpunk seit Jahrzehnten immer und immer wieder thematisiert: Durch die Teilung der Gesellschaft in Oben und Unten, wobei Unten nicht in den Genuss der prinzipiell verfügbaren Segnungen der Wissenschaft kommt.
Bearbeitet von Beverly, 05 März 2008 - 09:13.
#27
Geschrieben 05 März 2008 - 10:32
Jeder diskutiert, wie es ihm beliebt. Wenn Du auf eine sachlich gestellte und ernst gemeinte Frage nur mit Beleidigungen antworten kannst, musst Du einfach damit rechnen, dass man Dich nicht ernst nimmt.erstick nicht an deiner Selbstgefälligkeit, aber weiterhin viel Spaß als Hofnarr der herrschenden Verhältnisse
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#28
Geschrieben 05 März 2008 - 10:32
Und was kann da die SF Deiner Meinung nach tun? Und ich erwarte hier eine konkrete Antwort und keine Beleidigungen.@Martin, je mehr Leute mit unbehandelter Hepatitis C rumlaufen, desto größer ist das Risiko, dass sie weitere Menschen anstecken. So scheint es in Brasilien zu sein. sollen wir uns damit abfinden? Wobei dieser Irrsinn ja allumfassend ist und in keiner Weise auf Hepatits C und Brasilien beschränkt
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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#29
Geschrieben 05 März 2008 - 10:35
Und wenn jemand eine Geschichte schreibt, die auf einem dieser Szenarien basiert, bringt das den Brasilianern mit Hepatitis C konkret was?Mögliche Antworten wären:
1. Rückkehr zum Staatssozialismus.
Das Schöne daran ist, dass angefangen bei einigen Foristen und endend bei den globalen Pharmakonzernen eine "sozialistische Weltrepublik" genaus das Strafuniversum ist, dass sie seich selbst geschaffen haben.
Im Kleinen habe ich das an der Innenpolitik Syriens nach 1945 verfolgt. Die war geprägt vom Ringen bürgerlich-konservativer und islamistischer Kräfte mit arabisch-nationalistischen und staatsorientierten, staatssozialistischen Kräften. Mal hatten die Bürgerlichen Oberwasser, mal die "Linken".
So um 1961 gab es einen Putsch der Bürgerlichen und die Restauration der bürgerlichen Ordnung. Ein Autor schrieb aber über die bürgerlichen Kräfte:
Sie hatten nichts gelernt und nichts vergessen.
Und das ist die entscheidende Parallele zwischen dem kleinen Syrien damals und der großen Welt heute.
Die Kräfte, die seit dem Zusammenbruch des Staatssozialismus das ideologische Zepter schwingen, haben nichts gelernt und nichts vergessen. Sie haben aus ihren eigenen Fehlern nichts gelernt und frönen nach wie vor einem primitiven Antikommunismus, der so blind vor Hass und Dummheit ist, dass er die wirklichen Fehler des Kommunismus übersieht.
In Syrien blieben die Bürgerlichen nach 1961 schlappe zwei Jahre an der Macht, dann putschten die Linken und herrschen seitdem z. T. "brutalstmöglich". Die Zustände sind so, dass ich das nicht auf die ganze Welt übertragen sehen möchte - es wäre nur globaler Stalinismus, nein danke.
Wobei ich aber denke, dass die Genossen schlichtweg per Dekret verordnen werden, dass Medikamente gegen Hepatitis C kostenlos verteilt werden. Profitgier und Gier nach Macht und Prestige haben dann als bestimmende Faktoren im Gesundheitswesen ausgedient. Fragt sich nur, ob ein Staatssozialismus sie durch etwas Besseres ersetzen kann oder sie dazu übergehen würden, arbeitsunwilligen Medizinern mit den Erschießen zu drohen. Motiviert auf Dauer nicht wirklich.
In der SF nachzulesen in SCHADRACH IM FEUEROFEN, wo es im übrigen auch um Gesundheit geht. Mordechai Schadrach kann den roten Weltherrscher mit viel Glück dazu zwingen, endlich wirksam gegen eine tödliche Seuche vorzugehen.
2. Technokratie
Technokratische Systeme sind mir in der SF oft am sympathischsten. Die Ideologien sind gescheitert und haben ausgedient, nur die Liberalen halten an ihrer Ideologie fest und leugnen dann noch, dass sie eine haben.
Der Staat als sachrationales Konstrukt, das dafür sorgt, dass jeder Medikamente z. B. gegen Hepatitis C bekommt. Er darf nicht alles an sich reißen, in seine Aufgabenreiche darf ihm aber auch keiner reinreden.
In Instanzen wie Forschung und Wissenschaft gibt es verschiedene, idealerweise unabhängige Akteure. Die einen mögen für Geld forschen, die anderen aus Idealismus, die einen bei Konzernen, die anderen in öffentlichen Einrichtungen. So gibt es immer jemanden, der sich z. B. fragt, was man gegen Hepatitis C unternehmen kann und der Staat sorgt dafür, dass jeder davon profitiert.
Im Staatssozialismus, wo der Staat alles beherrscht, mag er zu so einem repressiven und bürokratischem Monstrum werden, dass er gar nicht in der Lage ist, ein Heilmittel gegen Hepatitis C zu entwickeln.
Im Brutalkapitalismus ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass aus Geldgier ein Heilmittel entwickelt wird - die meisten werden es sich nicht leisten können.
3. Anarchie
Zumindest die kollektive Anarchie würden sagen, dass das Gemeinwesen, in dem ein Mensch lebt, dafür verantwortlich ist, ihn gegen Hepatitis C zu behandeln. Solche Gemeinwesen beschreibt etwa Jack Vance sehr oft. Sie mögen nicht "herrschaftslos" im strengen Sinne sein, eine Enitität wie unseren modernen Staat kann ich da aber oft nicht ausmachen.
Was ist aber, wenn das Gemeinwesen als Ganzes nicht die Mittel hat, die Behandlung gegen Hepatitis C zu bezahlen? Das ist ja die Situation, vor der Brasilien steht.
In der Anarchie würde es vermutlich versuchen, die Behandlung irgendwie umsonst zu erhalten. Eben durch illegale Nachproduktion der Medikamente. Das würde aber zu Konflikten mit denen führen, die sich in ihren "geistigen Eigentum" oder dergleichen verletzt fühlen.
Irgendwann sind wir dann bei dem Punkt, wo auch eine "anarchoide" Welt so etwas wie ein allgemein anerkanntes Ordnungssystem braucht. Das dem Recht auf Leben und Gesundheit Vorrang einräumt vor "geistigen Eigentum" und Profit. Das Anreize dafür entwickelt, dass die Mediziner auch mittelllose Patienten behandelt. Indem es notfalls die Kosten übernimmt.
Ich selbst liege in meinen Lösungsansätzen zwischen der Anarchie und der Technokratie. Die Technokratie wie bei Perry Rhodan ist mir zu mächtig, zu allumfassend und vereinheitlichend - sie könnte leicht in ein etatistisches Terrorsystem umschlagen.
"'Anarchie pur" dagegen läuft Gefahr, zum nihilistischem "freien Spiel der Kräfte" zu verkommen, das wir jetzt haben. Wo halt die FDP sagt "jeder ist selbst für seine Gesundheit verantwortlich". Nein danke. Anarchie mit einer sparsamen Ordnungsinstanz, die eben sagt, niemand darf an einer Krankheit sterben, wenn es dafür ein Medikament gibt.
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#30
Geschrieben 05 März 2008 - 11:40
*blubb* *blubb* *blubb*Jeder diskutiert, wie es ihm beliebt. Wenn Du auf eine sachlich gestellte und ernst gemeinte Frage nur mit Beleidigungen antworten kannst, musst Du einfach damit rechnen, dass man Dich nicht ernst nimmt.
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