Robert J. Sawyer: Flash
#1
Geschrieben 29 März 2008 - 10:39
Flash
Robert J. Sawyer
In Anbetracht der kürze des Buches macht eine Teilung keinen Sinn, insofern nur einen Thread. Los geht es wie gewohnt am Ersten.
Ich bin schon sehr gespannt, ob der Autor den hohen Erwartungen nach seiner famosen "Neanderthal-Parallaxe" gerecht werden kann.
#2
Geschrieben 31 März 2008 - 20:32
#3
Geschrieben 01 April 2008 - 11:15
#4
Geschrieben 01 April 2008 - 13:58
#5
Geschrieben 01 April 2008 - 19:50
Puuuh, du gehst ja steil. Auf jeden Fall interessant einen Fachmann dabei zu haben, aber an deinen Kenntnissen würde ich den Roman nicht messen. Da lasse ich dem Autor definitiv künstlerische Freiheit. Wichtig ist auf nämlich dein Hinweis, dass der Roman schon 9 Jahre alt ist. Das bemerkt sicher nicht jeder, aber wirft ein ganz anderes Bild auf die Darstellung der "Gegenwart". Und die ist aus der Perspektive gar nicht so daneben. Da kann Sawyer durchaus einen Apparat erfinden. der die jahrelangen Analysen obsolet macht. So oder so ist es für die weiter Handlung völlig egal, ob das Teilchen entstanden ist oder nicht. Was mich in dem Zusammenhang interessiert: War es vor 9 Jahren abzusehen, das 2008/2009 die ersten Experimente mit dem LHC stattfinden würden und hat der Autor die Handlung deshalb genau in dieser Zeit angesiedelt?Als Elementarteilchenphysiker bin ich natürlich besonders gespannt auf den Roman.
#6
Geschrieben 01 April 2008 - 22:02
Ursprünglich war eine Fertigstellung der Anlage im Herbst 2007 geplant. Wie lange genau dieser Termin festlag, kann ich nicht genau sagen, ich tippe aber, dass der Termin mindestens 5-8 Jahre geplant ist, könnte also passen. Aus irgendwelchen Gründen habe ich aber den Eindruck, dass die deutsche Version die Daten dennoch (falsch) angepasst hat. Der ungefähren Pläne für den LHC gibt es schon lange, da hat der Autor keine visionäre Eingebung gehabt. Natürlich messe ich den Roman nicht an der Physik, ist ja schliesslich Unterhaltungsliteratur Allerdings gibt es eine Reihe von Journalisten, die erstaunlich gut recherchieren können.Was mich in dem Zusammenhang interessiert: War es vor 9 Jahren abzusehen, das 2008/2009 die ersten Experimente mit dem LHC stattfinden würden und hat der Autor die Handlung deshalb genau in dieser Zeit angesiedelt?
Bearbeitet von mlich, 01 April 2008 - 22:03.
#7
Geschrieben 02 April 2008 - 09:13
#8
Geschrieben 02 April 2008 - 19:59
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#9
Geschrieben 02 April 2008 - 20:52
#10
Geschrieben 03 April 2008 - 06:53
#11
Geschrieben 03 April 2008 - 11:30
Bearbeitet von DonPippo, 03 April 2008 - 18:34.
#12
Geschrieben 03 April 2008 - 17:03
Das erinnert mich gerade irgendwie an "Cosm" von Gregory Benford.... Da muss man sich doch echt fragen, an welcher Hochschule dieser vermeintliche Physiker sein Diplom gemacht hat. Und vor allem in welchem Fach (Vermutlich Experimentelle Philatelie...)Weil's so schön zum Anfang des Buchs passt: Angst vor Weltuntergang - Amerikaner klagt gegen Teilchenbeschleuniger Da wär so ein Flash ja noch das kleinste Übel
Ich bin mal indiskret neugierig: An welchem Institut und an was für Projekten arbeitest du denn zur Zeit? Und wie schätzt du als Experte die Chancen ein, das der LHC tatsächlich die Fragen zum Thema Higgs-Boson löst?Als Elementarteilchenphysiker bin ich natürlich besonders gespannt auf den Roman. Der Autor hat kein wissenschaftlichen Hintergrund, konnte in "Die Neanderthal-Parallaxe" aber durchaus mit Fachwissen glänzen. In Flash allerdings kommt gleich auf den ersten Seiten eine kleine Peinlichkeit. Nach dem "Komazwischenfall" steht für den Protagonisten sofort fest, dass das Higgs Teilchen nicht gefunden wurde. Man darf sich Experimente an Teilchenbeschleunigern so vorstellen, dass die Daten über Monate oder sogar Jahre von mehreren Gruppen ausgewertet werden und sich dann erst Ergebnisse abzeichnen. Mit einem schnellen Blick auf den Monitor ist es da nicht getan Auch die Zeitangaben sind falsch, denn der LHC ist noch nicht in Betrieb. Der Roman wurde allerdings schon 99 geschrieben. Der Detektor ALICE ist eigentlich nicht für die "Entdeckung" des Higgs Bosons zuständig, diese Aufgabe fällt ATLAS zu.
Hmm, mir ging es genau andersherum, ich fand die Figuren durchaus glaubwürdig und Interessant. Und warum nun gerade Physiker in einer Extrem-Situation alles in einem größeren Rahmen sehen sollen, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Auch das sind nur Menschen, die unter Druck genauso Fehlerhaft reagieren können, wie jeder andere auch.Allerdings finde ich die Hauptpersonen bis jetzt ziemlich fade dargestellt. Eindimensionale Persönlichkeiten, die streng im Rahmen persönlicher und gesellschaftlich bedingter Begrenzungen agieren. Ich hätte angenommen, dass Physiker solche Visionen in einem weiten Bezugsrahmen interpretieren. Statt dessen gehen sie es linear und rationalistisch an und orientieren sich in erster Linie an ihren persönlichen Ängsten.
Das "geht runter wie öl" passt ganz gut, ich habe die ersten 200 Seiten am Stück gelesen, weil ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Sowas ist mir bei einem Buch schon lange nicht mehr passiert. Die ähnlich geniale "Neandertal-Parallaxe" habe ich seinerzeit sogar komplett in einem Rutsch gelesen.... Der Vergleich mit Wilson ist auch gar nicht so verkehrt, beide können gute Ideen umsetzen, ohne dabei anzufangen zu schwafeln und alles unnötig in die Länge zu ziehen.Die ersten 4 Kapitel gingen schonmal runter wie Öl . . Mir gefällt der Roman wirklich gut bisher. Es ist mein erster Roman von Sawyer und sein Stil erinnert mich an Robert C. Wilson, der unter den aktuellen SF-Autoren mein Liebling ist. Etwas passiert den Menschen, keiner weiß warum und man macht sich auf die Suche nach Antworten. Das erinnert stark an Wilson. Es scheint nur, dass Sawyer etwas mehr Wert auf Wissenschaft legt und dafür etwas weniger auf die Charakterbeschreibungen. 4 Kapitel sind aber wohl zu wenig für einen Vergleich mit einem anderen Autor. Daher würde mich interessieren, ob Leute, die schon mehrere Bücher von beiden Autoren gelesen haben, meinen ersten Eindruck bestätigen würden. Ich würde mich irrsinnig freuen, wenn ich für mich mit Sawyer einen Wilson ähnlichen Autor gefunden hätte.
#13
Geschrieben 03 April 2008 - 18:28
OK, das war die offentsichtlichste Möglichkeit. Bin auf Seite 98 und begeistert. Vor allem der Plot um Theo ist interessant. Nach lesen des Klappentextes hatte ich überhauptnicht an die ganze Unglücke gedacht, die während einer solchen Vision passieren können. Ich dachte die Leute sehen ihre Zukunft und das wars. Keine abstürzenden Flugzeuge etc. Gruß MarkusIch bin gespannt, was die sehen, die in zwanzig Jahren tot sind.
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#14
Geschrieben 03 April 2008 - 19:08
Wenn das Standard Model richtig ist, liegt die Wahrscheinlichkeit etwa bei 95%, dass die Masse des Higgs-Bosons zwischen 114 und 182 GeV/c^2 liegt. Der alte CERN-LEP hat Massen unter 100 GeV/c^2 ausgeschlossen. Der LHC schafft ca 10-14 TeV. Wenn die Vorhersage richtig ist, die Datenanalyse klappt stehen die Chancen ganz gut, erfolgreich zu sein. Off Topic: Ein Experiment dieser Art funktioniert etwa so: Entweder zwei Teilchenarten werden aufeinander geschossen oder eine Teilchenart wird irgendwo dagegengeschossen. Dann entstehen z.B. durch Reaktionen neue Teilchen die man mit einem Detektor nachweisen kann. Hauptproblem ist jetzt der datentechnische Nachweis der erhofften Reaktion. Dazu führt man quasi geschickte Filter (theoretischer und technischer Natur) ein, um das Rauschen und unerwünschte Teilchen wegzubekommen. Dann muss man Simulationen machen und mit den Experimenten vergleichen. Ein wenig so, als wenn man die Nadel im Heuhaufen sucht und erst das Stroh aussortieren muss. Durch die Simulationen kennt man aber den Wirkungsquerschnitt und weiss, was zu erwarten ist. Auf diese Weise kann man das Higgs nicht versehentlich mit rausfiltern.Und wie schätzt du als Experte die Chancen ein, das der LHC tatsächlich die Fragen zum Thema Higgs-Boson löst?
#15
Geschrieben 04 April 2008 - 07:04
#16
Geschrieben 04 April 2008 - 11:19
#17
Geschrieben 04 April 2008 - 11:44
Ja, die Beschreibungen von Personen und deren Gefühle scheint nicht die Stärke von Sawyer zu sein.Auch ich finde die Handlungen um Theo am spanndendsten. Theo ist auch die einzige Figur, die einigermaßen differenziert und lebendig rüberkommt.
Das war meine Befürchtung vom Anfang, dass Sawyer das Potential der ganzen Angelegenheit nicht voll ausschöpft und bis zu einem gewissen Grad hat sich diese Vermutung bestätigt. Aber ich fühle mich trotzdem gut unterhalten.Schade, dass so viel Ereignisse im Zusammenhang mit dem Flashforward nur angerissen werden, als Nachrichtenbruchstücke und nebenher laufenden Bemerkungen.
#18
Geschrieben 04 April 2008 - 11:52
Ich finde es passt schon so, wie es Sawyer handhabt. Ansonsten hätten wir einen 2000 Seiten Wälzer vor uns, mit vielen Seiten Langeweile. Ich finde er nutzt das Potential genau in richtigem Maße aus.Das war meine Befürchtung vom Anfang, dass Sawyer das Potential der ganzen Angelegenheit nicht voll ausschöpft und bis zu einem gewissen Grad hat sich diese Vermutung bestätigt. Aber ich fühle mich trotzdem gut unterhalten.
#19
Geschrieben 04 April 2008 - 14:31
Ja, ich fühle mich auch gut unterhalten. Schließlich kann nicht jedes Buch ein Werk der Spitzenklasse sein. Nur schade, dass ich so garnichts von Physik verstehe und die wissenschaftlichen Details weder verstehe noch würdigen kann.Das war meine Befürchtung vom Anfang, dass Sawyer das Potential der ganzen Angelegenheit nicht voll ausschöpft und bis zu einem gewissen Grad hat sich diese Vermutung bestätigt. Aber ich fühle mich trotzdem gut unterhalten.
#20
Geschrieben 04 April 2008 - 14:45
#21
Geschrieben 04 April 2008 - 14:51
Dann kann ich ja beruhigt weiterlesen.Ach, das ist doch nur Techno Babble. Das muss man nicht verstehen.
#22
Geschrieben 04 April 2008 - 17:07
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#23
Geschrieben 04 April 2008 - 18:20
#24
Geschrieben 04 April 2008 - 18:38
Ersten und zweiten Teil des Romans fand ich wirklich sehr gelungen und hab daran wirklich gar nichts auszusetzen. Der letzte Teil allerdings war nicht ganz nach meinem Geschmack. In diesem Teil, der im Jahr 2030 spielt, geht es hautsächlich zum einen um Theos Handlungsstrang und zum anderen grob gesagt um die "Zukunft". Theos Handlungsstrang hätte ich mir etwas kriminalistischer erwünscht. Stattdessen wird dieser sehr "flott" und actionreich zu einem Ende geführt. Und der andere Strang, der sich mit der Zukunft beschäftigt, war mir persönlich zu abgefahren und an den Haaren herbeigezogen. Insgesamt hat mir Flash dennoch sehr gut gefallen und ich würde den Roman mit 4 von 5 möglichen Sternen bewerten. Sawyer steht jedenfalls sehr weit oben auf meiner Watch-List
Bearbeitet von DonPippo, 04 April 2008 - 18:38.
#25
Geschrieben 04 April 2008 - 20:24
Sawyer pflegt auf jeden Fall einen Stil, der sehr angenehm zu lesen ist und Hard-Sci-Fi-Facts so einstreut, dass es den Unterhaltungsleser nicht stört.
Ich persönlich fande die Theo-Krimi-Story gar nicht so erquickend. Dort habe ich eher das Gefühl gehabt, dass aufgesetzte Spannung eingefügt wurde. Ich fand vielmehr die völlig normalen Entwicklungen interessant: Wieso bin ich nicht mehr mit meiner großen Liebe zusammen? Wieso bin ich zu diesem Zeitpunkt mit dieser Person, die ich gar nicht kenne, zusammen? Das hatte für mich mehr Identifikationspotential.
*Spoiler*
Das Ende fand ich allerdings wie DonPippo enttäuschend. Der Kampf in der Cern-Anlage hatte was von Dan Brown. Und der zweite Flash war deutich zu abgespaced. Da wäre weniger mehr gewesen. Mit diesem Finale hat Sawyer meine Wertung des Romans deutlich nach unten gedrückt. Nichtsdestotrotz werde ich mit mit Sicherheit das Neandertal-Teil im Nachzug reinziehen.
#26
Geschrieben 05 April 2008 - 08:15
#27
Geschrieben 05 April 2008 - 11:05
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#28
Geschrieben 05 April 2008 - 12:27
Aber für die Nicht-Mitleser im Hintergrund ist das sehr hilfreich ...Mir scheint, das Buch eignet sich gar nicht so gut für einen Lesezirkel. Es ist viel zu schnell gelesen.
#29
Geschrieben 05 April 2008 - 13:02
Naja, ich gestehe, ich konnte mich nicht bremsen und hatte das Buch schon am 30. angefangen und dann am 2. durch. Wobei ich die leichte Lesbarkeit dem Buch aber durchaus als großen Pluspunkt anrechne. Es ist sicherlich kein epochales Meisterwerk, dem stimme ich zu. Aber es ist klasse Geschichte, kurzweilig und unterhaltsam präsentiert, kurzum das Buch macht von der ersten bis zur letzten Seite Spaß. Die Angebotene Menge an Philosophie zum Ursprung und Sinn des Flashforward reichen meiner Meinung nach für die Geschichte völlig aus, man muss in einem solchen Roman nicht jeden psychischen und metaphysischen Aspekts eines fiktiven Phänomens durchkauen. Der zweite Flashforward am Ende war allerdings wirklich etwas dick aufgetragen, hier wäre weniger mehr gewesen. Aber insgesamt ein nettes, kurzweiliges Lesevergnügen, Sawyer hat nach der Neandertal-Parallaxe das zweite mal bewiesen das man bei seinen Büchern bedenkenlos zugreifen kann. 8/10 Punkten. P.S. Wem das Buch zu kurz war, der ist herzlich zum gemeinsamen Lesen von Wilsons "Axis" eingeladen.Ich hab mich leider nicht halten können und bin jetzt nach 3 Tagen leider schon durch.
#30
Geschrieben 05 April 2008 - 15:15
Wenn ich eine Knarre hätte, mit der ich der Sache jederzeit ein freiwilliges Ende setzen kann: Yep, bin dabei. Aber nur, wenn außer ein paar Nobelpreisträgern auch ein bisschen normales Volk am Start wäre. Ich will ja nicht bis in alle Ewigkeit Fachdiskussionen führen, sondern auch mal ordentlich einen saufen, zocken, Fußball spielen und Sex haben.Wie würdet Ihr in einer solchen Situation entscheiden? Was würdet Ihr Euch für eine Zukunft wünschen, wenn Euch ein solches Angebot gemacht würde?
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