Nanina schrieb am 23.04.2008, 11:12:
Nachdem ich hier etwas herumgelesen habe, ist mir regelrecht schlecht geworden.
Warum?
Ich wage noch eine letzte Antwort, da vielen hier im Forum meine "Unsicherheit bezüglich des Genres" als arrogant vorkam und das von mir so nicht beabsichtigt war.
Deshalb füge ich hier einen Auszug aus "Der phantastische Bücherbrief" an, der unabhängig von mir bestätigt, dass es sich nicht um den "klassischen SF-Roman" handelt sondern um die Beschreibung - ich würde lieber sagen - die Simulation einer neuen Gesellschaft in der Zukunft.
Zum Verständnis ist es auch wichtig anzumerken, dass die Essays vor dem Roman entstanden sind und dass es da durchaus Widersprüche zwischen den Essays und dem Roman gibt.
Also, der Vorwurf der Arroganz war mir doch etwas zu heftig.
Hier der Auszug aus der Rezension:
"...Der Roman NANINA spielt nach einer nicht näher benannten menschlichen
Apokalypse beginnt mit Tomas, dem sich bald Bert und Kevin anschliessen. Bert und
Kevin wollten sich, aufgefordert durch schwerbewaffnete Frauen, nicht der
menschlichen Gemeinschaft anschliessen und allein in den Wäldern leben. Als sie
sich weigern wird Kevin auf der Flucht angeschossen. Später zeigen die Frauen ihre
Gewaltbereitschaft (die im Gegensatz zum Essay steht) indem sie das Haus in dem
die drei Zuflucht gefunden hatten, mit einem Hubschrauber angreifen und die Männer
ohne Fragen töten.
Gut tausend Jahre später geht die Erzählung weiter. Die Männer sind
inzwischen ausgerottet, so eine Art genetischer Massenmord, da männliche Gene
nur noch im Labor bestehen. In künstlichen Gebärmüttern werden Kinder heran
gezogen und Jungen nur so lange am leben gelassen, bis man ihnen neue Spermien
entnehmen konnte. Danach erfolgt eine zwangsweise Kastration und Operation zu
einer Frau. Da selbst die Frauen so gezüchtet wurden, dass sie kaum Merkmale
einer Frau aufweisen, haben wir nun eine Gesellschaft, deren Mitglieder eher
geschlechtslosen Wesen ähneln, denn Menschen.
Auf einer unbekannten Insel im Atlantik wird daran weiter geforscht, einen
vollkommen monogeschlechtlichen Menschen zu erzeugen. Gleichzeitig werden aber
auch Kinder gezeugt, die abgeschottet von den anderen Menschen aufwachsen.
Eines der drei Kinder die dort aufwachsen ist Nanina. Sie gehören zu einem
Genpool, der vernichtet werden soll. Hier beginnt die eigentliche Erzählung.
Unterschiedliche Gruppierungen sind an den Kindern und den damit verbundenen
Genen interessiert.
Auf der einen Seite steht Ana, die Chefin auf der Atlantikinsel, die nur noch ein
kleines Forschungsinstitut unterhalten kann. Sie will einen gewissen Prozentsatz an
ihrem Genpool, der einmal grösser war, aufrecht erhalten. Ihr gegenüber steht Hilda,
die der Meinung ist, dass diese Aufzuchtstation so überflüssig ist wie eine
Zuchtstation für überflüssige Schweine. Ana muss vor einer Kommission der
Hochkommissarin zu ihrer Arbeit aussagen. Sie erhält schliesslich den Auftrag, alles
zu vernichten. Es soll nichts übrig bleiben, das auch nur den kleinsten Hinweis auf
die Arbeit des Institutes gibt. Damit wäre der letzte männliche Genpool der
Menschheit vernichtet.
Nanina wächst mit Rona und Sika in einem Haus auf, in dem ihre Mutter Ema
und sowie Hela und Alina, die Mütter der anderen Kinder, leben. Wir lernen mit dne
Augen von Nanina ihre kleine, abgeschiedene Welt kennen. Angefangen vom
Tagesablauf, bis hin zum Jahreskranz mit den entsprechenden Jahreszeiten. Ein
kleines glückliches und beschauliches Leben. Nur langsam wird klar, dass die drei
Kinder Knaben sind.
Nach dem wir Nanina eine Zeit lang begleiteten wird zu Lisa und Gertrud
umgeblendet. Gertrud lernte Lisa kennen als diese zwölf Jahre alt wurde. Es wird
dabei berichtet, das Gertrud mit der zwölfjährigen ihre ersten Liebesabenteuer hatte.
Beide arbeiten auf der Insel, wo Ana ihr Forschungslabor betreibt. Mit der Zeit
werden die Handlungsstränge zusammengeführt mit einem glücklichen Ende.
Wir haben keinen ausgesprochenen Science Fiction Roman in den Händen,
auch nicht annähernd ein Abenteuerroman, wie es vielleicht den Anschein hat.
Es ist
ein Buch, das eine neue Gesellschaft beschreibt und letztlich auf ein Gutes Ende
hinaus läuft. Eine Zukunftsgesellschaft die doch wieder auf Männer aufbaut, und
vorher dem gescheiterten Versuch einer reinen Frauengesellschaft entspringt. Das
Titelbild, von der Autorin, die sich hinter dem Pseudonym Jenni Flieg versteckt, und
ausgesucht wurde, hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit einem SF-Roman. Positiv
wäre zudem gewesen, wenn man beide Bücher mit dem üblichen einzeiligen
Zeilensatz versehen und in einem Band veröffentlicht hätte. Das Buch wäre dann
immer noch fünfzig Seiten dünner gewesen.
"
Grüße von
Nanina