18 Antworten in diesem Thema

[HappySourpussy]

Hallo,Ich bin Gafik-Designerin und erarbeite gerade ein Projekt, das sich mit feministischer Science Fiction bzw feministischen Utopien auseinander setzt. Leider mußte ich feststellen, dass mir viele JournalistInnen, Verlage und KollegInnen keine Beispiele zeitgenössischer feministischer Science Fiction nennen konnten. Ich würde diese nämlich dringend für mein Projekt benötigen. Mit zeitgenössisch meine Utopien, Social Fiction von jungen AutorInnen, die sich mich der Genderfragen in utopischen Romanen, Texten, usw beschäftigen. Ich möchte ein Projekt ins Leben rufen, wo junge SF-interessierte Frauen ihre Utopien zum Thema Frau und Mann, Genderfragen, Visionen diesbezüglich und und und †¦ also individuelle Zukunftsvisionen erdenken können. Ich mache ein kleines Fanzine, in jedem ist solcher Text abgedruckt, zu dem ich Illustrationen mache. Diese werden als Postkarten eingelegt.Das Projekt lautet „souvenirs for a feminist future“. als ergänzung wirds im internet eine kleine website als plattform geben, wo die inhalte und meinungen auch ausgetauscht und diskutiert werden können.Interessanterweise gibt es zur Zeit doch sehr viele kulturtheoretische Neuerscheinungen von Frauen zwischen 20 und 35 jahren. Wie zB das Buch Alpha-Mädchen oder das Missy Magazin. Kennt jemand junge AutorInnen oder Texte, die in die Kategorie feministische SF oder Gender-SF einzuordnen sind? Vielen Dank für Hinweise

[deval]

Also, ohne Hintergedanken, aber in diesem Fall solltest du vielleicht explizit das Mitglied -Beverly- anschreiben. Ich denke mal, da könntest du hilfreiche und wertvolle Tips und Anregungen bekommen. Einfach in der Mitgliederliste nachschauen und eine PN schreiben. Sie/er hat glaube ich auch einen Link auf die eigene Homepage. Eine weitere Hilfe könnte eventuell dieser Link sein: http://www.feministische-sf.de/

[† a3kHH]

Leider mußte ich feststellen, dass mir viele JournalistInnen, Verlage und KollegInnen keine Beispiele zeitgenössischer feministischer Science Fiction nennen konnten. Ich würde diese nämlich dringend für mein Projekt benötigen. Mit zeitgenössisch meine Utopien, Social Fiction von jungen AutorInnen, die sich mich der Genderfragen in utopischen Romanen, Texten, usw beschäftigen.

Kann es sein, daß die zeitgenössische SF den Geschlechterkampf der 70er einfach hinter sich gelassen hat und schon deutlich weiter als die nicht-SF-Gesellschaft ist ? In den modernen Romanen, die ich kenne, ist eine Gleichstellung der Geschlechter einfach selbstverständlich.

[Jakob]

Wenn du Feminismus im weiteren Sinne fasst, als Beschäftigung mit Geschlechter-Fragen von einem herrschaftskritischen Standpunkt aus, findest du wahrscheinlich haufenweise Beispiele. Ich glaube nicht, dass die SF einfach über die "feministischen 70er" hinaus ist - selbstverständliche Gleichberechtigung ist zwar schön und gut, in den meisten Romanen aber zugleich eher eine Vermeidungsstrategie, um sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen (was absolut legitim ist). Feministische Theorie geht ja nun durchaus über Gleichberechtigungsforderungen hinaus (Stichwort Dekonstruktion von Geschlecht und so).Spontan fallen mir an neueren Romanen dazu ein: "Maul" von Tricia Sullivan (nicht unbedingt eine Utopie); "Shadow Man" von Melissa Scott; "Living Next Door to the God of Love" von Justina Robson. Sind leider alle nicht ins Deutsche übersetzt worden (woran das nur liegen mag?). Ganz großartig finde ich auch noch "Das versteckte Sternbild" von David Dalek (alias Dietmar Dath), eine völlig abgedrehte, ambivalente feministische Utopie. Und vielleicht solltest du dir auch mal die Comicreihe "Y - The Last Man" ansehen.In Bezug auf Geschlechterthemen ist übrigens Richard Morgans "Skorpion" auch ziemlich interessant - wirkt auf den ersten Blick eher reaktionär-maskulinistisch, ist aber hintergründig durchaus auch ein wenig subversiv.

[deval]

In dem Zusammenhang ist vielleicht das Buch von Margaret Atwood, Der Report der Magd, noch zu erwähnen.

Bei Amazon beginnt die Vorstellung so:
Das düstere Bild eines totalitären Staats aus der Sicht einer unterdrückten Frau, das Margaret Atwood im Report der Magd entwirft, ist ein typisches Beispiel für das Leitthema ihrer Romane und Gedichte: In einer männerdominierten und frauenverachtenden Welt kämpft das weibliche Individuum um seine Identität.

[HappySourpussy]

Also, ohne Hintergedanken, aber in diesem Fall solltest du vielleicht explizit das Mitglied -Beverly- anschreiben. Ich denke mal, da könntest du hilfreiche und wertvolle Tips und Anregungen bekommen. Einfach in der Mitgliederliste nachschauen und eine PN schreiben. Sie/er hat glaube ich auch einen Link auf die eigene Homepage. Eine weitere Hilfe könnte eventuell dieser Link sein: http://www.feministische-sf.de/

Vielen Dank für den Tipp, den link kannte ich bereits und ist auch eine tolle Sammlung, leider nicht allzu aktuell. Aber als grundlegende Recherche unschlagbar und weiter zu empfehlen. Danke auch für den Hinweis zum Mitlied

[HappySourpussy]

Kann es sein, daß die zeitgenössische SF den Geschlechterkampf der 70er einfach hinter sich gelassen hat und schon deutlich weiter als die nicht-SF-Gesellschaft ist ? In den modernen Romanen, die ich kenne, ist eine Gleichstellung der Geschlechter einfach selbstverständlich.

Hm, ich vertrete diesbezüglich auch eher die Meinung, dass die Frage nach Geschlechter bzw Genderthemen eher vermieden bzw nicht grundlegend bearbeitet werden. Ich hoffe, dass die SF-Gesellschaft definitiv schon weiter als die Nicht-SF-Gesellschaft ist, genau aus dem Grund möchte ich das utopische Potenzial der SF „mainstream“-gerecht artikulieren und es soll gesellschaftlich wahrgenommen werden. Das glaub ich ist noch sehr viel an Utopie zu vermitteln.

[HappySourpussy]

Wenn du Feminismus im weiteren Sinne fasst, als Beschäftigung mit Geschlechter-Fragen von einem herrschaftskritischen Standpunkt aus, findest du wahrscheinlich haufenweise Beispiele. Ich glaube nicht, dass die SF einfach über die "feministischen 70er" hinaus ist - selbstverständliche Gleichberechtigung ist zwar schön und gut, in den meisten Romanen aber zugleich eher eine Vermeidungsstrategie, um sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen (was absolut legitim ist). Feministische Theorie geht ja nun durchaus über Gleichberechtigungsforderungen hinaus (Stichwort Dekonstruktion von Geschlecht und so).

stimmt, sehe ich auch so. mir geht es vor allem darum, die Möglichkeiten sichtbar zu machen. In diesem Sinne kann eine weitest gehende Definition von Feminismus und was darüber hinausgeht, als Grundlage betrachtet werden.

Spontan fallen mir an neueren Romanen dazu ein: "Maul" von Tricia Sullivan (nicht unbedingt eine Utopie); "Shadow Man" von Melissa Scott; "Living Next Door to the God of Love" von Justina Robson. Sind leider alle nicht ins Deutsche übersetzt worden (woran das nur liegen mag?). Ganz großartig finde ich auch noch "Das versteckte Sternbild" von David Dalek (alias Dietmar Dath), eine völlig abgedrehte, ambivalente feministische Utopie. Und vielleicht solltest du dir auch mal die Comicreihe "Y - The Last Man" ansehen. In Bezug auf Geschlechterthemen ist übrigens Richard Morgans "Skorpion" auch ziemlich interessant - wirkt auf den ersten Blick eher reaktionär-maskulinistisch, ist aber hintergründig durchaus auch ein wenig subversiv.

Super, danke. seh ich mir mal an †¦

[HappySourpussy]

In dem Zusammenhang ist vielleicht das Buch von Margaret Atwood, Der Report der Magd, noch zu erwähnen.

Stimmt, klingt interessant. Habe es leider noch nicht gelesen, ich hoffe ich komme dazu, das mal nachzuholen. „Leider“ ist dieses Buch aus dem Jahr 1985 und aus diesem Grund nicht mehr passend für mein Projekt. Aber laut Literaturkritik mittlerweile ein Standard der feministischen SF.

[Susanne11]

In dem Zusammenhang ist vielleicht das Buch von Margaret Atwood, Der Report der Magd, noch zu erwähnen.

Bei Amazon beginnt die Vorstellung so:
Das düstere Bild eines totalitären Staats aus der Sicht einer unterdrückten Frau, das Margaret Atwood im Report der Magd entwirft, ist ein typisches Beispiel für das Leitthema ihrer Romane und Gedichte: In einer männerdominierten und frauenverachtenden Welt kämpft das weibliche Individuum um seine Identität.

Jetzt wüßte ich aber doch mal gerne, was "Der Report der Magd" mit Feminismus zu tun hat? Meiner Meinung nach garnichts.

Das Thema "Feminismus" - so pauschal formuliert - finde ich eher wenig ergiebig. Sehr spannend hingegen finde ich, welche Art von weiblichen Protagonisten verschiedene Autoren kreieren.

Beispiel:
Bellis Coldwine sowie Die Liebende in "Die Narbe" von Mieville
Susanna Parrish in "Weaveworld" von Barker
Lenie Clarke in "Abgrund" von Watts

Susanne

[Jakob]

Das Thema "Feminismus" - so pauschal formuliert - finde ich eher wenig ergiebig. Sehr spannend hingegen finde ich, welche Art von weiblichen Protagonisten verschiedene Autoren kreieren. Beispiel: Bellis Coldwine sowie Die Liebende in "Die Narbe" von Mieville Susanna Parrish in "Weaveworld" von Barker Lenie Clarke in "Abgrund" von Watts Susanne

Naja, diese Frage hat ja potentiell durchaus mit Feminismus zu tun, zumindest, wenn man da eine etwas weitere Definition hat. Und da Feminismus schon immer ein weites Feld war (Differenz-, Gleichheits-, Post- und noch was alles gibts da als Vorsilben ...), ist das auch legitim. was ich eben ganz vergessen habe: www.feministische-sf.de (da findet sich auch ein paar hübsche allgemeine Gedanken zum Thema).

Bearbeitet von Jakob, 28 Mai 2008 - 13:42.

[deval]

Jetzt wüßte ich aber doch mal gerne, was "Der Report der Magd" mit Feminismus zu tun hat? Meiner Meinung nach garnichts. Susanne

Nun ja, wikipedia definiert Feminismus so: Der Feminismus ist eine politische Bewegung mit dem Ziel, die Gleichwertigkeit, Menschenwürde und Entscheidungsfreiheit von Frauen, die Selbstbestimmung über deren Leben und ihren Körper zu erreichen. Er zielt auf eine Veränderung der Gesellschaft ab, in der die vom Feminismus analysierte geschlechtshierarchische Unterdrückung von Frauen nicht mehr vorkommt und die gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse durch Ebenbürtigkeiten geprägt sind. Da schien mir das Buch von Frau Atwood thematisch zutreffend zu sein. Wenn ich damit so daneben liege, tuts mir leid.

[Susanne11]

Nun ja, wikipedia definiert Feminismus so: Der Feminismus ist eine politische Bewegung mit dem Ziel, die Gleichwertigkeit, Menschenwürde und Entscheidungsfreiheit von Frauen, die Selbstbestimmung über deren Leben und ihren Körper zu erreichen. Er zielt auf eine Veränderung der Gesellschaft ab, in der die vom Feminismus analysierte geschlechtshierarchische Unterdrückung von Frauen nicht mehr vorkommt und die gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse durch Ebenbürtigkeiten geprägt sind. Da schien mir das Buch von Frau Atwood thematisch zutreffend zu sein. Wenn ich damit so daneben liege, tuts mir leid.

Okay okay ... Wikipedia ... Das ist ja nun sehr oft nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Ziele "Gleichwertigkeit, Menschenwürde und Entscheidungsfreiheit" sind für die meisten Männer auf diesem Planeten noch nicht erreicht. Da wäre eine differenziertere Betrachtungsweise doch sinnvoll. Ich hatte den Eindruck, dass der "Report der Magd" deswegen genannt wurde, weil er von einer Frau geschrieben wurde. Wenn es nur um das Thema geht, dann könnte man auch "Hellströms Brut" aus feministische SciFi bezeichnen. Gruß Susanne

[Susanne11]

Also, ohne Hintergedanken, aber in diesem Fall solltest du vielleicht explizit das Mitglied -Beverly- anschreiben. Ich denke mal, da könntest du hilfreiche und wertvolle Tips und Anregungen bekommen. Einfach in der Mitgliederliste nachschauen und eine PN schreiben. Sie/er hat glaube ich auch einen Link auf die eigene Homepage. Eine weitere Hilfe könnte eventuell dieser Link sein: http://www.feministische-sf.de/

Hallo Vallenton, ich würde mir gerne die Homepage von Beverly anschauen, bin aber zu dumm, die Mitgliederliste zu finden. Bitte hilf mir mal auf die Sprünge. Susanne

[deval]

http://www.beverly-schnett.de Und wenn du jetzt wissen möchtest was diese Seite mit Feminismus zu tun hat, dann würde ich sagen: Gar nix. Aber happysourpussy wollte ja auch im Bereich Gender ein paar Hinweise haben. Dazu gehört für mich auch der Bereich Transsexualität (was bin ich, als was sehe ich mich - Mann/Frau). Und da Beverly transsexuell UND SF begeistert ist, liegt vielleicht die Vermutung nahe, dass sie sich in dem Bereich -Gender in der SF- auskennt. Meine Vermutung!

[simifilm]

Hier noch ein paar Titel neuerer Sekundärliteratur, die vielleicht von Interesse sein könnten. Gelesen habe ich allerdings nichts davon, kann also auch nichts zu den einzelnen Büchern sagen:

Attebery, Brian: Decoding Gender in Science Fiction. 2002.

Donaldson, Eileen: The Amazon Goes Nova. Considering the Female Hero in Speculative Fiction. Unveröffentlichte Dissertation. University of Pretoria, Pretoria 2003.

Kormann, Eva/Gilleir, Schlimmer/Schlimmer, Angelika (Hgg.): Textmaschinenkörper: Genderorientierte Lektüren des Androiden. Amsterdam 2006.

Larbalestier, Justine (Hg.): Daughters of Earth. Feminist Science Fiction in the Twentieth Century. Middletown 2006.

Melzer, Patricia: Alien Constructions: Science Fiction and Feminist Thought. Austin 2006.

Sennewald, Nadja: Alien Gender. Die Inszenierung von Geschlecht in Science-Fiction-Serien. Bielefeld 2007.

[Naut]

"Flugverbot" von Barbara Slawig fand ich auch irgendwie feministisch - allerdings stellenweise auch ziemlich langweilig.

[Heidrun]

Vielleicht liegt das Problem darin, daß sich kaum eine Autorin hinsetzt und sagt: "He, jetzt schreibe ich mal über das Geschlechterverhältnis in 100 Jahren!" Es läuft eher darauf hinaus, daß Autorinnen ganz natürlicherweise auch über Pilotinnen, Programmiererinnen, Wissenschaftlerinnen ... schreiben, daß sie durchaus starke weibliche Helden erfinden, die den Männern gelegentlich auch heftig vors Schienbein treten. Ich bin mit dem Glaubensgrundsatz aufgewachsen, daß Männer und Frauen vielleicht nicht gleich, aber gleichwertig sind - und mit einer eindeutig männlichen SF. Frauen kamen da meistens als emotionaler Bezugspunkt der Helden vor, nicht als eigenständige Akteure. Und wenn man das vergleicht, hat sich da einiges in die richtige Richtung entwickelt.Ist es feministisch, wenn man einfach darüber schreibt, daß Frauen wie Männer Helden, Feiglinge oder Verräter sein können???