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Disput: Kurzgeschichte, Novelle oder Roman?


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42 Antworten in diesem Thema

#31 lapismont

lapismont

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Geschrieben 03 Juli 2008 - 12:23

In der Schule hatten wir die Definition der Novelle anhand Kellers Kleider machen Leute. Es ging da um Rahmenhandlung und eine ungewöhnliche Begebenheit, die die Handlung kippen lässt.Ehrlich gesagt finde ich eine quantitative Definition unsinnig. Soll der Autor sagen, was er geschrieben hat. Als Kritiker kann man dann wenigstens lästern: Das soll eine Novelle sein? :angry: Genauso verquer wäre es ein Maddrax-Heft als Roman-Neuerscheinung zu nominieren, oder etwa doch nicht? Sind das Novellen? Hat sich dann mit geringer Anzahl erschienener Werke.

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#32 simifilm

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Geschrieben 03 Juli 2008 - 13:24

In der Schule hatten wir die Definition der Novelle anhand Kellers Kleider machen Leute. Es ging da um Rahmenhandlung und eine ungewöhnliche Begebenheit, die die Handlung kippen lässt.

Das klingt nach der goetheschen Novellen-Definition: "ein seltsames, unerhörtes Ereignis".

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#33 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 03 Juli 2008 - 13:44

Ehrlich gesagt finde ich eine quantitative Definition unsinnig. Soll der Autor sagen, was er geschrieben hat. Als Kritiker kann man dann wenigstens lästern: Das soll eine Novelle sein? :angry:

Ich fürchte, es ist hier ein wenig aus dem Blick geraten, warum die Diskussion überhaupt angestoßen wurde. Und dabei ging es zunächst um größere Gerechtigkeit bei der Vergabe der einschlägigen SF-Preise. Ein Autor kann seine Story kategorisieren, wie er mag, aber für die Organisation eines SF-Preises kann das kein Kriterium sein. Sonst könnte es zu folgender Situation kommen: Weil ein Autor sich mehr Chancen bei einer Preisverleihung erhofft, erklärt er seine 140.000-Anschläge-Erzählung kurzerhand zur Kurzgeschichte, und die eigentlichen Kurzgeschichtenautoren müssen dann wieder gegen einen Blockbuster antreten. Genau die Situation, die vermieden werden sollte. Ohne ein objektives Kriterium geht es nicht. Es kommt nur darauf an, eine vernünftige Grenze zu ziehen. Wenn ich mir Helmuths Analysen ansehen, habe ich mit meiner Schätzung von 60.000 Anschlägen, glaube ich, gar nicht so schlecht gelegen. Nebenbei: Niemand hat gesagt, daß eine längere Erzählung unbedingt die klassische Definition einer Novelle erfüllen muß. So streng wird der Begriff Novelle heute eigentlich nicht mehr aufgefaßt. Viele Erzählungen im Bereich von 60.000 Anschlägen sind eigentlich etwas ausführlicher Kurzgeschichten und noch nicht im strengen Sinne Novellen. Stories von über 150.000 Anschlägen haben oft schon Romanstrukturen und sind es nicht mehr. Die Übergänge sind hier fließend. Die klassische Definition einer Kurzgeschichte lautet in der amerikanischen Mainstream-Literatur übrigens: Ein Prosawerk von bis zu 15.000 Wörtern Länge. Das sind etwa 50 Manuskriptseiten, was nicht jeder als Kurzgeschichte bezeichnen würde. Gruß MKI

#34 †  a3kHH

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Geschrieben 04 Juli 2008 - 06:44

Deshalb bin ich ja so angepisst: Vor einem Jahr habe ich mit meinem Engagement Pro Novellen-Kategorie gegen Windmühlen gekämpft, jetzt sind die Folgen im KLP-Resultat für alle ersichtlich, aber für die nächste Saison macht eine Änderung wieder keinen Sinn, jegliche Forderung danach wirkt lächerlich, ich bin der Oberclown, danke schön.

Gerade aufgrund Deiner Reaktion würde ich empfehlen, überhaupt nichts zu ändern. Dabei hast Du absolut recht, da gibt es keine Diskussion. Aber als Ergebnis wird sich Gedanken über die literaturtheoretische Einordnung, über die Rezeption von Short Stories im Gegensatz zu längeren Texten gemacht : Das ist viel fruchtbarer als eine "korrekte" Einordnung innerhalb der SF-Preise. Ganz davon abgesehen, daß keine hard facts zur Eingruppierung existieren, Wörter zu zählen ist eine sehr fragwürdige Methode.

#35 † Christian Weis

† Christian Weis

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Geschrieben 04 Juli 2008 - 17:02

Ganz davon abgesehen, daß keine hard facts zur Eingruppierung existieren, Wörter zu zählen ist eine sehr fragwürdige Methode.

Aber letztlich wohl die einzige, die für so einen Preis auch zu handhaben ist. Die etablierten angloamerikanischen Preiskategorien werden vermutlich auch deswegen durch den Textumfang abgegrenzt, weil es das einzige halbwegs objektive Kriterium ist, auf das man sich bei Schaffung dieser Preise einigen konnte und das auch "messbar" ist. Auch wenn es vielleicht wünschenswert wäre, da noch inhaltliche Kriterien einzubinden, das wird sich in der Praxis nicht unter einen Hut bringen lassen. Beim Fußball zählt letztlich auch nur das Ergebnis in Toren. Gäbe es noch eine B-Note, dann wäre die deutsche Mannschaft wohl nicht fürs Endspiel "nominiert" worden. :)

#36 † Christian Weis

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Geschrieben 04 Juli 2008 - 17:05

Deshalb lese ich auch am liebsten die c't Gesichten (und ärger mich wenn es wieder ein Zweiteiler ist) ... Insgesamt finde ich es erstaunlich, das in dieser achso "schnelllebigen" Zeit, die Fortsetzungen so eine Konjunktur haben.

Die c't-Zweiteiler sind ja keine klassischen Fortsetzungsgeschichten, sondern längere Erzählungen, die auf zwei Hefte aufgeteilt werden müssen, weil pro Ausgabe maximal 6 Druckseiten für die c't-Story zur Verfügung stehen. Wenn es also ein Zweiteiler ist: einfach warten, bis beide Ausgaben erschienen sind und dann in einem Rutsch lesen. :) Auf der anderen Seite find ich es gut, wenn die kürzeren Storys auch gefragt sind. Je nach Zeit und Situation les ich auch lieber die kurzen Sachen, das ergänzt sich mit längeren Erzählungen und Romanen sehr gut.

#37 lapismont

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Geschrieben 04 Juli 2008 - 21:56

nein, ich verstehe das Zahlen-Argument immer noch nicht. Warum sollte ein Literaturpreis nicht die literarischen Gattungen achten? Es ist doch Quark, etwas als Novelle zu bezeichnen, nur weil die Zeichenzahl stimmt.Wenn ich eine Novelle schreiben will, schau ich doch vorher, was so eine Novelle ausmacht. Und dann beobachte ich, ob ich das auch hinbekomme.Das ist in etwa so, als wenn ich jedes vierstrophige Gedicht zum Sonett erklärte.Gerade ein Jury-Preis sollte literaturwissenschaftlicher herangehen. Und das sollten die Juroren auch leisten können. :)

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#38 simifilm

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Geschrieben 04 Juli 2008 - 22:51

nein, ich verstehe das Zahlen-Argument immer noch nicht. Warum sollte ein Literaturpreis nicht die literarischen Gattungen achten? Es ist doch Quark, etwas als Novelle zu bezeichnen, nur weil die Zeichenzahl stimmt. Wenn ich eine Novelle schreiben will, schau ich doch vorher, was so eine Novelle ausmacht. Und dann beobachte ich, ob ich das auch hinbekomme.

Man kann sich darüber streiten, ob die Zeichenzahl das sinnvollste Definitionsmerkmal ist, sinnvoller als eine Selbstdekleration eines Autors ist es allemal, denn Autoren haben nicht selten sehr eigenwillige Vorstellungen von dem, was sie machen ...

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#39 Uwe Post

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Geschrieben 04 Juli 2008 - 23:01

Auch ich plädiere dafür, literarische Aspekte nicht außen vor zu lassen. Ich halte es für realistisch, dass man sich in einem Preiskommitee einigt, ob ein Text eher eine KG oder eher eine Novelle ist, egal ob anhand der Zeichenzahl, der Textstruktur oder der Tatsache, dass klein "Novelle" über dem Text steht.Wenn ein oder zwei Zweifelsfälle dabei versehentlich in der falschen Kategorie landen, ist das immer noch besser als die jetzige Situation.

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktuelles Buch: KI - KOMISCHE INTELLIGENZ (mit Uwe Hermann) ||| edition-übermorgen.de ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de


#40 Helmuth W. Mommers

Helmuth W. Mommers

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Geschrieben 05 Juli 2008 - 08:25

Das halte ich für inpraktikabel, speziell beim KLP, das würde zu endlosen Diskussionen führen. Im übrigen - nach literarischen Massstäben gemessen - erfüllt so manches Werk in Romanlänge nicht die Voraussetzung, als Roman bezeichnet zu werden. Es könnte ebenso gut eine sehr lange Kurzgeschichte sein. Vergessen wir doch einfach den Begriff "Novelle". Wenn eine Unterscheidung getroffen werden sollte, dann zwischen kurzem und langem Text. Nennen wir das, wie wir wollen. Kurzgeschichte und Langgeschichte :) Nicht umsonst haben die Angelsachsen eine Unterscheidung nach Umfang getroffen. Aber ich glaube, wir streiten hier um des Kaisers Bart. Erst wenn es eine genügend grosse Anzahl längerer Erzählungen gibt, von denen wieder eine vernünftige Anzahl preiswürdig ist, ist m.E. eine Trennung sinnvoll. Denn wie würde sich das machen, wenn es in der Kategorie "Langgeschichte" nur einen einzigen Platz zu besetzen gäbe, den ersten und einzigen?

#41 † Christian Weis

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Geschrieben 05 Juli 2008 - 18:20

Denn wie würde sich das machen, wenn es in der Kategorie "Langgeschichte" nur einen einzigen Platz zu besetzen gäbe, den ersten und einzigen?

Das wär fatal - dann ist der Gewinner gleichzeitig auch Letzter! :fun: :rolleyes: Bei einer umfangsorientierten Einteilung würden Heftromane vermutlich in eine Novellenkategorie fallen, oder? Wie lang ist so ein Heftroman im Schnitt, 150.000 bis 180.000 Zeichen inkl. Leerzeichen?

#42 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 05 Juli 2008 - 22:12

Bei einer umfangsorientierten Einteilung würden Heftromane vermutlich in eine Novellenkategorie fallen, oder? Wie lang ist so ein Heftroman im Schnitt, 150.000 bis 180.000 Zeichen inkl. Leerzeichen?

Die Kollegen mögen mich korrigieren, aber meines Wissens liegt ein Heftroman im Bereich zwischen 120 und 150 Manuskriptseiten, also etwa zwischen 210.000 und 250.000 Anschlägen (zum Vergleich: mein "Moloch" hatte rund 220.000). Bei einer selbständigen Buchveröffentlichung dürften heutzutage 400.000 Anschläge die Untergrenze sein.

#43 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 05 Juli 2008 - 22:46

Die Vorliebe vieler Leser für die längere Form, die sich ja auch in den Verkaufszahlen von Romanen gegenüber (zumeist besseren) Anthologien äußert, erscheint mir offensichtlich.

Das erinnert mich ein wenig an meinen ersten Autokauf: bis auf weiß und rot gab es für alle Farben einen saftigen Aufpreis. Kurz darauf stellten Marktforscher fest, Rot sei die neue Modefarbe. Wenn in den Buchläden nur in Ausnahmefällen Kurzgeschichtensammlungen rumstehen, werden natürlich nur in Ausnahmefällen welche verkauft. Die wenigsten Leser sind organisiert und damit auf das angewiesen, was am Wegesrand liegt. Ob das ihre perönliche Vorliebe trifft oder nicht, weiß kein Mensch. Ich weiß, daß man im Osten des Landes bis 1990 Unmengen von SF-Storys verkauft hat, denen man trotz 10000er Auflage immer hinterherrennen mußte. Die Leser können inzwischen nicht alle gestorben sein. Ich komme ja gerade aus den USA, war natürlich stundenlang in Buchläden, und da sah es mir so aus, als gäbe es keinen eindeutigen Trend. Asimov's stand allerdings nirgends rum. Die amerikanischen Seiten sind kleiner als die deutschen, was die längeren deutschen Wörter durchaus ausgleicht. Was allerdings auffällt, ist eine weit freiere Auslegung des Genrebegriffes. Science Fiction und Fantasy (+ das, was bei uns "Phantastik" heißt) stehen grundsätzlich im gleichen Regal durcheinander und auch in Anthos kreuz und quer. Ich finde das sympathisch. Hat aber nichts mit dem Thema zu tun. Was die Literaturwissenschaft betrifft - da haben sich einschlägig studierte Leute auf unserem Board die Köpfe heißgeredet, als wir den "Lazarus" rausgebracht haben, und am Ende hatten wir eine Handvoll verschiedener Definitionen. Die Länge scheint sich zumindest bei den Angelsachsen halbwegs bewährt zu haben, sonst würden sie es nicht so machen. Ich fand die Idee sinnvoll, ab 4 nominierter Novellen eine eigene Kategorie aufzumachen. Wie man sieht, sind diesmal Platz 1 bis 4 fest in der Hand der Langstory ...
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