
Humor in der SF - out?
#1
Geschrieben 02 August 2008 - 14:57
Interessant aber auch, was man nicht sieht. Witzige SF-Romane zum Beispiel.
Dieses Subgenre fühlt sich ungefähr seit Douglas Adams ausgestorben an, bzw. wurde ins Fernsehen verlegt (Futurama).
Warum gibt es keine witzigen SF-Romane? Weil sie sich nicht verkaufen oder weil keiner welche schreibt? (In letzterem Fall ziehe ich in Erwägung, einzuspringen)
Natürlich ist Humor Geschmackssache. Letztens fiel mir ein laut Umschlag total witziges Fantasy-Buch in die Hände, das schon in Zeile 1 mit Fäkalhumor à la "Der Dämon ließ einen fahren und äscherte dabei sein Stuhlkissen ein" glänzte. Humor ist einerseits so trivial, dass jede Fantasy-Story mit mehr als einem Gag sofort mit Terry Pratchett verglichen wird (und den wiederum nannte sein Verlag in einst "Douglas Adams der Fantasy"). Andererseits bräuchte man vermutlich eine achtdimensionale Matrix, um alle Typen von Lesern, die über Witz A lachen, über Witz B aber den Kopf schütteln, die Gruppe mit dem umgekehrten Verhalten sowie die zahlreichen Unterschiede zwischen Pratchett und Adams halbwegs akkurat darzustellen.
Deshalb stellt sich für mich die Frage: Ist Humor zu kompliziert, und der Claim vom verstorbenen Adams bis in alle Ewigkeit reserviert? Wird jede SF-Komödie automatisch mit dem Anhalter verglichen, und verliert das Duell aufgrund akuter unendlicher Unwahrscheinlichkeit?
Oder will wirklich keiner einen witzigen SF-Roman lesen, weil Fernseh-Comedy doch sooo viel lustiger ist und noch dazu energiegünstiger und preiswerter konsumiert werden kann?
Was meint ihr?
Ihr könnt mich auch gerne auf die siebenundzwanzig total witzigen, modernen SF-Romane hinweisen, die ich Ignoranzling mal wieder übersehen habe.
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktuelles Buch: KI - KOMISCHE INTELLIGENZ (mit Uwe Hermann) ||| edition-übermorgen.de ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de
#2
Geschrieben 02 August 2008 - 16:55

#3
Geschrieben 02 August 2008 - 16:56
Bearbeitet von simifilm, 02 August 2008 - 16:57.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
- • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
- • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
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#4
Geschrieben 02 August 2008 - 17:31
Wobei ich gar nicht aufzählen kann, wie viele Romane sich (für mich) als Scherzartikel herausstellten und die sich bei mir in der Abstellkammer stapeln.
Man möge meine Worte nicht auf die Goldwaage legen, aber die deutsche Autorenszene scheint nur aus Spaßvögeln zu bestehen, die ihr Zeug auch nur gegenseitig lesen, weil sich ansonsten kaum jemand dafür interessiert.
Absolut richtig. Ich habe starke Probleme mit SF-Romanen, die vor den Achtzigern erschienen sind. Von dem, was mir bekannt ist, sind es im strengen Sinne fast ausschließlich Lachnummern.Ein weites Feld ... Humor kommt ja in vielen Varianten und Schattierungen daher, und ich denke, dass es zumindest der Bereich Satire/Ironie in der SF doch ziemlich gut vertreten ist. Gewissermassen das swiftsche Erbe. Spontan fällt mir da einiges Witzige von Lem und natürlich von Vonnegut ein.
Und die Tradition setzt sich durchaus fort, wenn auch in abgeschwächter Form.
Und wieder meine volle Zustimmung!Zumindest für "klassische" hard SF scheint mir Humor auch eher ein Problem darzustellen. Hier ist die Geschichte darum bemüht, das Dargestellte glaubhaft zu machen. Wenn das nun durch Satire oder Spott subversiv unterwandert wird, wird's schwierig.
Aus meinem Blickwinkel nicht nur schwierig, sondern bisweilen nervtötend, weil es im Vorfeld nicht immer einfach ist, hier zu sondieren.
Wobei ich den Zauberberg wohl schon dreimal gelesen hatte, bevor ich davon hörte, dass er humorvoll sei. Ich habe ihn immer in ernster Art und Weise gelesen. Woran man wohl auch erkennen kann, dass Humor in einer subtilen Form sehr unaufdringlich und natürlich sein kann.Ich kenne viele Romane, die ich als witzig bezeichnen würde; beispielsweise bin ich ein grosser Liebhaber der thomas-manschen Ironie, aber das ist nun definitiv eher der Humor, der einen fies schmunzeln lässt und nicht zum laut Herauslachen animiert.
#5
Geschrieben 02 August 2008 - 17:42
Ich sehe ja nicht wirklich einen Widerspruch zwischen einer "ernsthaften" Leseweise und Ironie, zumindest in meiner Sicht der Welt ist Ironie eigentlich fast die einzige wirklich ernsthafte Perspektive auf unsere Welt ...Wobei ich den Zauberberg wohl schon dreimal gelesen hatte, bevor ich davon hörte, dass er humorvoll sei. Ich habe ihn immer in ernster Art und Weise gelesen. Woran man wohl auch erkennen kann, dass Humor in einer subtilen Form sehr unaufdringlich und natürlich sein kann.
Bearbeitet von simifilm, 02 August 2008 - 17:42.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
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Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#6
Geschrieben 02 August 2008 - 18:06
Sehe ich auch nicht, unser eigentliches Thema ist ja der Humor. Wobei es mir sehr wichtig scheint zu unterscheiden, ob humorvolle Situationen geschildert werden oder ob dem Autor per se beim Schreiben der Schalk im Nacken sitzt. Letzteres geht mir nahezu immer so richtig auf die Nerven.Ich sehe ja nicht wirklich einen Widerspruch zwischen einer "ernsthaften" Leseweise und Ironie, zumindest in meiner Sicht der Welt ist Ironie eigentlich fast die einzige wirklich ernsthafte Perspektive auf unsere Welt ...
#7
Geschrieben 02 August 2008 - 18:37
Ich habe mich ja bereits inmitten der Schar Scalzi-Befürworter geoutet. Sein "Krieg der Klone" war überhaupt nicht mein Fall. Genausowenig mochte ich den darin vorkommenden Humor, der in mir den Impuls auslöste, das Buch schnellstens zuzuklappen. Es liegt immer noch halb gelesen im Schrank herum. Scalzi mit Adams zu vergleichen, finde ich unpassend. Dazwischen liegen Welten. Aua, haut mich jetzt bitte nicht!Hier im Forum wurde Scalzis "Krieg der Klone" doch kritisiert weil dort - für ein SF Roman - verhältnismäßig viel Humor vorkam. Mir hats gefallen und "flacher" als Douglas Adams war das wahrlich nicht. Würde mich freuen so etwas häufiger zu lesen, wenn es nicht zu albern oder mit Fäkalhumor daher kommt.


Bearbeitet von heschu, 02 August 2008 - 18:37.
Carpe diem!
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#8
Geschrieben 02 August 2008 - 19:34
Außerdem ist Adams nicht humorvoll. Die Bücher sind pseudolustige Brachialkeulen. So was plumpes und albernes habe ich selten gelesen.
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#9
Geschrieben 02 August 2008 - 20:00
Ja. Aber bei ihrem Erscheinen entsprachen sei einerseits dem Zeitgeist und haben andererseits der "unheimlich wichtigen und deshalb auch ernsten" Literatur einen Spiegel vorgehalten.Außerdem ist Adams nicht humorvoll. Die Bücher sind pseudolustige Brachialkeulen. So was plumpes und albernes habe ich selten gelesen.
#10
Geschrieben 03 August 2008 - 23:35
#11
Geschrieben 10 August 2008 - 00:51
Laß Dich bitte nicht durch eventuelles Vorhandensein humorvoller SF-Romane davon abbringen, selbst einen zu schreiben!Warum gibt es keine witzigen SF-Romane? Weil sie sich nicht verkaufen oder weil keiner welche schreibt? (In letzterem Fall ziehe ich in Erwägung, einzuspringen)


Martin Stricker
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